Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah
Gewächshaus oder auf der Fensterbank vorgezogen, sie brauchen viel Licht, anfangs gut feucht halten. Die Knollen 2–5 cm tief setzen (größere Knollen tiefer, kleinere flacher). Die Pflanzen sind sehr frostempfindlich und gedeihen am besten bei mittleren Temperaturen (15–25°C), allzu große Sommerhitze behagt den Pflanzen nicht. Sie gedeihen auch im Halbschatten und benötigen nicht viel Wasser. Nach dem letzten Risiko von Spätfrösten auspflanzen. Die Pflanzen werden nicht groß, eine Pflanze benötigt 20–40 cm Platz. Die Pflanzen werden bis zu 30 cm hoch und können wie Erdäpfel etwas gehäufelt werden. Ullucus wächst beständig über den Sommer, die Knollenbildung setzt allerdings erst ein, wenn die Tage kürzer als 12 Stunden werden, also erst im Herbst. Auch aus den Blattachseln wachsen feine Sprosse in die Erde, wo sie Knollen bilden. Diese etwas anhäufeln, da die Knollen, dort wo sie dem Licht ausgesetzt sind, grün werden (allerdings bilden sie kein Solanin wie Erdäpfel). Die Pflanzen so lange wie möglich frostfrei (Vlies) halten, die Knollen erreichen ihre volle Größe erst ab November. Ullucus kann auch in größeren Töpfen gezogen werden und können so vor den ersten Frösten in Sicherheit gebracht werden. Die Knollen werden maximal 8 cm groß und werden wie Erdäpfel zubereitet: gekocht, gebacken oder püriert.
Blühender Fenchel im Arche Noah Schaugarten
Karotte, Möhre
(Daucus carota subsp. sativus)
Das Farbspektrum der Karotte: weiß, gelb, orange, rot und violett
Die Karotte ist das meist gegessene Wurzelgemüse. Diesen Status macht ihr nicht so schnell ein anderes Gemüse streitbar. Die Wurzeln sind vielseitig zu verwenden und auf vielen Standorten zu kultivieren. Doch in vielen Hausgärten gelten sie als Problemkinder und wollen nicht so recht gedeihen. Meist liegt dies daran, dass der Gartenboden für Karotten zu stark gedüngt ist oder keine ausreichende Fruchtfolge eingehalten wird. Karotten vertragen keine hohe (Dünger-) Salzkonzentration im Boden, da sie dann nur kleine, mickrige Würzelchen ausbilden.
> Aussaat Ende Jänner bis Mitte Juni (sortenspezifisch)
> Ernte Mai bis Oktober (abhängig von Sorte und Aussaatzeitpunkt)
> Auf Beete säen, auf denen in den letzten 4 Jahren keine Doldenblütler angebaut wurden
> Mäßig und nur mit reifem Kompost versorgen
> Saatgut 2–3 Jahre keimfähig
Anbau
Karotten gedeihen auf sandig-lehmigen, tiefgründigen, lockeren und steinfreien Böden besonders gut. Ungünstig sind Böden, die zur Verschlämmung neigen. Auf Standorten mit sehr schweren Böden bewährt sich der Anbau auf Dammkulturen → Dammkultur.
Früh- und Sommerkarotten für erste Ernten so früh wie möglich aussäen (sobald der Boden abgetrocknet ist). Lagerkarotten werden (abhängig von ihrer Reifedauer Mitte Mai bis Anfang Juli gesät). Aussaat in Reihen, Reihenabstand je nach Sorte zwischen 30 cm (Frühkarotten) und 45 cm (Spätkarotten). Saattiefe 1–2,5 cm. Da Karotten oft sehr lange brauchen, bis sie auflaufen, kann das Saatgut mit Radieschen gemischt werden, die rasch auflaufen und die Saatreihen markieren. Durch das Ernten der Radieschen lichtet man dann automatisch die Karotten aus.
Temperaturansprüche
Als Kulturart mit europäischen Wurzeln sind Karotten dem gemäßigten Klima sehr gut angepasst. Vor allem Lagerkarotten gedeihen in kühleren Regionen (z.B. Mittelgebirgslagen) mit ausreichenden Niederschlägen besonders gut.
Düngung
Eine gute Nährstoffversorgung (reifer Kompost) erhöht den Ertrag. Keinesfalls frischen Mist geben, er zieht Schädlinge wie die Karottenfliege magisch an. Böden, die sehr stark gedüngt sind, haben eine hohe Salzkonzentration. Starkzehrer wie z.B. Paradeiser oder Gurken können diese verwerten. Für die zarten Würzelchen der Karotte ist diese Salzkonzentration aber Gift – sie verätzt die Wurzeln und sie können sich nicht gut entwickeln. Gewissheit schafft eine Bodenanalyse. In kleinen Gärten, in denen keine ausreichende Ausweichmöglichkeit gegeben ist, hat es sich bewährt, Ackererde in das Gartenbeet einzuarbeiten und so die Gartenerde abzumagern.
Wasserbedarf
Wenn der Boden bei der Aussaat keine Winterfeuchtigkeit mehr gespeichert hat (was in Jahren mit geringen Winterniederschlägen der Fall war), muss die Aussaat bis zur Keimung durch Gießen feucht gehalten werden. Nur sehr vorsichtig und mit einem feinen Strahl gießen! Karotten haben zwar einen durchschnittlichen Wasserbedarf, gedeihen aber in Sommern mit regelmäßigen Niederschlägen besonders gut. Bei Trockenperioden von mehreren Wochen jedenfalls bewässern. Frühkarotten müssen auf leichten Böden bewässert werden (Juni/Juli). Karotten, die im Herbst geerntet werden, haben ihren Hauptwasserbedarf von Mitte Juli bis Mitte September.
Pflege
Karotten brauchen, um sich gut entwickeln zu können, einen ausreichenden Standraum (→ Zeichnung). Dazu müssen sie ausgedünnt werden (von Hand sät man eigentlich immer zu dicht), zweitens ist so bald wie möglich und bis zum Bestandschluss ein sorgfältiges Unkrautjäten notwendig zwischen den Reihen mit einer Haue oder Pendelhacke. In der Reihe kann dies bei einem hohen Unkrautdruck recht zeitintensiv sein. Karotten keimen grundsätzlich schon bei niedrigen Temperaturen (früher als z.B. Melde- oder Franzosenkraut), doch überholen die Unkräuter die anfangs sehr zarten Karottenpflänzchen recht rasch.
Da Karotten besonders empfindlich auf Verdichtungen reagieren (nämlich mit Wachstumsstörungen), den Boden nach Starkregen gut lockern oder noch besser: mulchen.
Karotten brauchen, um sich gut entwickeln zu können, ausreichend Standraum.
Radieschen markieren die Karottensaat.
Tipps aus dem Bio-Erwerbsgemüsebau
Eine neu erprobte Methode, um die Saatreihen der Karotten unkrautfrei zu halten, ist das Aufbringen einer dünnen (Unkraut-samenfreien) Kompostschicht. Bei Karotten bewirkt eine 2 cm dicke Kompostauflage in der Saatreihe eine Unkrautverminderung um 85 %. Auch bei Zwiebeln konnte man in ersten Versuchen den Unkrautdruck um 80 % reduzieren. Allerdings darf nur voll ausgereifter, fein strukturierter Kompost aufgebracht werden und die Auflage darf nicht zu dicht aufgetragen werden, 2 cm sind optimal. Auch nach dem Auflaufen der Samen bringt diese dünne Kompostschicht Vorteile: Sie setzt die Verkrustung des Bodens herab. (Quelle: Gemüse Infofax 08/08 Bio-Ernte Austria)
Tipps von Arche Noah GärtnerInnen
Claudia Kaufmann, Arche Noah Mitglied und derzeit Balkongärtnerin, Bregenz: „Ich habe heuer Karotten in Töpfen angebaut, es hat eigentlich sehr gut funktioniert. Die Erde in den Töpfen war etwa 20 cm hoch. Ich habe das Gefühl, dass der Topf höher sein sollte, weil die Karotte kürzer wie üblich war. Also höhere Töpfe, dann klappt es super. Die Sorte war ‚Nantais 2‘, ich habe einfach eine Pflanzerde aus dem Gartenmarkt genommen und dann selbst zu Hause noch etwas Kompost dazu gemischt. Gesät habe ich Anfang Mai, geerntet habe ich etwa 3 Monate später.“
Fruchtfolge