Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah
des Bodens gestärkt werden. Das Prinzip ist einfach: Es wird so gegärtnert, dass der Boden nicht verdichtet, das Bodenleben und damit die Nährstoff-Umsetzung für die Pflanzen gefördert werden. Ein Boden ist dann fruchtbar, wenn er gut Wasser speichern kann, wenn er gut belüftet ist und den Bodenorganismen gute Lebensbedingungen bietet. So entwickelt sich im Boden ein Gleichgewicht zwischen Krankheitserregern und deren natürlichen Gegenspielern – Pilze, die mit Pflanzen Symbiosen eingehen und so ihre Abwehrkräfte stärken. Ein fruchtbarer und schonend bearbeiteter Boden ist so die Grundlage für die laufende Umsetzung der organischen Substanz im Boden und für die Vitalität der Kulturpflanzen. Das ist eine der schönsten und faszinierendsten Seiten des biologischen Gärtnerns: Die Ernten nehmen von Jahr zu Jahr zu, obwohl der Garten nicht größer wird.
Und: Bio-Landbau ist Klimaschutz. Da biologisches Gärtnern den Humusgehalt der Böden erhöht, wird das schädliche Klimagas CO2 in der Biomasse des Bodens wieder gebunden.
Die Bodenart
Die Bodenart kann man sich zunächst einmal nicht aussuchen, sie ist vom Standort abhängig. Die Bodenart war also schon vor uns GärtnerInnen da und ist die Basis für unsere gärtnerischen Tätigkeiten. Je nachdem, welchen Boden wir vor uns haben, müssen wir die gärtnerischen Pflegearbeiten im Garten ausrichten. Aus der Ausgangsgesteinsart entstehen durch Verwitterung und Mineralisation über Jahrhunderte und Jahrtausende die unterschiedlichen standortspezifischen Bodentypen. Die Bodenart hängt im Wesentlichen von der Größe der Partikel im so genannten Feinboden ab. Man unterscheidet Sand, Schluff und Ton: Sandkörnchen sind zwischen 0,063–2 mm groß, Schluffkörnchen 0,002–0,063 mm und Tonkörnchen kleiner als 0,002 mm. Die Bodenart gibt zunächst also nur die Korngrößen des Mineralbodens an, trotzdem sagt diese bereits sehr viel über die gärtnerischen Eigenschaften des Bodens aus. Die Bezeichnung „leicht“ und „schwer“ bezieht sich jeweils auf die Bearbeitbarkeit. Leichte Böden lassen sich mit wenig Kraftaufwand bearbeiten.
Leichter Sandboden
Sandböden lassen Wasser sehr gut durchrieseln, sind gut durchlüftet und lassen sich leicht bearbeiten. Sandböden erwärmen sich im Frühling sehr rasch. Allerdings trocknen sie auch leicht aus, können Wasser nicht gut halten und Nährstoffe können leicht ausgewaschen werden, daher ist bei Sandböden die so genannte „Lebendverbauung“ besonders wichtig: Durch das Einarbeiten von Kompost und kompostiertem Mist werden auch aus Sandböden gute Gartenböden.
Mittelschwerer Lehmboden
Lehmböden bestehen aus einer Mischung der verschiedenen Korngrößen Sand, Schluff und Ton. Sie sind ideal für das Gärtnern: Sie können Wasser und Nährstoffe gut halten, erwärmen sich aber auch relativ rasch und sind durch den Sandanteil relativ locker und leicht, können also von den Pflanzen gut durchwurzelt werden. Mittelschwere Lehmböden gehören zu den fruchtbarsten Böden.
Schwerer Tonboden
Müssen besonders sorgsam kultiviert werden. Sie neigen stets zu Verdichtungen und damit zu einer schlechten Durchlüftung des Bodens. Man kann in diese Böden etwas Sand einarbeiten, grundsätzlich gilt, dass Gründüngungspflanzen und organischer Dünger die Bodenstruktur entscheidend verbessern.
Was bedeutet die Bodenart fürs Gärtnern?
Die Bodenart, die ich in meinem Garten habe, entscheidet darüber, welche Kulturmaßnahmen wann und in welchem Ausmaß wichtig und sinnvoll sind. Deshalb ist es so wichtig, dass wir GärtnerInnen unseren Boden kennen. Was auf dem einen Standort gut funktioniert, kann auf einem anderen Standort ganz und gar nicht zum Erfolg führen. Ein einfaches Beispiel: Immer wieder ist davon zu lesen und zu hören, dass man, wenn man einen Naturteich anlegen möchte, einfach ein tiefes Loch graben müsse, den Boden stark verdichten, Wasser einlassen und fertig. Alle, die einen schweren Tonboden haben, werden dies bestätigen. Alle, die einen leichten Sandboden haben, können den Boden mit noch so schweren Geräten verdichten – er bleibt durchlässig für Wasser und der Teich wird in kurzer Zeit trocken fallen. Ähnlich gilt fürs Gemüse-Gärtnern: Auf schweren Böden kann zuviel Bewässerung zu Staunässe führen – die Pflanzen verkümmern, weil ihre „Füße“ im Wasser stehen. Auf leichten Böden versickert Wasser rasch und man muss öfter gießen oder noch besser für eine gute Mulchschicht sorgen, damit das Bodenwasser nicht verdunsten kann. Sandböden sind gut durchlüftet und erwärmen sich rasch, sind also die idealen Böden um bereits früh im Frühjahr loslegen zu können. Pflanzen können diese Böden leicht durchwurzeln, für uns GärtnerInnen sind sie leicht bearbeitbar, dafür haben sie eine geringe Fähigkeit, Nährstoffe zu halten. Umgekehrt sind schwere Tonböden schwerer zu bearbeiten, für Pflanzen schwerer zu durchwurzeln, sie erwärmen sich schlechter, können dafür aber Nährstoffe besser halten. Beide Extreme sind keine idealen Gartenböden. Das Ideal – der mittelschwere Lehmboden liegt in der Mitte. Die gute Nachricht: Auch wenn wir die Ausgangsgesteinsart durch das Gärtnern selbst nicht verändern können – durch das biologische Wirtschaften steigt der Humusgehalt und die Bildung von Ton-Humus-Komplexen wird gefördert. Diese puffern beide Extreme ab und machen sowohl Sandböden wie auch Tonböden über die Jahre fruchtbarer und leichter zu bewirtschaften.
Wie setzt sich ein gut belebter Gartenboden zusammen? (nach v. Heynitz und Merckens 1980)
Die Fingerprobe – Wie erkenne ich, welchen Boden ich habe?
Die Bodenart kann man relativ leicht mit einer Fingerprobe bestimmen: Dazu ein etwa haselnussgroßes Stückchen Boden etwas durchkneten (wenn der Boden sehr trocken ist, mit Wasser anfeuchten) und dann zwischen den Handtellern rasch zu einer bleistiftdicken Wurst ausrollen.
Ist der Boden nicht ausrollbar und zerfällt, handelt es sich um einen leichten Sandboden.
Ist die Probe ausrollbar, ist der Boden ein sandiger Lehmboden, ein mittelschwerer Lehmboden oder ein toniger, schwerer Lehmboden.
Ein leichter Sandboden kann so noch genauer bestimmt werden: Wenn sich die Probe zwischen Daumen und Zeigefinger krümelig zerreiben lässt, ist der Boden nicht bindig, es ist ein Sandboden. Dieser kann dann noch weiter unterschieden werden: Die Probe zwischen den Handflächen zerreiben: Wenn toniges Material sichtbar ist (kleine, glitzernde Partikel), dann ist der Boden ein schwach lehmiger Sand, ist kein toniges Material sichtbar, ein reiner Sandboden. Ist er bindig (nicht krümelig), wenn man ihn zwischen Daumen und Zeigefinger zerreibt, ist er ein stark lehmiger Sandboden.
War bei der ersten Unterscheidung die Probe gut ausrollbar, kann ebenso noch weiter unterschieden werden: Lässt sich die Wurst noch weiter ausrollen, bis sie nur noch halb so dick wie ein Bleistift ist? Wenn nein, ist der Boden ein stark sandiger Lehmboden. Wenn ja, ist es ein schwererer Boden. Wenn er zwischen Daumen und Zeigefinger in Ohrnähe gequetscht wird und man hört ein starkes Knirschen, ist es ein sandiger Lehmboden. Kein oder nur ein schwaches Knirschen deutet auf einen schweren Lehm- oder Tonboden hin. Sind die Gleitflächen, die beim Reiben entstanden stumpf, handelt es sich um einen Lehmboden. Wenn sie glänzen, um einen Tonboden.
Der pH-Wert des Bodens
Der pH-Wert des Bodens hängt in erster Linie von der Ausgangsgesteinsart ab. Je höher der Kalkgehalt des Bodens ist, umso basischer (alkalischer), also umso weniger sauer, ist der Boden. Der pHWert zeigt an, ob der Boden sauer, neutral oder basisch reagiert. Vom pH-Wert hängt wesentlich ab, ob die Pflanzen viel oder wenig Nährstoffe aufnehmen können. Bei einem tiefen pH-Wert sind die meisten Nährstoffe leichter löslich und somit besser pflanzenverfügbar. Sandige Böden haben einen geringeren Kalkbedarf als lehmige Böden, der pH-Wert darf daher auch niedriger sein als bei einem schweren Boden. In der Regel sinkt der pH-Wert durch Auswaschung langsam ab. Regelmäßige Kalkungen (z.B.