Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

Handbuch Bio-Gemüse - Verein Arche Noah


Скачать книгу

      Düngung

      Pastinaken zählen zu den Mittelzehrern, sie wachsen langsam und stetig – von März bis in den Oktober. Bei Gartenböden mit einem hohen Humusgehalt und bei passender Vorkultur benötigen sie keine extra Düngung. Sonst sind sie dankbar, wenn vor der Aussaat reifer Kompost oder abgelegener Mist ins Beet eingearbeitet wird. Frischer Mist darf keinesfalls gedüngt werden (zieht Karottenfliege magisch an!). Eine Zusatzdüngung während der Kulturphase bringt kaum Mehrerträge; im Gegenteil: auf Beeten mit zu üppiger Nährstoffversorgung entwickeln die Pflanze eine große Blattmasse, während die Wurzeln verkümmern.

      Wasserbedarf

      Um zu keimen benötigen Pastinaken eine gute Bodenfeuchtigkeit. Wenn diese nicht ausreicht, ist eine kontinuierliche (und vorsichtige) Bewässerung in der Keimphase notwendig. Danach wieder in der Hauptwachstumsphase (Juli – Oktober). Bei nicht ausreichenden Niederschlägen (ca. 20 mm/Monat) erhöht eine Zusatzberegnung den Ertrag.

      Pflege

      Sobald als möglich auf 5–10 cm ausdünnen (für den Frischverzehr können die Pflanzen enger stehen, für die Einlagerung weiter). Zwei bis vier Wochen nach der Aussaat ist eine erste – vorsichtige – Unkrautregulierung zwischen den Reihen möglich; in der Reihe erst, wenn die Pflanzen 1–2 Laubblätter zeigen. Nach Bodenverdichtungen die Beete immer wieder lockern, damit genügend Luftsauerstoff an die Wurzeln kommt und die Wurzeln gut wachsen können (verdichtete Böden sind die Hauptursache für kurzes und schlecht entwickeltes Wurzelgemüse). Sonst brauchen die Pflanzen bis zur Ernte kaum Aufmerksamkeit.

      Fruchtfolge & Mischkultur

      Eine ideale Vorkultur ist Gründüngung (z.B. Kleegras). Ebenso ideal ist ein Anbau nach einem Starkzehrer, der mit organischem Dünger versorgt wurde und einen möglichst unkrautfreien und tief gelockerten Boden hinterlässt: Kohlgemüse, Paradeiser.

      Schlechte Vorfrüchte sind alle anderen Doldenblütler.

      Pflanzengesundheit

      Grundsätzlich ist die Pastinake eine gesunde und robuste Kulturpflanze, die praktisch von keinen Krankheiten oder Schädlingen befallen wird. Selten werden Pastinaken von Karottenfliegen geschädigt (→ Karotte), nach Wiesenumbrüchen auch von Drahtwürmern. Eine Ausnahme sind feucht-kühle Lagen. Hier können Nassfäulen auftreten. Vorbeugend ist eine Dammkultur (→ Karotte) empfehlenswert, um Pilzerkrankungen vorzubeugen. Bei Niederschlägen kann das Wasser so leichter abfließen. Selten können auch Viruserkrankungen auftreten.

      Im Lager kann der Becherpilz (Sclerotinia sclerotiorum) auftreten, der sich durch ein dichtes, watteartiges Mycel an den Wurzeln und schwarzen Tupfen (den Sklerotien) bemerkbar macht. Eine Kopffäule verursacht der Pilz Phoma complanata. Vorbeugung: Pastinake bei Temperaturen von 0–1°C einlagern; im Lager regelmäßig kontrollieren und befallene Wurzeln entfernen.

      Pastinake als Balkongemüse

      Wir haben es noch nicht probiert, aber die englische Saatgutfirma Thompson & Morgan, die üblicherweise zuverlässige Angaben liefert, gibt an, dass sich einige Sorten der Pastinake auch für die Aussaat im Container auf dem Balkon eignen. Z.B. die Sorte ‚Arrow‘. Die Gefäße müssen mindestens 37 cm tief sein. Die Pastinaken werden dann bereits als „Baby-Wurzeln“ geerntet.

      Ernte und Lagerung

      März-Aussaaten sind ab Anfang September, spätere Aussaaten ab Oktober erntereif. Haltbarkeit der frischen Pastinaken → Karotte. Solange das Erdreich nicht gefroren ist, können die Wurzeln geerntet werden. Die Wurzeln sind frosthart, durch Frosteinwirkung werden die Wurzeln milder und geschmackvoller. Doch ist bei der Überwinterung im Freiland mit Ausfällen durch Fäulnis, Wühlmäuse oder Wild zu rechnen. Wer seine Ernte vor diesen gefräßigen Kostgehern schützen will, lagert die Wurzeln am besten ungewaschen bei niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit (95 %) ein; das Laub vorher entfernen. Gut geht auch ein Einschlag im Erdkeller oder einer Erdmiete (auch hier Vorsicht vor Mäusen). So sind die Wurzeln 2–6 Monate lagerfähig.

      Sortenvielfalt

      Je breiter die Rüben sind, umso weicher wird das Gewebe. Weiters unterscheiden sich die Sorten in der Fleischfarbe: Von weiß bis creme- oder butterfarben und selten auch bräunlich. Nach 1928 gab es in Deutschland sechs verschiedene Sorten, von denen einige für Speisezwecke, andere als Mastfutter (!) angebaut wurden. In seinem Standard-Werk zu Anbau und Vermehrung von Gemüse unterscheidet Becker-Dillingen (1938) fünf Typen: lang und weiß (bis 40 cm), lang und am Hals verdickt (ca. 40 cm lang, am Hals 6–8 cm dick; vertiefter Blattansatz), halblang und reich beblättert, halblang, kurzlaubig und frühreif (bis 15 cm lang), rund (8–10 cm lang und 12–15 cm breit) für schwere Böden.

      Es gibt natürlich auch Übergangsformen der oben erwähnten Einteilung, allerdings scheinen die runden Formen verloren gegangen zu sein. Die Sorte, die das Arche Noah Archiv als ‚Runde‘ führt, hat sich auch im mehrmaligen Anbau als längliche Form erwiesen. Auf flachgründigen Böden (oder Böden, die nur oberflächlich bearbeitet sind) wachsen die Wurzeln aber generell kurz und breit und meist nicht sehr einheitlich.

      Sortenbeschreibungen

      • Arrow‘ (TM): schlanke, bajonettförmige Wurzeln, fast kernlos, zart und süß im Geschmack, benötigt weniger Platz als andere Sorten, auch als Kübelkultur, auf 8 cm ausdünnen.

      • ‚Avonresister‘: verkehrt eiförmige Sorte, cremefarben, benötigt weniger Platz als andere Sorten, ausdünnen auf ca. 8 cm.

      • ‚White King‘ (DF): halblanger Typ, große, kreiselförmige, stumpfe, cremeweiße Wurzeln, keine ausgeprägte Süße.

      • ‚Halblange Weiße‘ (RS, BI): keilförmige, dicke, cremefarbene Wurzeln, keine ausgeprägte Süße, sehr ertragreich.

      • ‚White Gem‘ (RS): halblanger Typ, keilförmig und breitschultrig, süße, zarte weiße Wurzeln, eignet sich für alle Böden – kann auch gut auf schwereren Böden angebaut werden.

      • ‚Tender & True‘ (DB)*: alte englische Sorte (bereits 1897 erwähnt), halblanger Typ mit sehr feinem Geschmack, feine Wurzeln mit kleinem Herzanteil, breit verkehrt Wurzeln bis 24 cm lang, 7 cm Schulterbreite. Gut geeignet für sandige, aber auch für schwere Böden.

      • ‚Dlouhý Bílý‘/ ‚Lange Weiße‘ (AN): alte tschechische Sorte, Wurzeln weiß und mittellang bis lang.

      • ‚Hollow Crown‘ (AN)*: lange Wurzeln, weißes, zartes Fleisch.

      • ‚Aromata‘ (BI)*: neue Sorte aus biologischer Züchtung (von Bernd Horneburg). Aromata wurde durch intensive Geschmacksauslese aus einer Genbank-Herkunft entwickelt. Lange schlanke, butterfarbene Wurzeln. Aussaat März bis Juni, besondere Süße und ausgeprägtes Aroma, auch hervorragend für Rohkost.

Illustration

       Form der Rüben, die unterschieden werden:

       a) schmal verkehrt dreieckig (z.B. Sorte ‚Arrow‘)

       b) verkehrt dreieckig (z.B. Sorte ‚Guernsey’)

       c) breit verkehrt dreieckig (z.B. Sorte ‚Tender & True‘)

      


Скачать книгу