Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah
wichtig, um kräftige, gut bewurzelte Jungpflanzen zu erhalten. Wenn die Pflanzen 2 echte Blätter haben, pikieren, eventuell sogar ein weiteres Mal. Ab Ende April die Pflanzen abhärten (tagsüber ins Freie stellen).
Jungpflanze ‚Wiener Riesen‘
Auspflanzen
Nach der Spätfrostgefahr aussetzen, früher nur unter Vlies. Bei häufigem Vorkommen von Septoria (siehe unten) mit einem Abstand von 70 x 70 cm setzen, sonst 50 x 50 cm. Der weite Pflanzeabstand beugt einem Pilzbefall vor. Vor allem bei Knollensellerie-Pflanzen müssen ausreichend hoch gesetzt werden. Werden sie zu tief gesetzt (so dass das Herz beim Pflanzen in der Erde ist), bilden die Pflanzen zu viele Seitenwurzeln.
Temperaturansprüche
Sellerie gedeiht am besten bei mäßig warmen und feuchten Witterungsbedingungen (16–24°C) und verträgt im Herbst leichte Nachtfröste. Die Jungpflanzen reagieren auf zu tiefe Temperaturen mit Schossen (→ Vorkultur).
Düngung
Knollen- und Stangensellerie haben mittlere Nährstoffansprüche. Vor der Kultur reifen Kompost ausbringen.
Jungpflanze ‚Einfache Schnitt‘
Stangensellerie
Wasserbedarf
Knollensellerie, aber vor allem Stangensellerie braucht eine gute Wasserversorgung, bei Trockenheit besteht die Gefahr, dass die Pflanzen schossen.
Pflege
Auf verdichtete Böden reagiert Sellerie sensibel, regelmäßiges Bodenlockern aktiviert zudem die Nährstoffmobilisierung im Boden und hält Feuchtigkeit besser im Boden. Selleriepflanzen sind dankbar für eine Mulchschicht.
Fruchtfolge & Mischkultur
Sellerie oder einen anderen Doldenblütler erst wieder nach 5 Jahren auf dasselbe Beet pflanzen. Gute Vorfrüchte sind überwinternde Gründüngungen oder Winterwicke (→ Gründüngung) oder Hülsenfrüchten.
Zur Abwehr der Kohlweißlinge empfiehlt Gertrude Franck den Anbau von Knollensellerie zwischen den Kohlgewächsen, diese Pflanzen bezeichnet sie als „Schutzpflanzen“, sie werden nicht geerntet.
Tipps von Arche Noah GärtnerInnen
Annegret Hottner, Hausgärtnerin und Arche Noah Mitglied aus Schwandorf: „Sellerie und Porree (Lauch) vertragen sich sehr gut und man kann sie wie folgt anpflanzen: Man macht in das Beet mehrere Hügelreihen. Auf die Hügel pflanzt man den Sellerie und in die Täler pflanzt man den Porree. Durch Gießen oder Regen werden die Hügel langsam abgetragen, was dem Sellerie zu gute kommt, denn er soll ja frei stehen und der Porree wird angefüllt, was die weißen Stängel fördert. Später kann man dann noch vom Sellerie weg zu Porree hin anhäufeln.“
Pflanzengesundheit
Die beiden bedeutendsten Krankheiten des Selleries können auch über Samen übertragen werden. Die Septoria-Blattfleckenkrankheit (Septoria apiicola) wird von einem Pilz verursacht; sie zeigt sich durch hellbraune bis graubraune Flecken mit schwarzen Punkten auf den Blättern (sowohl Unter- wie Oberseite), das Gewebe trocknet ein. Vorbeugung: Überlagern des Saatguts; dadurch verringert sich das Infektionsvermögen des Pilzes, Pflanzen nicht mit kaltem Wasser gießen; bei feuchter Witterung Pflanzen wiederholt mit Schachtelhalmbrühe spritzen, weiter Pflanzabstand. Wer die technischen Mittel für eine → Heißwasserbeize hat, dem sei diese empfohlen (30 Minuten 30°C). Ein Befall mit Sellerieschorf (Phoma apiicola) macht sich durch zunächst graue, später bis zu 2 mm dicke, rotbraune, borkenartige Krusten an der Knolle bemerkbar, die aufbrechen und durch die weitere Fäulnisbakterien Einlass finden. Die Pilzkrankheit kann vor allem in feuchten Jahren auftreten, ist jedoch eher selten; einzelne Sorten sind unterschiedlich empfindlich.
Sellerie als Balkongemüse
Schnittsellerie lässt sich vergleichbar wie eine starkwüchsige Blattpetersilie im Topf kultivieren.
Ernte und Lagerung
• Knollensellerie: Ernte ab Oktober, Lagerung bei möglichst hoher Luftfeuchtigkeit (95–98 % und ca. 5°C.
• Stangensellerie: ab Juli beginnt die Ernte, die Pflanzen werden im Stück geerntet. Vor dem Ernten Bleichen (siehe unten).
Sortenvielfalt
Knollensellerie: Die Knollen sind je nach Sorte unterschiedlich geformt: rund, platt, hochoval, kegelförmig, trapezförmig.
In der gewerblichen Züchtung haben sich in den letzten Jahren „schneeweiße“ Sorten durchgesetzt; dieses Züchtungsziel ist insofern paradox, als die geschmacksgebenden ätherischen Öle in den gelblichen Flecken der Knolle eingelagert sind und so der Selleriegeschmack und andere Inhaltsstoffe weggezüchtet werden.
Stangensellerie: Die Sorten unterscheiden sich in der Farbe, die von grüngelb über mittelgrün, dunkelgrün bis rötlich reich. Grundsätzlich gilt: Je heller die Sorten sind, umso krankheitsanfälliger ist die Pflanze, dunklere Sorten sind robuster.
Sortenbeschreibungen
Knollensellerie
• ‚Wiener Riesen‘ (AN)*: Züchtung der Firma Austrosaaat, seit 1948 auf der Österreichischen Sortenliste, mittelgroße, runde Knollen, dunkelgrünes, kräftiges Laub, sehr stämmig und robust. Reinweißes Fleisch, beim Kochen keine Farbänderung, schossfest, Vegetationsdauer 140 Tage.
• ‚Wiener Markt‘ (AN): alte Sorte, seit 1900, Knolle groß, unregelmäßig, mehr breitrund bis ziemlich flach, meist zahlreiche, stärkere Wülste. Relativ hoher Wurzelansatz.
• ‚Prager Riesen‘ (AN): Frischmarktsorte für Massenanbau mit guter Haltbarkeit im Lager. Beliebte Sorte, aufrecht stehendes, kräftiges Laub, mittelgroße Knollen, relativ glatte Außenhaut, reinweißes Fleisch. Vegetationsdauer 150 Tage.
• ‚Grazer Riesen‘ (AN): alte Lokalsorte, 1952–1970 auf der Österreichischen. Sortenliste, kleinknolliger, runder Sellerie mit engem Blattansatz. Blatt halbaufrecht. Wurzelansatz mittelhoch. Knollenschale mäßig glatt.
• ‚Bergers Weiße Kugel‘ (AN)*: große, hellbraune Knolle, sehr aromatisch, widerstandsfähig gegen Septoria, schwarzkochend.
• ‚Ibis‘: kugelrund, mittlere Knollengröße, schnell wachsend, Septoria-tolerant, auch für Anbau unter Folie.
• ‚Monarch‘ (RS, BI): trapezförmig, weiß kochend, trapezförmige runde Knolle, Nussgeschmack, sehr gut zum Einlagern, sehr schossfest.
• ‚Mars‘ (HI): helle, glatte, hochrunde Knolle, robust, auch für Anbau unter Folie und Vlies.
Stangensellerie
Viele Sorten kommen aus England,