Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman - Marie Francoise


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die Diana nicht aus dem Kopf gingen.

      Schließlich hielt sie es nicht länger aus. Sie sagte ihrer Sekretärin Bescheid, daß sie in den nächsten beiden Stunden bei Herrn Simoni zu erreichen wäre und anschließend nach Hause fahren würde. Im Grunde war ja nicht damit zu rechnen, daß um diese Zeit noch irgendwelche Probleme auftreten könnten, die ihre Anwesenheit erforderlich machten.

      Alex war höchst erstaunt, als Diana ihn am frühen Abend so unverhofft besuchte. Ihr ernster Gesichtsausdruck erschreckte ihn ein wenig. Sollte er Sissi etwa nicht genügend eingeschüchtert haben? Hatte sie ihrer Mutter am Ende doch die Wahrheit erzählt? Nun ja, selbst dann konnte er die Kleine immer noch als Lügnerin hinstellen. Einen Beweis für die Schläge, die er ihr verabreicht hatte, gab es nicht. Er hatte Sissi ganz bewußt nur so mißhandelt, daß keine sichtbaren Spuren zurückgeblieben waren – abgesehen von ihren Tränen, deren Ursprung er leicht auf andere Weise erklären konnte.

      »Sissi hat sich deine strengen Worte sehr zu Herzen genommen«, eröffnete Diana das Gespräch. »Sie war ziemlich verstört, als ich für zwei Stunden zu Hause war.«

      Alex seufzte. »Es tut mir ja auch wirklich leid, daß ich gleich so barsch geworden bin, aber…« Theatralisch zuckte er die Schultern. »Sie hat es auch einfach zu bunt getrieben… geschrien, nach mir getreten… ich mußte ihr irgendwie Einhalt gebieten.«

      Diana nickte zerstreut und rief sich dabei Sissis seltsame Reaktionen ins Gedächtnis.

      »Barsch«, wiederholte sie nachdenklich, dann sah sie Alex ins Gesicht. »Sonst ist nichts passiert? Ich meine… wenn sich Sissi so aufgeführt hat…« Es fiel ihr schwer auszusprechen, was ihr unwillkürlich durch den Kopf geschossen war. »Dir könnte die Hand ausgerutscht sein…«

      Entsetzt starrte Alex sie an. »Diana! Wie kommst du nur auf einen solchen Gedanken! Ich liebe Sissi! Niemals könnte ich ihr weh tun!«

      Diana schlang die Arme um ihn und drückte sich an ihn. »Es tut mir leid, daß ich überhaupt an so etwas gedacht habe, aber… Sissi war so merkwürdig. Heute früh war sie noch voller Haß auf dich, und dann… sie wirkte total verängstigt, sagte aber gleichzeitig, daß sie dich als Papi möchte. In meinen Augen paßt das einfach nicht zusammen.«

      »Findest du?« fragte Alex zurück und rieb sich im Geiste schon die Hände. Das klappte ja besser, als er gedacht hatte. Noch zwei oder drei Lektionen dieser Art, und Sissi würde so gefügig sein, wie er sie brauchte. »Deine Tochter hat heute zum ersten Mal erlebt, wie es ist, einen Vater zu haben. Vielleicht hat sie mich sogar von Anfang an gar nicht wirklich abgelehnt, sondern wollte lediglich austesten, wie weit sie mit mir gehen kann. Jetzt wurde ihr Einhalt geboten, sie bekam Grenzen gesetzt, und das akzeptiert sie offensichtlich.«

      Diana nickte nur, doch so ganz einleuchtend war diese Erklärung für sie nicht, obwohl sie noch vor einigen Stunden ähnliche Gedankengänge gehabt hatte.

      »So wird es wohl sein«, murmelte Diana, dann warf sie einen Blick auf die Uhr. »Es ist schon spät. Ich muß nach Hause.« Sie küßte Alex zerstreut »Wir sehen uns morgen wieder, ja?«

      Er nickte lächelnd, dann streichelte er durch Dianas blondes Haar. »Soll ich Sissi morgen wieder abholen?«

      Unwillkürlich zögerte Diana. Sissis Stimmchen klang in ihren Ohren noch nach: »Werde ich morgen wieder von Nini abgeholt?«

      »Ich glaube, Sissi und ich sollten jetzt viel Zeit miteinander verbringen«, meinte Alex, als er Dianas Zögern bemerkte. »Das kann für unser Verhältnis nur gut sein.«

      »Ja«, stimmte Diana schließlich zu. »Wahrscheinlich hast du recht.«

      Doch als sie eine halbe Stunde später an Sissis Bettchen stand und sah, wie es im Gesicht des schlafenden Kindes zuckte, war sie nicht mehr sicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Unruhig warf sich Sissi im Bett herum und weinte immer wieder kläglich auf. Zärtlich streichelte Diana das kleine Gesichtchen, doch Sissi zuckte unter der Berührung nur zusammen.

      Entschlossen trat Diana zum Telefon, um Alex anzurufen. Er sollte morgen nicht zum Kindergarten gehen. Sie selbst würde ihr Töchterchen abholen. Irgendwie würde sie das schon bewerkstelligen können.

      Diana hatte den Hörer noch nicht in der Hand, als ein dumpfer Schmerz sie förmlich erstarren ließ. Ihre Hände fuhren an den Unterleib, ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Brust. Mehrere Minuten lang tobte der Schmerz in ihrem Bauch, dann war er plötzlich wieder weg.

      Diana hob den Telefonhörer auf, doch sie wählte nicht Alex’ Nummer, sondern die von Dr. Daniel. Sie wußte, daß die Sprechstunde zwar längst zu Ende war, doch sie kannte den Arzt lange genug, um zu wissen, daß sie auch bei ihm zu Hause anrufen konnte. Er ging auch gleich selbst an den Apparat.

      »Guten Abend, Herr Doktor, hier ist Wieland«, gab sich Diana zu erkennen. »Es tut mir leid, daß ich Sie um diese Zeit noch störe, aber… ich hatte gerade ganz seltsame Schmerzen, und nun habe ich Angst, daß mit meiner Schwangerschaft etwas nicht in Ordnung sein könnte.«

      »Kein Problem, Frau Wieland«, versicherte Dr. Daniel. »Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen.«

      »Vielen Dank, Herr Doktor«, erwiderte Diana erleichtert, dann legte sie auf. Fast im selben Moment kehrte der schier unerträgliche Schmerz im Unterleib zu-rück. Mit einem qualvollen Stöhnen krümmte sich Diana zusammen, dann fühlte sie etwas Warmes, Feuchtes über ihre Beine laufen.

      Diana sackte zu Boden, registrierte noch, daß sie blutete, und kroch mit Mühe zur Haustür. Dr. Daniel mußte jeden Moment eintreffen. Sie hatte das Gefühl, als wären Stunden vergangen, seit sie mit ihm telefoniert hatte, dabei konnten es nicht einmal fünf Minuten gewesen sein, als sein Wagen vor dem Portal hielt.

      Nur mit Mühe erreichte Diana die Türklinke, drückte sie herunter und lehnte sich kraftlos gegen den Rahmen. Im Laufschritt kam Dr. Daniel auf die Eingangstür zu und beugte sich besorgt über

      Diana, die ganz offensichtlich noch immer Schmerzen hatte. Mit kurzem Blick erkannte er, daß hier Eile geboten war, und hielt sich nicht lange mit Fragen oder Untersuchungen auf, sondern trat zum Telefon und alarmierte die Waldsee-Klinik.

      »Sissi«, stieß Diana kaum hörbar hervor.

      »Keine Sorge, Frau Wieland, ich kümmere mich um alles«, versprach Dr. Daniel. »Bleiben Sie ganz ruhig liegen. Der Krankenwagen wird gleich da sein.«

      Der Arzt kannte das junge Kindermädchen, das sich für gewöhnlich um Sissi kümmerte. Obwohl es schon nach zehn Uhr abends war, wählte er Nadines Nummer, nannte seinen Namen und entschuldigte sich für die späte Störung.

      »Frau Wieland muß dringend ins Krankenhaus…«

      Weiter kam er gar nicht, denn Nadine fiel ihm gleich ins Wort. »Ich bin schon unterwegs.«

      Mit Blaulicht und Martinshorn traf der Krankenwagen ein, und als Diana auf der fahrbaren Trage aus dem Haus gebracht wurde, war Nadine bereits zur Stelle.

      »Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Wieland!« rief sie ihrer Chefin nach. »Ich kümmere mich um Sissi!«

      Im selben Augenblick wurden die Hecktüren des Krankenwagens zugeschlagen, und dann ging es in rasanter Fahrt zur Waldsee-Klinik. Hier stand das Operationsteam schon bereit.

      »Wer hat Sie denn alle alarmiert?« wollte Dr. Daniel wissen, während er die Vorbereitungen für die Untersuchungen traf, die er im Krankenwagen noch nicht hatte durchführen können.

      »Unser Mädchen für alles«, antwortete der Anästhesist Dr. Parker, und Dr. Daniel wußte, daß damit die Sekretärin Martha Bergmeier gemeint war.

      Er nickte knapp. »Halten Sie sich bereit. Es ist möglich, daß wir operieren müssen.«

      Dr. Daniels Verdacht bestätigte sich rasch. Schon bei seinem Eintreffen in der Wieland-Villa hatte er damit gerechnet, daß Diana eine Fehlgeburt erlitten hatte, doch jetzt erkannte er auch den Grund dafür. In der Gebärmutter hatte sich eine Geschwulst gebildet, und ihrem schnellen Wachstum zufolge war zu befürchten, daß


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