Safe Harbor. H.J. Welch

Safe Harbor - H.J. Welch


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ihm winselnd mit den Pfötchen an die Brust. Robin drückte ihn an sich. Der Kontakt gab ihm Sicherheit.

      Dair runzelte die Stirn. »Ja, schon. Aber es ist ja nur gespielt. Das wäre doch cool, oder? Es wäre doch keine Beleidigung der LGBT-Gemeinschaft oder so?«

      Peyton prustete. »Nein, Mann. Du bist einer der besten Verbündeten, den ich jemals erlebt habe.«

      Robin schaute auf Smudge, der die Zunge aus dem Maul hängen ließ und ihn hechelnd angrinste. »Das ist verrückt. Ich könnte ein solches Spiel nie durchziehen. Oder doch?«

      Er wollte nicht schwindeln und sich vormachen, dass nicht allein die Vorstellung, für eine Weile so zu tun, als wären er und Dair ein Paar, sich wunderbar anhörte. Natürlich würde zwischen ihnen nichts passieren. Aber eine ganze Woche zusammen zu verbringen und alle glauben machen, es wäre echt… Robin musste sich eingestehen, dass es ihm wie ein Traum vorkam.

      Doch selbst wenn sie die anderen davon überzeugen konnten, war er nicht sicher, ob Jay es ihnen auch abnehmen würde. Oder? Sie unterhielten sich meistens über FaceTime. Jay hätte ihm angesehen, dass Robin etwas verheimlichte. Und das wusste Jay auch. Die Scharade würde auffliegen, bevor sie richtig begonnen hatte.

      Es schien, als wäre er mit seinen Bedenken in der Minderheit.

      »Pass auf«, sagte Dair mit der festen Stimme eines Marines. Robins Zehen krallten sich zusammen und sein Schwanz pochte. Das passierte ihm immer, wenn Dair in diesem Tonfall sprach. »Du hast das Recht, an dem Treffen teilzunehmen. Und es ist mir egal, dass es schon zehn Jahre her ist, aber dieses Arschloch hat dich geschlagen. Wenn du also willst, komme ich mit und sorge dafür, dass er dich nie wieder anrührt. Er wird dich noch nicht einmal ansehen, wenn er weiß, was gut für ihn ist.«

      Er hörte sich so grimmig an, dass Robin fast darüber erschrak. »Wow, Mann. Danke. Das ist wirklich nett von dir. Aber… Lass uns davon ausgehen, dass ich zustimme. Was ist mit deinem Job? Kannst du dir so kurzfristig freinehmen?«

      Dair zuckte mit den Schultern und lächelte, während er sich Jimmy, die Bulldogge, auf den Schoß setzte. »Ich habe seit anderthalb Jahren nicht einen einzigen Tag Urlaub genommen. Sie sind es mir schuldig.«

      Peyton sprang vom Sofa auf und schaute zwischen ihnen hin und her. »Das ist wunderbar. Robin, du denkst zu viel nach. Ihr fahrt und amüsiert euch, Mac lässt dich in Ruhe und du genießt das Wiedersehen mit deinen Freunden. Es ist eine Win-win-Situation.«

      Robin biss sich auf die Lippen. Er wollte Dair ansehen, aber seine Schüchternheit gewann die Oberhand. »Und, äh… es macht dir nichts aus, meinen, äh… Freund zu spielen?«

      Er schaute auf. Dair lächelte ihn freundlich an, beugte sich vor und drückte ihm das Bein. Robin konnte den Schauer nicht ganz verhindern, der ihm über den Rücken lief. »Natürlich nicht. Wir sagen einfach, dass wir erst seit Kurzem zusammen sind. Das macht die Sache einfacher und niemand wird sich wundern, wenn wir nicht ständig am Knutschen sind.«

      Allein die Vorstellung, mit Dair zu knutschen, machte Robin ganz schwindelig. »Äh, ja. Das ist eine gute Idee.«

      »Sie ist brillant«, verkündete Peyton, nahm ihre Bierflasche vom Tisch und hob sie in die Luft. »Ich erkläre diesen Plan offiziell zum ersten Streich der drei Musketiere!«

      Dair machte es ihr nach und hob auch die Flasche. »Kommst du auch mit?«

      Peyton trank einen Schluck Bier. »Ich könnte am Freitag nach meiner letzten Schicht nachkommen. Dann bin ich für die große Party da. Meinst du, deine Familie wäre damit einverstanden, Robin?«

      »Sicher. Sie lieben dich«, sagte Robin wahrheitsgemäß und schüttelte lachend den Kopf. »Na gut. Dann machen wir wirklich ernst?« Als die beiden nickten, hob er ebenfalls die Flasche und sie stießen mit lautem Klirren an.

      »Auf die drei Musketiere!«

      Smudge sprang bellend auf den Boden, rannte aufgeregt im Kreis und versuchte, seinen Schwanz zu fangen.

      Robin sah wie benebelt zu, als seine Freunde sich wieder ihrem Essen widmeten und frisches Bier holten, um zu feiern. Es wurde wahr. Es passierte wirklich. Ein Lachen blubberte ihm aus der Kehle. Es war verrückt, aber… Es konnte ein Wahnsinnsspaß werden. Die beiden anderen fingen an zu kichern, als sie ihn lachen hörten.

      Es gab mehr Bier, dann gingen sie zu Wodka und Rum über. Sie drehten die Musik lauter und tanzten um den Tisch mit den Essensresten. Smudge flitzte ihnen glücklich zwischen den Beinen hindurch.

      Robins Handy geriet in Vergessenheit und verbrachte die Nacht im Kühlschrank. Sollte ihn jemand aus dem Büro erreichen wollen, musste er sich für den Rest der Woche einen anderen suchen, der sein Problem lösen konnte.

      Robin musste an einem Klassentreffen teilnehmen.

      Kapitel 3

      Dair

      Also das war jetzt wirklich eine unerwartete Wendung.

      Obwohl ihm der Schädel brummte, wurde Dair am Sonntagmorgen viel zu früh aus dem Bett geworfen. Hunde und Katzen sprangen ihm ins Gesicht, weil sie gefüttert und ausgeführt werden wollten. Er machte mit Smudge einen kurzen Sprint die Straße entlang und führte Jimmy etwas gemächlicher um den Block, dann rief er seinen Chef an und bat um Urlaub. Nüchtern wurde daraus eine große Bitte.

      Und tatsächlich, sein Chef machte ein ziemliches Getöse, weil Dair sich so kurzfristig meldete. Andererseits musste er aber zugeben, dass Dair noch keinen einzigen Tag Urlaub genommen hatte und in der nächsten Woche auch keiner seiner Kollegen ausfiel. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als Dair den Urlaub widerstrebend zu genehmigen.

      Unbezahlt.

      Dair wollte später darüber nachdenken, was das zu bedeuten hatte. Im Moment konnte er noch mit seiner Kreditkarte bezahlen und vielleicht nach seiner Rückkehr einige Extraschichten einlegen.

      Nachdem das geregelt war, ging er unter die Dusche und suchte im Kühlschrank nach Zutaten fürs Frühstück. Dabei fand er auch Robins durchgefrorenes, aber glücklicherweise voll funktionstüchtiges Handy. Leider war er gestern nicht mehr nüchtern genug gewesen, die Reste ihres Abendessens zu retten. Viel wäre es allerdings sowieso nicht mehr gewesen. Also machte er sich daran, einige heiße, fettige Kohlehydrate zusammenzumischen, um damit seinen knurrenden Magen und seinen pochenden Schädel zu beruhigen.

      Es war leichter, für mehrere Personen zu kochen. Er holte Eier, eine Fertigmischung für Pfannkuchen, Schinken, Kartoffeln zum Braten und einige andere Kleinigkeiten, die man in Ahornsirup ertränken konnte. Vielleicht würde der Geruch nach Frühstück seine Hausbewohner ja aus den Federn locken. Bis dahin wollte er sie schlafen lassen.

      Eine tiefe Zufriedenheit breitete sich in ihm aus, als er an den gestrigen Abend dachte. Sie hatten samstags schon oft zusammen gegessen, aber dieses Mal war es vollkommen anders gewesen. Er fühlte sich so zugehörig wie schon sehr lange nicht mehr.

      Er würde mit Robin in dessen Heimatstadt fahren und seine Familie kennenlernen. Und so tun, als wäre er Robins Freund. Dieser Teil der Geschichte war etwas überraschend, aber es war keine schlechte Überraschung. Wegen der Familiensache war Dair wesentlich aufgeregter.

      Er hatte seine eigenen Eltern schon vor langer Zeit verloren. Als Einzelkind und ohne Cousins in seinem Alter hatte er die Marines und seine frühere Freundin als einzige Familie adoptiert. Danach hatte er immer gehofft, eines Tages eine nette Freundin zu finden, die eine große, liebevolle Familie hatte. Natürlich war Robin kein Date, aber näher war Dair seinem Wunsch schon lange nicht mehr gekommen.

      Trotzdem schlichen sich in seinem Kopf jetzt Zweifel an der Idee ein. Es war eine große Sache. Robin bedeutete seine Familie sehr viel. Konnte Dair sie wirklich eine ganze Woche lang anlügen?

      Er grübelte darüber nach, während er eine Packung Schinken aufriss. Sofort war er wieder von aufgeregten Tieren umgeben, die sich um seine Beine schlängelten oder – wie in Jolly Rogers Fall – ungeniert auf die Anrichte sprangen.

      »Jungs,


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