Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah
„Füllhöhe“ mit den entsprechenden Nährstoffen aufgefüllt werden muss.
Gründüngung Hafer, Wicke
Edwin Scheller wies nach, dass Pflanzen im Gegensatz dazu die Fähigkeit haben, Nährstoffe aktiv aus dem Boden zu mobilisieren. Das heißt, sie können sich selber aus dem Boden holen, was sie brauchen und fest eingebundene Nährstoffe für sich verfügbar machen. Wichtig ist das vor allem für die Hauptnährstoffe Kalium und Phosphor. Diese sind direkt in den Ton-Humus-Komplexen gebunden. Die unmittelbar verfügbaren Vorräte an Phosphor und Kalium direkt in den Böden sind um ein Vielfaches größer als jene in den Lagerstätten, die für die Erzeugung von leichtlöslichen Mineraldüngern abgebaut und zu leichtlöslichen Mineraldüngern verarbeitet werden. Erst die erwachsene Pflanze kann Nährstoffe aktiv aus dem Boden mobilisieren, Keimlinge und Jungpflanzen noch nicht. Die wissenschaftlichen Versuche, wie viele Nährstoffe eine Pflanze braucht, wurden aber immer mit Sämlingen durchgeführt. Das ist also, wie wenn man davon ausginge, dass Menschen sich nicht selbst ernähren könnten und gefüttert werden müssten, weil man bei der Bildung dieser Theorie von der Beobachtung von Säuglingen ausgegangen war!
Der mögliche Anteil einer aktiven Nährstoffmobilisierung zur Deckung des Gesamtbedarfs an Grundnährstoffen und Spurenelementen variiert sehr stark und hängt von der Wechselwirkung der Pflanze mit dem Boden und den Mikroorganismen ab.
Was brauchen Pflanzen, um Nährstoffe aktivieren zu können?
Nicht alle Pflanzen können Nährstoffe gleich gut mobilisieren. So können z.B. Buchweizen, Luzerne, Erbsen, Lupinen, Mais oder Senf Phosphate sehr gut mobilisieren und aufnehmen. Mit ihrem ausgedehnten Wurzelwerk können Gründüngungspflanzen Nährstoffe – vor allem Kalium, Magnesium und Phosphor – aus tieferen Bodenschichten lösen und in die Wurzelregion der Kulturpflanzen befördern. Auch wenn diese Gründüngungspflanzen in den Boden eingearbeitet werden, werden die von ihnen mobilisierten und aufgenommenen Nährstoffe wieder in den Kreislauf zurückgeführt.
Für eine ausreichende Nährstoffversorgung ist im Bio-Garten eine hohe aktive Nährstoffmobilisierung der Pflanzen notwendig. Dafür ist es einerseits entscheidend, dass die Sorten dem Standort – also Klima, Bodenart, Höhenlage etc. – angepasst sind. Andererseits brauchen Pflanzen ein aktives Bodenleben, einen hohen Humusgehalt und eine hohe Humusqualität der Böden und einen gut durchwurzelbaren Boden. Und schließlich ist die Fähigkeit der Pflanzen, die Hauptnährstoffe Kalium und Phosphor zu aktivieren, von ihrer Vitalität und damit von einer ausreichenden Stickstoffversorgung abhängig.
Ein aktives Bodenleben
Das Bodenleben braucht vor allem:
• einen gut strukturierten Boden, für diesen ist ein hoher Humusanteil, eine intensive Durchwurzelung und eine sorgsame Bodenbearbeitung wichtig
• einen nicht verdichteten Boden
• Boden, der auch ausreichend Wasser speichern kann (auch hier ist der hohe Humusanteil wichtig)
• möglichst ganzjährige Bodenbedeckung
• starke Durchwurzelung über vielfältige → Fruchtfolgen, gut entwickelte Kulturen und → Gründüngungen
Humusgehalt und Humusqualität
• Die Humusgehalte in Hausgärten liegen meist um die 4 %, ideal sind 6–10 %.
• Nicht ein bestimmter (absoluter) Prozentsatz ist der Maßstab für eine erfolgreiche Humuswirtschaft, sondern die Zunahme des Humusgehaltes.
• Humus erhöht das Wasser- und Nährstoffhaltevermögen und vermindert den Befall durch Krankheitserreger
Gründüngung Lupine
Ein gut durchwurzelbarer Boden
Ein Boden, den die Pflanzenwurzeln gut durchwurzeln können, ist die wichtigste Voraussetzung für dauerhaft gute Erträge. Bodenverdichtungen können im Bio-Garten nicht durch leichtlösliche Mineraldünger ausgeglichen werden, daher ist das Vermeiden von Bodenverdichtungen ganz zentral. Das bedeutet für uns Bio-GärtnerInnen, dass es besonders wichtig ist, wann und wie wir den Boden bearbeiten: Keinesfalls nasse Böden bearbeiten, sondern immer warten, bis die Böden gut abgetrocknet sind, ebenso keine Maschinen verwenden, die zwar die obersten Schichten lockern, aber den Boden darunter verdichten (Fräse, Pflug).
Düngen im Balkongarten
In geschlossen Gefäßen sind die beschriebenen Lebensprozesse, die im Mutterboden stattfinden, nicht möglich, Pflanzen sind auf die Beschaffenheit des Substrats und einer guten Nährstoff- und Wasserversorgung durch uns GärtnerInnen angewiesen. Viele Erden, die im Handel erhältlich sind, sind bereits aufgedüngt (die Anteile der einzelnen Nährstoffe sind auf den Säcken genau angegeben). BalkongärtnerInnen, die Mutterboden und Kompost zur Verfügung haben, können auch selbst Mischungen herstellen:
Gründüngung Buchweizen
• Mischung 1: 50 % gut ausgereifte, stabile Komposterde mit 30 % „ankompostierter“ Kokosfaser und/oder Rindenkompost und ca. 20 % Bims. Man kann auch etwas Muttererde beigeben.
• Mischung 2: 5 Teile Gartenerde, 2 Teile Kompost, 1 Teil Sand.
Die einzelnen Kulturarten benötigen unterschiedlich viel organischen Stickstoff-Dünger (Wie viel Dünger brauchen Pflanzen?). Wie lange die Düngewirkung anhält, hängt von der Struktur des Düngemittels ab: Hornspäne haben eine grobe Struktur, wirken langsam, aber über einen langen Zeitraum (16–24 Wochen). Sie sind günstig für Paradeiser oder Gurken. Hornflocken oder Horngriess haben eine mittlere Struktur und wirken über 10–16 Wochen. Hornmehl und Rhizinusschrot haben eine feine Struktur, wirken rasch und nur über 5–12 Wochen und können z.B. für Salate oder Fenchel verwendet werden. Weiters zur Düngung geeignet sind Regenwurmkompost und Biofert.
Wie Düngen ohne Mist und Kompost?
Gärtnerinnen und Gärtner, die einen Gemüsegarten neu anlegen, haben meist das Problem, dass sie weder Mist noch Kompost zur Verfügung haben. Zwei Dünger können wir hier empfehlen: Den Regenwurmkompost von Vermigrand (www.regenwurmfarm.at) und den Biologischen Dünger Biofert. Regenwurmkompost wird aus Luzernekompost, Pferdemist, Grüngut- und Strauchschnittkompost hergestellt und ist auch in kleinen Gebinden (15 Liter) erhältlich. Regenwurmkompost enthält nicht nur sofort wirksame Nährstoffe (bis zu 5 % Gesamtstickstoff und viele andere Haupt- und Spurenelemente), sondern auch lebendverbaute Krümelstruktur (Ton-Humus-Komplexe, wie sie für bereits belebte Böden typisch sind), eine große Menge und Vielfalt an Bodenleben, Huminsäuren und Enzyme. Darüber hinaus wirkt Regenwurmkompost auch pflanzenstärkend und beugt boden- und samenbürtigen Krankheiten vor. Regenwurmkompost hat eine 5-bis 7-fache Düngewirkung gegenüber Kompost.
Biofert ist ein biologischer Dünger, der sich ebenso sehr gut eignet. Biofert besteht zu 100 % aus rein pflanzlichen Inhaltsstoffen.
Bodenuntersuchungen
Eine Bodenuntersuchung in einem Labor muss im Hausgarten nicht regelmäßig gemacht werden. Allerdings ist sie