Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

Handbuch Bio-Gemüse - Verein Arche Noah


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das Saatgut mit 65°C heißem Dampf gebeizt. Diese Methode ist sehr effektiv, allerdings sind besondere Gerätschaften notwendig.

       (Valerianella locusta)

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       Vogerlsalat ‚Vit‘

      Vogerlsalat kann im Winter oder zeitigen Frühjahr als erstes frisches Grün geerntet werden; die Blattrosetten sind winterhart. In der alten Steinmauer in unserem Garten und in den Böschungen zwischen den Weingärten um Schiltern wächst wilder Vogerlsalat. Daher baue ich selbst keinen Vogerlsalat an. Die Wildpflanzen schmecken intensiver und brauchen kein eigenes Beet. Für alle, die keine Wildpflanzen in der Nähe haben: Er lässt sich als Herbst- oder Frühjahrssaat auch leicht im Gemüsegarten kultivieren. In der Schweiz heißt er seines Geschmacks wegen Nüsslisalat, in Österreich Vogerlsalat; eine aus der Mode gekommene Bezeichnung ist Rapunzel.

      > Frühlingsaussaaten ab März bis Mitte April

      > Aussaat Mitte Juli bis Mitte August für Ernte September/Oktober

      > Aussaat Anfang bis Mitte September für Ernte November bis Mitte Jänner

      > Aussaat im Gewächshaus bis Ende Oktober

      > Samen 2–4 Jahre ausreichend keimfähig

      Anbau

      Vogerlsalat ist ein robuster, nussig schmeckender Salat für die Herbst-, Winter- und Frühjahrsnutzung. Am besten wird in Reihen (Reihenabstand je nach Größe der Sorte 10–30 cm) ausgesät, auf sehr unkrautarmen Flächen auch breitwürfig. Bei der optimalen Keimtemperatur von 16–18°C keimen die Samen innerhalb von 8–14 Tagen. Bei extrem niedrigen Temperaturen (um die 5°C kann die Keimung auch bis zu 3 Wochen dauern). Bei Temperaturen über 28°C keimen die Samen nicht, bereits ab Temperaturen über 20°C kommt es zu einer Keimhemmung.

      Der Überwinterungsanbau ist nur in klimatisch begünstigten Lagen empfehlenswert. Im Winter gegen Kahlfröste mit Tannenreisig oder doppeltem Vlies abdecken. In kühleren Lagen bis in den Dezember beernten, da sonst mit großen Ausfällen zu rechnen ist. Überwinternde Pflanzen im Frühling zügig beernten, da sie rasch in Blüte gehen. Ein längeres Erntefenster haben die Sorten der Art Valerianella eriocarpa (→ Sortenbeschreibungen).

      Anbau im Gewächshaus

      Der Anbau von Vogerlsalat im Gewächshaus ist sehr empfehlenswert. Vogerlsalat kann auch im ungeheizten Gewächshaus angebaut werden. Aussaat Mitte September bis Mitte Oktober und ab Mitte Jänner. Ab 20°C das Gewächshaus lüften, ab 12°C können verschiedene Pilzkrankheiten auftreten.

      Jungpflanzenanzucht

      Vogerlsalat kann auch vorkultiviert werden, im Erwerbsanbau ist das Aussetzen von Presstopf-Pflanzen sehr verbreitet (Wachstumsvorsprung gegenüber Unkräutern, Hauptkultur kann länger stehen bleiben). Im Hausgarten hat man meist keine Erdpresstöpfe zur Verfügung, man kann aber auch in kleinen Quickpots (oder auch Eierkartons) aussäen: Pro Töpfchen 4–6 Samen aussäen und leicht mit Erde bedecken. Nach 3–4 Wochen können die Pflanzen gesetzt werden (Pflanzabstand 8 x 8 cm). Man kann sie auch in den Quickpots lassen und dann direkt schneiden.

      Temperaturansprüche

      Da Vogerlsalat eine Kulturpflanze unserer Breiten ist, kommt er auch mit niedrigen Temperaturen sehr gut zurecht und wächst auch bei Temperaturen von 5–10°C noch gut. Einzelne Sorten sind unterschiedlich winterhart (→ Sortenbeschreibungen). Winterharte Sorten überstehen Temperaturen bis –15°C. Bei Kahlfrösten sollten sie aber jedenfalls mit einem Vlies abgedeckt werden (tiefe Temperaturen in Kombination mit hoher Sonneneinstrahlung und Wind können zu erheblichen Ausfällen führen). Wilder Vogerlsalat kann geerntet werden, sobald der Schnee weg ist. Die Pflanzen sind dann noch klein, aber das verzeiht man dem ersten frischen Grün.

      Düngung

      Vogerlsalat benötigt wenig Stickstoff und wird im Garten nicht gedüngt. Eine Ausnahme sind die Überwinterungssaaten. Die Pflanzen können noch keinen Stickstoff mobilisieren. Da man um diese Zeit noch keine Pflanzenjauchen zur Verfügung hat, etwas Bio-Dünger dem Gießwasser zugeben (erst, wenn die Temperaturen über 5°C gestiegen sind, damit er auch umgesetzt werden kann).

      Wasserbedarf

      Meist wird Vogerlsalat im August gesät, hier kann die Sommertrockenheit zu erheblichen Auflaufproblemen führen, daher den Boden vor der Aussaat gut befeuchten (nicht mehr nach der Aussaat, dies kann den Boden verschlemmen).

      Pflege

      Auf unkrautarmen Böden braucht Vogerlsalat keine besondere Pflege, sonst ist einmaliges Hacken in der Regel ausreichend. Überwinterungskulturen im Freiland erst hacken, wenn der Boden abgetrocknet ist.

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       Wilder Vogerlsalat – erntereif Anfang März

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       Wilder Vogersalat wächst in Schiltern auf Feldrainen.

      Fruchtfolge & Mischkultur

      Vogerlsalat gilt als gut selbstverträglich, dennoch empfehlen wir als Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten das Beet jährlich zu wechseln. Vogerlsalat eignet sich sowohl als Nachkultur im Herbst nach Paradeisern, Gurken oder anderen Hauptkulturen mit Aussaat Mitte September bis Mitte Oktober. Er kann aber auch statt anderer Vorkulturen im Januar gesät werden. Vogerlsalat hat im Frühling eine extrem kurze Kulturdauer und dank seines feinen Wurzelwerks einen sehr guten Vorfruchtwert (er ist schneller als Radieschen, Kopfsalat oder Kohlrabi erntereif). Keinesfalls nach Hülsenfrüchten anbauen.

      Pflanzengesundheit

      Im Hausgarten ist Vogerlsalat eine gesunde und robuste Kulturpflanze, das gilt vor allem für die älteren Sorten. Im Glashaus können vor allem in den dunkeln Wintermonaten, die mit einer hohen Pilzgefahr verbunden sind, Krankheiten auftreten.

      Zwei Krankheiten des Vogerlsalates sind samenbürtig: Die Phoma-Fäule (Phoma valerianellae) und der Falsche Mehltau (Peronospora valerianellae). Infiziertes Saatgut kann, muss aber nicht durch eine dunkle Verfärbung auffallen. Schadbild: Manchmal sterben die Keimlinge bereits kurz nach dem Keimen ab oder es bilden sich rote Striche auf Wurzeln, Blättern und Stängeln, denen braune bis schwarze Blattflecken folgen. An älteren Pflanzen sterben die unteren Blätter durch Fäulnis ab. Vorbeugung: Heißwasserbeize (30 Minuten bei 50°C, genaue Durchführung → Saatgutgesundheit). Falscher Mehltau tritt vor allem bei feuchter Witterung im Herbst auf. Schadbild: Vergilbung, Pflanzen bleiben klein und blassgrün, blattunterseits wird ein blassgraues Myzel sichtbar. Vorbeugung: In der Früh bewässern. Sorten des Wuchstyps „Dunkelgrüner Vollherziger“ sind widerstandsfähiger gegen den Falschen Mehltau. Vorbeugend zurückhaltend bewässern. Im Glashaus kann auch der Echte Mehltau vorkommen, gute Erfahrungen gibt es im Erwerbsgemüsebau mit dem vorbeugenden Einsatz des Pflanzenstärkungsmittels Milsana (ein Knöterichextrakt).

      Ernte


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