Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman - Marie Francoise


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schließlich nicht rund um die Uhr mit dir zusammen, meine Liebe. Woher soll ich wissen, mit wem du dich sonst noch alles herumgetrieben hast?«

      Christina schnappte hörbar noch Luft. »Alex!«

      »Reg dich nicht auf, Schätzchen«, entgegnete Alex in einem Ton, als würde er mit einem törichten kleinen Kind sprechen, dann berührte er Christinas Gesicht. »Du bist schön.« Er lächelte. »Die Schwangerschaft tut dir anscheinend gut. Andere Frauen, die Babys erwarten, sehen blaß und elend aus, aber du… meine Güte, ich wußte gar nicht, wie schön du bist.« Er beugte sich zu ihr und küßte sie.

      Mechanisch erwiderte Christina seinen Kuß – unsicher, wie sie sein seltsames Verhalten nun eigentlich deuten sollte.

      Alex zwang sie auf das Sofa, seine Küsse wurden leidenschaftlicher und steckten Christina schließlich an. Doch als sie ihre Arme um seinen Nacken schlang, wich er plötzlich ein wenig zurück – gerade so weit, daß er sie anlächeln konnte.

      »Ich glaube, wir sollten diese Affäre jetzt noch nicht beenden«, meinte er und schien Christinas entsetztes Gesicht gar nicht zu bemerken.

      »Affäre!« stieß sie hervor und versuchte sich aufzurichten, doch Alex’ Körper hielt sie weiterhin in der halbliegenden Stellung gefangen. »Bin ich für dich denn nicht mehr als eine Affäre?«

      Alex lächelte wieder, doch diesmal sah Christina nicht auf seinen Mund, sondern in seine Augen und fröstelte vor der Kälte, die ihr entgegenschlug.

      »Hast du das etwa angenommen?« fragte er zurück, dann richtete er sich auf. »Du hast mir gefallen, und ich muß gestehen, du gefällst mir noch immer. Darauf kannst du stolz sein, Schätzchen. Ich vergnüge mich normalerweise nicht länger als ein, zwei Wochen mit demselben Mäd-chen. Wir beide sind nun schon fast drei Monate zusammen. Das ist für meine Verhältnisse ganz beachtlich.« Er nahm eine von Christinas blonden Locken und wickelte sie um seinen Finger. »Wenn es nach mir geht, müssen wir die Affäre auch noch nicht beenden. Wir sollten in den kommenden Wochen nur ein bißchen vorsichtig sein.«

      Jetzt stand er auf, zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief, ehe er fortfuhr: »Ich gedenke zu heiraten.«

      Christina fühlte sich wie in einem aberwitzigen Alptraum, und irgendwie glaubte sie, sie müsse im nächsten Moment aufwachen und erkennen, daß alles gar nicht wahr sei. Doch sie wachte nicht auf.

      »Meine zukünftige Frau ist natürlich steinreich«, fuhr Alex fort. »Genau aus diesem Grund habe ich sie ja ausgewählt. Mein Leben wird nach der Hochzeit sehr luxuriös verlaufen. Da gehört eine Geliebte sozusagen zur Grundausstattung hinzu.« Mit der Zigarette im Mund beugte er sich so weit zu Christina hinunter, daß der Rauch sie zum Husten reizte. »Diese Geliebte wirst du sein, mein Schatz – zumindest vorläufig.«

      »Du bist ja verrückt«, stieß Christina heiser hervor.

      »Verrückt?« wiederholte Alex, dann schüttelte er lachend den Kopf. »Nein, mein Mädchen, verrückt bin ich ganz bestimmt nicht. Ich bin klug, und ich weiß genau, was ich will. Also, Schätzchen, du hast die Wahl. Entweder du erklärst dich mit diesem Arrangement einverstanden, dann werden du und der Balg, den du zur Welt bringen wirst, in gediegenem Wohlstand leben, oder du ziehst Leine, dann allerdings kannst du zusehen, wie du dich und deinen Bastard durchbringst.«

      Christina schluckte schwer.

      »Du mieser…«, begann sie, doch weiter kam sie nicht, denn Alex griff grob in ihr dichtes Haar und zog sie hoch.

      Christina schrie auf vor Schmerz und versuchte, ihre Haare aus Alex’ Hand zu lösen, doch das erwies sich als aussichtslos.

      »Reiß dich bloß zusammen!« zischte Alex, während sich seine Hand noch fester in ihrem Haar verkrallte. Ihre Kopfhaut brannte wie Feuer.

      »Laß mich los«, wimmerte sie. »Bitte, Alex, laß mich los.«

      Er stieß sie brutal von sich. Christina taumelte und fiel wieder auf das Sofa zurück. Ihr war, als würden tausend Nadeln in ihrem Kopf stecken. Leise weinend preßte sie eine Hand gegen die schmerzende Stelle.

      »Ich nehme an, du hast deine Entscheidung getroffen«, erklärte Alex kalt, dann nahm er sie mit festem Griff am Arm, zog sie wenig charmant durch die Wohnung und vor die Tür. »Adieu, mein Schatz.«

      Im nächsten Moment stand Christina allein in dem kalten Hausflur. Sie starrte die zerkratzte Tür an, die hinter ihr ins Schloß gefallen war. Wären die Schmerzen an der Stelle, wo Alex ihre Haar gepackt hatte, nicht allzu deutlich gewesen, hätte sie wohl noch immer geglaubt, daß sie nur einen schrecklichen Traum geträumt hätte. So aber stand die Wirklichkeit sehr schmerzhaft vor ihr.

      Mit langsamen, schleppenden Schritten und noch immer weinend quälte sich Christina die Treppe hinunter und trat auf die Straße. Sie bemerkte nicht, wie sich Passanten nach ihr umdrehten und sie teils neugierig, teils besorgt mit Blicken verfolgten.

      »Fräulein Walther.«

      Christina zuckte beim Klang der männlichen Stimme erschrocken zurück und taumelte, weil die rasche Bewegung zu einem plötzlichen Schwindelgefühl geführt hatte. Eine kräftige Hand griff stützend an ihren Arm, und dann erkannte Christina, von wem sie da angesprochen worden war. Es war der Gynäkologe Dr. Robert Daniel. Sie selbst gehörte ja auch zu seinem Patientenkreis, hatte sich bis jetzt aber gescheut, ihn wegen ihrer Schwangerschaft aufzusuchen.

      »Was ist denn los?« fragte Dr. Daniel besorgt. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«

      »Es… es geht schon«, stammelte Christina und wollte ihren Weg fortsetzen, doch so leicht ließ sich Dr. Daniel jetzt nicht abwimmeln. Er machte sich Sorgen um sie… berechtigte Sorgen.

      »Das Gefühl habe ich nicht«, erwiderte er, dann wies er zu seinem Auto, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand. »Soll ich Sie nach Hause fahren?«

      Christina schüttelte den Kopf und versuchte ihren Weg allein fortzusetzen, doch das Schwindelgefühl kehrte zurück. Sie taumelte erneut, dann sackte sie in die Knie. Dr. Daniel griff sofort helfend zu, doch da war der Schwächeanfall schon vorüber. Allerdings war Dr. Daniel nun erst recht nicht mehr bereit, sich mit fadenscheinigen Erwiderungen abspeisen zu lassen.

      »Fräulein Walther, ich bringe Sie jetzt zu mir in die Praxis.« Er überlegte kurz. »Nein, noch besser gleich in die Waldsee-Klinik.«

      »Das ist wirklich nicht nötig, Herr Doktor«, widersprach Christina leise. »Ich hatte gerade ein… ein sehr unerfreuliches Erlebnis, das ist alles. Ich werde mich zu Hause ein bißchen hinlegen.«

      »Seien Sie doch vernünftig«, fiel Dr. Daniel ihr sanft ins Wort. »Eine Untersuchung schadet nichts, und wenn es wirklich nur an diesem unerfreulichen Erlebnis liegen sollte…« Er zögerte kurz. »Vielleicht möchten Sie darüber sprechen.«

      Christina schüttelte den Kopf, ging ein paar Schritte und blieb dann stehen. Sie fühlte sich schwach und müde. Ihre Knie zitterten, als würden sie jeden Moment wieder nachgeben.

      »Vielleicht sollte ich doch mitkommen«, räumte sie ohne rechte Überzeugung ein. Sie wollte nicht ins Krankenhaus, andererseits war die Aussicht auf einen einsamen Heimweg auch nicht verlockend. Außerdem war sie schwanger und die erste Untersuchung längst überfällig.

      Fürsorglich begleitete Dr. Daniel die junge Frau zu seinem Auto, hielt ihr die Beifahrertür auf und setzte sich dann hinters Steuer. Mit dem Wagen war die Fahrt zur Waldsee-Klinik in wenigen Minuten bewältigt. Jetzt, da sie sitzen konnte, fühlte sich Christina schon wieder besser, und fast bereute sie, daß sie sich hierher hatte bringen lassen.

      »Ich glaube… ich sollte…«, begann sie unsicher, doch Dr. Daniel sah sie mit seinen gütigen blauen Augen an und griff dann beinahe väterlich nach ihrer Hand.

      »Ich glaube, Sie sollten sich untersuchen lassen«, meinte er. »Kommen Sie, Fräulein Walther.«

      Ergeben folgte Christina ihm in die Klinik, legte sich im Untersuchungsraum gehorsam auf die Liege und ließ zu, daß Dr. Daniel Puls und Blutdruck kontrollierte,


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