Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

Handbuch Bio-Gemüse - Verein Arche Noah


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Sie sind unverzichtbarer Teil von „Suppengrün“ und „Wurzelwerk“. In Deutschland, aber auch in Südtirol sind unter der Bezeichnung „Gelbe Rüben“ oftmals die üblichen orangen Karotten gemeint.

      Gelbe Karotten sind spätreif, liefern hohe Erträge und sind weniger süß als orange Typen.

      • ‚Lobbericher‘ (AN): spätreife, lange, kegelförmige Karotte, gelborange, sehr gute Speisekarotte für Suppen und Eintopfgerichte.

      ‚Gelbe Pfälzer‘ (ZO): große, gelbe Karotte mit kräftigem Geschmack. Sie hält sich am Lager bis in den Frühling.

      Das Laub ist kräftig und gesund, sehr gute Speisekarotte für Suppen und Eintopfgerichte.

      • ‚Longue Jaune du Doubs‘ (PSR)*: alte Sorte aus der Region Doubs, lang, spitz zulaufend mit grünem Kopf, lange Kulturdauer, gut lagerfähig.

      • ‚Gelber Goliath‘ (AS)*: Austrosaat-Züchtung, spätreif, sehr lange, spitz zulaufende Karotte mit breiten Schultern, Suppengemüse.

      • ‚Yellowstone‘ (AS): sehr spätreif (ca. 140 Tage), sehr groß, sehr lang, starkes Laub, neigt zu grünen Köpfen, sehr gut lagerfähig, auch zum Einmieten geeignet, Futter- und Speisekarotte.

      • ‚Mrkva Zuta‘ (AN)*: aus Kroatien, wird für Futterzwecke, aber auch Eintöpfe mit Erdäpfeln und Bohnen genutzt.

      • ‚Gelbe aus Tabor‘ (AN): Tendenz zum Grünkragen, rechtzeitig anhäufeln. Gesund. Mittelspät bis spät, guter Ertrag, gut lagerfähig. Tschechische Handelssorte, seit 1950 im Sortiment als Futterkarotte.

       Rote Karotten

      • ‚Atomic Red‘ (JO)*: Lycopin-Typ, korallenrote Karotte, Farbe wird beim Kochen noch intensiver, Wuchsform „Imperator-Typ“ (sehr lang und schlank).

      • ‚Red Elephant‘ (AN)*: rötlich, lang, groß, spitz.

      • ‚Chantenay Rouge‘ (SA)*: groß, gedrungen fast walzenförmig, rotfleischig und süß, wächst auch in schweren, lehmigen Böden, ausgezeichnete Lagerfähigkeit. Reifezeit 70–75 Tage.

       Violette Karotten

      • ‚Syrische Violette‘ (AN)*: violette Wurzel, teils durchgefärbt, teils gelbes Herz. Lange, spitz zulaufende Wurzeln. Tendenz zu Nebenwurzelbildung. Blatt auffällig graugrün, behaart. Geschmack angenehm, leicht süß.

      • ‚Ha-Utsch‘ (AN)*: türkische Karotte, Haut dunkelviolett, lang, spitz zulaufend. Auch der Stengel ist violett.

      • ‚Gniff‘ (PSR)*: Sorte aus dem Tessin, rotlilafarbene Haut mit weiß-gelblichem Herz, wächst langsam (ca. 140) Tage und ist nicht sehr ertragsstark. Gute Lagerung. Zur Zeit Auslese bei Sativa um eine einheitlichere Durchfärbung zu erreichen.

      • ‚Chantenay violet‘ (PSR)*: Chantenay-Typ mit leichter Anthocyanfärbung.

      • ‚Zanahoria Morada‘: → Tipp von Beate und Klaus Ziser

Illustration

       Dammkultur Rheingau

      Sorten-Tipps von Arche Noah GärtnerInnen

      Beate und Klaus Ziser, Arche Noah Mitglieder und Sorten-Erhalter, Endingen: „Die Sorte ‚Zanahoria Morada‘ haben wir als Urlaubsmitbringsel aus Mallorca mitgebracht, sie ist wahrscheinlich eine Lokalsorte, auf den Märkten findet man sie nur selten. Die dunkelviolette Karotte mit gelblich-weißem bis gelblich-orangem Herz hat lange, gerade, unverzweigte Wurzeln. Auch nach dem Kochen bleibt sie violett, sie schmeckt roh und gekocht sehr aromatisch, nicht süß und ist sehr dekorativ. Bei der Aussaat im Frühjahr schießt sie rasch. Nach zweijähriger Experimentierzeit haben wir herausgefunden, dass nur wenige Pflanzen schießen, wenn man sie erst Ende Juni/Anfang Juli aussät.“

      Die Dammkultur – ideal für Karotte, Schwarzwurzel & Co

      Die Aussaat von Wurzelgemüse auf Dämmen ist im Bio-Erwerbsgemüsebau auf schweren Böden vielerorts schon seit vielen Jahren erprobt und bewährt. Die händische Unkrautregulierung ist auf Dämmen auch vereinfacht. Weitere Vorteile der Dammkultur sind, dass die Pflanzen besser durchlüftet sind und sich im Frühjahr der Boden rascher erwärmen kann. Ein Nachteil ist, dass der Damm schneller austrocknet (darum für trockene Böden nicht geeignet). Besonders bei Sommeraussaaten muss dann für eine regelmäßige Keimung bewässert werden. Die Dämme werden im Abstand von 50–75 cm gezogen und 30 cm hoch gehäufelt. Im Erwerbsanbau werden Dämme maschinell aufgehäufelt. Im Hausgarten werden die Dämme von Hand gezogen, am besten mit einer Gartenhaue: die Erde ca. 30 cm hoch und 15–20 cm breit anhäufeln, dann zweireihig säen. Im Erwerbsanbau werden die Dämme entweder im Spätherbst nach dem Pflügen oder im Frühjahr aufgehäufelt. Werden die Dämme bereits im Herbst (September) hergerichtet, kann im Frühling früher gesät werden – je nach Witterung im Februar.

      Der Hausgarten: Ein Ort für den Anbau samenfester Sorten

      Im Erwerbsgemüsebau werden in erster Linie Hybrid-Karotten angebaut. In der Karottenzüchtung ist bekannt, dass bei einer Züchtung auf hohe Massenerträge die Qualität leidet. In einer zweijährigen Wertprüfung des deutschen Bundessortenamtes wurden zwei samenfeste, biologischdynamisch gezüchtete Karottensorten (‚Rodelika‘ und ‚Robila‘) drei Hybridsorten (‚Boston‘, ‚Fayette‘ und ‚Krakow‘) und einer konventionellen samenfesten Sorte (‚Karotan‘) gegenübergestellt. Während die Sorten ‚Rodelika‘ und ‚Robila‘ im Ertrag etwas hinter den konventionellen Sorten zurückblieben, lieferten sie eine überzeugende Qualität: Sie zeichneten sich durch den höchsten Zuckergehalt (7 % ‚Rodelika‘ und 7,2 % ‚Robila‘) und den mit Abstand höchsten Trockensubstanzgehalt (13,1 % und 12,7 %) aus (→ Erfahrungsbericht vom Biohof Adamah). Auch beim Geschmackstest erhielt die Sorte ‚Rodelika‘, gefolgt von ‚Robila‘ die beste Bewertung, der Karotingehalt wurde bei beiden Sorten als hoch bewertet, hier waren die samenfesten Sorten deutlich vorne. Spannend an diesen Ergebnissen ist, dass die biologisch-dynamischen Sorten durch Geschmackauslese von Einzelpflanzen gezüchtet wurden. Mit anderen Worten: Das „Geschmackslabor“ Mund hat durch eine Bewertung der Geschmackseigenschaften (roh und gedünstet) die Auslese auf höhere Gehalte an Zucker und Trockensubstanz bewirkt.

      Hofsorten für den Bio-Erwerbsgemüsebau entwickeln – Ein erster Erfahrungsbericht vom Biohof Adamah

       von Jürgen Renner

      Am Biohof Adamah, im Marchfeld (NÖ), hat der Anbau von Wurzelgemüse, insbesondere von Karotten, eine sehr große Bedeutung für die Direktvermarktung. Vor dem Hintergrund der bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und aus einer gewissen persönlichen Überzeugung des Betriebsleiters heraus, beschäftigt sich der Betrieb mit dem Anbau verschiedener samenfester Sorten. In Kooperation mit FiBL – Österreich und der Universität für Bodenkultur in Wien – Institut für Pflanzenzüchtung, soll eine an den Standort bestens angepasste Karotten-Hofsorte entwickelt werden. Im Zuge der mehrjährig angelegten Sortenversuche wurden und werden sowohl agronomische Merkmale als auch Attribute der äußeren und inneren Qualität unter die Lupe genommen (Renner 2009). Bei den ökonomisch relevanten Eigenschaften kamen die samenfesten Sorten nicht an die Leistung der getesteten Hybridsorte (Maestro F1) heran. Sie realisierten maximal 80 % vom geernteten Rübengesamtgewicht in vermarktungsfähige Ware, wobei der Durchschnitt bei etwa 65 % lag. Bei einigen samenfesten


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