Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman - Marie Francoise


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dann wüßte ich auch etwas damit anzufangen.«

      »Was soll das heißen?« fragte Christina kläglich.

      »Das heißt, daß ich an deiner Stelle um Rudi kämpfen würde und zwar mit allen Mitteln«, meinte Tamara.

      Jetzt war es Christina, die abwinkte. »Um ihn kämpfen. Das könnte ich, wenn eine andere Frau im Spiel wäre, aber so… die Suppe, die ich mir eingebrockt habe, muß ich jetzt eben auch selbst auslöffeln.«

      Tamara zog die Augenbrauen hoch. »Der Spruch könnte von mir sein.« Sie setzte sich neben Christina und legte freundschaftlich einen Arm um ihre Schultern. »Hör mal, ich bin seit dem Kindergarten deine beste Freundin, und ich glaube, niemand kennt dich so gut wie ich – nicht einmal deine Eltern. Ich weiß, wie sehr du unter der Trennung von Rudi leidest. Okay, du bist selbst schuld daran, aber das ändert nichts daran, daß du mir leid tust. Eine solche Situation, wie du sie jetzt hast, würde ich nicht mal meinem ärgsten Feind wünschen, schon gar nicht meiner besten Freundin. Aber – und das ist der Punkt – dein Rudi leidet mindestens genauso wie du.« Sie schwieg kurz. »Als ihr beide noch zusammen wart, war er für mich tabu. Der Freundin den Freund auszuspannen, ist in meinen Augen so ziemlich das Mieseste, was man tun kann. Aber als du Schluß mit ihm gemacht hattest, bestanden für mich andere Voraussetzungen. Ich wartete zwei Wochen, weil ich dachte, du würdest mit fliegenden Fahnen zu ihm zurückkehren, aber als das nicht der Fall war, habe ich selbst versucht, mit ihm zu flirten.«

      Christina nickte. »Du hast bereits erzählt, daß du es ihm nicht schwergemacht hättest.«

      »Ich hätte vor Rudi einen Striptease-Tanz abziehen können – er hätte mich überhaupt nicht bemerkt … jedenfalls nicht als begehrenswerte Frau. Weißt du eigentlich, was ich mir während unserer Verabredungen alles anhören durfte?« Sie gab die Antwort gleich selbst. »Wir sprachen nur von dir und davon, wie sehr Rudi dich vermißt. Keine Frau wird jemals mehr eine Chance bei ihm haben. Er liebt dich – nur dich.«

      Christina seufzte tief auf. »Das mag ja bis vor zwei Stunden richtig gewesen sein, aber jetzt weiß er, daß ich ein Baby erwarte – von einem anderen Mann. Meinen Fehltritt mit Alex hätte er mir vielleicht verzeihen können, aber…«

      »Versuch es doch wenigstens«, fiel Tamara ihr heftig ins Wort. »Du mußt ja nicht mal lügen. Sag einfach die Wahrheit… daß das mit diesem Alex ein schlimmer, unverzeihlicher Irrtum war und daß du nie aufgehört hast, Rudi zu lieben. So ist es doch, oder?«

      Christina nickte unter den erneut aufsteigenden Tränen. »Natürlich liebe ich ihn! Und wenn ich alles, was mit Alex passiert ist, rückgängig machen könnte, dann würde ich es tun, aber…« Sie berührte ihren Bauch. »Das läßt sich nicht mehr rückgängig machen.« Traurig sah sie Tamara an. »Gleichgültig, wie du darüber denkst – ich kann Rudi nicht bitten, mich mit einem Kind zu nehmen, das nicht von ihm ist.«

      *

      »Du erwartest ein Kind von mir?« wiederholte Alex Simoni gedehnt, dann strahlte er auf einmal. »Das ist ja wunderbar! Wir werden sofort das Aufgebot bestellen und in vier Wochen heiraten.«

      Doch Diana blieb zurückhaltend. »Ich bin erst im zweiten Monat. Wir können uns also noch ein wenig Zeit lassen.«

      Ärgerlich schüttelte Alex den Kopf. »Wegen Sissi. Also weißt du, Diana, allmählich verliere ich die Geduld. Ich bemühe mich redlich, mit deiner Tochter zurechtzukommen, aber sie macht es mir ja wahrlich nicht leicht. Sei mir nicht böse, aber ich glaube, du hast sie zu sehr verwöhnt, weil sie ohne Vater aufwachsen mußte. Das ist aus deiner Sicht zwar verständlich, aber ich denke nicht daran, auf mein Glück mit dir und unserem gemeinsamen Kind zu verzichten, nur weil deine Tochter sich nicht an den Gedanken gewöhnen kann…«

      »Bitte, Alex, sprich nicht so über Sissi«, bat Diana leise. »Ich habe sie nicht verwöhnt. Sie ist ein kleines Mädchen, das Angst hat, ihre Mutter zu verlieren.«

      »So ein Unsinn!« brauste Alex auf.

      »Das ist kein Unsinn«, entgegnete Diana entschieden. »Dr. Daniel sagt auch, daß Sissi etwas Zeit braucht.«

      Alex hatte Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Mußte dieser Dr. Daniel Diana auch noch einen solchen Floh ins Ohr setzen! Voller Zorn ballte Alex die Fäuste – natürlich so, daß

      Diana es nicht sehen konnte. Er wollte diese Frau jetzt endlich heiraten! Er wollte nicht mehr länger warten… wollte ein Leben in Luxus genießen. Und das Kind, das Diana erwartete, war seine persönliche Garantie dafür, daß die Ehe Bestand haben würde, auch wenn Diana bemerken sollte, worum es Alex in Wirklichkeit gegangen war. Dem Kind zuliebe würde sie sich niemals von ihm scheiden lassen.

      Blieb also nur noch das Problem Sissi. Doch Alex gedachte, dieses Problem jetzt endgültig aus der Welt zu schaffen. Mit Güte und Geschenken war bei der verzogenen Göre nichts zu erreichen, also mußte es mit Strenge, notfalls auch mit ein paar gezielten Schlägen geschehen.

      »Tut mir leid, Liebling, daß ich so heftig geworden bin«, entschuldigte sich Alex jetzt scheinheilig und zog Diana in seine Arme. »Ich bin nur ungeduldig, weil ich nicht länger von dir getrennt sein möchte.«

      Vertrauensvoll schmiegte sich Diana an ihn. »Mir geht es doch genauso, Alex, aber ich will Sissi nicht weh tun. Sie soll sich auf das Zusammenleben mit dir genauso freuen wie ich. Sie soll in dir den Papi sehen, den sie bisher nie hatte.«

      Alex schwieg dazu. Er verband das Wort »Papi« gerade bei Sissi mit einer völlig anderen Vorstellung, als Diana es tat. Sissi würde lernen müssen zu gehorchen, und zwar ohne Widerspruch, ansonsten würde er es ihr auf seine Weise beibringen.

      »Vielleicht sollten wir mit einem ganz einfachen Schritt beginnen«, schlug er vor. »Ich könnte Sissi ab morgen vom Kindergarten abholen. Das würde Nadine entlasten und könnte der Grundstein zu einem besseren Verhältnis zwischen Sissi und mir sein.«

      Diana dachte eine Weile nach, dann nickte sie. »Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee. Ich werde sie darauf vorbereiten und…«

      »Findest du das gut?« fiel Alex ihr ins Wort. »Ich meine, sie ist erst vier. Wenn du sie jetzt schon daran gewöhnst, daß ihre Zustimmung für alles grundsätzlich nö-tig ist, dann wird sie dir in ein paar Jahren gehörig auf der Nase herumtanzen. Ich werde Sissi künftig vom Kindergarten abholen, sie wird das sehen, wenn die Tür aufgeht und sie herauskommt. Ich finde, das genügt völlig.«

      Diana war in diesem Punkt anderer Meinung, wollte jetzt aber keinen Streit mit Alex beginnen. Wenn er erst einmal selbst Vater war, würde er bestimmt erkennen, daß ihre Erziehungsmethode nicht so schlecht war, wie er es jetzt noch dachte.

      Und so erklärte Diana ihrer Tochter am nächsten Morgen, als sie gemeinsam beim Frühstück saßen, daß nicht Nadine, sondern Alex sie vom Kindergarten abholen werde.

      Sissi zog einen Schmollmund. »Ich will aber, daß Nini kommt! Alex ist böse.«

      »Nein, Mäuschen, das ist er nicht«, widersprach Diana ruhig, aber bestimmt. »Er hat dich sehr lieb. Im übrigen war Nadine in letzter Zeit so eingespannt, daß sie ganz froh sein wird, wenn sie in den nächsten Tagen erst am Nachmittag kommen muß.«

      »Ich will aber nicht, daß Alex kommt«, widersprach Sissi noch einmal. »Er mag mich nicht.«

      »Du magst ihn nicht«, korrigierte Diana, dann zog sie die Kleine auf ihren Schoß. »Sissi-Mäuschen, Alex würde sich so freuen, wenn er dein Papi werden könnte.«

      Entsetzt starrte Sissi ihre Mutter an. »Mein Papi? Aber… aber ein Papi ist doch nur ein Mann, der mit einer Mami verheiratet ist. Das hast du selbst mal gesagt.«

      Diana erinnerte sich noch gut an das Gespräch. Sissi hatte wissen wollen, weshalb ihre Freun-dinnen einen Papi hatten und sie nicht.

      »Damals hättest du so gern einen Papi haben wollen«, betonte Diana.

      »Ja, aber nicht so einen wie Alex«, gab Sissi schlagfertig zurück, und für einen Augenblick fragte sich Diana, wie solche Worte eigentlich aus dem Mund einer Vierjährigen


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