Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman - Marie Francoise


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hatte, mit Geduld und Liebe könne man Sissi sicher davon überzeugen, daß sie die Mutter durch eine Ehe mit ihm nicht verlieren würde. Seine jetzigen Worte standen in krassem Gegensatz dazu.

      »Ich glaube, wir… wir sollten Sissi einfach Zeit lassen«, stammelte sie unsicher. »Sie muß sich erst daran gewöhnen, daß ich…« Diana verstummte. In den vergangenen vier Jahren hatte sie sich zu einer selbstsicheren Geschäftsfrau gemausert, doch jetzt, in dieser Situation… als eine liebende Frau, die wahrscheinlich bald vor dem Problem stehen würde, sich zwischen ihrem Kind und dem Mann ihres Herzens zu entscheiden, war sie wieder so unsicher wie damals, als sie den steinreichen Michael Wieland kennengelernt hatte. Aus Angst vor dem Reichtum, der hinter ihm gestanden hatte, hätte sie sich fast gegen ihr Herz entschieden, doch Michael hatte das nicht zugelassen. Ganz behutsam und liebevoll hatte er sie in seinen Kreisen eingeführt, und spätestens nach seinem tragischen Tod war sie dann buchstäblich über sich hinausgewachsen, hatte die Leitung des riesigen Unternehmens übernommen und sich hier bestens etabliert. Doch tief in ihrem Innern war sie das schüchterne, unsichere Mädchen geblieben, das sie im Grunde immer gewesen war.

      Alex nickte nur und schwor sich insgeheim, daß er sich dieser Sache selbst annehmen würde. Er würde eine Gelegenheit finden, um sich die verzogene kleine Göre gehörig zur Brust zu nehmen. Notfalls mußte sie ein paar kräftig hintendrauf bekommen, damit sie kuschte. Alex hatte jedenfalls keine Lust, auf das Wieland-Vermögen zu verzichten, nur weil Sissi ihn für so böse hielt, wie er wirklich war.

      *

      »Also, Billy, raus mit der Sprache«, verlangte Dr. Jeffrey Parker. »Warum hast du die Staaten verlassen?«

      Billy Stevens senkte den Kopf. Seit einem Monat lebte er nun schon bei Jeff, doch über die wahren Beweggründe seiner Reise nach Deutschland hatte er sich bisher in Schweigen gehüllt. Jeff hatte es respektiert, doch nun war für ihn Billys Schonzeit abgelaufen.

      »Jeff, bitte…«, versuchte er auszuweichen, doch Dr. Parker schüttelte den Kopf.

      »Keine Chance, mein Freund«, entgegnete er fest. »Du wirst jetzt reden. Ich habe mir dein Elend lange genug mit angeschaut.«

      Billy schluckte. »Wenn ich es dir erzählte, wirst du mich für verrückt erklären.«

      Wieder schüttelte Jeff den Kopf. »So schnell erkläre ich niemanden für verrückt, und dich schon gar nicht.«

      Billy seufzte tief aus. »Also schön, ich habe mich verliebt. Unglücklich verliebt.«

      »Und weiter?«

      »Genügt das nicht?« fragte Billy zurück.

      »Nein«, antwortete Jeff. »Das war mir nämlich von vornherein klar. So wie du sieht nur einer aus, der großen Liebeskummer hat.«

      Wieder seufzte Billy. »Ich weiß nichts über sie, außer daß sie Deutsche ist und vor fünf Jahren geheiratet hat. Sie und ihr Mann verbrachten die Flitterwochen in Kalifornien und flogen von dort noch für vierzehn Tage nach Hawaii. Ich war der Pilot, und über die Stewardeß ließen sie mich fragen, ob sie einen Blick ins Cockpit werden dürften. Es wäre ihre Hochzeitsreise und so weiter.« Höchst verlegen fuhr er sich über die Stirn.

      Dr. Parker wartete gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte.

      »Sie trat ins Cockpit… wie ein Engel«, setzte Billy leise hinzu. »Ein Blick und mein Herz stand in Flammen.« Er schwieg, bevor er nahezu tonlos hinzufügte: »Und brennt immer noch.«

      »Du hast sie niemals wiedergesehen?« fragte Jeff teilnahmsvoll.

      Billy schüttelte den Kopf, dankbar, daß Jeff sein Problem nicht einfach als puren Unsinn abtat.

      »Im Vergleich mit den Staaten ist Deutschland zwar klein«, meinte Dr. Parker, »trotzdem dürfte es praktisch unmöglich sein, diese Frau zu finden, vor allem, weil du ja anscheinend rein gar nichts über sie weißt.«

      »Sie und ihr Mann unterhielten sich, als sie bei mir im Cockpit waren«, erwiderte Billy. »Sie sprachen zwar hochdeutsch, aber der schwache Akzent erinnerte mich an das Deutsch, das mein Vater immer gesprochen hat.« Er mußte lächelnd. »Meine Mutter schimpfte sehr, wenn er mir bayrische Ausdrücke beibrachte. Vermutlich waren sie nicht salonfähig.«

      »Du glaubst also, daß die junge Frau aus dieser Gegend stammte«, folgerte Dr. Parker.

      Billy zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, aber es hörte sich zumindest so an… soweit ich überhaupt in der Lage bin, deutsche Akzente richtig zuzuordnen.«

      »Du sprichst fließend Deutsch«, meinte Jeff. »Im übrigen hat der Dialekt deines Vaters dein Ohr fürs Bayrische geschult. Allerdings ist auch Bayern zu groß, um eine Frau zu finden, deren Namen du nicht kennst.« Er schwieg kurz. »Ganz davon abgesehen, daß sie ja verheiratet ist.«

      Aufmerksam sah Billy seinen Freund an. »Sei ehrlich, Jeff, hältst du mich für verrückt?«

      Dr. Parker lächelte. »Ja, aber das warst du schon während der Schulzeit – auf eine sehr liebenswerte Art. Deshalb lagen dir auch immer alle Mädchen zu Füßen.«

      Billy grinste. »Du hast dich auch nicht verändert, Jeff.« Dann wurde er wieder ernst. »Es tut mir unheimlich gut, bei dir zu sein.«

      *

      Der Zustand von Christina Walther wurde immer besorgnis-erregender. Sie lag fast aus-schließlich im Bett und starrte blicklos vor sich hin, anstatt die von Dr. Daniel angeregten Spaziergänge zu unternehmen. Ihr Essen ließ sie nahezu unberührt wieder zurückgehen, und abends verlangte sie immer öfter ein Schlafmittel.

      »So geht’s nicht weiter, Fräulein Walther«, meinte Dr. Daniel kopfschüttelnd und fand dabei genau den richtigen Ton zwischen Einfühlungsvermögen und Bestimmtheit.

      Ihr Blick schien von ganz weit her zu kommen.

      »Herr Doktor, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll«, flüsterte sie. »Ich erwarte ein Kind von einem Mann, der mich nicht liebt… nie geliebt hat und…« Sie sprach nicht weiter, weil sie nicht eingestehen wollte, was sie fühlte… daß sie sich nach Rudi sehnte…

      Doch Dr. Daniel spürte, in welche Richtung ihre Gedanken gingen. Spontan griff er nach Christinas Hand und hielt sie fest.

      »Manches läßt sich nur durch ein Gespräch klären«, meinte er.

      Christina schüttelte sofort den Kopf. »Das nicht.« Ihre Augen suchten Dr. Daniels Blick. »Sie sind ein Mann. Wie würden Sie denn reagieren, wenn Ihre Frau Sie verlassen hätte und nach ein paar Monaten wieder zurückkommen würde – schwanger von einem anderen Mann?«

      »Eine schwierige Frage«, gab Dr. Daniel zu. Er und seine Frau Manon führten ja eine denkbar glückliche Ehe.

      »Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde«, antwortete Dr. Daniel nach einigem Zögern.

      Christina ließ den Kopf zurücksinken. »Ich hatte von Anfang an Vertrauen zu Ihnen, Herr Doktor, aber jetzt… ich weiß nicht, wie ich beschreiben soll, was in mir vorgeht. Ihre Ehrlichkeit… egal, welche Frage man Ihnen stellt… ich bin so froh, daß ich hier bin.«

      Dr. Daniel lächelte. »Ihr Kompliment freut mich zwar, aber damit sind wir der Lösung Ihres Problems leider noch keinen Schritt nähergekommen.«

      »Das werden wir auch nicht«, meinte Christina niedergeschlaen. »Ich kann nicht zu Rudi hingehen und sagen, alles wäre nur ein Irrtum gewesen. Ich kann ihn nicht bitten, mir zu verzeihen.« Sie schwieg kurz. »Das könnte ich vielleicht, wenn es die Schwangerschaft nicht gäbe, aber so…« Sie schüttelte den Kopf. »Irgendwie muß ich versuchen, selbst mit meinem Leben fertigzuwerden.«

      »Das bedeutet aber auch, daß Sie Ihr Kind akzeptieren müssen«, erklärte Dr. Daniel. »Und zumindest das tun Sie im Augenblick überhaupt nicht, denn alles, was Sie jetzt machen, schadet Ihrem Baby. Sie essen nicht, gehen nicht an die frische Luft und nehmen zuviel Medikamente. Ihr Baby wird darüber nicht sehr glücklich sein.«

      »Ich bin über das Baby auch nicht


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