Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

Handbuch Bio-Gemüse - Verein Arche Noah


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Zum Ausbringen 1:5 verdünnen. Pflanzentees werden entweder mit einer Rückenspritze oder in kleineren Gärten mit Spritzflaschen auf die Pflanzen aufgesprüht.

       Beispiele für Tees und Einsatzmöglichkeiten

      (ausführliche Rezepte siehe Schnitzer 2006)

      • Kamille: Grauschimmel bei Erdbeeren, als Saatgutbeize

      • Rainfarn/Ackerschachtelhalm: Feuerwanzen

      • Baldrian: Blattdüngung für blüten- und fruchtbringende Gemüse, Blumen und Beeren

      Rund um die Gemüsebeete

      Ein guter Platz für einen Gemüsegarten ist umgeben von einem belebten Garten, aus dem rasch Nützlinge einwandern können, sobald Schadinsekten an den Gemüsepflanzen nagen. Hier kann eine Hecke gute Dienste leisten. Für viele Nützlinge ist sie Brut- und Nistplatz, aber auch Nahrungsquelle und Schutz vor Feinden. Und: Sie bremst den Wind und schafft ein günstigeres Kleinklima. Ebenso günstig sind Staudenbeete rund um den Gemüsegarten mit vielen blühenden Pflanzen. Besonders viele Nützlinge ziehen Korbblütler, Lippenblütler und Doldenblütler an (z.B. Kugeldistel, Astern, Ysop, Salbei, Rosmarin, Gewürzfenchel). Ein blühender Garten ist auch wichtig, um Insekten anzuziehen, die die Pflanzen bestäuben können – viele Fruchtgemüse bilden keine schönen Früchte, wenn sie nicht gut bestäubt sind.

      Weiterführende Literatur:

      • Velimirov, Alberta/Werner Müller 2003: Die Qualität biologisch erzeugter Lebensmittel. Ergebnisse einer umfassenden Literaturrecherche, Wien (www.ernte.at)

      • Fortmann, Manfred 2007: Das große Buch der Nützlinge, Stuttgart

      • Schnitzer, Arthur 2006: Gärtnern ohne Gift. Ein praktischer Ratgeber, Wien

      • Natur im Garten 2000: Grundlagen naturnahen Gärtnerns. Teil 1: Gemüsebau im Hausgarten, St. Pölten (www.naturimgarten.at)

      • FIBL 2000: Bio fördert Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt. Erkenntnisse aus 21 Jahren DOK-Versuch, Frick (www.fibl.at)

      Mit diesem Buch möchten wir einen Einblick in die Vielfalt samenfester Sorten bieten. Für viele Nicht-GärtnerInnen stellt sich an dieser Stelle vielleicht die Frage, was samenfeste Sorten sind. Kurz gesagt ist es jene Form der Pflanzenzüchtung, welche die Vielfalt der Kulturpflanzen hervorgebracht hat. Die ermöglicht hat, dass Samen mit Menschen wandern und sich an neue Orte anpassen. Jene Form der Züchtung, die Kulturpflanzen wandel- und veränderbar hält. Denn samenfeste Sorten geben ihre Eigenschaften in einem kontinuierlichen Erbstrom an ihre Nachkommen weiter. Die Pflanzen, die wir aus samenfesten Samenkörnen ziehen, ähneln jenen Pflanzen, an denen die Samen gereift sind, den Mutterpflanzen. Doch genetisch sind sie nicht 100 % ident mit ihren Mutterpflanzen, stets bleiben samenfeste Sorten leicht variabel. Stets setzen sich jene Pflanzen aus einem Bestand durch, die unter den Umwelt- und Kulturbedingungen am besten gedeihen. Das können in einem Jahr jene Pflanzen sein, die mit der herrschenden Frühjahrstrockenheit am besten zurechtgekommen sind. Im nächsten Jahr jene, die sich gut gegen die Pilzkrankheit zur Wehr setzen konnten, welche sich im feuchten Sommer ausgebreitet hatte. Und in einem dritten Jahr jene Pflanzen, deren Früchte zur Abreife gelangten, obwohl die ersten Fröste im Herbst besonders früh eingebrochen waren. Solchermaßen kommuniziert eine Sorte mit der sie umgebenden Welt oder umgekehrt die Umwelt mit der Sorte. Dazu zählen auch die vom Menschen geschaffenen Kulturbedingungen – ob und in welcher Form Äcker oder Beete mit Düngemittel versorgt sind, wie belebt die Böden sind, in welcher Form bewässert wird. Solchermaßen können auch wir Gärtnerinnen und Gärtner mit samenfesten Sorten kommunizieren und sie an unsere Geschmäcker und Ansprüche anpassen, jene Formen anbauen, welche die für uns günstigsten Nutzungseigenschaften haben. Und während der eine gerne säuerliche Paradeiser isst, bevorzugt die andere milde Früchte mit wenig Säure. Während die eine feste, knackige Salatblätter schätzt, mag der andere ausschließlich buttrig weiche Blätter. Auch diese unterschiedlichen Geschmäcker sind Quellen der Vielfalt – sowohl individuelle Vorlieben, wie auch jene, die gemeinschaftlich geprägt sind. So sind auch die kulturellen und sozialen Aneignungsprozesse spannend und vielfältig. Viele Kulturpflanzen wurden zu „typischen“ oder „traditionellen“ Ingredienzien von Nationalspeisen und lokal typischen Gerichten – sei es der steirische Ölkürbis oder die Erdäpfel, die in den vergangenen 200–300 Jahren großflächig Einzug gehalten haben. Und was wäre die italienische Küche ohne Saucenparadeiser, die sich so gut zu Sugos einkochen lassen?

      Auch gegenwärtig gibt es immer wieder Pflanzen, die neu in unsere Gärten gelangen. Einige Beispiele: Seit wenigen Jahren wird Kiwi in Österreich erwerbsmäßig angebaut – und seit langem schon in Hausgärten. Auch die Gruppe der Asia-Salate (Pak Choi, Senfkohl, Mizuna und andere, die wir in diesem Buch beschreiben) ist relativ neu bei uns. Der Chinakohl, auch ein Asia-Salat, wird hingegen durch den Jahrzehnte langen Anbau in der Steiermark schon als „heimisches“ Gemüse empfunden. Migrantinnen und Migranten brachten und bringen Kulturpflanzen und -sorten aus aller Welt zu uns mit. Durch Gastarbeiter aus Bulgarien kam übrigens auch der Paprika ins Burgenland und die Expertise der bulgarischen Gärtner im Gemüsebau wurde von den österreichischen Erwerbs-Gemüsebauern lange Zeit hoch geschätzt. Der Gemüsebau im Seewinkel, eines der in Österreich gegenwärtig bedeutendsten Gemüseanbaugebiete, geht maßgeblich auf bulgarische Gärtner zurück, die sich ab den 1950er Jahren in der Region ansiedelten.

      Ein Beispiel gärtnerischer Vielfalt

      Ein Beispiel, das die Zunahme der Formenvielfalt durch gärtnerische Pflanzenzüchtung eindrucksvoll vor Augen führt, ist die Kohlart Brassica oleracea: Weißkraut, Rotkraut, Kohlrabi, Brokkoli, Karfiol, Kohlsprossen und Grünkohl gehören alle zur selben botanischen Art. Durch die unterschiedliche Nutzung und Auslese verschiedener Teile der Pflanze – Blatt, Stamm, Knospenanlage – entstanden diese verschiedenen Gemüse zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten, stets im Kontext einer bäuerlichen/gärtnerischen Kulturpflanzenzüchtung. Die Formen mit losem Blattwerk zählen zu den ältesten Kulturformen – Formen wie der Palmkohl waren bereits römischen Gärtnern und Gärtnerinnen bekannt. Die typischen Kopfkohlformen entstanden im frühen Mittelalter in Mitteleuropa, Kohlrabi ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt, Karfiol erst seit Beginn der Neuzeit und Kohlsprossen sind die jüngste Kinder der Brassica-oleracea-Gruppe und kamen erst im Jahr 1785 in Belgien erstmals auf den Markt.

Illustration

       Paradeiser zeigen eindrücklich, was Vielfalt heißen kann.

      Anbauen und Züchten

      In dieser bäuerlichen und gärtnerischen Pflanzenzüchtung sind Züchten und Anbauen nicht zwei voneinander getrennte Tätigkeiten, sie sind eng miteinander verzahnt und beeinflussen sich wechselseitig: In diesem Verständnis züchtet jeder Mensch, der Pflanzen kultiviert und ihre Früchte und Samen erntet. Das Selbstverständnis, dass Bäuerinnen und Bauern Kulturpflanzen züchten, findet sich in vielen Dialekten und bäuerlichen Alltagssprachen wieder – z.B. in Südtirol im Wort „Zîgeln“. Der Hinweis: „Sie züchtet in ihrem Garten Zucchini“, meint nicht, dass eine Gärtnerin professionelle Pflanzenzüchterin ist, sondern dass sie in ihrem Garten Zucchini anbaut. In einem Zeitraum von etwa 30 Jahren kann sich eine Sorte an einem neuen Standort soweit verändert haben, dass eine „neue“ Lokalsorte entstanden ist. Doch auch in viel kürzeren Zeiträumen können Züchterinnen und Züchter Sorten durch starke Auslese verändern und neue Eigenschaften ausprägen. Ein bedeutender Aspekt der bäuerlichen Pflanzenzüchtung ist, dass Pflanzen, wenn sie an einem Standort angebaut


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