Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme

Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme


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sie selig worden? – die Worte: »kuhm, kuhm!” d.i.: kaum, kaum! – Darauf beschloß denn Ursula, die Religion zu verändern. Als sie aber zur Kirche gehen wollte, um ihr Glaubensbekenntniß öffentlich abzulegen, und bis in die sogenannte Kluft gekommen war, einen finsteren Eingang vom Kloster in die Kirche, da erhielt sie auf einmal von einer eiskalten, unsichtbaren Hand eine derbe Maulschelle. Sie versetzte indeß: »Dadurch lasse ich mich nicht irren!« und ging muthig fort und setzte ihren Vorsatz in Ausführung. Ihrem Beispiele folgten jetzt die anderen Nonnen des Klosters, welches auf solche Weise nun ganz evangelisch wurde.

      Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 10. S. 154. 155.

      Ueber die Altmark. II. S. 202.

       43. Das Unwetter in Gr. Gerstädt.

       Inhaltsverzeichnis

      In der Gegend von Salzwedel liegt ein Dorf, Groß-Gerstädt genannt. Daselbst hat sich vor ungefähr hundert Jahren folgende schreckliche Begebenheit zugetragen: Es lebte daselbst ein Ackersmann, der sich eines Tages mit seinem Sohne veruneinigte, und in seinem Zorne den gotteslästerlichen Wunsch ausstieß, daß Gott mit Feuer vom Himmel in dessen Hof schlagen möge, daß sie beide nicht mehr darin wohnen könnten. Als er so frevelte, war der Himmel noch ganz heiter. Aber zu seinem eigenen Schrecken sollte sein Fluch schnell in Erfüllung gehen. Denn während bald nach dem Streite der Sohn nach Salzwedel ging, und der Vater sich auf das Feld begab, da entstand plötzlich ein Gewitter so schwarz, wie man es in dem Dorfe noch nicht erlebt hatte; das zog sich gerade über dem Dorfe zusammen, und schlug auf einmal, fast ohne allen Donner, an drei verschiedenen Stellen ein, so daß in einer Stunde fünf Ackerhöfe mit allen Gebäuden, und die Ställe von zwei anderen Höfen in einen Aschenhaufen verwandelt waren. Der Hof des fluchenden Bauern war zuerst vom Blitze getroffen, so daß weder der Vater noch der Sohn jemals die Schwelle ihres Hauses wieder haben betreten können.

      Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. 3. S. 514.

       44. Der bestrafte Sabbathschänder zu Bombeck.

       Inhaltsverzeichnis

      Zu Bombeck, einem Dorfe im Salzwedelschen, lebte vor Zeiten ein Schulze, Namens Hans Nölke, der ein sehr geiziger Mann war. Derselbe hatte zu einer Zeit einen Backofen selbst verfertigt. Gerade auf dem Bußtage wollte er das Gerüste herausnehmen, um den Ofen zu probiren. Für solche Sabbathschänderei wurde er aber schrecklich bestraft. Denn um sein Vorhaben ins Werk zu richten, war er in den Ofen hineingekrochen; auf einmal fiel dieser ein, und er wurde lebendig darin begraben, bevor die Seinigen ihn fanden, und ihm zu Hülfe kommen konnten.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. S. 123.

       45. Hakkeberg.

       Inhaltsverzeichnis

      Im Drömling in der Altmark hat man häufig den Fluch: »Daß dich der Jäger hole!” Davon erzählt man: Vor Zeiten lebte dort ein gewisser Mann, Namens Hackeberg. Der war ein großer Jäger, und pflegte aus übermäßiger Lust zum Jagen zu sprechen: Wenn ich nur immer jagen könnte, so wollte ich Gott seinen Himmel wohl lassen! Das ist ihm aber schlecht bekommen; denn zur Strafe muß er nun nach seinem Tode immer des Nachts zu Pferde mit Hunden vom Harze herunter in den Drömling hinein jagen, so daß er keine Ruhe und keine Rast hat. Es haben ihn viele Leute in Gestalt eines Jägers gesehen.

      Beckmann histor. Beschreibung von Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 4. S. 80.

       46. Die bestraften Räuber.

       Inhaltsverzeichnis

      In dem Dorfe Kleinau bei Apenburg legten sich im Jahre 1650 etliche junge Bauern zu damaliger Kriegszeit auf die Räuberei, und damit sie nicht möchten erkannt werden, machten sie sich mancherlei Gebrechen an. Der Eine nannte sich den »tauben Corporal,” und stellte sich, als könne er nicht hören. Der Andere nannte sich den »stummen Corporal,” und that, als könne er nicht reden. Der Dritte aber nannte sich den »krummmäuligen Corporal,” und hat allezeit, wenn er reden sollen, den Mund verzogen. Diese Bosheit hat aber Gott der Herr augenscheinlich an ihren Kindern gestraft. Denn dem tauben Corporal wurde hernachmals zuerst ein ganz tauber Sohn geboren, und ob er wohl nachher noch viele Kinder zeugte, so ist doch keins dabei gewesen, so recht hat hören können. Dem stummen Corporal wurde zuerst ein Sohn geboren, der ganz taubstumm war, und darauf noch einer, dem zeitlebens das Sprechen so schwer wurde, daß man kaum verstehen können, was er geredet. Und dem krummmäuligen Corporal wurde ein Sohn geboren, dem der Mund ganz schief auf die eine Seite hingezogen war.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. B. 1. Cp. 9. S. 92.

       47. Der Lehnekenberg bei Dahrendorf.

       Inhaltsverzeichnis

      Bei dem Dorfe Dahrendorf unweit der Hannöverschen Grenze liegt ein kleiner Berg, der Lehnekenberg geheißen; auf demselben befindet sich ein großer Granitstein, um welchen mehrere kleine Steine herumliegen. Man erzählt sich hiervon, daß einstmals eine Braut aus dem Hannöverschen hierher gekommen und in den großen Stein verwandelt sei, warum? das weiß man nicht. Die Braut hat Lene geheißen, und davon hat der Berg den Namen erhalten.

      Acten des Altmärkischen Vereins für Geschichte und Industrie.

       48. Der Lehnekenstein bei Bonese.

       Inhaltsverzeichnis

      Eine Viertelstunde westlich vom Dorfe Bonese, hart an der Markauer Grenze, steht in der Haide ein großer Stein; er ist von Granit und enthält vielen schwarzen Glimmer; er muß da schon viele hundert Jahre gelegen haben, denn er ist ganz grau und mit Moos und Flechten bewachsen. Er ist ungefähr 5 Fuß hoch, und hat gegen die Mitte zu einen Umfang von 12 Fuß; nach oben hin spitzt er sich zu. An der Vorderseite, wo ein Fahrweg dicht vorbeigeht, ist er glatt, an den übrigen Seiten aber ist er rauh und uneben; auch hat er dort mehrere Ritzen und Spalten. Früher hat ein ganzer Kranz von Steinen um ihn herum gestanden, davon sieht man aber jetzt nur noch wenige Spuren. Dieser Stein heißt der Lehneken- (Lehnchen-) Stein, und man erzählt sich von ihm folgende Sage:

      Vor vielen Jahren wohnte in dem Dorfe Bonese eine Bauerfrau, die zwei Kinder hatte, einen Jungen, der hieß Asmus, und ein Mädchen, die Marlene (Maria Helene) hieß. Der Asmus war schon als Knabe ein Taugenichts, und nachher wurde er ein großer Bösewicht, der keine größere Freude hatte, als die Leute zu quälen. Seine Schwester Marlehnchen dagegen war ein gutes und gottesfürchtiges Mädchen, die von Jedermann geliebt wurde. Die jungen Bursche kamen von allen Seiten her und begehrten sie zur Frau. Sie mochte aber keinen von ihnen, und schlug alle ihre Anträge aus, denn sie hatte eine stille Liebschaft mit einem Knechte auf dem Nachbarhofe, der ein frommer und fleißiger Mensch war, und nur leider keine Reichthümer hatte. Den hatte sie sehr lieb, wie er sie auch, und sie hatten geschworen, daß sie nicht von einander lassen wollten. Zuletzt kam auch der reiche Schulzensohn aus Markau als Freiersmann. Der ließ sich von Marlehnchen nicht abweisen, und steckte sich hinter ihre Mutter und ihren Bruder. Diese quälten sie täglich, und verlangten von ihr, daß sie den Schulzensohn zum Manne nehmen solle. Sie weinte zwar und klagte, und bat um Gotteswillen, daß man doch das nicht von ihr verlangen solle. Aber die Beiden kehrten sich


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