Der Milliardär und der Mechaniker. Julian Guthrie

Der Milliardär und der Mechaniker - Julian Guthrie


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dass er nicht jedes Mal zum Vorstand rennen würde, wenn er etwas brauchte. Er sagte Erkelens, dass er die Leute vom St. Francis Yacht Club nicht ablehne und er ihre Auffassung nicht gänzlich unvernünftig finde. Am Ende jedoch wollte er ihnen nicht die Kontrolle überlassen. Aus dem gleichen Grund hatte er keinen Fahrer. Die gleichen Motive ließen ihn seine eigenen Flugzeuge fliegen, dreimal heiraten und sich dreimal wieder scheiden lassen. Er mochte es einfach nicht, wenn man ihm sagte, was er tun konnte und was nicht.

      »Das passt so einfach nicht für mich«, sagte Larry mit leiser Stimme zu Erkelens. »Wenn wir gewinnen, dann will ich eine Garantie, dass wir den Cup auch verteidigen.«

      Während Hart immer noch dachte, dass ein Deal ausgehandelt werden konnte – welche anderen Möglichkeiten gab es denn auch in dieser Stadt? –, winkte Vizekommodore Steve Taft Erkelens beim Rausgehen zu sich. Taft kannte Erkelens’ Vater und hatte Billy dabei zugeschaut, wie er das Segeln gelernt hatte. Die beiden fanden eine ruhige Ecke. Taft nahm Erkelens am Arm und sagte: »Das hier wird nicht so hinhauen wie geplant.« Erkelens blinzelte und sagte: »Wie bitte? Was soll das heißen?« Taft antwortete: »Es wird so nicht laufen, das ist ein Nein.«

      Eine Woche später sprach Taft beim wöchentlichen Stammmittagessen im eleganten Grillrestaurant des Clubs mit Blick über die Bucht zu den Mitgliedern. Taft und weitere Mitglieder des Vorstands wollten erklären, warum sie gegen eine Partnerschaft mit Larry Ellison stimmten. Und sie hatten ihre Fürsprecher, die stolz und gebetsmühlenartig verkündeten: »Der St. Francis Yacht Club ist nicht käuflich.« Doch es gab auch andere, die der Auffassung waren, dass sie einen gigantischen Fehler machten.

      Vorstandsmitglied Peter Stoneberg verfolgte die emotionale Debatte.

      »Hier habt ihr einen Mann, der bereit ist, für alle zu zahlen, und als Gegenleistung lediglich ein paar einfache Garantien verlangt«, argumentierte Stoneberg in das Gemisch aus Buhrufen und Applaus hinein. »Der Cup wird immer teurer. Und es kommt nicht jeden Tag ein Milliardär durch die Tür spaziert, der bereit ist, buchstäblich alles zu bezahlen. Stellt euch doch nur einmal vor, dass wir gewinnen!«

      Auch Taft war überrascht vom Ausmaß der Meinungsverschiedenheit und fühlte sich von der ganzen Sache überrollt. Die Entscheidung war nicht leicht zu treffen gewesen.

      Cayard, loyal gegenüber dem St. Francis Yacht Club, aber gleichzeitig unter Vertrag bei Oracle Racing, wusste über Larry Bescheid. Der würde nicht in einen Deal einwilligen, bis er sichergestellt hatte, dass er den Laden schmeißen würde. Cayard war bestürzt, als er Clubmitglieder geradezu damit prahlen hörte, dass sie Larry Ellison abgelehnt hatten und nicht daran dächten, irgendeinem Milliardär die Tür zu öffnen und ihren geschätzten Club kaufen zu lassen. Einem lokalen Segelmagazin hatte Kommodore Munro gesagt: »Im Kern wollen sie unseren Yacht-Club kaufen. Wir stehen aber nicht zum Verkauf.« Nicht alle Clubmitglieder waren so resolut. Cayard schickte einen Beschwerdebrief an den Vorstand des St. Francis Yacht Clubs.

      Ich schreibe, um meiner Enttäuschung über Ihre Verhandlungsführung mit Oracle Racing Ausdruck zu verleihen. Ich bin aus zwei Gründen enttäuscht. Zum einen, weil unser Kommodore es für angemessen hielt, die Verhandlungen in öffentlichen Foren wie »Scuttlebutt« oder »Latitude 38« zu diskutieren. Und zum anderen, weil die Schilderungen des Angebots seitens unseres Kommodores nicht präzise sind. Und das ist noch höflich ausgedrückt.

      Ich habe bei »Latitude 38« die folgenden Zitate gelesen: »Doch weil der St. Francis Yacht Club eine kalifornische Körperschaft ist, verlangt das Gesetz, dass sie (die Vorstände) gewählt werden. Deswegen konnte der Club Oracles Bitte aus formalen Gründen nicht entsprechen. Selbst, wenn er es gewollt hätte.« Das ist falsch. Das Angebot von Oracle Racing hat insbesondere hervorgehoben, dass Vorstandsmitglieder gewählt werden müssten und dass Änderungen der Statuten eine Mehrheit der Mitgliederstimmen benötigen. Beides war berücksichtigt.

      Weiter hieß es im selben Artikel und in der Mitgliedermitteilung des Kommodores, dass Oracle Racing den Vorstand darum ersucht hätte, die Mitgliedschaft zu garantieren. Aber das steht einfach nirgendwo.

      Die Behauptung des Kommodores »Aber nach Rücksprache mit unseren Anwälten erfuhren wir, dass wir keine dieser Maßnahmen durchführen konnten« ist sowohl falsch als auch beleidigend.

      Die Tatsache, dass Oracle Racings Angebot für den Vorstand des St. Francis Yacht Clubs inakzeptabel ist, ist keine gute und ausreichende Begründung, um falsche Erklärungen abzugeben und ein Alibi zu zimmern, um eine Entscheidung zu rechtfertigen.

      Ich empfinde dieses Verhalten als unprofessionell und als Mitglied beschämend. Um es deutlich zu sagen: Das ist nicht die Art von Führungsqualität, die ich in von unserem Club gewohnt bin.

      Mit freundlichen Grüßen

      Paul Cayard

      Charles Hart, der den Deal gern perfekt gemacht hätte und Paul Cayards Brief besorgt gelesen hatte, sagte gegenüber dem Vorstand: »Das hier ist eine sehr große Enttäuschung für den Club.« Das Bedauern schwang hörbar in seiner Stimme mit.

      Golden Gate Yacht Club

      Januar 2001

      Einige Dutzend Menschen standen im oberen Speiseraum des Golden Gate Yacht Clubs und öffneten Wein- und Bierflaschen. Serviert wurde eines jener Dinner-Buffets, zu denen jeder etwas mitgebracht hatte. Norbert wurde als der 60. Kommodore des Clubs vereidigt. In den vergangenen Jahren waren Kommodores Lehrer, Verwaltungsassistenten oder Oberkellner gewesen. Norbert war der erste Kühlermechaniker. In der Nähe des Kamins saß Ron Matlin, ein amtlich zugelassener Buch- und Rechnungsprüfer, der erst vor wenigen Wochen beauftragt worden war, die Buchführung des Clubs zu prüfen. Sobald sie allein waren, zog er den frischgebackenen Kommodore beiseite und sagte mit gedämpfter Stimme: »Mann, weißt du eigentlich, in was du da hineingerätst?« Das hatte Norbert nicht erwartet. Matlin sagte: »Du erbst einen riesigen Schlamassel. Mir erscheint es so, als sei der Club jedermanns Lehensgut gewesen.«

      Norbert studierte Matlins Gesicht. Er sah aus wie eine Figur aus »Der Pate«. Seine Haare waren schwarz gefärbt, sein Knochenbau massiv. Er trug goldene Ketten und hatte eine Knollennase. Und er hielt sich nicht lange mit feiner Wortwahl auf. Norbert war sich nicht sicher, was er von dem neuen Buchhalter des Vereins halten sollte. Er war aus Winnipeg in Kanada und hatte einmal eine der ersten Budget-Autovermietungen als Franchise-Unternehmen besessen.

      Norbert holte tief Luft. »Heute Abend feiern wir«, sagte er, »morgen arbeiten wir.«

      Binnen weniger Tage erwiesen sich Matlins Worte als wahr. Norbert entdeckte, dass der Club hohe Schulden hatte. Matlin fasste einige der größeren Probleme zusammen, die er entdeckt hatte. Der Club hatte bei der Stadt Steuerrückstände in Höhe von 95 000 Dollar. Und der Stadt ging langsam die Geduld aus. Der Club hatte sich als gewinnorientierte Körperschaft organisiert, aber niemals Gewinne gemacht. Dazu hatte der Club einen Vertrag mit einem Caterer, der zwar das Geld nahm, aber keine Bewirtung anbot.

      Alles in allem beliefen sich die Schulden des Clubs mit seinen 215 Mitgliedern auf fast eine halbe Million Dollar.

      Norbert schüttelte sich. Sein Vater hatte ihm gesagt, dass die besten Tage des Clubs vorüber waren. Egal. »Wenn das Schiff untergeht, dann gehen wir mit ihm«, lautete Norberts Antwort auf das Chaos.

      »Und da sind noch ein paar mehr Dinge«, sagte Matlin, der von seinem unerschrockenen Kommodore recht beeindruckt war, »die bisherige Buchhalterin war die Cousine einer Frau aus dem Club, die auf ihrem Boot gelebt hat, das über Jahre hier im Club am Steg lag. Sie hat aber nie einen Penny Liegegebühren dafür bezahlt. Es gab eine Art Buchhaltungsdateien, aber das meiste davon war Müll, kaum auf dem Niveau eines Scheckbuchs geführt.«

      »Wie


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