Drachensonne. Thomas Strehl

Drachensonne - Thomas Strehl


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waren kleine, kniehohe Wesen.

      Ihr plumper, mit kurzem, schwarzem Fell überzogener Körper ruhte auf sechs starken Beinen. Kleine fledermausartige Flügel sprossen aus ihren Rücken, doch sie schienen zu klein, um die Gestalten wirklich tragen zu können.

      Die beiden Vorderbeine endeten in langen gebogenen Klauen, spitz, scharf und gefährlich anzusehen.

      Der Kopf mit den Schlappohren, den kleinen blitzenden Augen, endete in einer kurzen Schnauze, in der sich ein kräftiges Gebiss befand.

      Einige der Tierchen hatten die Zähne gebleckt, Geifer rann an ihren Lefzen herunter und tropfte zischend zu Boden.

      Alles in allem sahen die Kreaturen so aus, als wären sie nicht zum Spielen vorbei gekommen, denn außer Klauen und Raubtiergebiss trugen sie noch einen langen, skorpionartigen Schwanz, der in einem zeigefingerlangen Dorn endete.

      Talkien und Swon warfen sich Blicke zu, und der Junge bemerkte frustriert, dass sich auch in den Augen des Jägers eine gewisse Verunsicherung breitmachte.

      Er bewegte sich langsam auf sein Pferd zu, packte die Zügel des Schimmels und hatte Mühe, an die Seite des aufgeregt tänzelnden Tieres zu gelangen.

      Swon zählte die Angreifer durch und kam auf ein gutes Dutzend. Und auch, wenn diese Viecher nicht besonders groß waren, so hielt es der Junge doch für besser, sich nicht mit ihnen anzulegen.

      »Wir werden vorsichtig rückwärts reiten«, sagte Talkien und saß mit einer ruhigen Bewegung auf. »Vielleicht befinden wir uns in ihrem Revier, und sie wollen uns nur daraus vertreiben.«

      Offensichtlich wollte auch der Jäger keinen Kampf riskieren.

      Seine Stimme erklang gedämpft durch seine fast geschlossenen Lippen, und als er sein Pferd einige Schritte rückwärts trieb, ließ er die seltsamen Gestalten nicht aus den Augen.

      Unsicher warf er einen Blick nach hinten, ob nicht noch mehr der Viecher dort lauerten, doch die Bedrohung kam wirklich nur von einer Seite.

      Auch Swon überredete den Rotbraunen zum Rückwärtsgang, und als sie einige Meter weit gekommen waren, ohne dass die Tiere reagierten, hofften die Jäger bereits, dass die Gefahr gebannt war.

      Dann jedoch zerriss ein hoher Pfiff die trügerische Stille, und das Chaos brach über die Männer herein.

      Die Bestien hatten nur auf das Kommando gewartet, schnellten los, schlugen mit ihren Stummelflügeln und schafften es damit blitzschnell, die Strecke zwischen sich und den Männern zu überbrücken.

      Talkien griff nach seinem Schwert, das am Sattelknauf hing, doch ehe er es auch nur halb aus der Scheide gezogen hatte, prallte eines der Ungeheuer mit voller Wucht gegen seine Brust und warf ihn aus dem Sattel.

      Auch auf Swons Pferd flogen zwei Biester zu, doch der tapfere Rotbraune stellte sich auf die Hinterbeine und schaffte es, mit gezielten Hufschlägen die Angreifer abzuwehren.

      Die Kreaturen wurden zurückgeschleudert und prallten auf den harten Steinboden, wo sie sich überschlugen, aufsprangen, sich kurz schüttelten und erneut zum Angriff übergingen.

      Talkien rollte sich geschickt ab, als er zu Boden fiel, und stieß den ersten Angreifer von seiner Brust. Dann sprang er augenblicklich auf die Beine, war mit einem Sprung zurück bei seinem Pferd und schaffte es im zweiten Versuch, sein Schwert zu ziehen.

      Er gab dem Schimmel einen Klaps auf die Hinterseite und überredete das Pferd damit, die Gefahrenzone zu verlassen. Sofort stürmte das weiße Tier los, zwei der Angreifer kamen dabei unter die wirbelnden Hufe, einer überschlug sich zweimal, prallte mit dem Rücken gegen einen Felsen und blieb seltsam verdreht liegen.

      Talkien, dem das zweite Tier vor die Füße rollte, schlug sofort zu, und auch diese Bestie verlor ihr Leben.

      Der Jäger bewegte sich zurück und versuchte, einen der großen Felsbrocken in seinen Rücken zu bekommen.

      Die Tierchen, die eine gewisse Intelligenz zu besitzen schienen, stürzten nicht mehr auf den Mann ein. Die lange Klinge, die einem von ihnen schon zum Verhängnis geworden war, flößte ihnen Respekt ein. Für einen kurzen Augenblick unterbrachen sie ihre Angriffsbemühungen, und Talkien konnte einen Blick auf seinen Begleiter werfen.

      Der Junge hatte es geschafft, seinen Bogen in die Hand zu bekommen, und Sekunden später brach der erste Bodayn tödlich getroffen zusammen.

      Swon hatte ihn mitten im Sprung erwischt, und der Pfeil drang bis zur Feder in die Brust der Kreatur und beendete augenblicklich das Leben.

      Schon verließ ein zweiter Pfeil die Sehne und traf mit derselben Präzision.

      Talkien beglückwünschte sich zu seiner Entscheidung, dass er den Jungen immer und überall mit dem Bogen hatte trainieren lassen.

      Jetzt zahlten sich seine Bemühungen aus.

      Noch einmal beobachtete der Jäger seinen Schützling bei einem weiteren Schuss, dann bemerkte er auf dem Felsen über sich eine Bewegung, und er steppte sofort zur Seite.

      Der Bodayn, der von hinten den Gesteinsbrocken erklommen hatte, flog ins Leere, und seine ausgestreckten Krallen schlugen funkend auf den Boden.

      Sofort ließ Talkien sein Schwert niedersausen und trennte den Angreifer in der Mitte durch.

      Ein hohes Kreischen erklang, dann erlosch auch dieses Augenpaar für immer.

      Für einen winzigen Moment sah es so aus, als verwirre die große Gegenwehr die Kreaturen. Sie wichen unschlüssig zurück, und wieder hofften die Männer, dass sie ihren Angriff abbrechen würden, doch dann erklang ein zweiter hoher, schriller Pfiff, und die übrig gebliebenen Bestien stürzten versammelt auf die Männer ein.

      Talkien sah, wie Swon zwei Angreifer mit weiteren Schüssen erledigte, dann wurde ihm der Bogen aus der Hand gerissen, und zwei weitere Untiere prallten gegen den Jungen, er kippte aus dem Sattel und fiel krachend zu Boden.

      Der Jäger selbst wurde von fünf Bodayn gleichzeitig attackiert, einen tötete er direkt mit einem Hieb auf den Kopf, doch schon die zweite Bestie tauchte unter seinem Schwerthieb durch und schlug ihm ihre Klauen ins Bein.

      Schmerzen durchzuckten ihn, fast wäre er gestrauchelt, doch Talkien schaffte es, auf den Beinen zu bleiben und schlug das Untier mit dem Schwertknauf zu Boden.

      Ein Ausfall, ein Stich, und auch diese Bestie bezahlte ihre Attacke mit dem Leben.

      Wieder schlug Talkien zu, wollte einem weiteren Vieh den Garaus machen, doch dieses Tier wich nicht aus, sondern hob die Vorderbeine und schlug mit den diamantharten Klauen gegen die Klinge.

      Der Aufprall schüttelte den Jäger durch, und ehe er neu reagieren konnte, schlug auch ein zweiter Bodayn auf das Schwert und zerbrach die Waffe in mehrere Teile.

      Talkien fluchte. Er warf die unnützen Reste des Schwertes von sich und zog seinen langen Dolch.

      Mit einem Sprung wich er einem Schwanzhieb aus, dann blieb ihm nichts anderes übrig, als ruhig dazustehen und abzuwarten.

      Die Bodayn sammelten sich neu und umringten ihn.

      Auch Swon ging es nicht besser. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass der Junge am Boden lag, niedergedrückt von zwei Tieren, die auf seiner Brust saßen. Ein drittes war hinter seinem Kopf und holte mit den sichelartigen Klauen aus.

      Talkien schloss die Augen und schickte ein Gebet zu den Göttern.

      Er wusste: Wenn nicht ein Wunder geschah, dann waren sie beide verloren.

Kapitel 13

      Jonaas duckte sich tief über den Hals des Hirsches.

      Nie zuvor war er mit solcher Geschwindigkeit gereist.

      Die Welt schoss an ihm vorbei, und es war unmöglich, Einzelheiten der Landschaft wahrzunehmen.

      Trotzdem schien Gwayhier noch immer schneller zu werden.

      Seine Hufe


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