Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

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Boden. Pflanzen haben so etwas wie gemeinsame Wachstumsansprüche (z.B. gedeiht keine Gemüsepflanze auf staunassem Boden gut), die Kulturen unterscheiden sich aber auch in ihren Standortansprüchen: Wurzelgemüse reagiert äußerst empfindlich auf verdichtete Böden, Weißkraut gedeiht auf schweren Böden besonders gut. Wollen die Pflanzen nicht recht gedeihen, kann dies folgenden Grund haben (oft auch eine Kombination aus mehreren Gründen):

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       Von links nach rechts: festes Gestein ohne Mutterboden-Horizont, humoser, aber flachgründiger Boden, humoser Mutterboden und tiefgründige Verwitterungsschichten, staunasser Boden.

      Der Boden ist überdüngt: Vor allem Hausgärten, die seit Jahren und Jahrzehnten mit Stallmist gedüngt werden, sind häufig überdüngt. Dann wird Gemüse anfällig für Krankheiten und Schädlinge und Wurzelgemüse gedeiht überhaupt nicht, weil die hohe Salzkonzentration im Boden das Wurzelwachstum ständig schädigt.

      Stickstoffmangel: Bei einer guten Bodenstruktur hängt die Wüchsigkeit der Gemüsepflanzen im Wesentlichen von der Stickstoffversorgung in den entscheidenden Wachstumsphasen ab. Stickstoffmangel äußert sich in Zwergwuchs, klein bleibenden Blättern, hellen Blättern, schlechter Bewurzelung und einer schnellen Reife (Notreife) der Pflanzen.

      Der Boden ist zu seicht: Pflanzen brauchen genügend Wuchsraum, um sich ausbreiten und mit dem Boden gut verwachsen zu können. Wenn das Tiefenwachstum der Wurzeln durch einen verdichteten Unterboden, durch festes Gestein, anstehendes Grundwasser oder mangelnde Belüftung begrenzt wird, reagieren auch die Stiele und Blätter der Pflanzen mit einem Wachstumsstopp.

      Der Boden ist zu trocken oder zu nass: Nicht nur die Pflanzen, auch Bodenorganismen benötigen Wasser. Der Boden nimmt dieses Wasser im Idealfall wie ein Schwamm auf und gibt es langsam wieder ab. Leichte Sandböden lassen Wasser schnell versickern und können es nicht speichern, in schweren Lehmböden hingegen kann Wasser kaum versickern, diese Böden neigen zu Staunässe und dürfen nicht zu viel bewässert werden.

      Der Boden ist verdichtet: Die Wurzeln der Pflanzen müssen genauso wie Bodenorganismen atmen können und das CO2, das die Wurzeln bilden, muss aus dem Boden entweichen können. Die Grobporen führen Luft. Ist der Boden verdichtet oder staunass, gelangt kein Luft-Sauerstoff an die Wurzeln und die CO2-Konzentration erhöht sich. Die Wurzeln sterben ab und im Extremfall auch die ganze Pflanze. Pflanzen, die einen verdichteten Boden anzeigen sind: Quecke, Ampfer und Ackerkratzdistel.

      Der Boden ist zu kalt: Fruchtbare Böden sind dunkle Böden. Diese erwärmen sich rascher als helle. Nasse Böden sind zudem durch die ständig entstehende Verdunstungskälte auch noch gekühlt, sie können aber eindringende Wärme besser speichern als trockene Böden. Daher sind trockene Böden (besonders wenn sie in Mulden liegen), besonders durch Spätfröste gefährdet.

      Der Boden ist zu sandig oder tonig: An der Struktur des Bodens kann man am besten den Zustand des Bodens erkennen. Ein Boden mit einer guten „Bodengare“ ist feinkrümelig und lässt sich gut bearbeiten. Strukturschwache Böden neigen besonders zu Verschlämmungen und in Hanglagen dazu, ausgewaschen zu werden. Tonige Böden quellen, wenn sie nass sind, und lassen dann keine Luft eindringen. Wenn sie wieder austrocknen, bilden sich steinharte Klumpen.

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       Mulchen tut dem Boden und den Pflanzen gut.

      Mulchen ist Bodenpflege

      Mulchen ist ein Abdecken der Bodenoberfläche mit abgemähten Gründüngungspflanzen, Grasschnitt (beide idealerweise angewelkt oder getrocknet) oder auch mit anderen Pflanzen: zerkleinerte Unkräuter (die noch keine Samen gebildet haben!), grob zerkleinerte Brennnessel oder Beinwell-Blätter oder auch Stroh. Das Mulchen erfüllt viele Zwecke: Der Boden ist bedeckt und beschattet und das Wasser bleibt im Boden. Somit können Bodenorganismen bis in die oberste Schicht aktiv sein, da der Boden nicht austrocknet. Weil die Bodentiere aktiv sind, bleibt der Boden locker. Und aus der Mulchschicht holen sich vor allem Regenwürmer ihre Nahrung. In einem belebten Gartenboden ist eine dünne Mulchschicht innerhalb weniger Wochen in den Boden eingearbeitet und somit zu Dünger für die Gemüsepflanzen umgewandelt. Unkraut sitzt unter einer Mulchschicht locker und lässt sich leicht entfernen. Stroh und andere Materialien, die einen niedrigen Stickstoffund einen hohen Kohlenstoffgehalt haben, dürfen nur über wenige Monate (keinesfalls über mehrere Jahre!) auf einer Fläche verwendet werden. Sie entziehen dem Boden und damit den Pflanzen beim Verrotten Stickstoff.

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       Wie wird der Nährstoffbedarf der Kulturen gedeckt?

      Das wichtigste Düngungs-Prinzip im ökologischen Landbau ist, dass nicht die Pflanze, sondern der Boden, genauer gesagt die Bodenlebewesen gedüngt werden. Düngen im Bio-Garten heißt Humus aufzubauen – über Kompost, Ernterückstände, Gründüngung und Mulch. Und Düngung bedeutet im ökologischen Landbau Rahmenbedingungen für einen vitalen „Boden-Pflanzen-Organismus“ zu schaffen, der zur Eigenaktivität und Selbstgestaltung seiner Umgebung befähigt wird. Optimales Wachstum gewähren heißt in diesem Sinne, die Selbstregulierungskräfte des Systems Boden-Pflanze zu erhöhen. Die Fähigkeit der Pflanze, sich durch einen optimalen Bodenaufschluss mit Nährstoffen und allen anderen Wuchsstoffen zu versorgen, soll gestärkt werden. Grundlage für diesen Vorgang ist eine sorgfältige Pflege des Bodenlebens zur Erhaltung und Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit. Ein aktiver Boden mit einer guten Struktur und die organische Düngung sind daher die wichtigsten Voraussetzungen für ausreichend ernährte und gesunde Kulturpflanzen (keine Verdichtung, keine Überdüngung, keine Beeinträchtigung des Bodenlebens durch chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel etc.).

      Das Nährstoff-Pool im Boden wird beeinflusst von Standort-Eigenschaften (Bodentyp, Klima und Witterung), der Fruchtfolge (Reihenfolge der Kulturen, Gründüngung, Ernterückstände), Kulturmaßnahmen (Bodenbearbeitung, Hacken, Bewässerung), und dem Dünger (Kompost, Mist).

      Wie viel Dünger brauchen Pflanzen?

      Kulturpflanzen benötigen unterschiedlich viele Nährstoffe. Die verbreitete Einteilung in Schwachzehrer, Mittelzehrer und Starkzehrer sagt aus, wie viel Stickstoff eine Kulturpflanze bis zur Reife benötigt. Diese Menge ist in erster Linie abhängig von der Kulturdauer, von der Pflanzenmasse, die die Kulturpflanze bis zur Reife ausbildet und davon, ob die Pflanze Stickstoff selber aus der Luft ernten kann – alle Leguminosen benötigen kaum eine Stickstoffversorgung und zählen zu den Schwachzehrern. Die Wüchsigkeit der Kulturpflanzen hängt von einer guten Bodenstruktur und im Wesentlichen von der Stickstoffversorgung in den entscheidenden vegetativen Phasen ab. Stickstoffmangel-Symptome sind: Zwergwuchs, kleine Blätter, schlechte Bewurzelung, geringes Triebwachstum, die Früchte bleiben klein und die Pflanzen sind hellgrün. In Folge ist auch die Fähigkeit der Pflanze, sich Phosphor, Kali und andere Spurenelemente anzueignen, stark eingeschränkt. Wesentlich häufiger als ein Stickstoffmangel ist allerdings das Gegenteil: eine Stickstoff-Überversorgung. Stickstoff-Überschuss ist erkennbar an sehr dunkelgrünen Pflanzen, bewirkt ein schwammiges Pflanzengewebe, eine hohe Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit und eine schlechte Lagerfähigkeit.


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Kulturart kg/m2 l/m2
Schwachzehrer 1–2 3–5
Mittelzehrer 2–3 5–7
Starkzehrer