Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Peon versorgen und suchte das Zimmer auf, das ihm eine dunkelhäutige Señora anwies. Es lag zu ebener Erde, und vor dem glaslosen Fenster hing ein weißgraues Tuch als Vorhang, Sonnen- und Fliegenschutz.

      Wyatt untersuchte das Lager und stellte zu seiner Zufriedenheit fest, daß es einigermaßen sauber war.

      Wäre er doch nie in diese Stadt gekommen! Der Markttag von Flaminias sollte ihm zeitlebens unvergessen bleiben.

      Er hatte sich auf seiner Pritsche ausgestreckt und schloß die Augen. Der nächtliche Ritt hatte ihn so strapaziert, daß er gleich einschlief.

      Als er wach wurde, hörte er an der Tür die Stimme der Frau. »Wollen Sie etwas essen, Señor?«

      »Ja, ich komme.«

      Er erhob sich und ging hinaus.

      Es war schon später Nachmittag, und vorn auf dem Markt herrschte ein lebhaftes buntes Treiben. Der Missourier verzehrte sein Mahl und ließ sich eine schwarze Zigarre bringen, da sein eigener Vorrat längst erschöpft war. Anschließend machte er sich auf den Weg zum Polizeibüro. Der Hüter des Gesetzes der Stadt Flaminias war ein kleiner rundlicher Mann mit flinken Äuglein und einem öligen Schnurrbart, der wie die Haare stark mit dem in Mexiko gebräulichen Jolancaöl nachgefärbt worden war. Señor Rodrigo Arosta saß hinter seinem Schreibtisch und wedelte sich mit einem alten, mißfarbenen Fächer Kühlung zu.

      Wyatt trat ein und trug dem Mann sein Anliegen vor.

      »Wie heißen Sie?« fragte Arosta, obgleich ihm Wyatt seinen Namen deutlich genannt hatte.

      »Earp, Señor, Wyatt Earp. Ich komme aus Tombstone und suche meinen Bruder Virgil…«

      Arosta hörte sich die Story an und erhob sich dann. Während er mit geschmeidigen Bewegungen und flinken Schritten auf und ab lief, meinte er: »Señor Earp, ich habe von Ihnen gehört. Sie sind ein bekannter Sheriff und haben Jero Lopez vor zwei Jahren oben in New Mexico gestellt. Er stammte aus Flaminias.«

      »Er war ein Mörder!« sagte der Marshal rauh.

      »Ja, die Zeitungen schrieben es«, meinte Arosta, während er durch die primitive Jalousie hinaus auf das bunte Markttreiben sah und die auf dem Rücken zusammengelegten Hände ständig öffnete und schloß.

      Wyatt ging zur Tür. »Ich bin nicht gekommen, Señor, um mit Ihnen über einen Untermenschen zu sprechen, der oben in Las Animas nicht einmal davor zurückschreckte, eine junge Frau zu erstechen.«

      »Well«, meinte Arosta gedankenvoll. »Ich erwähnte es auch nur. Und vielleicht ist es für Sie nicht ganz uninteressant zu wissen, daß da drüben die große Taverna seinem Bruder Juan gehört.«

      »Bedauere, Señor«, erwiderte der Marshal kühl. »Das kann mich nicht interessieren. Ich suche lediglich meinen Bruder und einen Mann aus dem Cochse County, namens Isaac Clanton…«

      Der kleine Mexikaner fuhr herum und hatte die Augen aufgerissen. »Ike Clanton? Sie sind hinter Ike Clanton her? Hören Sie, Señor Earp, ich habe seit der Sache mit Lopez einiges von Ihnen gehört. Aber jetzt glaube ich, daß Sie ein Hasardeur sind, ein Glücksritter. Sie wollen doch nicht allen Ernstes Ike Clanton jagen? Einen Mann, der dreißig Leute in den Sattel bringen kann, wenn er will…«

      Der Name des Tombstoner Desperados war offensichtlich hier unten in Mexiko noch gefürchteter als oben in Arizona.

      Wyatt winkte ab und öffnete die Tür.

      Da lief Arosta ihm nach. »Señor Earp, ich will keinen Ärger. Die Stadt hat ohnehin durch die Sache mit Lopez einen üblen Ruf bekommen. Ich möchte nicht, daß es eines Tages heißt: in Flaminias ist der bekannte Sheriff Earp aus den Staaten verschwunden.«

      »Ah? Dann halten Sie es also durchaus für möglich, daß hier in Ihrer Stadt Menschen verschwinden können?«

      Arosta hob die Hände, zog die Schultern hoch und schloß die Augen. »Wer will das wissen, Señor Earp. Können Sie in die Köpfe der Menschen sehen? Wissen Sie, was Juan Lopez denken muß, wenn er den Mann sieht, der seinen Bruder zu Fall gebracht hat?«

      Wyatt ging hinaus. Es war sinnlos, sich mit diesem Mann länger zu unterhalten. Er überquerte den Markt, schob sich zwischen wild durcheinanderschreienden Menschen und Verkaufsständen vorwärts, bis er drüben vor der Taverna des Juan Lopez stand.

      Auf einmal sah er einen Jungen hinter sich, der den Schwarzfalben an der Zügelleine führte.

      Wyatt blickte ihn verdutzt an. »Was soll denn das?«

      Der Bursche trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ich soll Ihnen Ihr Pferd bringen, Señor.«

      Arosta hatte also schon gehandelt. Er wollte den lästigen Fremden möglichst schnell aus der Stadt fort wissen.

      Wyatt nahm die Zügel. »Ich habe doch noch gar nicht für das Zimmer bezahlt!«

      »Das ist auch nicht nötig, Señor. Sie haben ja keine Nacht darin geschlafen.«

      Wyatt nahm den Falben und band ihn im Schatten eines Vordaches dicht bei der Taverne an. Dann schlenderte er auf die enge Gasse zu, die links von einem großen Laden und rechts von der Seitenfront der Taverne gebildet wurde.

      Kaum fünf Schritte hatte der Missourier in die Gasse getan, als er unter der halb hochgeschobenen Fensterlade etwas sah, das ihn wie angewachsen stehenbleiben ließ. Er erblickte auf dem Thekenrand vor einem kleinen vierkantigen Glas, das zur Hälfte von einer rubinroten Flüssigkeit gefüllt war, die prankenartige behaarte sonnenverbannte Hand eines Mannes. Was ihn aber noch mehr fesselte, war der Knauf der Waffe, der dicht unter der linken Hand des Mannes aus dem Hosengurt hervorsah.

      Wyatt hätte diesen Revolver unter tausend ähnlichen herausgekannt.

      Es war der Colt seines Bruders Virgil.

      Nur eine einzige Sekunde hatte der Marshal wie versteinert dagestanden. Dann packte er die Fensterlade und riß sie auf.

      »Ike!«

      Der Mann an der Theke fuhr zusammen. »Wyatt Earp!« Heiser flog der Schrei von seinen Lippen.

      Der Lärm, der in der Schenke geherrscht hatte, war verstummt.

      Und Ike Clanton war den Bruchteil einer Sekunde später vom Fenster verschwunden.

      Wyatt schwang sich an dem Sims hoch und sprang in den Schankraum.

      Die Männer wichen zurück und starrten ihn an.

      Der Bandit war nicht mehr zu sehen.

      Da schob sich von der Theke her ein schlanker dunkeläugiger Mann mit verschlagenen Gesichtszügen heran. Er zerrte sich seine grüne Halbschürze vom Leib, warf sich hinter die Theke und kam auf den Missourier zu.

      »He, Señor, mein Freund Ike Clanton hat da eben einen ziemlich merkwürdigen Namen gerufen! Sind Sie etwa Wyatt Earp?«

      Wyatt schob den Mann zur Seite und zwängte sich durch die anderen Gäste.

      Der Keeper rannte ihm nach und riß ihn herum. »He, verdammter Hund, ich bin Juan Lopez!« Er hieb einen Schwinger nach dem Kopf des Marshals.

      Wyatt tauchte den Schlag ab und wuchtete dem Bruder des Mörders Lopez einen linken Haken in die kurzen Rippen, der dem Getroffenem sofort die Luft benahm.

      Dann hatte der Missourier freie Bahn zum Ausgang.

      Er war noch fast fünf Schritte von der Tür entfernt, als draußen drei Revolverschüsse krachten.

      Von einer fürchterlichen Ahnung getrieben setzte Wyatt in wahren Panthersprüngen zum Eingang und blieb dort wie ersarrt stehen.

      Der Anblick, der sich ihm bot, jagte ihm einen stechenden Schmerz in die Brust.

      Drüben unter dem Vordach brach eben sein stolzer edler Falbhengst in die Vorderbeine. Von drei Revolverkugeln tödlich getroffen, sank das Pferd zur Seite und blieb reglos am Boden liegen.

      Die Starre löste sich von dem Missourier. Er federte mit einem Riesensprung


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