Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman - Marie Francoise


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Alex seinen kriminellen Gedankengang zu Ende.

      *

      Als Christina Walther die Augen aufschlug, glaubte sie zu träumen. Diese ehrlichen braunen Augen, die sie so voller Liebe und Zärtlichkeit anblickten – das konnte doch nicht die Wirklichkeit sein.

      Jetzt berührte eine Hand ganz sanft ihr Gesicht.

      »Chrissie.«

      Seine Stimme war nur ein zärtlicher Hauch.

      »Rudi«, stammelte Christina. Ihre Stimme wollte noch nicht so recht gehorchen. Und dann liefen plötzlich Tränen über ihr Gesicht. »Rudi, ich… ich habe…«

      Behutsam legte er seine Finger auf ihren Mund.

      »Nicht, Liebes«, bat er leise. »Es wird alles wieder gut.« Er lächelte sie an. »Wir haben ein kleines Töchterchen. Im Moment geht es ihr noch nicht sehr gut, aber unsere Liebe wird ihr helfen zu überleben.«

      »Rudi«, flüsterte Christina betroffen. »Das Baby… es ist von Alex…«

      Da schüttelte er den Kopf. »Nein, Chrissie, es ist von mir. Ich habe es mir gewünscht, und ich werde ihm ein Leben lang ein guter Vater sein.«

      Da begriff Christina plötzlich. Rudi war nicht nur bereit, ihren entsetzlichen Fehler zu vergessen… er besaß darüber hinaus auçh noch die Größe, das Kind eines anderen als sein eigenes anzunehmen.

      »Rudi«, stammelte Christina unter Tränen. »Ich schäme mich so sehr…«

      Da umschloß er ihr Gesicht mit beiden Händen. »Dazu besteht kein Grund. Wenn es nach mir geht, dann hat es diesen Alex für uns niemals gegeben.« Seine Stimme wurde noch eindringlicher. »Chrissie, ich liebe dich… ich habe niemals aufgehört, dich zu lieben, und wenn du mich noch ein bißchen gern hast…«

      Christina hätte ihn umarmen wollen, doch es ging nicht, weil die Infusionsschläuche sie daran hinderten. Allerdings stand in ihren Augen alles, was sie fühlte: Dankbarkeit und unendlich viel Liebe.

      »Rudi«, flüsterte sie, und in ihrer Stimme lag dabei eine ganze Welt voller Glück.

      *

      Dr. Jeffrey Parker glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er gegen zwei Uhr morgens aus der Klinik nach Hause kam und in seinem Wohnzimmer Licht brannte.

      »Billy, warum zum Teufel, schläfst du nicht?« fragte er erstaunt.

      Seufzend lehnte sich Billy Stevens auf dem Sessel zurück. »Ich habe gehört, wie du in die Klinik gerufen wurdest, und konnte dann nicht wieder einschlafen.« Er wies auf die Tasse, die vor ihm stand. »Soll ich dir auch einen Kaffee machen? Du siehst ziemlich geschafft aus.«

      »Das bin ich auch«, stimmte Jeff zu. »Ich habe eine lange Operation hinter mir. Aber das mit dem Kaffee meinst du doch wohl nicht ernst, Billy, es ist zwei Uhr morgens! Das Allerletzte, worauf ich jetzt Lust habe, ist ein Kaffeeklatsch mit dir. Ich sehne mich nach meinem Bett. Also, mein Freund, wenn du dir die Nacht um die Ohren schlagen willst – bitte. Ich werde schlafen gehen, denn in fünf Stunden ist meine Nacht schon wieder zu Ende.«

      »Jeff, bitte, nur auf ein paar Minuten.«

      Dr. Parker hatte sich bereits umgedreht, um das Wohnzimmer zu verlassen, doch da war ein Unterton in Billys Stimme, der ihn innehalten ließ. Mit einem tiefen Seufzer wandte er sich wieder um.

      »Billy, du bist verrückt«, hielt er seinem Freund vor. »Ich bin todmüde.«

      Schuldbewußt senkte Billy den Kopf. »Lange mußt du mich nicht mehr ertragen, Jeff. Ich werde nach San Francisco zurückkehren.«

      Dr. Parker spürte, wie wichtig es für Billy war, darüber zu sprechen, andererseits war er so müde, daß er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.

      »Hör mal, Billy, es ist Unsinn, das mitten in der Nacht zu erörtern«, erklärte er. »Wenn es nach mir geht, kannst du bleiben, solange du willst. Du störst mich nicht, das weißt du. Geh jetzt schlafen, und morgen, wenn ich vom Dienst komme, sprechen wir in Ruhe über alles.«

      Hartnäcktig schüttelte Billy den Kopf. »Wenn du vom Dienst kommst, werde ich nicht mehr hier sein.«

      »Doch, Billy, das wirst du. Glaub ja nicht, daß ich dich bei Nacht und Nebel und in einem so desolaten Zustand einfach gehen lasse. Ich bin Arzt, Anästhesist, um genau zu sein, also wäre es für mich ein leichtes, dich für ein paar Stunden schlafen zu schicken. Wenn ich will, dann wachst du nämlich erst bei meiner Rückkehr vom Dienst wieder auf. Möchtest du das?«

      »Jeff, du verstehst nicht…«

      »Beantworte meine Frage!«

      Billy seufzte. »Nein, ich möchte es nicht. Jeff…«

      »Wir werden darüber reden«, fiel Dr. Parker ihm ins Wort. »Aber nicht jetzt. So, und nun mach, daß du ins Bett kommst.« Er drohte Billy mit dem Finger. »Untersteh’ dich, heimlich abzuhauen. Ich würde dich finden, und wenn ich mir extra Urlaub nehmen und dir nach San Francisco nachfliegen müßte, klar?«

      Billy brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Soll man einen Freund wie dich nun zum Teufel wünschen oder sich dazu beglückwünschen?«

      »Das bleibt dir überlassen«, entgegnete Jeff trocken. »Komm jetzt. Ich will schlafen, und dir wird es bestimmt auch nicht schaden.«

      Damit hatte Jeff zweifellos recht. Trotz des Kaffees, den er mitten in der Nacht getrunken hatte und der alles andere als schwach gewesen war, schlief Billy jetzt sehr schnell wieder ein und erwachte erst am späten Vormittag. Sein erster Blick fiel auf die beiden Koffer, die er noch in der Nacht gepackt hatte, doch den Gedanken, heimlich abzureisen, hatte er wieder verworfen. Das wäre Jeff gegenüber unfair. Billy war ja ohnehin nicht sicher, mit der Rückkehr in die Staaten das Richtige zu tun.

      Billy duschte, zog sich an und zwang sich zu einem trockenen Stück Knäckebrot. Der starke Kaffee, den er in der Nacht getrunken hatte, hatte ihm irgendwie den Magen verdorben, aber vielleicht würde ihm ein bißchen frische Luft ja guttun.

      Er verließ die gemütliche kleine Dachwohnung und schließlich auch das Haus, dann machte er sich auf den Weg zum Bahnhof. Sein Entschluß, nach Amerika zurückzukehren, stand fest, also konnte er sich die Fahrkarte nach München und zum Flughafen auch gleich kaufen.

      Doch Billy kam nie am Bahnhof an, denn ein leises, verzweifeltes Schluchzen erregte seine Aufmerksamkeit. Er blickte sich um, konnte aber niemanden entdecken, und dann hörte er ein flehendes Kinderstimmchen.

      »Du hast mir versprochen, mir nicht mehr weh zu tun.«

      »Ich will sicher sein, daß du nicht vergißt, was wir beide vereinbart haben«, entgegnete eine harte männliche Stimme. »Deshalb werde ich dir jetzt…«

      Billy war den Stimmen nachgegangen und sah gerade, wie ein großgewachsener Mann einem weinenden Mädchen das Hös-chen herunterzog.

      »Was tun Sie da?« fragte Billy scharf.

      Der Mann fuhr erschrocken herum. Hier, in diesem kleinen Waldstück, hatte er sich unbeobachtet geglaubt.

      »Meine Tochter war ungehorsam«, antwortete er dennoch schlagfertig. »Ich muß ihr leider eine Lektion erteilen.«

      Billy fröstelte, als er in die kalten smagragdgrünen Augen blickte.

      »Ich glaube Ihnen kein Wort«, entgegnete er. »Ein Vater, der seine Tochter bestrafen will, tut das nicht im Wald, sondern zu Hause. Im übrigen habe ich einen Teil Ihres Gespräches mit der Keinen gehört und hatte dabei nicht den Eindruck, daß es hier um Ungehorsam und Strafe geht.«

      »Mischen Sie sich gefälligst nicht in meine Angelegenheiten ein!« fuhr der Mann ihn an. »Verschwinden Sie! Was ich mit meiner Tochter mache, geht Sie überhaupt nichts an.«

      Doch Billy ließ sich nicht so einfach vertreiben. »Geht es nicht jeden etwas an, wenn ein Kind geschlagen werden soll?« Ohne auf den zornbebenden Mann zu achten, ging Billy in die Hocke und zog das


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