Das Arrangement. Justin C. Skylark
Ich hatte Angst, meinen Mann zu verlieren und tat alles dafür, um ihm weiterhin zu gefallen.
Aber an diesem besagten Montag war nahezu alles perfekt. Das Wochenende war schön gewesen. Die positiven Schwingungen hallten nach. Roberts Notiz ließ vermuten, dass er ebenso empfand, und so startete ich in freudiger Erwartung in den Abend.
Nach dem Joggen kleidete ich mich edel, trug das beste Parfum auf, das ich besaß, und begab mich in die Küche. Ich wollte uns etwas kochen, etwas Gesundes, etwas, das nicht im Magen lag, denn schweres Essen konnte sich negativ auf den weiteren Verlauf des Abends auswirken.
Ich garte zartes Hühnchenfleisch und schnitt Tomaten, Paprika und Zucchini in kleine Stücke, hatte vor, einen leckeren Auflauf zu machen.
Mittendrin klingelte das Handy und Roberts Nummer wurde angezeigt. Ich seufzte mit einer schlimmen Vorahnung. Es kamen nur zwei Dinge in Betracht: Entweder wollte er mir sagen, dass er auf dem Weg war oder dass er sich verspäten würde.
Dementsprechend nahm ich das Gespräch missmutig entgegen. „Ja? Was gibt es?“
Zu meinem Erstaunen meldete sich nicht Robert am anderen Ende, sondern eine Frau.
„Entschuldigen Sie, aber spreche ich mit Herrn Becker?“
Ich stutzte und mein Herz machte einen unnatürlichen Sprung. „Ja …“
„Hier ist Schwester Annett aus dem Zentralklinikum, Notaufnahme. Sie sind der Lebensgefährte von Herrn Robert Saxen?“
Für einen Moment setzte mein Herzschlag aus. „Ich bin sein Ehemann, ja, ist etwas passiert?“
Der Puls schlug mir wummernd gegen den Hals. Ich schob die Pfanne vom Herd und presste das Handy fest an mein Ohr.
„Bleiben Sie ruhig“, bat die Schwester. „Es ist ihm nichts Schlimmes zugestoßen, aber Herr Saxen ist gestürzt und musste zum Röntgen. Er bat mich, Sie anzurufen.“
Ich atmete aus und stützte mich auf die Küchenablage. Obwohl ihre Worte beruhigten, schlug die Nachricht wie eine Bombe ein. „Was ist mit ihm?“, fragte ich panisch.
„Irgendetwas mit seinem Fuß“, versicherte sie mir. „Sie sollen sich nicht aufregen, hat er gesagt, es sei nicht so schlimm.“
Nicht schlimm? Er war im Krankenhaus! Aber das war typisch für Robert. Er war einer der wenigen, der sich auch mit einer Grippe zur Arbeit schleppte, jemand, der sein Leid nie zugab und immer positiv dachte.
„Ich komme!“, sagte ich kurz entschlossen. „Richten Sie ihm das bitte aus. Ich bin unterwegs!“
*
Im rasanten Fahrstil nahm ich den Weg mit meinem Golf in Richtung Klinik auf. Der Feierabendverkehr war vorüber und die Straßen leer. Auch bekam ich sofort einen Parkplatz dicht am Krankenhaus. Kopflos folgte ich den Hinweisschildern zum Röntgen. Doch nirgends eine Spur von Robert.
In der Eingangshalle wandte ich mich dann an den Infotresen. Mir wurde gesagt, dass mein Partner die Röntgenabteilung inzwischen verlassen hatte und auf die Privatstation der Chirurgie verlegt worden war.
Ich machte mir nicht die Mühe, auf den Fahrstuhl zu warten, und erklomm die Treppen in den vierten Stock. Im Schwesternzimmer bekam ich weitere Auskunft und schließlich stand ich vor dem Zimmer, in dem Robert untergebracht war.
Ich klopfte nicht an, sondern stürmte hinein. Mit Erleichterung sah ich auf den ersten Blick, dass er wach war und im Gesicht nicht verletzt. Er lächelte sogar. Aber ebenso sprang mir die Person ins Auge, die dicht neben dem Bett auf einem Stuhl saß: François.
Meine Sorge drang in den Hintergrund. Bis auf den linken Fuß, der bandagiert auf einem Kissen ruhte, ging es Robert allem Anschein nach blendend.
„Was machst du denn für Sachen?“, stieß ich hervor.
Mit hastigen Schritten nahm ich Kurs auf das Bett. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Oh, Nielo, das ist schön, dass du so schnell gekommen bist. Bitte, beruhige dich, es ist nicht so schrecklich, wie es aussieht.“
Ich richtete mich auf und sah ihn strafend an. Schrecklich war, dass er nicht allein war und ich mir absolut bescheuert vorkam.
„Und was will der hier?“ Mit einer Kopfbewegung zur Rechten deutete ich auf François, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Ich hatte ihn nicht einmal gegrüßt. Wieso auch? Es war Montag. Ein Wochentag, an dem er sich zurückzuhalten hatte.
„Es ist im Club passiert“, berichtete Robert. „Ich bin auf den Stufen nach unten umgeknickt. François war so freundlich, mich zu fahren.“
Er zwinkerte seinem Begleiter zu.
„Okay, aber nun bin ich hier“, gab ich unmissverständlich zu verstehen. Sofort hörte ich ein Stuhlrücken hinter mir und François’ sanfte Stimme.
„Dann werde ich zurückfahren. Die nächste Show beginnt ja auch bald.“
Aus dem Augenwinkel registrierte ich, wie er sich zu Robert vorbeugte. Ich sah sofort weg und schloss sogar die Augen, damit ich den Abschiedskuss nicht miterleben musste.
„Bitte sei so lieb und nimm den Wagen und lass ihn am Club stehen.“
„Mach ich, Robert, gute Besserung.“
Abwartend starrte ich an die helle Wand mit dem grässlichen Bild. Ich hörte Kleidung rascheln und schnelle Schritte. Erst nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, drehte ich mich wieder zu Robert hin.
„Großartig!“, schnauzte ich. „Da lasse ich alles stehen und liegen, eile hierher und er sitzt an deinem Bett und hält Händchen!“
Erneut wich ich Roberts Blick aus, aber diesmal, weil ich seine braunen Hundeaugen kannte, die mich binnen weniger Sekunden besänftigen konnten.
„Er hatte gerade Zeit und kennt sich mit dem Wagen aus“, erklärte er.
Missmutig hielt ich den Kopf abgewandt. „Ihr hättet einen Krankenwagen oder ein Taxi rufen können.“
„So schlimm ist es auch nicht.“
Gefasst atmete ich durch und besann mich der Situation. War mein Aufruhr unpassend? Ich sah mir Roberts Fuß an. Er schien am Knöchel geschwollen. Ein Kühlelement lag obenauf. „Was ist denn damit? Kannst du laufen?“
„Er ist nicht gebrochen“, schilderte Robert. „Vermutlich verstaucht, aber das reicht. Richtig auftreten kann ich nicht.“
„Und nun?“ Ich zog die Jacke aus und umkreiste das Bett, setzte mich auf den Stuhl, auf dem soeben noch François gesessen hatte. Ein Fehler! Die Sitzfläche war warm. Sofort stand ich wieder auf und tauschte die Sitzgelegenheit gegen eine andere aus.
Mir entging nicht, wie Robert die Augenbrauen anhob, doch er äußerte sich nicht zu meinem Verhalten.
„Du musst nicht hierbleiben, oder?“
„Keine Ahnung.“ Just ging die Tür auf und eine Krankenschwester kam herein. Lächelnd reichte sie Robert sein Handy entgegen.
„Ihren Mann habe ich angerufen …“
„Ja.“ Ich hob die Hand. „Das bin ich, vielen Dank nochmals.“
Die Schwester nickte. „Und Ihr Sohn ist eben los?“
„Das war nicht sein Sohn!“, entwich es mir postwendend.
„Ein guter Freund“, schaltete sich Robert dazwischen, und schon war er dabei, auf dem Display des Handys herumzutippen, vermutlich, um sicherzustellen, dass in seiner Abwesenheit nichts im Club geschehen war.
„Der Arzt meint, es ist besser, wenn Sie eine Nacht zur Beobachtung bleiben. Zudem legt er Ihnen gleich einen speziellen Druckverband an.“
Robert sah entsetzt auf. Ich wusste, was er dachte und er sprach es auch sofort aus. „Bin ich damit denn mobil? Kann ich arbeiten? Wie lange