Heilende Metalle - eBook. Olaf Rippe

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aber auch noch potenziert und sind daher ungiftig. Monografien im HAB gibt es heute nur noch zu Aurum colloidale und Argentum colloidale. In den alten Arzneimittellehren von Mezger und Boericke29 finden sich aber noch viel mehr Metalle in kolloidaler Form. Plumbum colloidale ist bei Arcana noch erhältlich.

      Ein weiterer mineralischer Bestandteil, den beispielsweise die Soluna im Solnat Nr. 5 Cordiak einsetzt, ist Aurum chloratum, auch Tetrachlorogoldsäure genannt. Es ist eine chemische Verbindung von Gold und Chlor. Die einfachste und wichtigste Gewinnungsart von Tetrachlorogoldsäure ist die Auflösung von elementarem Gold in Königswasser30, einer Mischung aus Salz- und Salpetersäure. Ein anderes Beispiel ist die Auflösung von Silber in Salpetersäure zu Silbernitrat (Argentum nitricum).31

      Hierbei ist zum Verständnis wichtig, dass die Auflösung eines Metalls in einer Säure kein wie bisher beschriebener Lösungsvorgang ist, da hierbei eine chemische Reaktion auftritt.

      Wir haben also bisher vier Aufschlussarten beschrieben: die Kohobation, die echte Lösung, die Kolloide und die chemische Umwandlung durch Lösen in Säuren. Diese Aufschlussarten können einzeln oder in Kombinationen, mit und ohne rhythmischen Prozess durchgeführt werden.

      Hier finden wir den Übergang der früheren Alchemie zur heutigen Chemie. Viele der heute noch gängigen chemischen Verbindungen wie Silbernitrat gibt es schon sehr lange, sie sind aus den Forschungen der Alchemisten hervorgegangen, deshalb sehen heute Chemiker die Alchemie als reine Vorstufe der Chemie und Paracelsus als ihren Stammvater. Dabei war sie weit mehr als das. Wie in der Einführung beschrieben, mussten alle Naturreiche in einer Stufenfolge durchschritten werden. Der tote Stoff, das Mineral, ist dem menschlichen Körper nicht mehr verwandt. Es muss erst mittels der vier Elemente und der drei Prinzipien dem Körper wieder angenähert und bioverfügbar gemacht werden.

      Goldchlorid, Firma Soluna.

      Um den Übergang vom Mineralreich ins Lebendige zu schaffen, schließt man in der Naturphilosophie beispielsweise den Stein mit der Pflanze auf. – Es ist für jeden beobachtbar, wie Moose und Flechten Steine zersetzen; man hat erkannt, wie Pflanzenwurzeln Säuren ausscheiden, um Mineralstoffe aus umgebenden Gesteinen für ihre Erhaltung aufzunehmen. – Durch Erwärmung, Rhythmisierung und Bindung an einen lebendigen Träger wie die Pflanze wird das Mineral verlebendigt.

      Gewinnung von Kupferacetat durch die Aufschließung von Malachit mit Essig. Firma Weleda.

      Deshalb haben Alchemisten Aufschlüsse von Metallen mit pflanzlichen Lösemitteln durchgeführt – Beispiele sind Cuprum aceticum oder Ferrum hydroxydatum32. Beides sind Aufschlüsse mit Essig. Schon Samuel Hahnemann33 erwähnt Auszüge von Eisen in Apfelsaft, heute noch als Ferrum pomatum bei Weleda erhältlich, einem Heilmittel zur Anämiebehandlung. Dazu werden 50 Teile saure Äpfel in einen Brei verwandelt und ausgepresst. Der abgepressten Flüssigkeit wird 1 Teil gepulvertes Eisen zugesetzt und so lange digeriert, bis die Gasbildung aufhört. Dann wird mit Wasser auf 50 Teile ergänzt. Die Pflanze schließt das Eisen auf, um es dem menschlichen Körper anzunähern und damit aufnahmefähiger zu machen. Zu dieser Gruppe gehören Präparate wie Ferrum citricum (Eisen in Zitronensäure), Ferrum phosphoricum (Eisen in Phosphorsäure aus Tierknochen) und Zincum valerianicum (Zink und Säure aus Baldrianwurzel).

      Liegt das Wirkprinzip nun einfach nur darin, statt eines mineralischen Ausgangsstoffes einen natürlicheren zu nehmen, oder liegt noch ein anderer Gedankengang zugrunde? Paracelsus forderte: »Der Arzt müsse durch der Natur Examen gehen.« – Und genau hier liegt der Schlüssel zum Verständnis der Unterscheidung eines wahrhaft spagirischen Aufschlusses und einer chemischen Verbindung, selbst wenn diese aus natürlichen Ausgangsstoffen erzeugt wurde. Dem spagirischen Aufschluss liegt immer eine naturphilosophische Betrachtung der uns umgebenden Natur oder der innermenschlichen Natur zugrunde, wobei sich diese Prozesse ja wie der Mikrokosmos zum Makrokosmos verhalten. Es kann an dieser Stelle nur fragmentarisch darauf eingegangen werden, dies fordert ein weitreichendes Studium.34

      Als Beispiel für diesen Arzneityp dient das Präparat Urtica dioica Ferro culta der Firma Weleda, ein Sonderpräparat aus Eisen und Brennnessel.

      Vegetabilisiertes Metall. Brennnessel wird in einem besonderen Prozess mit Eisen in Beziehung gebracht. Hier ist es die dritte Generation, die zur Weiterverarbeitung dient; das Präparat heißt dann Urtica dioica Ferro culta.

      Die Grundlage ist ein möglichst ideal ausgebildetes, reines Mineral, das von nur einem Metall gebildet wird, beispielsweise dem Pyrit, einem Eisensulfid. Dieses wird mit Königswasser (Aqua regis) übergossen, was eine heftige Erwärmung und Gasbildung hervorruft. Dann erfolgt eine Destillation aller flüchtigen Bestandteile, die einen festen Rückstand im Ansatzgefäß hinterlässt.

      In einer zweiten Stufe wird dieser eisenhaltige Destillationsrückstand mit Schwefelsäure versetzt. Dadurch entsteht ein stabiles, wasserlösliches Eisensulfat. Nach einer weiteren Destillation bis zur Trockenheit ist das Eisen zu einem Salz auskristallisiert.

      Im dritten Schritt wird dem Destillationsrückstand destillierter Rotweinessig zugegeben und wieder bis zur Trockenheit destilliert.

      Der vierte Schritt erfolgt dann unter Zugabe von Ammoniumnitrat mit anschließender Destillation. Der metallisch glänzende, feste Pyrit ist nun zu einer luftig aufgeblähten, amorphen, bröckeligen Substanz von braunroter Farbe verwandelt. Sie ist hygroskopisch36 und dem Boden, dem Erdelement, angenähert. Auch bei diesem Aufschluss kann man wieder eine Stufenabfolge erkennen. Zuerst erfolgt ein oxidativer Aufschluss. Als Oxidation im ursprünglichen Sinn bezeichnete man früher die chemische Reaktion eines Stoffes mit Sauerstoff. Oxidationen unter Flammenerscheinung werden als Verbrennung oder Feuer bezeichnet.

      Andersherum ist eine Verbrennung eine Redoxreaktion, die unter Abgabe von Energie in Form von Wärme und Licht abläuft, also exotherm ist.

      Man könnte diese Behandlung mit Salzsäure, bzw. mit Säuren im Allgemeinen, die zur Oxidation führen, als Verbrennung bezeichnen. Dies erinnert an das »Salzfeuer«, das von Bernus eingangs zitiert wurde. Die Oxidation macht einen Stoff erdenhafter, salinischer. Darunter fallen die ganzen »Crocuse« der Alchemie.

      Wie schon zuvor im Kapitel Chymiatrie beschrieben, schließt man durch das Vitriolöl37 das Mineralreich auf, dann erfolgt der Aufschluss durch das Pflanzenreich (Belebung) mit Rotweinessig und zum Schluss mit dem Tierreich (Beseelung) durch das Ammoniumnitrat, das aus Hirschhorn und Chilesalpeter hergestellt wird.

      Dieser Dünger wird dann benutzt, um eine erste Heilpflanzengeneration zu düngen. Die Auswahl der Pflanze erfolgt entsprechend der Wesensverwandtschaft zum Metall. In unserem Beispiel ist dies Urtica dioica, die Brennnessel, mit ihrem Bezug zu Eisen; kosmologisch unterstehen beide dem Mars. Möchte man beispielsweise irgendwo Brennnessel züchten, reicht es aus, ein Stück rostiges Metall an den Platz zu legen und man kann sich sicher sein, dass dort im nächsten Jahr Brennnesseln wachsen.

      Nach einer Wachstumsperiode werden die Pflanzen geerntet und kompostiert. Mit dem daraus entstandenen Kompost düngt man dann im Folgejahr die zweite Pflanzengeneration. Diese wird wiederum geerntet und kompostiert und bildet den Dünger für die dritte Pflanzengeneration. Erst diese wird dann zur Tinktur und zu den entsprechenden Darreichungsformen verwandelt.

      Die Präparate tragen die Bezeichnung der verwendeten Pflanze mit dem Anhang »culta« oder »cultum«, in unserem Beispiel Urtica dioica Ferro culta.

      Es sind alle sieben klassischen Metalle lieferbar, zum Teil in mehreren Trägerpflanzen, da durchaus mehrere Pflanzen eine Verbindung zu dem jeweiligen Planeten bzw. Metall haben. – Zur Therapie siehe die jeweiligen Kapitel zu den


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