Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme

Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme


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so daß sie nicht konnten verwundet werden, weder durch Eisen noch durch Blei. Als solches der General gewahrt hatte, da ließ er seinen Leuten große und schwere Holzaxten machen; mit diesen ließ er sie das Schloß von Neuem stürmen, und auf die Belagerten losschlagen; die wurden denn nun alle erschlagen, denn gegen Holz hatte der Pfaff sie nicht fest gemacht. Also nahm er das Schloß.

      Rittners Altmärk. Geschichtsbuch in Küsters antiq. Tangerm. II. 31.

       24. Die alte und die neue Stadt Gardelegen.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Stadt Gardelegen hat vormals nicht an demselben Platze gelegen, wo sie jetzt liegt, sondern eine gute Strecke davon, nahe bei, wo jetzt die Isenschnibbe ist. Hier hat noch vor 300 Jahren ein altes steinernes Kreuz gestanden, an welchem eine unleserliche Inschrift gewesen; zu demselben, welches dem heiligen Petrus zu Ehren soll aufgerichtet gewesen sein, ist damals alle Jahre am SonntageExaudi die ganze Stadt mit Singen und Spielen in einem großen Aufzuge herausgefahren und gegangen, und hat sich sonderlich lustig gemacht.

      Der Ort aber, wo das jetzige Gardelegen liegt, ist vor Zeiten ein Sumpf, Morast und dickes Holz- und Buschwerk gewesen, durch welches die Wölde und Lausebeck geflossen. Darin haben viele Buschklepper und Räuber genistet, von welchen dem Lande viel Schaden zugefügt worden. Da hat es sich eines Tages zugetragen, daß die in der alten Stadt Gardelegen einen von diesen Räubern gefangen bekamen. Sie hatten ihn vermittelst der Spur seines Pferdes in seiner Mördergrube aufgespüret, und diese besetzet. Von Hunger gezwungen hatte er endlich Vorschläge gethan, sich zu ergeben, und, wenn man ihn am Leben lasse, viel zu offenbaren. Man willigte darein, legte ihm aber zur Strafe auf, von seinem Raube die St. Jürgens-Kirche und ein Haus für die Armen zu bauen, was er von seinem Raube gern und leicht gethan.

      Von diesem Räuber erfuhren die Gardeleger nun unter andern auch, wo die ganze Bande ihr Raubnest habe, daß dies der Busch sei, und daß dort ein bequemer und gar guter Ort wäre, eine Stadt dahin zu bauen und darinnen sicher zu leben. Diese Rede und Anschlag nahm man wohl in Acht, man untersuchte den Busch und fand Alles angezeigtermaßen. Man faßte also den Schluß, eine neue Stadt daselbst zu bauen. An dem jetzigen Markte, der damals der geraumste Ort gewesen, wurde angefangen und das erste Haus errichtet. Von selbigem herunter nach dem alten Gardelegen hin wurde dann zuerst die Stendalsche Straße gebauet, weil man nach der alten Stadt noch am meisten hin mußte. Demnächst wurde vom Markte ab gebauet die Gasse nach der Nicolai-Kirche; darauf vom Markte hinab nach dem Magdeburger Thore zu die Magdeburgische Straße. Sodann wurde aus der Stendalischen Straße hinunter eine Gasse gebaut, die man die Burgstraße geheißen. Die Sandstraße ist die letzte gewesen, die man angelegt, als die Stadt erweitert werden müssen. Weil es aber hier einen niedrigen und sumpfigen Grund gegeben, so mußte der Ort mit Sand erhöhet werden, welches der Gasse den Namen Sandstraße gegeben. Die Gasse hinter St. Marien wurde die Rittergasse geheißen, weil die Ritter und Edelleute dieselbe bewohnt; dieselbe ist aber sehr kothig gewesen, und es haben allda große Steine gelegen, daß man von einem auf den andern hat springen müssen. – Dieses Alles ist aber nicht in einem oder etlichen Jahren verrichtet, sondern nachdem sich die Bürgerschaft vermehret, allmälig fortgesetzet, bis der Ort endlich zu einer vollkommenen Stadt geworden.

      Johannis Rudolphi Noltenii (Archidiaconi an St. Marien zu Gardelegen) Ungläubiges und Abergläubiges Gardelegen. §. 13.

      Dr. Johannis Christophori Becmanni Aufsatz von der Stadt Gardelegen. §. 3.

      Beide Abhandlungen stehen in: Historicorum Palaeo-Marchicorum Collectio II. III. Das ist: Altmärkischen historischen Sachen zweite und dritte Sammlung, gesammelt und ans Licht gestellt vonJulio Conrad. Rüdemann, Brunswicensi, Pastore an St. Jacobi Kirchen in Stendal. Salzwedel bei Christian Schustern 1728.

       25. Die Sanct Georgen-Capelle vor Gardelegen.

       Inhaltsverzeichnis

      In uralten Zeiten hielt sich unweit der Stadt Gardelegen vor dem Salzwedeler Thore ein Räuber auf, der beiden, den Einheimischen, wie den Fremden, viel Verdruß angethan, in den daran grenzenden Wäldern aber eine Höhle gehabt, darin er sich versteckt und seinen Raub zusammengebracht. Er trieb sein Handwerk lange, bis sich zuletzt die beiden Dörfer Sassendorf und Neseritz mit der Stadt Gardelegen zusammenthaten, um sich seiner zu bemächtigen. Vermittelst der dahin führenden Pferdespuren fanden sie die Höhle: sie besetzten ihn darin, und ließen ihm die Wahl, sich zu ergeben oder zu verhungern. Der Räuber bequemte sich zu dem Ersteren, hat sich aber dabei ausbedungen, daß man ihn nicht auf eine schmähliche Weise zu Tode bringen möchte, wogegen er versprach, daß er von seiner bösen Lebensart abstehen, auch dem heiligen Georg zu Ehren eine Kirche bauen wollte, um dadurch seiner Missethaten halber einige Büßung abzustatten. Er wurde darauf am Leben gelassen, und er bauete, um sein Versprechen zu lösen, die St. Georgen-Capelle vor dem Salzwedeler Thore, die noch jetzt dort steht.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 4. S. 36.

       26. Die Wette um das Thor zu Gardelegen.

       Inhaltsverzeichnis

      In der Stadt Gardelegen war in früheren Zeiten am Ende der Burgstraße nach der Isernschnibbe hin ein Stadtthor. Dasselbe war für die Herren von Alvensleben, welche die Gerichtsbarkeit über die Burgstraße hatten, und mußte Tag und Nacht für sie offen gehalten werden. Darüber entstand mancher Streit zwischen denen von Alvensleben und dem Magistrate der Stadt. Endlich wurde jedoch allem Hader auf einmal ein Ende gemacht. Denn als eines Tages der Magistrat und der älteste Herr von Alvensleben bei einem frohen Mahle in der Stadt beisammensaßen, da wetteten sie mit einander, daß das Thor auf ewige Zeiten solle verschlossen bleiben, wenn der Magistrat es während der Zeit könne zumauern lassen, daß der Herr von Alvensleben zu Rosse um die Stadt jage. Der Magistrat nahm darauf die flinksten Maurerleute zur Hand, und der Herr von Alvensleben bestieg sein bestes Roß, das er im Stalle hatte. Der Magistrat gewann aber die Wette, denn der Herr von Alvensleben stürzte mit dem Pferde, als er ganz nahe am Ziele war.

      Ueber die Altmark. II. 271. 272.

       27. Das Wamms des Geräderten.

       Inhaltsverzeichnis

      Im Jahre 1587 brachen eines Nachts zwei Diebe, Hans aus Braunschweig und Valtin Jenze bei Perleberg gebürtig, in die St. Nicolai-Kirche zu Gardelegen ein, und raubten aus dem verschlossenem Schranke in der Sacristei einen Kelch und mehrere andere heilige Gefäße. Bei diesem Diebstahle wurden sie aber ertappt, indem der Küster, Nicolaus Winkelmann, das Licht in der Kirche gewahrte und die Wächter herbeirief. Der eine von ihnen wurde sofort festgehalten, der andere entkam zwar und versteckte sich, wurde aber am anderen Tage auf dem Marstalle im Heu gefunden. Beide wurden zum Tode verurtheilt und auch gerädert. Da geschah es, daß der Scharfrichter das Wamms des einen der Geräderten an einen Müllerknecht verkaufte. Zu diesem kam aber in der Nacht ein Gespenst, in der Gestalt des gerichteten Kirchendiebes, vor sein Bette, und sprach: Hörst du nicht, gieb mir dein Wamms her! – Der Müllerknecht zog das Wamms in seinem Leben nicht an.

      Auff- und Abnehmen der löblichen Stadt Gardelegen, das ist Ein kurtzer historischer Bericht etc. von Christophoro Schultzen, Stendal 1668. S. 52.

       28. Die Isern-Schnibbe bei Gardelegen.

       Inhaltsverzeichnis

      Nahe


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