Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

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      Pflege

      Fenchel wächst in den ersten zwei Monaten sehr langsam, daher ist gerade in dieser Phase eine regelmäßige Unkrautregulierung (Pendelhacke oder scheren) notwendig, bis der Bestand gut geschlossen ist. Fenchel ist auch empfindlich gehen verkrusteten Boden, durch das Scheren wird auch gleichzeitig der Boden gelockert. Ein Anhäufeln ist nicht empfehlenswert, meist fällt dadurch Erde zwischen die Blattschäfte.

Illustration

       Fenchel gut von Unkraut freihalten

      Fruchtfolge & Mischkultur

      Gute Vorfrüchte für den Sommeranbau sind Spinat, Früherdäpfel, Getreide oder Vorfrüchte mit organischer Düngung.

      Gute Nachfrüchte beim Anbau im Frühling: Buschbohne, Endivie, Salat, generell schlechte Vorfrüchte sind andere Doldenblütler (Anbaupause 4 Jahre).

      Pflanzengesundheit

      Fenchel ist in der Regel kaum krankheitsanfällig. Fenchel ist eine beliebte Wirtspflanze für die Raupen des Schwalbenschwanzes. Die resultierenden Schäden sind meist kaum erwähnenswert. Die Freude über diesen schönen und äußerst selten gewordenen Schmetterling überwiegt bei weitem. Mitunter tritt auch Falscher Mehltau (Plasmapora crustosa) auf. Schadbild: Blattoberseite bleiche, später braune Flecken; Blattunterseite grau-weißer Pilzbelag. Dieser kann über die Samen übertragen werden. Vorbeugung: weiter Pflanzabstand; Anbau in feuchten Lagen vermeiden; in ungünstigen Lagen Boden und Pflanzen mit Schachtelhalmbrühe stärken. Bei Befall Pflanzen entfernen und vernichten, mindestens 3-jährigen Fruchtwechsel einhalten.

      Beim Hochsommeranbau können braune Ränder auftreten („Randen“). Verursacht wird dies hauptsächlich durch Staunässe, Hitze, Trockenheit und Kalziummangel.

      Ernte und Lagerung

      Für den Sommerfenchel ist eine rechtzeitige Ernte wichtig, da er sonst in Blütenbildung übergeht und verholzt. Nach der Ernte der Knollen treiben – wenn nicht zu tief geschnitten wird – wieder kleine „Nebenknollen“ aus, die nochmals beerntet werden können. Allerdings gehen diese dann rasch in Blüte. In wintermilden Gebieten (Fenchel verträgt leichte Fröste bis -1°C) können im Herbst die Hauptknolle und im Frühling die „Nebenknollen“ geerntet werden.

      Herbstfenchel: Ab Oktober bis Ende November kann mit der Knollenernte (samt Wurzeln) begonnen werden. Fenchel verträgt leichte Nachtfröste, aber ab Herbst lohnt sich eine dünne Laubschicht, um ihn vor Kälte zu schützen. Wenn es wirklich kalt wird, sollten die Knollen in Sandeinschlägen im Keller oder Frühbeet eingelagert werden.

      Fenchel als Balkongemüse

      Gemüsefenchel empfiehlt sich nicht als Balkonpflanze. Der dekorative Gewürzfenchel gedeiht auch als Kübelpflanze gut.

      Sortenvielfalt

      Der Gemüsefenchel und der Gewürzfenchel (var. dulce) sind botanisch die gleiche Art und können sich daher auch verkreuzen. Der Gemüsefenchel bildet die verdickten Blattscheiden, die so genannten Fenchelknollen. Beim Gewürzfenchel werden Samen und Blätter zum Würzen von Speisen, zum Knabbern oder als verdauungsfördernder Tee genutzt.

      Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale des Gemüsefenchels für den Hausgarten sind die jahreszeitliche Anbaueignung und die Form der Knolle.

      • Sommerfenchel wird von Mitte Februar bis Anfang April gesät.

      • Für die Ernte im Hochsommer (Aussaat Ende Mai, Anfang Juni) sind nur sehr wenige Sorten (neuere Sorten, ausschließlich Hybride) geeignet. Eine Ausnahme ist die samenfeste Sorte ‚Selma‘.

      • Herbstfenchel wird ab 20. Juni bis 20. Juli gesät (sowohl in der Vorkultur wie auch in der Direktsaat).

      Sortenbeschreibungen

       Gärtnerische Zuchtsorten

      • ‚Finale‘ (SP)*: hochrunde, feste, mittelgroße Knollen für den ganzjährigen Anbau, sehr schossfest.

      • ‚Zefa Fino‘: schossfeste, rasch wachsende Sorte für den Ganzjahresanbau, Aussaat ab Februar für den frühen Anbau, ab Mai auch Direktsaat ins Freiland. Feines, mittelhohes Laub und große, flachrunde, weiße und kompakte Knolle, braucht gute Düngung und Wasser.

      • ‚Fino‘ (RS, BI): Sorte für die Frühkultur. Aussaat Februar bis April. Lange, weiße, mittelgroße Knollen, rasch wachsend.

      • ‚Zefa Tardo‘: Aussaaten ab 15. Juni, eignet sich nur für den Herbstanbau im Freiland, sehr ertragreich, mittelspäte Sorte. Große, flachrunde Knolle, sehr fest, weiß, mit einem Anflug von Grün.

      • ‚Perfektion‘ (RS, BI): Frühjahrsanbau (Februar) und Herbstanbau (Mitte Juni bis Mitte Juli), braucht größere Platzabstände, sonst bildet er nur eine flache Knolle aus.

      • ‚Selma‘ (SA): Sorte für Ganzjahresanbau, schossfester Knollenfenchel, flache, bis leicht bauchige Knollen.

       Italienische Lokalsorten

      Die alten italienischen Fenchelsorten neigen dazu, schnell Schosser zu bilden. Sie gehen, wenn sie zu früh angebaut werden, sehr leicht in Blüte und eignen sich daher nur für eine Aussaat ab Mitte Juni bis Mitte Juli.

      Zwei Typen werden unterschieden:

      • Finocchio grosso: hauptsächlich in Süd-Italien verbreitet; bildet, große, dicke Knollen aus. Z.B. die Sorten ‚Bologneser‘ und ‚Romanesco‘ (Knollen bis zu 1 kg). Diese eignen sich nur für Aussaaten ab Mitte August, haben eine lange Entwicklungszeit und sind daher für den Anbau in Mitteleuropa nicht geeignet.

      • Finocchio nostrale: hauptsächlich in Mittelitalien verbreitet, bildet kleine, zarte Knollen aus. Z.B. die Sorte ‚Florentiner‘ (‚Di Firenze‘): Diese Sorte neigt bei uns bei zu frühem Anbau stark zum Schossen, während in kühleren Regionen (z.B. Großbritannien) auch ein Anbau im Mai und Juli möglich ist. ‚Pontino‘: sehr helllaubige Sorte, ebenfalls nur für den Herbstanbau.

      Das Verhindern des „Schossens“ – also das In-Blüte-Gehen von Pflanzen, bevor sie ein erntereifes Gemüse ausgebildet haben – ist bei Fenchel eine der größten Herausforderungen. Ein anderes Gemüse, das dazu neigt, ist der Salat. Diese beschleunigte Entwicklung hat gute Gründe: Pflanzen bemühen sich unter widrigen Bedingungen rasch Samen und damit eine nächste Generation zu bilden. Alles, was die Pflanze stresst, löst ein frühzeitiges Schossen aus: Wassermangel, zu hohe Temperaturen, bei manchen Kulturen auch Nährstoffmangel. Fenchel neigt zum Schossen bei Wassermangel, bei Temperaturen über 24°C, bei zu enger Pflanzung sowie bei anderen Stressfaktoren – z.B. wenn die Feldhasen einmal die Blätter zu stark abgenagt haben.

      Darüber hinaus gibt es auch Pflanzen, die tageslängenempfindlich sind – also nur zu bestimmten Zeiten im Jahr als Gemüse angebaut werden können. Fenchel ist eine Langtagspflanze: Er geht in Blüte, wenn die Tageslängen über 14 Stunden steigen. Daher werden die meisten Lokalsorten erst im Sommer angebaut, wenn die Tage in den Herbst hinein wieder kürzer werden. Ein Züchtungsdurchbruch gelang der Schweizer Forschungsanstalt Wädenswil mit der 1979 angemeldeten Sorte ‚Zefa Fino‘. Die Sorte reagiert weniger empfindlich auf die Tageslänge und kann auch im Frühling angebaut werden. Sie ist nach wie vor im Handel erhältlich und wird von biologischen Samenbaufirmen angeboten.


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