Dies Meer hat keine Ufer. Отсутствует

Dies Meer hat keine Ufer - Отсутствует


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wieso hast du neulich ganz anders geantwortet?« — Abu Bakr Schibli: »Neulich war ich nicht ich, heut aber bin ich ich.«

      »Was ist das Diesseits?« — Abu Bakr Schibli: »Ein Topf, der kocht, und ein Abort, den man vollkackt.«

      »Das Diesseits ist für Beschäftigungen da, das Jenseits für Schrecknisse – wann wird man da je Ruhe haben?« — Abu Bakr Schibli: »Beschäftige dich nicht mehr mit dem Diesseits, dann erschreckt dich auch nicht mehr das Jenseits.«

      »Was ist der Verzicht?« — Abu Bakr Schibli: »Das Vergessen des Verzichts.«

      »Was ist Vertrautheit mit Allah?« — Abu Bakr Schibli: »Dein wahscha (Fremdheitsgefühl) gegenüber dir selbst, deiner Seele und der ganzen Schöpfung.«

      »Ist nicht Allah bei dir und du bei Ihm?« — Abu Bakr Schibli: »Wär’ ich noch bei Ihm, so hätte ich Ihn erst recht nicht; ich bin aber ausgelöscht in dem, was Er ist. Von mir ist nichts mehr da; alles ist Er.«

      »Weißt du nicht, dass Allah barmherzig ist?« — Abu Bakr Schibli: »Doch, aber seit ich Seine Barmherzigkeit erkannt habe, habe ich Ihn nicht mehr gebeten, sich meiner zu erbarmen.«

      »Hat schon jemand Ihn gesehen, wie Er wirklich ist?« — Abu Bakr Schibli: »Die Wirklichkeit liegt in weiter Ferne. Nein, es gibt nur Ansichten und Wünsche und Meinungen.«

      »Weinen deine Augen nicht?« — Abu Bakr Schibli: »O du! Was sich zwischen meinem Herzen und meinem Geist abspielt, ist vor meinen Augen verborgen.«

      »Bist du Schibli?« — Schibli: »Ich bin der Punkt unter dem b.«

      »Was ist der Unterschied zwischen der Sklaverei des Knechtes und der Sklaverei des Liebenden?« — Abu Bakr Schibli: »Wie verschieden sind doch der Knecht, der frei wird, wenn man ihn aus der Sklaverei entlässt, und der Knecht, der immer mehr zum Sklaven wird, je mehr man ihn frei lässt!«

      Ich ging zu Halladsch, als seine Hände und seine Füße bereits abgeschlagen waren und er auf einem Baumstumpf gekreuzigt war, und sagte zu ihm: »Was ist Mystik?« Er sprach: »Ihre niedrigste Stufe ist, was du hier siehst. Ich sagte: »Und was ist die höchste?« Er sprach: »Dazu hast du keinen Zugang. Aber morgen wirst du sie sehen. Denn was ich gesehen habe, ist im Verborgenen, und so ist es dir verborgen.«

      Schibli, überliefert in Fariduddin ’Attars »Tadkirat«

      »Was ist äußerste Demut?« — Asket Yusuf i-Asbat: »Sie besteht darin, dass du aus dem Haus gehst und jeden, den du siehst, gemessen an dir, als besser erkennst denn dich selbst.«

      Mahmud von Ghazna: »Auf was in aller Welt bist du am meisten eifersüchtig?« — Ayaz: »Auf jenen Stein, mit dem du deinen Fuß abreibst. Denn er kann seine Wange an deinen Fuß drücken. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn meine Wange beständig der Ort wäre, wo dein Fuß steht.«

      »Woran kann man tawakkul (Gottvertrauen) erkennen?« — Kharaqani: »Daran, dass Löwe und Drache und Feuer und Meer und Kissen, alle fünf, für dich ein und dasselbe sind.«

      »Wo hast du Allah gesehen?« — Kharaqani: »Da, wo ich mich nicht gesehen habe.«

      Schüler: »Was kannst du so lange in der Latrine betrachten?« — Abu Sa’id: »Diese Kacke raunt mir zu: ›Ich war ein viel begehrter Leckerbissen, eine Gottesgabe. Eine Stunde Zusammensein mit dir hat mich zu dem gemacht, was du hier siehst!‹«

      »Warum pilgerst du nicht nach Mekka?« — Abu Sa’id: »Es ist kein Kunststück, eine Strecke von 1000 Parasangen (5900 km) zurückzulegen, um ein Gebäude zu besuchen, wohl aber an Ort und Stelle zu bleiben und zu sehen, wie innerhalb von 24 Stunden die Ka’ba über mir kreist.«

      »Dein Hals ist so dick, dass er kaum durch die Kragenöffnung geht.« — Abu Sa’id: »Mich dünkt eher merkwürdig, wieso mein Hals bei all dem, was Allah mir geschenkt hat, überhaupt noch in den Rahmen der sieben Himmel und Erden passt!«

      »Wozu hat Allah eigentlich die Menschen erschaffen – braucht er sie etwa?« — Abu Sa’id: »Nein, sondern Er hat sie aus drei Gründen erschaffen: Erstens ist seine Macht groß. Dafür waren Zuschauer nötig. Zweitens ist seine Schenkfreude groß. Dafür waren Verbraucher nötig. Und drittens ist seine Barmherzigkeit groß. Dafür waren Sünder nötig.«

      »Wo soll ich Ihn suchen?« — Abu Sa’id: »Wo du Ihn gesucht hast, fandest du Ihn nicht. Begehrst du wirklich, einen Schritt auf Seinem Pfad zu tun, wirst du Ihn überall sehn, wohin du auch blickst.«

      »Sind die Männer Gottes in der Moschee?« — Abu Sa’id: »Sie sind auch in der Spelunke.«

      »Was bedeutet der Satz: ›Wer Allah erkennt, dessen Zunge wird stumpf‹?« — Abu Sa’id: »Zu stumpf für eine Feindschaft gegen die Menschen.«

      »Wie ist der Spruch gemeint ›Wer sich selbst erkennt, erkennt seinen Herrn‹?« — Abu Sa’id: »Wer sich selbst als nicht seiend erkennt, erkennt Allah als seiend.«

      Landedelmann: »Wie kannst du eine bittere Gurke mit sichtlichem Behagen verzehren?« — Knecht: »Was könnt ich für eine Entschuldigung haben, wenn ich einem Herrn, der mir sonst so viel Süßes zu essen gab, einmal etwas Bitteres zurückweisen würde?«

      Geschichte, die Quschayri von Abu Sa’id erzählt bekam

      Abu Sa’ids Schüler Abdassamad ibn al-Hussayn as-Sufi as-Sarahsi (im Traum): »Wieso sitzt du nicht auf deinem gewohnten Sitzplatz?« — Abu Sa’id (im Traum seines Schülers): »Für mich ist da kein Ort, weder unten noch darüber, weder links noch rechts, in keinerlei Richtung. Wenn ich mich trotzdem irgendwohin setze, an einen bestimmten Platz, so nur den Menschen zuliebe.«

      »Warum hast du gestern Nacht, als wir unser Lager in diesem Wäldchen aufschlugen, plötzlich einen Schrei ausgestoßen?« — Sufi: »Von den Bäumen hörte ich das Lied der Nachtigall, von den Bergen das Rebhuhn, aus dem Wasser die Frösche und aus dem Gehölz die wilden Tiere. Da merkte ich, dass es mit meinem Menschsein nicht vereinbar ist, dass ich schlafe, solang die niedrigen Geschöpfe ihre Stimme laut zum Lob Allahs erheben.«

      Saadi: »Dschulistan«, Buch 2, Geschichte 25

      Gewisse Leute haben Schlechtes geredet: »Warum kommt der Koran Stück für Stück, Wort für Wort herab und warum nicht Kapitel für Kapitel?« — Mustafa antwortete: »Was sagen diese Dummköpfe? Wenn alles auf einmal auf mich herabkäme, würd’ ich zerschmelzen und verschwinden.«

      Rumi: »Fihi ma fihi«

      Hulagu: »Was ist denn mit denen da los? Sind das Beduinen oder Wanderderwische?« — Nasiruddin at-Tusi: »Das ist fadla (Abfall) in dieser Welt.« — Hulagu ließ sie umbringen und fragte dann: »Was hast du eigentlich mit Abfall gemeint?« — Nasiruddin at-Tusi: »Die Menschen zerfallen in vier Gruppen: Regierende, Handeltreibende, Handwerker und Landwirte. Alle übrigen liegen diesen vier auf der Pelle.«

      Dialog von 1260, überliefert von Ibn al-Fuwati: »Hawadir dschami’a«

      »Was guckst du so traurig? Brau dir doch einfach ein Heilmittel für deinen Schmerz! Wozu bist du Apotheker!?« — Fariduddin ’Attar: »Ich bin zu sehr in meinem Schmerz versunken, als dass ich an Heilmittel denken kann.«

      Irgendein Wanderderwisch: »Hast du mal ein paar Dirham für mich?« — Muhammad ibn Muhammad ad-Dayri al-Halabi asch-Schafi’i: »Du bist ein Gauner, und ich bin ein Gauner. Ein Gauner nimmt von einem anderen Gauner nichts.«

      Baba Lal Das: »Wer hat den Hindus den Götzendienst befohlen?« — Dara Schikoh (geboren: 1615): »Das ist festgesetzt worden, um die Herzen zu befestigen. Wer den inneren Sinn kennt, braucht die äußere Form nicht mehr; wer das Innere nicht kennt, bleibt an die Form gebunden. Wie ein unverheiratetes Mädchen mit Puppen spielt; verheiratet man sie, braucht sie keine Puppen mehr.«

      Abu Bakr Schibli sprach zu mir

      Sufi-Dialoge

      Ein Dogmatiker: »Frauen


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