Zeitkapseln - Botschaften in die Welt von morgen. Bertwin Minks
Welt und einer angenommenen göttlichen Sphäre. Darüber hinaus wird die Möglichkeit der Herstellung einer wie auch immer gearteten Verbindung zwischen Himmel und Erde von den nahezu allen Religionen positiv beantwortet.
1.1 Die Erde
Der Planet Erde ist die Heimat der einzigen rezenten Art der Gattung homo sapiens, also der Menschen der Gegenwart. Nach religiöser Überzeugung ist die Erde mit den Menschen und den anderen Lebewesen im Ergebnis eines göttlichen Schöpfungsaktes entstanden. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge hat jedoch die Evolution die irdische Biosphäre samt der vernunftbegabten Spezies in einem langen Prozess biologischer Optimierung entstehen lassen. Mit ihrer Hilfe und unter ihren Fittichen konnte die Art in weniger als einer Million Jahren zum Beherrscher des Planeten aufsteigen.
Die Erde ist ein definierter materieller Ort. Er befindet sich in einem Universum, das nach astrophysikalischen Erkenntnissen vor 13,8 Milliarden Jahren aus der Auflösung einer noch nicht verstandenen Singularität entstanden ist. Seitdem dehnt sich die universale Konfiguration aus. Die Heimat der Menschen kann im Standarduniversum über folgende räumliche Strukturen relativ eindeutig lokalisiert werden:
Laniakea Superhaufen
Milchstraßen-Galaxie
lokale Blase
Spektraltyp G 2/V
dem Namen Erde
Der Zustand, die Eigenschaften sowie die Naturgeschichte und die Entwicklung der irdischen Welt lassen sich mit naturwissenschaftlichen Gesetzen hinreichend gut beschreiben. Was die Entwicklung der vernunftbegabten menschlichen Art anbelangt, gehören dazu auch die Forschungsergebnisse der evolutionären Biologie und die Erkenntnisse der soziokulturellen Geschichte.
1.2 Der Himmel
Er bezeichnet die Sphäre Gottes. Die Menschen haben ihn in der Geburtsstunde einer Religion aufgrund ihres begrenzten Horizontes einfach als über der Erde befindlich angenommen. Seit der modernen Erkenntnis von Raum und Zeit ist dessen Architektur und topografische Bestimmung aber unklar. Vermutlich muss der Himmel als ein immaterieller Kosmos begriffen werden. Dessen Struktur, Funktionalität und Veränderlichkeit könnten durch Gesetze und Regeln von göttlicher Natur bestimmt werden, so es sie denn geben sollte. Immaterielle himmlische Zusammenhänge können erkenntnistheoretisch nicht hinterfragt werden. Daher stellt sich die Frage nach einer strengen Lokalisierung des Himmels nicht. Sein Dasein muss nur außerhalb der irdischen Wirklichkeit angenommen werden.
Die immateriellen Gesichtspunkte sollten auch für die Bewohner der (christlichen) himmlischen Sphäre gelten. Die übernatürlichen Wesen oder Entitäten Gott-Vater, sein Sohn und der mysteriöse heilige Geist werden dort ebenfalls ein immaterielles Dasein führen, was das auch immer bedeuten mag. Diese Annahme trifft vermutlich auch auf die anderen Bewohner des Himmels zu (z. B. Engel), die der Herrgott zur Unterstützung seiner „Glaubens-Politik“ erschaffen haben soll.
Innerhalb der himmlischen Heerscharen scheinen Hierarchien zu existieren. Bildhafte religiöse Darstellungen der humanoid wirkenden Figuren unterscheiden zwischen Oberengeln (Erzengel) und gemeinen Engeln (z. B. Schutzengel, Weihnachtsengel). Darüber hinaus soll es sogar verstoßene Engel (gefallene Engel) geben. Es heißt, dass sie nach einer gescheiterten Revolte gegen Gott den Himmel verlassen mussten und vermutlich in der Hölle untergekommen sind. Na ja, vielleicht sollte man mit seinem begrenzten menschlichen Verstand wirklich nicht zu viel über das immaterielle Treiben in der himmlischen Sphäre philosophieren oder spekulieren!
1.3 Die Verbindung von Himmel und Erde
Solange man die Dinge in den jeweiligen Sphären in sich ruhen lässt, entstehen keine problematischen theologischen und realen Konsequenzen. Ein getrenntes Szenario zwischen Himmel und Erde macht für religiöse Überzeugungen jedoch überhaupt keinen Sinn. Wenn im theologischen Gedankengebäude zwischen der immateriellen Sphäre Gottes und der materiellen Welt der Menschen Wechselwirkungen stattfinden oder zugelassen werden, ergeben sich jedoch zahlreiche ungeklärte Fragen.
Nach anerkannter und verbreiteter religiöser Auffassung sollen Aktivitäten der göttlichen Sphäre auch im materiellen Bereich wirksam werden können. Göttliche Offenbarungen, himmlische Erscheinungen und vermeintliche Wunder sind ein unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Religion. Und auch in umgekehrter Richtung postulieren die theologischen Ansätze eine nicht infrage zu stellende Wechselwirkung. Schließlich sollen nach dem Konzept der Seelenwanderung die Seelen Verstorbener mehr oder minder direkt oder auf Umwegen in den immateriellen Himmel gelangen können.
Die Menschen haben seit jeher versucht, das göttliche Wirken in der irdischen Welt mit ihrem Verstand rational zu begreifen. Dennoch existiert keine schlüssige theologische Erklärung dafür, wie eine immaterielle Sphäre mit einer materiellen Welt in Wechselwirkung treten könnte. Dieser Sachverhalt ist jedoch alles andere als überraschend. Wenn keine qualifizierten Erkenntnisse über den Aufbau, die Struktur und die Funktionalität einer immateriellen Sphäre vorliegen, dann lässt sich wohl auch die Wechselwirkung derselben mit einer realen Welt nicht verstehen.
Bei einer Umkehrung der Wechselwirkungsrichtung, also in Blickrichtung von der Erde in Richtung Himmel, ergibt sich allerdings ein anderes Szenario. Für das Verständnis des irdischen Kosmos existiert eine beachtliche, naturwissenschaftlich fundierte theoretische Plattform. Zwar ist die große vereinheitlichte Theorie der vier Grundkräfte noch nicht gefunden und formuliert worden. Doch das bisherige Wissensgerüst sollte ausreichen, um wenigstens ansatzweise Überlegungen zu einer möglichen Interaktion zwischen einer materiellen Welt mit einer immateriellen Sphäre in eben dieser Richtung anzustellen.
2. Der Schlüsselbegriff der Seele und die göttliche Offenbarung
Das theologische Kernproblem im Zusammenhang mit der postulierten Seelenwanderung sind die Definition und das Verständnis des Begriffes „Seele“. Sie sind von vielen schlauen Menschen vielfältig und kontrovers diskutiert worden. Ungeachtet aller Meinungsverschiedenheiten scheint unstrittig zu sein, dass ein imaginäres Konstrukt wie die Seele nur in einer materiellen Welt mit einer vernunftbegabten Spezies entstehen kann. Sie scheint es das natürliche, oder besser gesagt, göttliche Privileg einer mit Vernunft und Verstand ausgestatteten Art zu sein.
Wann freilich eine mit Vernunft begabte Art so viel Verstand entwickelt hat, damit ihr eine Seele im Sinne einer religiösen Auffassung zugesprochen werden kann, ist eine theologisch interessante, aber weitgehend unbeantwortete Frage. Die Problematik ist erstaunlicherweise von kirchlichen Kreisen bisher nicht qualifiziert thematisiert worden. Was die Geschichte der Menschwerdung anbelangt, wäre es schon interessant, zu erfahren, ob Frühmenschen vom Typ des homo erectus oder die homo sapiens-Arten der Neandertaler und Denisovianer eine Seele im theologischen Sinn gehabt haben könnten.
Eine Beantwortung dieser Frage darf von theologischen Kreisen wohl auch nicht erwartet werden. Die biblische Schöpfungsgeschichte gibt darauf nämlich keine Antwort. Die relevanten Schnittstellen der Menschwerdung werden von den Theologen einfach ausgeblendet, weil sie mit den Erkenntnissen der Evolutionsbiologie schlichtweg nichts anzufangen wissen. Das ist bedauerlich und kennzeichnet eine empfindliche Lücke im theologischen Verständnis der irdischen Welt und der Interpretation des Spannungsfeldes zwischen göttlichem Wirken und evolutionären Prozessen.
Ein anderer historisch interessanter theologischer Aspekt berührt den Zeitpunkt der göttlichen Offenbarung gegenüber einer vernunftbegabten