Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme

Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme


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oder die Isenschnibbe genannt. Dasselbe soll schon von dem Römischen Feldherrn Drusus herstammen, der dort einen Tempel zu Ehren der Göttin Isis und darin deren Bildniß gefunden, und darauf ein festes Schloß dahin soll gebauet haben. Von der Göttin hat es zuerst Isisburg oder Isenburg geheißen. Als aber hernach die Wenden das Schloß hart belagert und es nicht eingenommen, sondern manche harte Schnappe davor bekommen, auch endlich unverrichteter Sachen müssen abziehen, da haben sie gesagt, das sei eine wahre Isen-Schnibbe, woher es diesen Namen behalten.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 4. S. 70.

       29. Der Selische See.

       Inhaltsverzeichnis

      Bei dem Dorfe Ostingersleben im Kreise Gardelegen ist ehedem ein See gewesen, der Selische See genannt, der an anderthalb Meilen im Umkreise gehabt hat. An der Stelle des Sees hat früher eine große Stadt gestanden, Sela geheißen, die einstmals plötzlich versunken ist, und anstatt welcher nun der See entstanden. Man hat noch lange an seinem Ufer die Ueberbleibsel der alten Mauern gesehen. Im Jahre 1719 ist der See auf Befehl des Königs abgelassen und ausgetrocknet, so daß man jetzt nur Ackerland und Wiesen dort siehet.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 4. Cp. 4. S. 90.

       30. Die goldene Laus bei Bismark.

       Inhaltsverzeichnis

      Vor langen Jahren, die Chronik sagt, im Jahre 1350, fiel in der Nähe des Städtleins Bismark plötzlich ein Kreuz vom Himmel, welches sofort viele Wunder that. Es wurde daher an der Stelle eine Kirche gebauet, welche den Namen: zum heiligen Kreuze, oder auch: Maria Himmelskönigin erhielt. Es ging alljährlich eine große Wallfahrt dahin, zu welcher auch der Bischof von Halberstadt herüber kommen mußte. Dieselbe ging von der Stadt aus über den Kirchhof, weshalb dieser Weg die heilige Straße genannt wurde. Es geschahen fortwährend in der Kirche viele Wunder. Das merkwürdigste in derselben aber war eine große Laus, welche oben auf dem Thurme über dem Gewölbe der Kirche an einer goldenen Kette festgehalten wurde. Diese Laus verzehrte täglich ein Pfund Fleisch, und ist so groß gewesen, daß man sie unten in der Kirche ganz deutlich hat sehen können, wenn sie, wie das an den Wallfahrtstagen geschehen, oben vom Gewölbe her gezeigt ist. Eine Abbildung der Laus hat man unten an der Thurmmauer gesehen. Die Kirche ist jetzt längst zerstört; aber ihre Trümmer sieht man noch auf dem Felde unweit Bismark auf der Seite nach Stendal zu. Sie heißen jetzt die goldene Laus, oder auch die verwünschte Laus. Der Weg, der von der Stadt aus dahin führt, geht über den Kirchhof der Stadt, und heißt auch jetzt noch die heilige Straße.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. B. 1. S. 75., u. Verbesserungen S. 27.

      Ueber die Altmark. II. S. 229.

       31. Die Todtenglocke zu Calbe.

       Inhaltsverzeichnis

      Vor dem Städtchen Calbe an der Mulde befindet sich das sogenannte feste Haus, ein Schloß der Herren von Alvensleben. In demselben hing früher eine Glocke, die von selbst anschlug und an zu läuten fing, wenn Jemand aus dem Geschlechte der von Alvensleben mit Tode abgehen sollte, und wenn er auch schon in ganz fernen Landen war.

      Von dem Ursprung dieser Glocke, oder wo sie geblieben, hat man keine Kunde.

      Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg, Th. 5. B. 1. Cp. 9. S. 53.

       32. Die Stadt Salzwedel.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Stadt Salzwedel ist eine der ältesten Städte in der Altmark. Der Name soll von dem lateinischen Worte Sol, die Sonne, herkommen, und von dem deutschen Worte Welle, welches so viel bedeutet als Haus, wie man z.B. noch spricht: Wellenwand. Der Sage nach ist sie schon von Julius Cäsar, der zu Ehren der sieben Planeten in Deutschland sieben Städte errichtet, dem vierten Planeten, als der Sonne, zu Ehren erbauet, und sie soll daher auch ihren gedachten Namen: Sonnenstadt erhalten haben. Von der Zeit soll sie auch noch einen Sonnentempel, den indeß Einige dem Drusus zuschreiben, und darin ein Bildniß der Sonne gehabt haben, welches alles Carl der Große hernachmals zerstört hat.

      Beckmann histor. Beschr. von Brandenburg. Th. 2. S. 3

       33. Das Stadtholz bei Salzwedel.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Stadt Salzwedel besitzt ein ansehnliches Gehölz, welches einen Flächeninhalt von mehr als 9000 Morgen hat. Vor Zeiten war dasselbe noch bedeutend größer, und es ist durch folgende Begebenheit kleiner geworden: Es hatte nämlich vor vielen hundert Jahren ein Markgraf seinen Fürstensitz in Salzwedel; der hatte eine Liebschaft mit der Frau des Freischulzen in Briez, welches Dorf nahe an dem Stadtholze liegt. Als er nun eines Tages bei dieser Frau zum Besuche war, da kam, ihm sehr ungelegen, der Schulz zu Hause. Der Markgraf daher, um seiner los zu werden, versprach ihm einen solchen Strich von dem Stadtholze abzutreten, als er in einer Viertelstunde umgehen werde. Das ließ sich der Schulz nicht zweimal sagen, und er eilte flugs in das Stadtholz, schritt auch seine Viertelstunde lang rüstig zu. Als er aber nach Verlauf derselben zurückkehrte, kam er dem Markgrafen noch zu früh, und dieser versprach ihm daher noch einen solchen Strich, als er in einer zweiten Viertelstunde umgehen werde. Auch dieses ließ der Schulz sich gefallen, und es kam auf solche Weise ein großer und schöner Theil von dem Stadtholze auf ewige Zeiten fort und an die Erben des Schulzen zu Briez, die ihn noch jetzt besitzen.

      Pohlmann Geschichte der Stadt Salzwedel. S. 51.

       34. Klaus Ule.

       Inhaltsverzeichnis

      Vor mehreren hundert Jahren lebte in der Stadt Salzwedel ein Bürger, Namens Claus Schulze, gewöhnlich aber Ule genannt. Derselbe war ein großer Verächter und Spötter der Religion, und daher auch in dreizehn Jahren nicht zum heiligen Abendmahl gewesen. Dafür hat ihn aber Gott der Herr gestraft an seinen Füßen; denn seine beiden Beine sind kohlschwarz geworden. Worüber er denn zur Einsicht seines Frevels kam, sich bekehrte, und vor seinem Ende in seinem Hause noch berichtet wurde. – In dem Altstädter Kirchenbuche zu Salzwedel findet sich diese Geschichte verzeichnet.

      Pohlmann Gesch. der Stadt Salzwedel. S. 70.

       35. Der bestrafte Meineidige.

       Inhaltsverzeichnis

      In der Stadt Salzwedel lebte einst ein Mann, der hundert Dukaten geborgt hatte. Als nun die Zeit des Wiederbezahlens kam, und sein Gläubiger ihn mahnte, da läugnete er frech und standhaft ab, auch nur einen Pfennig empfangen zu haben. Er wurde deshalb auf das Rathhaus gefordert, und hier wurde von ihm ein Eid verlangt, daß er kein Geld erhalten oder daß er es seinem Gläubiger zurückgegeben habe. Der böse Schuldner hatte das vorhergesehen, und er hatte daher listiger Weise die hundert Dukaten in seinem Spazierstock eingespundet. Diesen nahm er so mit auf das Rathhaus, und weil er nicht falsch schwören wollte, sondern sein Gewissen dadurch zu retten glaubte, so bat er seinen Gläubiger, ihm während des Eides den Stock zu halten.


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