Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman - Marie Francoise


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du in den Kindergarten kommst und ich in mein Büro.«

      Eine knappe Viertelstunde später hielt der Chauffeur vor dem bunt bemalten Gebäude, und

      Diana stieg mit Sissi aus, brachte sie in ihr Gruppenzimmer und informierte die Erzieherin, daß ihr Verlobter Sissi bis auf weiteres aus dem Kindergarten abholen würde.

      Wenn die Erzieherin darüber erstaunt war, ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken, und als Alex gegen ein Uhr mittags kam, sprühte er vor Charme und machte auf sie einen denkbar guten Eindruck. Niemand konnte verstehen, weshalb die kleine Sissi sich so sehr sträubte, mit ihm zu gehen.

      »Du tust mir weh!« beschwerte sie sich und versuchte ihr Handgelenk aus Alex’ Griff zu befreien, doch seine Finger schlossen sich nur noch um eine Spur fester. Er zog die Kleine ein Stück in den angrenzenden Wald, umfaßte auch ihr zweites Handgelenk und ging dann vor ihr in die Hocke. Dabei schoß er einen seiner harten, eisigen Blicke auf sie ab.

      »Jetzt hör mir mal gut zu, du kleines Miststück«, fuhr er das Mädchen an. »Ich habe mir deine Launen lange genug gefallen lassen, aber nun ist Schluß. Deine Mutter und ich werden heiraten, hast du verstanden?«

      »Nein!« rief Sissi, und ihr zartes Stimmchen bebte vor Angst. »Mami wird dich nicht heiraten! Du bist böse!«

      Alex verpaßte ihr mit dem Handrücken einen schmerzhaften Klaps auf den Mund. Aus weit aufgerissenen, erschrockenen Augen starrte Sissi ihn an. Sie war noch niemals geschlagen worden, daher war sie so sehr geschockt, daß sie im ersten Moment nur stumm dastand. Dann begann sie zu weinen.

      »Ich werde dein lieber Papi sein, ist das klar?« Alex’ Stimme klang drohend.

      »Du hast mir weh getan«, schluchzte Sissi. »Du bist böse.«

      Ein zweiter Schlag auf den Mund war Alex’ Antwort auf den Vorwurf der Kleinen.

      »Du bist doch schon ein kluges Mädchen«, fuhr Alex fort. »Also wirst du auch keine Schwierigkeiten haben zu verstehen, was ich dir jetzt sage. Deine Mami wird mich erst heiraten, wenn du Rotzgöre einverstanden bist. Also wirst du ihr heute sagen, daß du den lieben Alex zum Papi möchtest, weil er heute so nett zu dir war. Tust du das nicht, dann werde ich morgen deinen nackten Popo noch viel mehr verhauen, als ich es heute mit deinem Mund gemacht habe.«

      »Ich werde Mami sagen, was du getan hast!« rief Sissi unter Tränen. »Dann wird sie dich auch nicht mehr mögen!«

      Alex biß die Zähne zusammen, daß es knirschte. Wie konnte ein vierjähriges Mädchen nur eine so harte Nuß sein? Kurz entschlossen zog er Sissi den Slip herunter und gab ihr schon jetzt ein paar schmerzhafte Schläge auf die zarte Kehrseite.

      »Wirst du deiner Mami immer noch sagen, was ich getan habe?« wollte er dann wissen.

      Weinend schüttelte Sissi den Kopf.

      »Sehr schön«, urteilte Alex, zog ihr das Höschen wieder hoch und nahm sie mit festem Griff bei der Hand. »Also, Sissi, du weißt jetzt, was dir blüht, wenn du deine Mami nicht dazu bringst, mich zu heiraten.« Jetzt, da Sissi wußte, was Schläge waren, fiel ihm eine wirksame Drohung ein. »Ich werde dich jeden Tag so verhauen, wie ich es jetzt getan habe, bis deine Mami endlich einwilligt, mich zu heiraten. Du siehst, mein Schätzchen, es liegt nur an dir. Je schneller du zu deiner Mami sagst, daß du mich zum Papi möchtest, um so weniger Schläge wirst du bekommen.«

      Sissi nickte, während noch immer dicke Tränen über ihre Wangen kullerten. Ihr Händchen zitterten vor Angst, und als sie endlich zu Hause war, rannte sie, so schnell sie konnte, auf ihr Zimmer. Befriedigt sah Alex ihr nach. Er war sicher, daß Sissi nun kein Problem mehr darstellen würde.

      *

      Nadine war erstaunt, als sie ihren Dienst antrat und Sissi allein im Kinderzimmer antraf – verängstigt und mit roten, vom Weinen völlig verquollenen Augen.

      »Sissilein«, sprach sie das Mädchen zärtlich an. »Was ist denn passiert?«

      Heftig schüttelte die Kleine den Kopf. »Gar nichts, Nini.«

      Nadine glaubte ihr kein Wort. Liebevoll nahm sie die Kleine in die Arme und spürte, wie sich Sissi sofort versteifte. Irgend etwas Schwerwiegendes mußte heute vorgefallen sein.

      »Hat Babsi dich ausgeschimpft?« wollte sie wissen. Babsi war eine der beiden Erzieherinnen, aber bisher war es noch nie zu einem Zwischenfall gekommen. Sissi gab eigentlich auch keinen Anlaß zum Schimpfen.

      Wieder schüttelte die Kleine den Kopf.

      »Sissi! Nadine!« drang in diesem Moment von unten Dianas Stimme herauf.

      Nadine ging zur Tür. »Wir sind im Kinderzimmer.« Sie eilte ihrer Chefin entgegen und fügte leise hinzu: »Sissi benimmt sich sehr seltsam. Sie hat geweint und scheint völlig verängstigt zu sein. Ich vermute, daß irgend etwas vorgefallen ist, konnte bis jetzt aber nichts aus ihr herausbekommen.«

      Seufzend winkte Diana ab. »Es wird nichts passiert sein. Alex… mein Verlobter hat mich schon angerufen und mir Bescheid gesagt. Sissi muß sich entsetzlich aufgeführt haben, weil er sie vom Kindergarten abholte. Er hat sich furchtbar geniert, weil Sissi in aller Öffentlichkeit ein solches Geschrei veranstaltete, deshalb hat er sie wohl ein bißchen barsch zur Ordnung gerufen. Sissi wird nur selten ausgeschimpft, daher ging ihr die Ermahnung meines Verlobten natürlich ziemlich nahe. Vielleicht kamen auch noch ein paar Tränen der Wut dazu, weil sie ihr kleines Köpfchen nicht durchsetzen konnte und sie sich gegen ihre eigenen Wünsche von Alex abholen lassen mußte.«

      Nadine nickte zwar, doch das alles war in ihren Augen durchaus keine ausreichende Erklärung für Sissis sonderbares Verhalten. Allerdings fiel auch Diana auf, daß ihr Töchterchen angesichts der angeblich recht harmlosen Auseinandersetzung, die sie mit Alex gehabt haben sollte, doch sehr verstört reagierte.

      »Schätzchen, was Alex heute zu dir gesagt hat, tut ihm leid«, meinte Diana und nahm die Kleine tröstend in die Arme, dann zauberte sie unter ihrem Blazer einen kleinen Plüschhasen hervor. »Schau, das hat er für dich besorgt – zum Trost.«

      Mit sichtlichem Widerwillen nahm Sissi den Hasen entgegen, dann zwang sie sich, ihn liebevoll an sich zu drücken.

      »Alex ist sehr nett«, hauchte sie.

      Erstaunt sah Diana sie an. Damit hatte sie nun am allerwenigsten gerechnet. Noch heute früh hatte Sissi behauptet, Alex sei böse, und jetzt war ihre Meinung über ihn plötzlich ins Gegenteil umgeschlagen. Das hätte Diana weniger überrascht, wenn Alex nicht gerade heute mit ihr hätte schimpfen müssen. Normalerweise würde Sissi ihn jetzt doch noch viel unsympathischer gefunden haben.

      Oder hat sie Respekt vor ihm bekommen und sieht ihn dadurch objektiver, redete sich Diana ein.

      Das war nun so ziemlich die unlogischste Erklärung, die sie hatte finden können, aber durch ihre Liebe zu Alex kam sie nicht auf einen weitaus naheliegenderen Gedanken, daß es nicht allein beim Ausschimpfen geblieben war. Sie vertraute dem Mann ihres Herzens bedingungslos und hielt ihn für viel zu sanftmütig, als daß er einem unschuldigen Kind etwas hätte antun können.

      »Wird Alex mein Papi?« fragte Sissi leise und riß Diana damit aus ihren Gedanken.

      »Möchtest du das?« wollte sie wissen und kam dabei aus dem Staunen nicht mehr heraus.

      Sissi nickte nur, dann schob sie ihr Händchen in das von Diana. »Werde ich morgen wieder von Nini abgeholt?«

      »Nein, mein Schätzchen. Nadine hat sich nun natürlich darauf verlassen, daß sie die ganze Woche über erst am Nachmittag kommen muß.« Sie lächelte ihr Töchterchen an. »Aber jetzt, wo Alex bald dein Papi wird, hast du doch sicher nichts dagegen, wenn er dich auch weiterhin vom Kindergarten abholt, nicht wahr?«

      Sissi schluckte schwer, dann schüttelte sie den Kopf. Dabei war ihr schlecht vor lauter Angst, wenn sie nur daran dachte, daß Alex sie wieder auf den Popo oder auf den Mund schlagen könnte.

      *

      Diana fand den ganzen Tag über keine rechte Ruhe. Nach dem


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