Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah
5 Jahren wieder auf demselben Beet anbauen (in dieser Zeit auch keine anderen Doldenblütler). Karotten gedeihen gut auf Beeten mit wenig Unkrautdruck, wichtig sind daher Vorjahreskulturen, die den Boden gut beschattet haben. Gute Vorjahreskulturen sind Erdäpfel, Zwiebeln und Gründüngung (Phacelia, Winterroggen). Abgesehen von anderen Doldenblütlern sind Kohlarten schlechte Vorfrüchte.
Pflanzengesundheit
Die Möhrenfliege (Psila rosae) ist ein weit verbreiteter Schädling im Karottenanbau. Sie bringt zwei Generationen hervor: Die erste tritt in der Regel ab Mitte Mai auf. Starker Befall im Jugendstadium kann die Karotten absterben lassen. Die zweite Generation schlüpft ab Mitte August. Diese Generation ist die gefährlichste. Sie kann die Karotten im Winterlager weiter schädigen. Die Eier werden oberflächlich auf dem Boden abgelegt, wo sich die Maden entwickeln und in die Karotten einfressen, die Fraßgänge mit Kot füllen, die sich dann rostbraun verfärben („Eisenmadigkeit“). Vorbeugung: Kulturschutznetze verwenden; windige Lagen wählen, diese werden von den Fliegen meist gemieden, gute Fruchtfolge. Heißes und trockenes Wetter hemmt die Entwicklung der Junglarven. Mischkultur mit Zwiebelgewächsen (klassischer Mischkulturpartner) bringt unserer Erfahrung nach wenig. Die beste Vorbeugung ist der richtige Aussaattermin: Aussaaten im März/April und Juni/Juli sind weniger gefährdet. Empfehlenswert ist jedoch folgender Kulturtipp: Durch eine Untersaat von Erdklee (Trifolium subterraneum) kann der Befall beinahe gänzlich verhindert werden. Diese Form der Mischkultur ist leicht zu praktizieren und verdient Nachahmung. Erdklee ist im Saatguthandel erhältlich. Erdklee samt nicht aus und friert im Winter aus. Ebenso können eine Blattlausart (Gierschblattlaus) und Wurzelgallennematoden vorkommen. Diese Blattläuse haben allerdings in nützlingsreichen Hausgärten kaum eine Chance. Andernfalls hält ein Kulturschutznetz (Maschenweite 0,5 mm) die Läuse ab. Nematoden lassen sich nicht so leicht abhalten. Die Fadenwürmer bewirken massiv deformierte Wurzeln, die Wurzeln werden beinig und an den Feinwurzeln sind die typischen Gallen (kleine, kugelrunde Anschwellungen) gut zu erkennen. Ein Befall ist oft nestartig. Vorbeugung: Anbaupause von 4 Jahren, eine direkte Behandlung ist nicht möglich.
Probleme kann auch die samenbürtige Möhrenschwärze verursachen. Erreger sind Alternaria-Pilze (Alternaria dauci; Alternaria radicina). Um einem Befall vorzubeugen, kann Saatgut mit einer Heißwasser-Beize behandelt werden (50°C, 30 Minuten; Vorsicht: Temperatur genau einhalten, sonst verlieren die Samen ihre Keimfähigkeit). Vorbeugung: Anbau auf Dämmen und in windoffenen Lagen. Bei einem Befall entstehen zunächst kleine, punktförmige Nekrosen, dann verfärben sich zunächst einzelne Fiederblätter braun bis schwarz, die Blätter sterben in Folge frühzeitig ab, auch Flecken an der Wurzel können auftreten. Der Pilz entwickelt sich ab Juli/August besonders gut, daher sind Lagerkarotten stärker betroffen. Der Pilz kann sowohl über Saatgut wie auch über den Boden übertragen werden. Ebenfalls samenbürtig, aber seltener anzutreffen ist der Pilz Alternaria radicina. Dieser verursacht – meist erst im Lager – schwarze Flecken, die tief in das Gewebe hineinreichen. Nicht samenbürtig sind der Echte Mehltau und der Grauschimmel.
Im Lager können verschiedene Pilzkrankheiten auftreten. Meist wird die Pilz-Infektion bereits mit den Karotten ins Lager gebracht. So können mit der Lagerfäule Thielaviopsis infizierte Karotten bei der Ernte noch gesund aussehen. Nur ausgereifte, sorgsam geerntete und ungewaschene Karotten einlagern; nicht zu dichte Schichten einlagern; wenn Einlagerung in Erdmieten, diese nicht am gleichen Platz wie im Vorjahr anlegen.
Ernte und Lagerung
Lagerkarrotten erst ernten, wenn sich die Blattspitzen gelb oder rot verfärben. Bei Frischkarotten gibt es keine eindeutigen „Ich-bin-jetzt-reif“-Zeichen. Nantaise-Karotten entwickeln in der Reife ein abgerundetes Ende, werden aber oft auch schon vorher geerntet und sind dann weniger süß. Ein guter Zeitpunkt zur Einlagerung ist kurz vor der Vollreife, überreife Karotten bilden feine Haarwurzeln aus und/oder neigen zum Aufplatzen. Auch hier gibt es Ausnahmen: Die Sorte ‚Purple Dragon‘ verliert mit der Zeit ihr Laub und ruht lange im Boden ohne weiterzuwachsen. Im Kühlschrank halten junge Karotten (eingeschlagen in ein feuchtes Tuch oder einen Lochbeutel) 1–2 Wochen.
Einlagerung: Nur gesunde und vollreife Wurzeln einlagern. Unreife und beschädigte Karotten faulen im Lager rasch. Die Blätter werden ca. 3–5 cm hoch abgeschnitten, das Herz und die Wurzel selbst müssen unbeschädigt bleiben. Wichtig ist, dass Karotten vor dem Einlagern nicht gewaschen werden, die noch anhaftende Erde verhindert das Austrocknen. Lagerkarotten können bei kühler Lagerung und hoher Luftfeuchtigkeit, in Sand (oder einem Gemisch von Sägespänen und Kokosfasern) eingeschlagen für viele Monate gelagert werden. Wichtig ist, dass der Keller zwar immer wieder belüftet wird, trotzdem aber eine hohe Luftfeuchtigkeit behält, im Optimalfall über 90 % bei Temperaturen zwischen 1–5°C. Wurzelgemüse sollen zudem nicht mit Obst gemeinsam gelagert werden. Sie sind dann nicht so gut haltbar und werden zur Bildung von Bitterstoffen angeregt. Eine andere Lagerungsmöglichkeit ist, die Karotten im Garten einzugraben. Hier eignen sich eingegrabene alte Waschmaschinentrommeln (die auch Mäuse abhalten), die oben mit einem Jutesack und Stroh oder Laub bedeckt werden. In Regionen in denen die Böden im Winter meist nur über kurze Zeit gefroren sind, können Karotten mit einer Mulchschicht aus Laub oder Stroh bedeckt werden und im Boden bleiben.
Die Sorte ‚Atomic Red‘
Weitere Tipps von Arche Noah GärtnerInnen
Peter Lassnig, Gärtnerei Ochsenherz (www.ochsenherz.at), Gänserndorf: „Wir belassen Karotten für die Ernte im zeitigen Frühjahr auch am Feld und decken sie mit einem etwas kräftigeren Vlies ab. die Sorten sind offenbar unterschiedlich frostempfindlich. Die gelbe Sorte ‚Lobbericher‘ hat sich bei uns als am unempfindlichsten erwiesen und auch leichte Bodenfröste gut überstanden.“
Karotten als Balkongemüse
Beim Schreiben dieses Kapitels sind wir davon ausgegangen, dass Wurzelgemüse in Pflanzgefäßen generell nicht gut wächst. Claudia Kaufmann hat uns eines Besseren belehrt, siehe oben. Wer experimentieren will, dem seien jedenfalls kleinwüchsige bis runde frühe und mittelfrühe Typen empfohlen.
Sortenvielfalt
Die große Vielfalt der Karottensorten kann man aus verschiedenster Perspektive einteilen:
1) Form und Größe
Von klein und rund über stumpf und kegelförmig, schmal und lang bis lang und dick: Karotten gibt es in den verschiedensten Formen und Größen. Man kann fünf verschiedene Typen unterscheiden → Sortenzeichnungen. Sorten mit einem stumpfen Ende (z.B. ‚Nantaise‘-Typen) werden erst im Zuge der Ausreife stumpf und laufen vorher spitz zu. Je kleiner die Sorte ist, umso rascher reift sie (→ Sortenbeschreibungen).
2) Nutzung für Mensch oder Vieh
Die Karotte kann hinsichtlich ihrer Nutzung in zwei Gruppen eingeteilt werden: In die Speiseund in die Futterkarotten. Die Futtertypen sind späte, lagerfähige Sorten mit weißem oder orangem Fleisch. Viele der klassischen Futterkarotten eignen sich aber auch als Kochkarotten. Die gelben und weißen Karotten sind sehr gut für Eintöpfe und Schmorgerichte oder auch als Suppengemüse in einer Rindssuppe geeignet. Hier harmonieren sie besser mit den anderen Zutaten als orange, süße Speisekarotten. Die klassischen Speisetypen unterscheiden sich in der Reifezeit und in den Nutzungseigenschaften.
3) Ursprung = Farbe und Inhaltstoffe
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