Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

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die nicht verschlämmt. Ist der pH-Wert zu niedrig, kann keine gute Bodenstruktur entstehen. Die meisten Pflanzen bevorzugen einen schwach sauren Boden (pH-Wert zwischen 6 und 7). Der ideale pH-Wert beträgt bei schweren Böden 6,5– 7, bei mittelschweren Böden 6 und bei leichten Sandböden 5,5.

      Den pH-Wert kann man mit etwas Sorgfalt relativ einfach auch selbst bestimmen: Im Fachhandel sind dazu einfache Test-Sets erhältlich (diese bestehen aus so genannten Calcitest-Tabletten, einfachen Glasröhrchen und destilliertem Wasser).

      Zusammensetzung des Bodens

      Nicht nur die Größe der Gesteinspartikel charakterisiert den Boden. Ein guter Gartenboden besteht zur Hälfte aus Luft und Wasser. Die andere Hälfte des Bodenvolumens besteht zu 95 % aus mineralischer Substanz und idealerweise zu mindestens 5 % aus organischer Substanz. Diese organische Substanz besteht wiederum zu 85 % aus Humus, zu 10 % aus Pflanzenwurzeln und zu 5 % aus verschiedenen Organismen. Und der Großteil der Bodenorganismen sind kleinste Lebewesen, die nur unter dem Mikroskop sichtbar werden: 80 % machen Pilze, Algen, Bakterien und Aktinomyzeten aus. 12 % sind Regenwürmer und 8 % weitere Bodentiere (siehe nebenstehende Darstellung).

      Der geringere Anteil an festen Bestandteilen ist die organische Substanz. In diesem Beispiel des Wiesenbodens liegt der Anteil bei 5 %. Doch diese relativ kleine Menge verändert den Boden entscheidend. Auch eine gute Gartenerde sollte mindestens 5 % organische Masse enthalten. Im Idealfall ist der Anteil 6–10 %. Wichtig ist aber jedenfalls, dass der Anteil von Jahr zu Jahr zunimmt. Den Großteil der organischen Substanz macht der Humusgehalt aus. Dieser ist entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit. Humus nimmt Feuchtigkeit wie ein Schwamm auf und gibt sie langsam an die Pflanzen wieder ab und wirkt auch Auswaschungen und Erosion entgegen. Böden mit einem hohen Humusgehalt sind dunkel gefärbt, erwärmen sich dadurch rascher und können im Frühjahr zeitiger bearbeitet werden. Der Humusanteil wird durch konsequentes biologisches Gärtnern von Jahr zu Jahr gesteigert: durch Gründüngung, Einbringen von Kompost und Mulchen.

      Im bereits angesprochenen DOK-Versuch zeigte sich, dass die Biomasse und Anzahl der Regenwürmer in den ökologischen Parzellen 1,3- bis 3,2-mal höher waren als in den konventionellen Parzellen.

      Humusreiche Böden speichern mehr und länger Wasser, was insbesondere bei längeren Trockenheiten im Sommer höhere Erträge ermöglicht. Daher enthalten biologisch bewirtschaftete Böden erwiesenermaßen in den obersten 15 cm wesentlich mehr Wasser und Pflanzen können daher wesentlich besser gedeihen. Dies konnte im Hitzesommer 2003 europaweit beobachtet werden.

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       „Der liebe Gott weiß, wie man fruchtbare Erde macht, und er hat sein Geheimnis den Regenwürmern anvertraut.“, meinte ein Sprichwort aus Frankreich.

      Helferleins im Boden – Regenwürmer und andere Bodentiere

      Regenwürmer sind die bekanntesten Bodentiere, doch neben ihnen keucht und fleucht unzähliges größeres, aber auch kleineres Getier: Milben, Asseln, Springschwänze, Larven, Käfer, Algen, Pilze und Bakterien. Diese Organismen sind im Dunkel der Erde ununterbrochen tätig und vollbringen einen Verdauungsprozess, der Rotte genannt wird. Feuchte Pflanzenteile werden von Insekten und anderen kleinen Tierchen zerkleinert und von Bakterien, Pilzen sowie anderen Mikroorganismen bis in ihre kleinsten Bestandteile zersetzt. So regeln kleinste Mikroorganismen die vielfältigen Nährstoffumsetzungsprozesse im Boden. Prozesse, die im Übrigen noch lange nicht bis ins kleinste Detail untersucht sind. Viel zu wenig hat sich die Agrarforschung in den letzten Jahrzehnten mit dem Biotop Boden auseinandergesetzt. Jedes Bodentierchen ist auf eine ganz bestimmte Aufgabe spezialisiert und nur unter ganz bestimmten Lebensbedingungen lebensfähig (pH-Wert, Feuchtigkeit, Nährstoffe, Luft etc.). Ändern sich diese Lebensbedingungen, stirbt der Mikroorganismus ab und wird selbst wiederum Nahrung für andere.

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       Neubildung von Ton-Humus-Komplexen

       Ein paar Regenwurm-Hardfacts:

      • in einem 10 m2 großen, belebten Beet leben ca. 3 kg Regenwürmer; sie produzieren Wurmkot, in dem alle wichtigen Düngerstoffe enthalten sind

      • Würmer arbeiten innerhalb von 10 Jahren die Erde bis zu 1 m tief um

      • ein Regenwurm produziert pro Tag Kot in der Menge seines halben Körpergewichts

      • ein Wurm hat im Jahr bis zu 500 Nachkommen

      • Regenwürmer machen eine kurze Sommerund Winterruhe

      • Regenwürmer ernähren sich ausschließlich von abgestorbenen Pflanzenteilen

      Entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit ist die Bildung von so genannten „Ton-Humus-Komplexen“ (→ Zeichnung). Diese entstehen hauptsächlich durch Vermischung und Verknetung im Darm des Regenwurms. Regenwürmer verarbeiten Bodenteilchen mit ihrer Pflanzennahrung zu den Ton-Humus-Komplexen. Tonminerale entstehen durch Verwitterung aus dem Gestein, Humusstoffe durch Verrottung aus Pflanzen, gemeinsam bilden sie dann Ton-Humus-Komplexe, an denen sich gelöste Salze anlagern können. Diese Ton-Humus-Komplexe werden dann durch Bakterien weiter zu Bodenkrümel verbaut. Bakterien verkleben sie mit den von ihnen abgesonderten Schleimstoffen zu festen Teilchen. Auch Pilzhyphen oder feine Haarwurzeln bilden Bodenkrümel. Diese Vorgänge werden auch als „Lebendverbauung“ bezeichnet. Die Oberfläche eines solchen Bodenkrümels überzieht ein dünner Wasserfilm, so wie das Meer unsere Erde. Die Krümelbildung führt letztlich zu einem stabilen Bodengefüge. Ein Boden mit einer guten „Bodengare“ hat ein gutes Wasserspeichervermögen, erwärmt sich optimal und ist gut durchlüftet. Diese Bodenkrümel haben ein gutes Verhältnis von Grobporen, die Luft und Wasser führen, und Mittelporen, die Wasser führen (→ Zeichnung).

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      Schematischer Krümelaufbau: Bodenkrümel haben ein günstiges Verhältnis von Feinporen (in die Wasser fest eingebunden ist), Mittelporen (wasserführend) und Grobporen, die Luft und Wasser führen können.

      Was ist Humus?

      Humus besteht aus organischer Substanz. Mit freiem Auge erkennbare Teile sind Streu, Anteile, die nur unter dem Mikroskop erkennbar sind, Huminstoffe. Diese bestehen zu einem hohen Anteil aus Aminosäuren, den Bausteinen des Eiweißes, Aminozuckern und Zuckern. In den oberen 20 cm Ackerboden haben wir bei 2 % Humus ca. 15.000–20.000 kg Eiweißtrockenmasse. Um Humus aufzubauen, müssen deshalb große Mengen an Aminosäuren und Aminozuckern in den Boden eingespeichert werden. Besonders eiweißreich sind die Wurzeln der Feldfutterleguminosen. Sie enthalten 4- bis 7-mal mehr Eiweiß als Getreide- und Gräserwurzeln, zudem haben sie eine wesentlich größere Wurzelmasse. Ein Mist, der besonders viele wertvolle Humusbausteine liefert, ist Rindermist. Er gilt daher als wertvollster Dünger unter den verschiedenen Mistarten (zur Wirkung der einzelnen Mistarten → Mist als Dünger). Gleichzeitig fördert Rindermist den Aufbau von Makroaggregaten, das sind die stabilen Bodenkrümel, in denen das pflanzenverfügbare Wasser gespeichert wird. In diesen Makroaggregaten findet ein vorwiegender Aufbaustoffwechsel statt, das heißt, es wird mehr von der zugeführten Pflanzensubstanz eingebaut und weniger veratmet. In den Mikroaggregaten, die besonders durch den Mineraldünger gefördert werden, ist es umgekehrt. Rindermist verändert den Bodenstoffwechsel in Richtung Aufbau, fördert den Humusaufbau, die Enzymaktivitäten, die Bildung stabiler Bodenkrümel und fördert damit die Wasserspeicherkapazität der Böden.

      Ist mein Gartenboden fruchtbar?

      Diese Frage lässt sich


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