Safe Harbor. H.J. Welch

Safe Harbor - H.J. Welch


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Herd ein und wärmte die Pfannen vor.

      Sie wollten Robins Familie nicht anlügen, das hatten sie gestern Abend besprochen. Sie wollten ihnen nur sagen, dass die Beziehung zwischen ihm und Robin noch sehr neu war und die Einzelheiten vage halten. Solange Dair als Puffer zwischen Robin und Mac diente, würde alles andere sich schon finden.

      Dair merkte, dass er den Kochlöffel zerbrechen würde, wenn er ihn weiter so fest umklammert hielt. Er schüttelte die Hand aus und schlug einige Eier in die Pfanne mit dem heißen Öl. Sie zischten und brutzelten, während er sie am Rand vom Pfannenboden löste.

      Robin hatte darauf beharrt, dass sein Ex ihn nicht verprügelt hätte. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass Mac ihn in ihrer Schulzeit verletzt hatte. Es spielte auch keine Rolle, dass Robin den Vorfall später rationalisiert hatte. Dairs Blut kochte.

      Robin war ein sanfter, zerbrechlicher Mensch. Dass ihn jemand bedrohte, war für Dair nicht hinnehmbar. Er würde nicht zulassen, dass Robin etwas passierte oder er aus Angst vor Schikanen das Klassentreffen absagte. Und wenn dazu einige harmlose Lügen notwendig waren, dann war das eben so.

      Dair wusste um sein Bedürfnis, Menschen und Tiere in Schutz zu nehmen – vor allem, wenn sie kleiner waren als er selbst. Und das traf nahezu immer zu. Robin hatte jedoch etwas an sich, das Dairs Beschützerinstinkt auf eine besondere Weise weckte.

      Seufzend schaute er auf Smudge hinab, der ihm um die Füße tanzte. Die anderen Tiere hatten sich wieder verzogen, gesättigt und zufrieden von ihrem Frühstück. Smudge wusste allerdings genau, dass auf der Anrichte noch Schinken lag. Er würde so bald nicht aufgeben.

      »Du Bengel«, murmelte Dair und bückte sich, um ihn hinter den Ohren zu kraulen. »Du weißt genau, dass dein Herrchen nachgeben wird, nicht wahr?«

      Smudge winselte leise.

      Dair schaute weg von der Pfanne und über die Schulter nach hinten, als sich die Tür zu Robins Zimmer öffnete. Robin stolperte ins Wohnzimmer und rieb sich verschlafen die Augen. Seine roten Haare standen in alle Richtungen ab. Er sah hinreißend aus.

      Dair war nicht sicher, wie cool er bleiben würde, falls – oder wenn – sie Robins Ex begegneten. Die Vorstellung, dass jemand den jungen Robin geschlagen hatte – als der noch kleiner und zierlicher gewesen sein musste als jetzt –, war unerträglich. Es interessierte Dair auch nicht, ob Mac es nur im Spiel oder aus Spaß gemacht hatte. Man schlug seinen Partner einfach nicht.

      Niemals.

      »Bin ich wach?«, krächzte Robin und hielt sich die Hand vor die Augen, um sie vor der grellen Sonne zu schützen. Er stakste zur Kücheninsel wie ein Zombie und holte seine Brille vom Lampenschirm, wo sie die Nacht verbracht hatte.

      Dair lachte leise. »Wenn du noch träumen würdest, wäre das Frühstück schon auf dem Tisch.«

      Robin sah ihn blinzelnd an. »Machst du uns das auch? Dann träume ich vielleicht wirklich noch.«

      Sie lachten zusammen. Robin fummelte an der Kaffeemaschine rum und ging stöhnend von einer Seite der Küche auf die andere. Dair beobachtete ihn amüsiert. Er konnte es nicht verhindern. Robin war einfach zu putzig.

      »Oh, mein Handy.« Er nahm es von der Anrichte, wo Dair es hingelegt hatte. Nach einer kurzen Inspektion stellte er fest, dass der Akku leer war. Anstatt es an die Steckdose zu hängen und die eingegangenen Nachrichten zu lesen, zuckte er nur mit den Schultern und holte sich eine Kaffeetasse aus dem Schrank. Dair war stolz auf ihn. Robin schien die Arbeit schon vergessen zu haben.

      »Wie fühlst du dich?«, fragte er Robin.

      Robin nippte an dem gesüßten Kaffee und setzte sich an die Kücheninsel. »Meinst du damit meinen Kater oder diesen absurden Lausbubenstreich, den wir gestern geplant haben?«

      Dair brach in lautes Gelächter aus und Smudge stimmte kläffend ein. Dair ließ sich erweichen und warf ein Stückchen gebratenen Schinken auf den Boden. »Ist der Plan wirklich so verrückt? Wenn wir im Motel getrennte Zimmer buchen, müssen wir nicht mehr tun, als uns gelegentlich an der Hand halten.«

      Bildete er sich das nur ein oder wurde Robin tatsächlich rot? Vielleicht war ihm der heiße Kaffee in die Wangen gestiegen. Dair wartete ab, während Robin hustete und sich räusperte. »Ja. Ein bisschen Händchenhalten. Keine große Sache.«

      »Der Rest ist wie ein Ausflug unter Brüdern. Ich wette, du freust dich schon, nach Hause zu fahren. Peyton sagte, du wärst lange nicht dort gewesen.«

      Robin seufzte. »Ich glaube, mir war gar nicht klar, dass ich nur meinem Ex ausweichen wollte.«

      Er verdrehte die Augen. Sie waren blau mit einem jadegrünen Rand um die Pupille. Die beiden Farben gingen ineinander über und ließen sie topasblau schimmern. Dair war sich ziemlich sicher, noch nie solche Augen gesehen zu haben.

      »Der kann uns mal«, sagte Dair streng und die Wut kochte wieder in ihm hoch. »Du bist ein hundertmal besserer Mann als er.«

      Robin lächelte verlegen und fuhr sich mit den Fingern durch die verstrubbelten Haare. Dann streichelte er Jolly Roger, der an seiner Seite aufgetaucht war. Dair freute sich darüber, wie selbstverständlich Robin die Tiere ins Herz geschlossen hatte.

      »Es ist vermutlich nicht einfach«, sagte Robin unvermittelt. »Es ist mir peinlich. Die ganze Sache wäre nicht nötig, wenn ich schon einen Freund hätte.«

      Dair zuckte mit den Schultern und wendete den Schinken in der Pfanne. Bei dem Geruch lief ihm das Wasser im Munde zusammen. »Es ist doch nur das Timing. Peyton und ich haben zurzeit auch keine Freundinnen.«

      Auf diesen Gedanken war Robin offensichtlich noch nicht gekommen. Seine Mundwinkel zuckten. »Stimmt.« Er seufzte und rieb sich hinter den Brillengläsern über die topasblauen Augen. »Ich glaube, wenn ich seit Mac auch nur einen einzigen richtigen Freund gehabt hätte, wäre mir die Sache weniger peinlich. Ich fühle mich einfach… irgendwie weniger wert, wenn ich ihn jetzt sehe.« Er malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft und ließ dann frustriert die Hände fallen.

      »Das verstehe ich«, sagte Dair ernst. »Und es tut mir leid. Aber glaub mir, du bist nicht weniger wert.«

      Ein spontaner Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Wenn Robin ihm ein so persönliches Geständnis machte, dann konnte Dair es auch tun. Damit wären sie wieder auf gleicher Augenhöhe.

      »Weißt du was? Ich hatte noch nie eine Beziehung – außer mit meiner ehemaligen Freundin. Die Idee, mit einer anderen zu schlafen, kommt mir immer noch seltsam vor.«

      »Oh«, sagte Robin leise und zog die Augenbrauen hoch. »Heißt das… sie ist die Einzige?«

      Dair kannte viele Männer, die sich darüber geschämt hätten, aber er fand, das Leben wäre zu kurz, um sich mit solchem Unsinn abzugeben. »Jawohl.« Er nickte und trank einen Schluck Kaffee. »Also mach dir keine Gedanken darüber, was andere Menschen denken könnten. Was bedeutet Sex schon, wenn man die andere Person nicht mag? Es ist schließlich kein Wettbewerb.«

      »Ich hatte einige kurze Affären…«

      Robin schaute stirnrunzelnd auf. Dairs Herz geriet unverhofft ins Stolpern, als er Robins Lächeln sah. Es war schön, einen Menschen zu haben, der ihn so ansah. Als ob er etwas bedeutete. Er hatte Robin wieder aufgeheitert, und das war irgendwie ein verdammt gutes Gefühl.

      »Du hast recht. Nicht, dass es jemanden etwas anginge, aber ich muss mich nicht nach diesen Maßstäben beurteilen.« Er runzelte wieder die Stirn. »Verdammt… vielleicht muss ich noch nicht einmal so tun, als ob ich einen Freund hätte.«

      Dair zog eine Augenbraue hoch. Er wollte Robin nicht entkommen lassen. »Äh-äh. Dass uns dieses Arschloch egal sein kann, heißt noch lange nicht, dass du allein mit ihm fertigwerden musst. Ich bin dein Muskelmann, ja?«

      Und wie zum Beweis hob er den Arm und ließ unter dem T-Shirt seine Muskeln spielen. Er war sich nicht sicher, aber es hörte sich an, als hätte Robin leise gequiekt. Genau in diesem Moment fing allerdings der Küchenwecker zu klingeln an. Dair rannte zum Herd, rührte


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