In der inneren Welt (Band 2). Hero Leander
wir damit rechnen, dass draußen ein Außerirdischer steht.“
Wolfgang lachte: „Ja, vielleicht.“
Plötzlich klingelte es nun tatsächlich. „Da siehst du’s“, meinte Wolfgang lachend. „Jetzt kommt schon der erste Außerirdische!“
Noch bevor Marina oder Wolfgang aufstehen konnten, war Diana schon an der Tür. Kurz darauf kam sie mit verwundertem Gesicht ins Wohnzimmer zu ihren Eltern und sagte schulterzuckend: „Da draußen steht eine Frau, die mit euch sprechen will. Sie sagt, sie heißt Diane und Papa würde sie kennen.“
Wolfgang erstarrte und wurde ganz blass. Ihm lief es eiskalt den Rücken runter. Er starrte seine Tochter mit großen Augen an und war nicht fähig etwas zu sagen.
„Papa! Was ist mit dir?“, rief Diana besorgt.
Darauf fragte er halb abwesend: „Ist sie groß?“
„Ja!“, lachte Diana, „Fast zwei Meter.“
Erneut starrte Wolfgang seine Tochter an, stand sprungartig auf und rannte zur Tür. Da stand sie, Diane. Wolfgang konnte es noch immer nicht fassen. Sie lächelte wie damals, obwohl in ihren Augen Tränen standen. Um nicht aufzufallen trug sie die gleichen Sachen, wie er sie damals getragen hatte, als er in Posid ankam. Diane war seitdem kaum älter geworden, obwohl so viele Jahre vergangen waren. Vorsichtig fragte sie: „Darf ich euren Wohnraum betreten? Oder soll ich besser wieder gehen?“
Das löste bei Wolfgang die Starre und er umarmte sie. „Diane! Mein Gott, du bist hier.“ Tränen liefen nun auch über sein Gesicht. So viele Jahre hatte er gehofft und gezweifelt, und nun war sie da. Sie hatte ihn gefunden, wie Gerda ihren Kai in Andersens Märchen.
Diane fragte erneut: „Darf ich euren Wohnraum betreten?“
„Was? … Wieso? … Ach so, ja natürlich!“ Langsam kam er zurück in die Wirklichkeit. „Bitte komm rein. Ich möchte dich meiner Familie vorstellen.“
Er führte sie ins Wohnzimmer, wo Marina ängstlich wartete und Diana skeptisch diese Fremde betrachtete. Wie läuft die denn rum?, dachte Diana, nachdem sie sich den Gast genauer angesehen hatte. Mit Jeans und kariertem Hemd, als ob sie von Mode noch nie was gehört hätte.
„Marina, das ist Diane, von der ich dir schon viel erzählt habe.“
Ängstlich grüßte Marina die große Frau.
„Mama. Wer ist das?“, fragte Diana respektlos.
„Das ist eine frühere Freundin von Papa aus der Zeit, als wir uns noch nicht kannten“, versuchte Marina zu erklären.
Wolfgang bot Diane erst einmal einen Platz an. Er starrte sie ständig an und war noch immer nicht fähig etwas zu sagen.
Diana hingegen fixierte sie kampfbereit.
Da ergriff Diane das Wort. „Ich wollte eure Harmonie nicht stören. Vielleicht sollte ich dir, Diana, erst einmal erklären, wer ich bin und was ich hier will, bevor du mich hinauswirfst.“ Dabei lächelte sie Diana an.
Verlegen sah Diana nach unten. Kann die denn Gedanken lesen?
„Ja!“, antwortete Diane ihr knapp.
Nun wurde Diana diese Besucherin unheimlich. Eng rückte sie mit ihrer Mutter zusammen und sah jetzt auch ängstlich auf diesen großen Gast.
Doch das löste Wolfgang aus seiner Starre. „Diane! Ich denke ihr dürft das nicht ohne Zustimmung?“
„Du hast ja recht. Es war nicht fair. Bitte verzeih mir, Diana.“
Wolfgangs Tochter verzog ihr Gesicht, starrte ihren Papa und anschließend den Gast an. Dann bildeten sich einige Falten auf ihrer Stirn: „Was soll ich verzeihen?“
„Dass sie ohne dich zu fragen deine Gedanken gelesen hat“, antwortete Wolfgang seiner Tochter.
„Ja, ja, schon gut“, entgegnete nun Diana. Aber unheimlich blieb ihr der Gast trotzdem.
„Ihr habt sicher die offizielle Bekanntgabe über Außerirdische gehört. Das gab mir das Recht euch zu besuchen. Wie ihr sicher von ihm wisst, bin ich für euch ja auch so etwas wie eine Außerirdische, auch wenn das so nicht ganz richtig ist.“
„Was denn, sie woll’n ’ne Außerirdische sein?“, fragte Diana jetzt sehr skeptisch und lachte anschließend. Damit kam ihr Selbstbewusstsein wieder zurück. „Das ist mir zu blöd. Was wollen Sie von meinem Papa?“
Darauf erwiderte Diane: „Du glaubst mir nicht? Kannst du meine Gedanken lesen?“
„Blödsinn! Das kann niemand!“
„Wieso kann ich dann deine Gedanken lesen?“
„Können Sie das wirklich?“, fragte Diana schon etwas kleinlauter.
„Ja, und noch so manches mehr. Aber ich will euch damit nicht erschrecken. Diana, du heißt fast so wie ich. Ich heiße Diane. Wollen wir nicht Freundinnen werden?“
„Wer sind Sie eigentlich? Und dann lassen Sie vor allem meinen Papa in Ruhe!“, konterte Diana jetzt mutig. „Es ist vielleicht besser, wenn Sie wieder gehen!“
„Diana!“, ermahnte sie Wolfgang. „Diane ist unser Gast.“
„Meiner und Mamas nicht! Sie will dich doch nur von uns trennen. Merkst du das denn nicht!“, rief Diana trotzig ihrem Vater zu.
Noch bevor Wolfgang sich dazu äußern konnte, ergriff wieder Diane das Wort. „Wolfgang, lass mich das erklären. - Diana, ich verstehe dich, aber ich will deinen Papa nicht von euch trennen. Ganz bestimmt nicht!“
„Und das soll ich Ihnen glauben?“, antwortete Diana verächtlich.
„Ja. Dort, wo ich herkomme, sagt man immer die Wahrheit.“
„So? Kommen Sie vom Mars? Hier auf der Erde gibt es kein Land, wo alle immer die Wahrheit sagen.“
„Nein, vom Mars komme ich nicht, aber ich lebe auch nicht in eurer Welt. Ich wohne in Posid. Das ist in der inneren Erde unter Brasilien, wenn dir das etwas sagt. Und meine Vorfahren lebten in Atlantis. Hast du davon schon gehört?“
„Aber jetzt wollen sie mich auf den Arm nehmen! Die Erde ist innen flüssig und unvorstellbar heiß. Atlantis hat es nie gegeben und ist nur eine Spinnerei von irgendwelchen Phantasten. Wo also kommen Sie wirklich her?“
Marina überließ gern ihrer Tochter das Wort. Sie hätte nie so souverän mit dem Gast sprechen können. Wolfgang hingegen sagte bewusst nichts. Wusste er doch, wer Diane war. Aber wenn sie seine Tochter überzeugen konnte, dann überzeugte sie automatisch auch seine Frau mit. Das wiederum würde ihm helfen, seiner Marina die Situation so zu erklären, dass sie keine Angst haben müsste.
„Diana, ich habe dir die Wahrheit gesagt. Nur du hast etwas Falsches gelernt. Aber das ist nicht deine Schuld.“
„So? Und wo kommt dann das Magma her, wenn die Erde innen nicht flüssig sein soll? Sehen Sie, wie schnell Ihre Lügen wie Seifenblasen zerplatzen.“
Diane lächelte. „Nein, so ist es nicht. Wenn du deine Haut verletzt, dann blutet es. Heißt das aber, dass dein ganzes Körperinnere aus Blut besteht?“
„Was soll denn jetzt dieser Quatsch?“
„Es ist wie bei der Erde. Das Magma fließt unter der Erdrinde. Das ist richtig. Aber es fließt dort, wie das Blut unter deiner Haut. Unter der Magmaschicht ist die Erde fest. Du hast viele Dinge fasch gelernt, weil man hier, wie du vorhin richtig bemerkt hast, oft nicht die Wahrheit sagt. Bis vor ein paar Tagen gab es offiziell auch noch keine Außerirdischen. Und heute? Erst durch die Veröffentlichung wurde deren Existenz bestätigt. Du hast sicher vorher gelernt, dass es keine gibt. Stimmt’s?“
„Ja, aber was hat das mit Ihnen zu tun?“, fragte Diana weiter.
„Meine Vorfahren lebten auf dem Kontinent Atlantis, der nach eurer Zeitrechnung vor etwa 13.000 Jahren unterging. Mein