Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

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5–7 Blumenbeete 1–2 3–5 Rasen 1–2 3–5

       Jährliche Kompostgaben bei verschiedenen Kulturarten. Quelle: Arthur Schnitzer

       Stickstoff-Ansprüche

      • Schwachzehrer: Petersilie, Bohnen, Erbsen, Feldsalat, Radieschen, Kresse, Kräuter

      • Mittelzehrer: Schwarzwurzel, Spinat, Karotte, Erdäpfel, Kopfsalat, Rettich, Kohlrabi, Schnittlauch, Rote Rüben, Mangold, Fenchel, Knoblauch, Erdbeeren, Zwiebel

      • Starkzehrer: Endivien, Kohlarten, Sellerie, Paradeiser, Gurken, Zuckermais, Lauch, Rhabarber, Zucchini, Kürbis

      Von Februar bis April sind die Temperaturen im Boden noch zu gering, um eine genügend hohe Mineralisierung aus den Bodenvorräten zu ermöglichen. Frühgemüse mit einem höheren Nährstoffbedarf muss daher mit leicht zersetzbarer, organischer Substanz versorgt werden, um die Mineralisierung anzuregen. Im Hausgarten baut man allerdings um diese Zeit meist noch keine Starkzehrer an. Ab Mai, wo man dann Starkzehrer wie Paradeiser oder Kürbisse pflanzen kann, sind dann die Böden bereits ausreichend erwärmt, um über die Mineralisierung der Ernterückstände der früheren Gemüse, einer Gründüngung und aus der Mineralisierung des Humus den Pflanzen ausreichend Nährstoffe zur Verfügung zu stellen.

      Den Boden hacken

      Gärtnerinnen und Gärtner können die natürlichen Nährstoffquellen im Boden auch durch regelmäßiges Hacken aktivieren: In humusreichen Böden werden dabei vor allem in den Monaten Juni bis Oktober große Mengen an sofort pflanzenverfügbarem Stickstoff freigesetzt. Zusätzlich wird durch das Hacken auch Wasser besser im Boden gehalten. Hacken ist also Gießen und Düngen in einem Arbeitsgang.

      Kompost als Dünger

      Kompost ist für die meisten Gemüsegärtnerinnen und -gärtner ein leicht verfügbarer Dünger – weil man ihn einfach im Garten selbst gewinnen kann: Ernterückstände, Gemüseabfälle, Laub, Grasschnitt, (gehäckselter) Strauchschnitt … Diese organische Substanz wird durch die Rotteprozesse im Komposthaufen umgesetzt. Kompost dient sowohl zum Humusaufbau wie auch zur direkten Nährstoffversorgung der Pflanzen. Je nach dem Bedarf an Stickstoff werden die Pflanzen mit Kom post versorgt, siehe Tabelle S. 59. Eine sehr einfache Form der Kompostierung ist der Flächenkompost. Dieser dient zur Bodenpflege: Im Herbst Grünschnitt, Laub, unfertigen Kompost, auch Küchenabfälle über die Beete streuen (nur wenig, so wie der erste leichte Schnee) und eine halbe Spatentiefe einarbeiten. Gemüsebeete mit mehr als 4 % Humusgehalt benötigen im Frühjahr lediglich eine Startdüngung, Starkzehrer werden dann im Sommer nochmals mit Pflanzen-jauchen gedüngt. Die in der Tabelle auf S. 59 angegebenen Mengen beziehen sich jeweils auf die Kompostgaben im Frühjahr. Auf Böden, die regelmäßig mit Kompost oder Mist versorgt werden, treten kaum Probleme mit einem Mangel an Spurenelementen auf.

      Mist als Dünger

      Gut verrotteter Stallmist ist der beste Dünger für den Garten – er lockert den Boden und trägt zur Humusbildung bei. Diese Wirkung des Stallmistes hält für 3–5 Jahre an, wobei die Wirkung von Jahr zu Jahr nachlässt. Für viele Gärtnerinnen und Gärtner ist es nicht so leicht, an Mist zu kommen. Wer jedoch selbst Tiere hält oder Nachbarn hat, die vielleicht sogar froh sind, wenn sie etwas Mist abgeben können, für den sind folgende Hinweise aus Hampels „Gartenbuch für Jedermann“ aus dem Jahr 1902 zusammengestellt:

       „Von allen Dungarten ist der Stallmist für den Gemüsebau der wichtigste; er besteht aus einer Menge flüssiger und fester Ausscheidungen der Haustiere und ist nach der Tiergattung und der Art ihrer Ernährung in seinem Wert verschieden.

       Wenn man nun unter den verschiedenen Dungarten die Wahl hat, so wähle man Rindermist; derselbe ist fett und kühlend, er eignet sich für jeden Boden, vorzugsweise aber für leichten Sandboden. Am vorzüglichsten wirkt er, wenn man ihn im halbzersetzten Zustande anwendet. Ist man aber genötigt, denselben frisch zu verbrauchen, so ist es vorteilhaft, ihn schon im Herbst unterzugraben, damit er sich bis zum nächsten Frühjahr, ehe das Land bestellt wird, durch die Einflüsse der Witterung zersetzt.

       Der Pferdemist ist sehr hitzig und nicht für jede Kultur geeignet; sein Wert für den Gartenbau beruht hauptsächlich darin, dass er zur Erwärmung der Mistbeete dient und für dieselben unentbehrlich ist. Derselbe ist aber auch für den kalten, schweren Boden von großem Nutzen, indem er den Boden lockert und erwärmt. Am vorteilhaftesten ist seine Verwendung im zeitigen Frühjahr, für die Kultur der frühen Gemüse und zur Anzucht der Gemüsepflanzen, weil unter seiner Einwirkung selbst an kühlen Tagen die Vegetation nicht ins Stocken gerät und die Pflanzen in kalten Nächten weniger leiden.

       Der Schafmist ist ebenfalls warm und trocken; er lässt sich für den Gemüsebau nur im verrotteten Zustande verwenden und eignet sich am besten für Thon- und humusreiche Böden, weil er sich auf trockenem, sandigem Boden nur schwer auflöst und als trockene Masse im Erdreich bleibt, wo er den Wurzeln mehr schadet als nützt. – der Schafmist besitzt einen doppelt so hohen Stickstoffgehalt als der Rindermist und ist, wenn er richtig angewandt wird, von großer Wirkung. Von ähnlicher Beschaffenheit ist auch der Ziegenmist.

       Am wenigsten ist Schweinemist für den Gemüsebau geeignet, derselbe ist ein sehr wasserreicher und stickstoffarmer Dünger, dessen Wert von der verschiedenartigen Ernährung der Schweine abhängt. Er eignet sich am besten für warmen Sandboden, in welchem er von rascher, jedoch nur kurzer Wirkung ist.

       Der Geflügelmist ist für alle Kulturen sehr wertvoll und verdient aufs sorgfältigste gesammelt zu werden. Am besten ist der Taubenmist, welcher wenig Wasser enthält, dafür aber umso mehr Stickstoff und Phosphorsäure. Derselbe ist jedoch sehr scharf und darf weder frisch noch in großer Menge Verwendung finden. Er eignet sich sehr gut als Kopfdünger oder, wenn in Wasser aufgelöst, als Beigabe des Gießwassers. Seine Wirkung ist rasch und nachhaltig.“

Illustration

       Die abgeernteten Gemüsepflanzen kommen auf den Komposthaufen. Und ein Jahr später kommt der Kompost wieder auf die Beete.

      Pflanzen können Nährstoffe aktiv aus dem Boden lösen

      Pflanzen können über Wurzelausscheidungen oder durch Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen aktiv Nährstoffe aus den unlöslichen Bodenvorräten mobilisieren. Pflanzen bilden aus bis zu 19 % der Assimilate, die bei der Photosynthese entstehen, Wurzelausscheidungen (zum Vergleich: 53–79 % gehen in den Spross). An vielen Standorten können so Pflanzen ihren Bedarf an Nährstoffen selbst decken. Diese Erkenntnisse verdanken wir vor allem einem großartigen Wissenschafter, Edwin Scheller, der die Theorien der Pflanzenernährung auf den Kopf gestellt hat und nachgewiesen hat, dass unser vorherrschendes Verständnis der Pflanzendüngung auf vielen Missverständnissen beruht – nämlich, dass Pflanzen mit Düngemittel „gefüttert“ werden müssen. Der Pflanzenernährungsforscher Edwin Scheller verstarb vor wenigen Jahren, hoch anerkannt in der Praxis und Forschung des ökologischen Landbaus, darüber hinaus jedoch relativ unbekannt. Edwin Scheller wies nach, dass der gegenwärtige Düngungsbegriff der Pflanzenernährungslehre auf einem großen Missverständnis beruht: der Mineralstofftheorie Liebigs, einer Theorie, die mittlerweile über 150 Jahre alt ist, aber nach wie vor das gängige Verständnis von Düngung prägt: Sie geht davon aus, dass Pflanzen zum Wachstum und zur Entwicklung essentielle Nährelemente wie Stickstoff, Phosphor und Kalium über die Wurzeln


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