Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman - Marie Francoise


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des Chefarztes und zweite Anästhesistin der Klinik, gab der Patientin eine leichte Narkose, während Dr. Köhler schon begann, die beiden Unterschenkelbrüche zu behandeln.

      »Hoffentlich kann man ihr die Schwangerschaft erhalten«, murmelte Alena Reintaler, während sie zusah, wie Dr. Daniel eine gründliche Untersuchung vornahm.

      Vorsichtig tastete der Arzt den Muttermund ab, doch er erkannte sofort, daß hier jede Hilfe zu spät kam. Der Muttermund war geöffnet und der Fetus bereits ausgestoßen.

      Resigniert zog Dr. Daniel die Hand zurück.

      »Nichts mehr zu machen«, meinte er niedergeschlagen. »Die Fehlgeburt muß bereits am Unfallort passiert sein.«

      »Die arme Frau«, erklärte Alena teilnahmsvoll, während sie Dr. Daniel schon die Dehnungsstifte reichte, mit denen er die Zervix weiten mußte, um eine instrumentelle Ausräumung vorzunehmen, da die anhaltende Blutung darauf schließen ließ, daß Teile der Plazenta in der Gebärmutter zurückgeblieben waren.

      Dr. Daniel ging dabei sehr vorsichtig zu Werke, obwohl der Gebärmutterkanal jetzt noch nicht so brüchig war, wie es zu einem späteren Zeitpunkt der Schwangerschaft der Fall gewesen wäre. Mit Hilfe der Kürette nahm er eine gründliche Ausschabung vor, dabei tat ihm das Herz weh. Melanie und Karlheinz Probst hatten sich so sehr auf ihr Baby gefreut…

      »Blutdruck fällt rapide«, meldete sich Erika in diesem Moment.

      Alarmiert blickte Dr. Daniel auf. Die Blutungen aus dem Uterus waren mit Beendigung der Kürette zum Erliegen gekommen. Sie konnten also nicht die Ursache für den plötzlichen Blutdruckabfall sein. Das bedeutete, daß Melanie andere innere Blutungen haben mußte. Als Dr. Daniel vorsichtig die Bauchdecke abtastete, bekam er auch gleich die Bestätigung für seinen Verdacht.

      »Skalpell«, verlangte er und setzte ohne zu zögern den Bauchschnitt. Er war kein Chirurg, aber er wußte, daß jede Verzögerung für Melanie Lebensgefahr bedeutete.

      »Rainer, assistieren Sie mir«, ordnete er an, und der junge Assistenzarzt nahm sofort seinen Platz auf der anderen Seite des Operationstisches ein. Er setzte die Haken an, um Dr. Daniel freie Sicht zu verschaffen.

      Im nächsten Moment sahen sie das Ausmaß der Bescherung. Der gesamte Bauchraum war voller Blut, und zumindest im ersten Moment war nicht zu erkennen, woher es kam.

      »Nur die Milz kann solche Blutungen verursachen«, meinte Dr. Köhler.

      Dr. Daniel nickte zustimmend. Dieser Gedanke war auch ihm gekommen.

      »Absaugen«, befahl er, und Schwester Bianca kam seiner Aufforderung sofort nach. Sie war zwar eigentlich Stationsschwester, mußte heute aber im Operationssaal aushelfen, weil die OP-Schwester Petra Döllig auf der Chirurgie gebraucht wurde.

      Als Dr. Daniel freie Sicht hatte, erkannte er, daß tatsächlich ein unscheinbarer Milzriß die heftigen Blutungen verursacht hatte.

      »Blutgruppenbestimmung und Kreuzprobe«, ordnete er an. »Anschließend Bluttransfusion.« Er blickte kurz zu Alena zurück. »Holen Sie mir den Oberarzt her.«

      Im Laufschritt verließ die junge Gynäkologin den Operationssaal und kehrte keine zwei Minuten später mit dem Oberarzt Dr. Gerrit Scheibler zurück.

      »Milzriß«, informierte Dr. Daniel ihn knapp.

      Dr. Scheibler, der sich gerade frische, keimfreie Handschuhe überstreifen ließ, stutzte. »Hat Wolfgang das denn nicht bemerkt?«

      »Konnte er wohl nicht«, entgegnete Dr. Daniel. »Der Riß ist sehr klein und hat erst etwas später zu den erheblichen Blutungen geführt.«

      Währenddessen hatte sich der Oberarzt einen ersten Überblick verschafft und begann nun mit geübten Griffen die gerissene Milz zu entfernen.

      »Das hätten Sie eigentlich auch machen können«, meinte er, und die kleinen Fältchen, die sich um seine Augen bildeten, bewiesen, daß er lächelte.

      »Ich bin Gynäkologe, kein Allroundgenie«, hielt Dr. Daniel dagegen, dann mußte auch er ein wenig lächeln. »Schließlich will ich nicht riskieren, daß ich als Direktor von Ihnen eine Rüge einstecken muß, weil ich mich in Sachen einmische, die mich nichts angehen und die ich nicht kann.«

      »Gekonnt hätten Sie es mit Sicherheit«, erwiderte Dr. Scheibler, vergewisserte sich, daß er wirklich nichts übersehen hatte, und trat dann zurück. »Sie sind nämlich nicht nur als Gynäkologe erstklassig.« Dann wies er auf das offene Operationsfeld. »Damit muß ich Sie jetzt leider im Stich lassen. Wolfgang braucht mich drüben dringend.«

      »Gehen Sie nur«, meinte Dr. Daniel und begann schon, die Wunde zu schließen. Rainer Köhler ging ihm mit Geschick zur Hand.

      »Er ist ein begnadeter Chirurg«, flüsterte er beinahe andächtig.

      Dr. Daniel warf ihm einen kurzen Blick zu. »Da haben Sie recht, Rainer. Wer hier in der Waldsee-Klinik als Patient landet, ist sicher in den besten Händen.«

      »Nicht nur als Patient«, entgegnete Dr. Köhler. »Der Chefarzt ist streng, aber er und Dr. Scheibler sind genau die Ärzte, zu denen man voller Bewunderung aufblicken kann.« Er errötete ein wenig. »Sie natürlich auch.«

      Dr. Daniel mußte lächeln. »Ich habe Sie schon richtig verstanden, Rainer. Sie wollen Chirurg werden, und da orientieren Sie sich verständlicherweise nicht vorrangig an einem Gynäkologen.«

      Dr. Köhler war erleichtert. Er mochte Dr. Daniel von Herzen gern und schätzte ihn auch als Arzt, aber seine großen Vorbilder waren tatsächlich Dr. Metzler und Dr. Scheibler. So gut wie sie wollte er auch einmal werden.

      »Ich habe in den paar Monaten, seit ich hier bin, doppelt so viel gelernt wie in einem Jahr an dieser Privatklinik, an der ich vorher gearbeitet habe«, erklärte er, und Dr. Daniel hörte die Dankbarkeit aus seinen Worten heraus. Dr. Köhler hatte die Assistentenstelle in der Waldsee-Klinik wie ein Geschenk angenommen, und er würde gewiß einmal ein hervorragender Arzt werden.

      Dr. Daniel verknotete jetzt den letzten Faden, dann blickte er voller Mitgefühl auf seine junge Patientin. Die unerwartete Operation, die plötzlich notwendig geworden war, und das Gespräch mit Dr. Köhler hatten ihn abgelenkt, doch jetzt war alles wieder da. In ein paar Stunden würde er Melanie Probst die grausame Wahrheit sagen müssen… eine Wahrheit, die sie wieder in ein entsetzliches seelisches Loch stoßen würde.

      *

      Während Melanie Probst auf die Intensivstation gebracht wurde, kämpften die Ärzte im großen Operationssaal der Chirurgie um das Leben ihres Mannes Karlheinz. Er hatte bei dem Unfall die weitaus schwerwigenderen Verletzungen davongetragen.

      Jetzt stieß Dr. Köhler zu dem Operationsteam und nahm ohne viele Worte seinen Platz an der Seite von Dr. Scheibler ein. Er war inzwischen lange genug hier, um zu wissen, worauf es bei der Arbeit mit Chefarzt und Oberarzt ankam. Ungefragt übernahm er die Operationshaken, so daß Dr. Scheibler nun voll mitarbeiten konnte.

      Zwischen ihm und Dr. Metzler waren keine großen Gespräche nötig. Jeder kannte die Arbeitsweise des anderen fast so gut wie seine eigenen.

      »Wie geht’s der Frau?« wollte Dr. Scheibler wissen.

      »Ihr Zustand ist stabil«, antwortete der junge Assistenzarzt. »Sie liegt aber sicherheitshalber noch auf Intensiv. Dr. Daniel ist bei ihr.«

      »Sein Zustand wird kritisch«, meldete sich in diesem Moment Dr. Parker.

      »Kein Wunder«, knurrte der Chefarzt. »Er sieht aus, als hätte man ihn durch den Fleischwolf gedreht. Und das alles wegen dieses verflixten Rasers, der die Landstraße offensichtlich für den Nürburgring gehalten hat.« Mit beispielhafter Verbissenheit bemühte er sich, die entsetzlichen Verletzungen seines Patienten unter Kontrolle zu bringen, doch es schien, als wäre dieser Kampf aussichtslos.

      »Kammerflimmern!« rief der Anästhesist.

      »Nein, verdammt!« stieß Dr. Metzler zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Holt den Defi.«

      Er


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