Warrior & Peace. Stella A. Tack

Warrior & Peace - Stella A. Tack


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auf uns rieselten.

      »Was immer du gerade vorhast, tu es nicht!« Seine Augen waren kalt und hart und dabei so wunderschön, dass sich mein Magen zusammenzog. Das fahle Licht beleuchtete die Kanten seines Kiefers und schnitt seine engelsgleichen Züge hart entzwei.

      »Verdammter Bastard, lass mich los! Du bist derjenige, den sie suchen! Wegen dir musste ich zu Fuß gehen. Ich werde allen sagen, wo du bist.«

      »Das wirst du nicht!«, fauchte er. Seine Stimme klang wie das warnende Grollen eines Raubtiers und diesmal sah ich eindeutig Blitze durch seine Haare zucken. Was war das? Sein Griff wurde von Sekunde zu Sekunde schmerzhafter. »Wie willst du es verhindern? Indem du mich tötest?«, höhnte ich mit mehr Mut als Verstand. Innerlich verdrehte ich über meine eigene Dummheit die Augen.

       Toll, Warrior! Genau so was sagt man zu durchgeknallten Typen, die gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen sind.

      »Ganz genau!«, spie mir der Mann eiskalt ins Gesicht.

      Innerlich begann ich zu wimmern. Nach außen hin funkelte ich ihn weiterhin nur wütend an. Wow, meine eigene Blödheit überraschte mich manchmal selbst. »Ich werde dich töten und ich werde es grausam machen, wenn du nicht sofort still bist.«

      »Zur Hölle mit dir«, zischte ich und spuckte ihm direkt ins Gesicht. Was machte ich denn da für einen Blödsinn? Mir mein eigenes Grab schaufeln? So hirnverbrannt war ich doch sonst nicht!

      Der Fremde hob ungerührt die Augenbraue. Allein sein Unterkiefer spannte sich bedrohlich an. Seine Finger zuckten, als müsste er sich davon abhalten, mir sofort den Kopf abzureißen.

      »Du hast keine Ahnung, wer ich bin«, sagte er schließlich. Seine Worte waren eiskalt und emotionslos. Der kaltblütige Ausdruck in seinen Augen ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Es war, als würde sich hinter seinen Pupillen eiskalte Leere befinden. Dunkel und absolut leblos.

      »Du bist ein Frauen-als-Geisel-nehmender-Bastard-ohne-Eier«, erwiderte ich bissig.

      Ein amüsiertes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Man hat mir schon schlimmere Namen gegeben. Warum riechst du eigentlich nach Rosen, die in eine Jauchegrube gefallen sind?«

      Wütend öffnete ich meinen Mund, wurde jedoch von einem tiefen, lang gezogenen Knurren unterbrochen. Der Fremde erstarrte, bevor sein Kopf alarmiert zur Seite schnellte. In der Gasse, direkt hinter uns, lauerte ein riesiger Höllenhund. Seine roten Augen leuchteten triumphierend. Geifer tropfte von seinen Lefzen, als er pirschenden Schrittes auf uns zuschlich. Seine Krallen schabten lange Rillen in den Boden.

      »Hab ich dich doch gerochen, Missgeburt. Der Herr wird mich für diesen Fund fürstlich belohnen. Da kannst du dich noch so lange hinter deinem Frauchen verstecken.«

      Der Fremde fluchte aufgebracht. »Das wollte ich nicht, Mädchen«, raunte er mir beinahe entschuldigend ins Ohr, während er sich langsam hinter mich schob.

      »Trotzdem, lieber du als ich.«

      »Was?« Verwundert öffnete ich den Mund. Im gleichen Augenblick sprang der Höllenhund unter ohrenbetäubendem Gebell nach vorne. Sein schwerer Körper schnellte vorwärts, seine Krallen waren in voller Länge ausgefahren. Vollkommen überrumpelt spürte ich einen heftigen Schubs im Rücken und stolperte nach vorne. Der Höllenhund landete auf mir und verbiss sich in meine Kehle. Ich sah Sternchen. Scheiße, tat das weh! Mein gesamter Körper fiel in Schockstarre, als die scharfen Zähne mein Fleisch zerrissen und der Fremde auf den Fersen umdrehte und davonrannte.

      Drei

      Ich bin nicht im Himmel? Ich will mein Geld zuruck!

      »Warrior, wach auf!«

      »Mhhpffff!«

      »Warrior!«

      »Mhpff … lass mich, ich bin tot.«

      Ein Seufzen. »Nein, bist du nicht! Du liegst auf der Couch.«

      »Ich … was?« Verblüfft blinzelte ich. Das Licht, das ich fälschlicherweise für das am Ende eines langen Tunnels mit den glücklichen Familienmitgliedern auf der anderen Seite gehalten hatte, entpuppte sich als ein … staubiger Kronleuchter? Mein Blick war noch ein wenig verschwommen, also blinzelte ich ein paarmal und ja … da! Kronleuchter, Spinnen, Staub in meiner Nase, also doch nicht der Himmel. Schleppend hob ich eine Hand und wischte mir über die salzig verklebte Wange. Ich musste geweint haben, denn meine Augen waren rot verquollen, genauso wie meine Nase, aus der supersexy der Rotz floss. Aber warum tat mein Hals so weh, da war … »Huuu… Huuuu… Huuuund!« Erschrocken setzte ich mich auf und griff mir reflexartig an die Kehle. O Gott! Der verdammte Höllenhund! Er hatte mir seine Zähne in die Kehle geschlagen. Ich hatte das Brechen meines Genicks gehört, als die Zähne meine Luftröhre zerfetzt und die Knochen zertrümmert hatten. Ich schmeckte immer noch mein eigenes Blut auf den Lippen, das mir schwallartig aus dem Mund geschossen war. Ich hatte bereits von meinem enttäuschend unerfüllten Leben Abschied genommen. Hatte meinen Vater und meine Mutter für die misslungene Erziehung verflucht, aber wo zum Teufel war ich denn jetzt?

      »Ich bin nicht im Himmel? Ich will mein Geld zurück!«, blubberte es aus mir heraus. Mein Hirn fühlte sich wie Matsch an. Ein kleiner Teil von mir hatte sich an die Vorstellung von Wölkchen und Engelchen nach dem Tod geklammert.

      Ein weiteres Seufzen drang an mein Ohr. »Tochter, du gehst mir auf die Nerven!«

      »Was …?« So sprach nur einer mit mir.

      »Daddy? Bist du auch im Himmel?« Der Gott der Unterwelt warf mir einen entnervten Blick zu. Er hatte es sich in einem großen Ohrensessel neben mir bequem gemacht. Die Beine hatte er übereinandergeschlagen, während er ein iPad auf dem rechten Knie abstützte. Sein dunkles Haar war halblang geschnitten und perfekt nach hinten frisiert und die violetten Augen sahen mich missbilligend über den Rand des Tablets hinweg an. Sein Körper steckte in einem dunklen Anzug mit passender roter Krawatte. Die Haut war ungewöhnlich blass. Der Tod war eine eindrucksvolle Erscheinung. Bei jeder Bewegung seines Körpers tropfte schwarzer Rauch zu Boden, der sich wie eine unheilvolle Gewitterwolke zu seinen Füßen sammelte. Dabei schmiegten sich lange samtschwarze Flügel an seinen Rücken. Der Totengott beziehungsweise seine Söhne waren die Einzigen in der Unterwelt, die solche Flügel besaßen. Jeder, der sie sah, wusste, dass man einem Mitglied des Hauses Hades gegenüberstand. Na ja, von mir einmal abgesehen.

      »Warrior. Wenn du deine unpassenden Scherze beendet hast, würde ich gerne mit dir reden.«

      Mühsam setzte ich mich auf und dehnte vorsichtig den Hals. Er schien noch heil zu sein. Wirklich eigenartig. Ich meine … Gott sei Dank! Aber ich verstand da grundsätzlich etwas nicht. Ich hatte meine Kehle eindeutig in den Fängen des Hundes hängen sehen. Von dem Gedanken wurde mir augenblicklich schlecht.

      »Wie … wie … bin ich hier hochgekommen, Daddy? Eben war ich noch auf Ebene 144!« Ich sagte absichtlich Daddy zu ihm, weil ich wusste, dass es ihn maßlos ärgerte. Gleichzeitig gefiel es ihm aber auch. Nur würde er das niemals zugeben.

      Der Herr der Unterwelt verzog missbilligend die Mundwinkel und legte das Tablet vorsichtig zur Seite.

      »Was … ist das etwa eine Brille?«, fragte ich und war ein wenig perplex von dem unscheinbaren silbernen Gestell auf seiner Nase.

      Hades erstarrte kurz. Seine Nasenflügel bebten, bevor er die Brille blitzschnell zusammenklappte und in seine Jackentasche steckte. »Nein, ist es nicht, Tochter. Wir müssen reden. Ich bin äußerst verärgert über dich.«

      »Oh!«, sagte ich schwach und wollte die Kapuze tiefer ins Gesicht ziehen. Doch … da war keine Kapuze. Panisch tastete ich weiter nach hinten und förderte ein paar vollkommen zerfetzte Stoffreste zutage. »O Scheiße!«

      »Keine Sorge. Niemand hat dich gesehen.


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