Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman - Marie Francoise


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wurde die fahrbare Trage herausgezogen und dann eiligst in die Klinik ge-

      schoben. Das Operationsteam um Dr. Georg Sommer, der seit vielen Jahren Dr. Daniels bester Freund war, wartete bereits, ebenso der Frühgeborenen-Spezialist Dr. Bruno Senge.

      »Warten Sie hier, Herr Keller«, bat Dr. Daniel, während er sich dem Waschraum zuwandte. »Ich komme zurück, sobald ich Ihnen etwas sagen kann.«

      Rudi nickte nur. In seinen Gesicht stand die nackte Angst, aber auch Entschlossenheit. Der andere Mann war aus Christinas Leben gegangen, jetzt galt es für Rudi, um Christina zu kämpfen.

      *

      Der Kaiserschnitt verlief problemlos, doch die Chancen des Babys standen schlecht. Auch der Blutverlust, den Christina erlitten hatte, war ziemlich hoch, wenn auch nicht lebensbedrohlich. Dennoch verlegte Dr. Sommer sie sofort auf die Intensivstation.

      »Fragen Sie mich nicht, ob die Kleine durchkommen wird«, bat Dr. Senge, als Dr. Daniel und Dr. Sommer die Frühgeborenen-Intensivstation betraten. »Ich weiß es nicht. Sie ist ziemlich klein und nicht besonders gut entwickelt.«

      Dr. Daniel seufzte. »Die Patientin hatte am Anfang der Schwangerschaft ernste psychische Probleme und hat sich aus diesem Grund nur mangelhaft ernährt.«

      »Wir werden für die Kleine alles tun, was möglich ist«, versprach Dr. Senge. »Vielleicht haben wir ja Glück.«

      Dr. Daniel bedankte sich, dann trat er auf den Flur, wo Rudi unruhig hin und her ging.

      »Herr Keller«, sprach der Arzt ihn an.

      Erschrocken blickte Rudi auf, dann eilte er Dr. Daniel entgegen »Was ist mit Chrissie? Und mit dem Baby?«

      Dr. Daniel empfand große Sympathie und viel Bewunderung für den jungen Mann, der sich nach dem Kind erkundigte, als wäre es sein eigenes.

      »Fräulein Walther liegt zwar auf Intensiv, ist aber außer Lebensgefahr«, antwortete er. »Ich bin auch sicher, daß Dr. Sommer nichts dagegen haben wird, wenn Sie bei ihr bleiben, bis sie aus der Narkose aufwacht.«

      »Richtig«, stimmte der Chefarzt zu, der die Worte seines Freundes gehört hatte. »Es ist zwar nicht üblich, aber ich glaube, in diesem Fall kann der jungen Frau gar nichts Besseres passieren, als in Ihre Augen zu blicken, wenn sie aufwacht.«

      »Dem kleinen Mädchen geht es nicht sehr gut«, fügte Dr. Daniel hinzu. »Aber hier in der Klinik wird alles getan, damit sie überlebt.«

      Zusammen mit Dr. Sommer begleitete er Rudi zur Intensivstation und sah noch zu, wie sich der junge Mann neben Christinas Bett setzte.

      »Das ist wahre Liebe«, erklärte er zu Dr. Sommer gewandt. »Das Baby ist nämlich nicht von ihm.«

      Dr. Sommer schüttelte den Kopf. »Wie kann eine Frau einen solchen Prachtburschen nur betrügen?«

      »Das hat sie nicht«, entgegnete Dr. Daniel. »Sie hat nur einen folgenschweren Fehler begangen.« Er sah, wie Rudi vorsichtig nach Christinas Hand griff und sie zärtlich festhielt. »Aber es sieht aus, als würde sich dieser Fehler doch noch ausmerzen lassen.« Dann warf er einen Blick auf die Uhr. »Ich muß schnellstens nach Steinhausen zurück. In der Waldsee-Klinik liegt ebenfalls eine Patientin von mir auf Intensiv, und ich möchte bei ihr sein, wenn sie zu sich kommt.«

      *

      Als Diana erwachte, saß Dr. Daniel bereits an ihrem Bett.

      »Mein Baby«, flüsterte sie schwach. »Ich habe… mein Baby verloren… nicht wahr?«

      Tröstend griff Dr. Daniel nach ihrer Hand und nickte. »Ja, Frau Wieland, so leid es mir tut.«

      »Warum?« wollte Diana wissen, obwohl es sie Mühe kostete, unter den Nachwirkungen der Narkose zu sprechen oder auch nur klare Gedanken zu fassen.

      Dr. Daniel zögerte, entschloß sich aber zur Wahrheit, schon weil eine zweite Operation noch immer im Bereich des Möglichen lag. Dr. Scheibler hatte bis jetzt nämlich noch nichts von sich hören lassen.

      »In Ihrer Gebärmutter hatte sich eine ziemlich große Geschwulst gebildet, die die Fehlgeburt ausgelöst hat.«

      Es dauerte ein paar Sekunden, bis Diana verstanden hatte, was Dr. Daniel gesagt hatte, dann erschrak sie.

      »Krebs?«

      Er schüttelte den Kopf. »Das muß es nicht sein.«

      Doch Diana verstand. »Es kann aber sein.« Ihre Gedanken fuhren Karussell, vermischten sich mit der Müdigkeit, die noch von der Narkose herrührte, und machten es ihr fast unmöglich, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

      »Alex«, flüsterte sie »Bitte, Herr Doktor, sagen Sie Alex Bescheid… über alles. Er muß wissen… o Gott, und Sissi…«

      »Nicht aufregen, Frau Wieland«, bat Dr. Daniel in beruhigendem Ton. »In der Gebärmutter bilden sich nur äußerst selten bösartige Tumore.« Dabei war er sich seiner Sache durchaus nicht sicher. Zwar kamen bösartige Tumore in der Gebärmutter wirklich nur selten vor, aber er hatte auch schon einige Patientinnen gehabt, die daran gestorben waren.

      Allerdings hatte er es geschafft, Diana wenigstens ein bißchen zu beruhigen, und das war jetzt das Wichtigste.

      »Sagen Sie Alex trotzdem Bescheid«, bat sie leise. »Alex Simoni… Kräuterweg…« Noch während sie sprach, fielen ihr die Augen zu.

      Dr. Daniel sah auf die Uhr. Es war kurz vor fünf. Entschlossen stand er auf, verließ die Intensivstation und trat zum Telefon. Normalerweise hätte er zu dieser frühen Stunde niemanden angerufen, doch er wollte Dianas eindringliche Bitte erfüllen.

      »Simoni«, meldete sich Alex mit verschlafen klingender Stimme.

      »Guten Morgen, Herr Simoni, hier ist Dr. Daniel«, gab sich der Arzt zu erkennen. »Ich bin der hiesige Gynäkologe und überdies Direktor der Waldsee-Klinik. Ihre Verlobte liegt seit gestern abend stationär bei uns und hat mich gebeten, Ihnen Bescheid zu sagen.« Er schwieg kurz. »Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Frau Wieland hat heute nacht eine Fehlgeburt erlitten, die durch eine Geschwulst in der Gebärmutter ausgelöst wurde.« Wieder zögerte er, doch Dianas Worte klangen in ihm nach: »Sagen Sie Alex Bescheid – über alles.«

      »Im Augenblick kann ich Ihnen noch nicht sagen, ob die Geschwulst gut- oder bösartig ist«, fügte er daher hinzu.

      »Das heißt, Diana könnte Krebs haben?« fragte Alex zurück, und Dr. Daniel wunderte sich über den Mangel an Betroffenheit in seiner Stimme.

      »Ja, Herr Simoni«, antwortete er befremdet. Er hatte eine völlig andere Reaktion erwartet; Schrecken, Bestürzung. »Allerdings sind bösartige Tumore im Uterus sehr selten.«

      »So?« Alex schwieg kurz. »Nun ja, dann heißt es abwarten. Vielen Dank, daß Sie mich benachrichtig haben.«

      Damit legte er auf. Völlig konsterniert blieb Dr. Daniel mit dem Hörer in der Hand stehen. So etwas hatte er noch nie erlebt.

      *

      Dr. Daniel wäre noch viel schockierter gewesen, hätte er in diesem Moment Alex Simonis Gesicht gesehen, auf dem sich jetzt ein zufriedenes Lächeln ausbreitete.

      Wenn Diana tatsächlich Krebs hatte… das wäre ja überhaupt die Lösung für ihn. Er mußte jetzt nur zusehen, daß sie einer raschen Heirat zustimmen würde, aber da verließ er sich ganz auf seinen bösen Einfluß auf Sissi. Er mußte die Kleine nur gehörig bei der Stange halten, dann würde sie schon spuren. Nach der Hochzeit würde Sissi dann einen bedauerlichen Unfall haben. Das würde Diana die Entscheidung, wem sie nach ihrem Tod ihr Vermögen vermachen würde, erleichtern. Und als Witwer könnte Alex dann sämtliche Vorteile seines luxuriösen Lebens genießen.

      Erfreut rieb er sich die Hände. Da eröffneten sich ihm wirklich die besten Zukunftsaussichten. Und selbst wenn Diana keinen Krebs haben würde… vielleicht könnte man sie und Sissi ja gleichzeitig mit einem Unfall ins Jenseits befördern.

      »Perfekt«,


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