Warrior & Peace. Stella A. Tack

Warrior & Peace - Stella A. Tack


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schmutzig und gewissenlos, der Typ kommt definitiv aus einem der finstersten Löcher der Hölle. Aber wie konntest du das überleben?« Madox’ Flügel zitterten vor unterdrückter Wut.

      Hilflos zuckte ich mit den Schultern. »Das ist ja das Seltsame. Ich weiß es nicht genau. Ich dachte, ich sei bereits tot … aber nein, mir ist nichts passiert. Meine Kapuze ist nur heruntergerutscht, bevor es wirklich hässlich werden konnte. Der Hund hat mein Gesicht gesehen und den Rest kannst du dir denken!« Nervös knabberte ich an meiner Unterlippe und nahm mir eine der Sonnenbrillen aus dem Kästchen unter der Spüle. Es handelte sich um ein modisches Designerstück, das mit seinen dunklen Gläsern mehr als die Hälfte meines Gesichtes bedeckte. Die Brille hüllte meine Welt in permanente Dunkelheit. Ich hasste sie. Trotzdem setzte ich sie auf und schlüpfte schlussendlich in neue Handschuhe und Schuhe. »Tja, das war’s. Scheißtag! Du kannst diese rosa Tussimaske jetzt runternehmen, Mad, ich bin fertig.«

      Sofort riss sich Madox das Stück von seinem Gesicht und stürmte quer durch das Bad auf mich zu. Überrascht quiekte ich auf, als er mich stürmisch an sich drückte. Dabei raschelten seine dunklen Flügel leise, als er diese wie einen schützenden Kokon um uns beide legte. Kurz wehrte ich mich gegen diesen heftigen Gefühlsausbruch, doch als ich Madox’ Schultern beben spürte, legte ich meinen Kopf an seine Brust und tätschelte beruhigend seinen angespannten Bizeps.

      »Keine Sorge. Mir gehts gut, Mad. Es ist nichts Schlimmes passiert.«

      »Ich werde diesen Mistkerl umbringen«, knurrte er in den Stoff meiner Kapuze und atmete scharf aus. »Ich werde diesen mit Syphilis überwucherten Arsch finden, seinen schleimigen Kopf abschneiden und ihn dann an die Hunde verfüttern.«

      Ich lachte leise und streichelte weiter beruhigend seinen Arm, dessen Muskeln sich fester anspannten.

      »Alles klar, großer Krieger. Erstens war sein Kopf nicht schleimig und zweitens sitzt der Mistkerl wieder im Tartaros fest, also kannst du aufhören, blutige Rache zu schwören, ja?«

      Abrupt senkte Madox seine Flügel. Finster starrte er auf mich herab und kniff die Lippen zusammen. »Was soll das heißen, er ist nicht schleimig? Natürlich ist er das! Er hat dich angefasst und dir Angst eingejagt und dich beinahe an die Hunde verfüttert. Für mich macht ihn das zu einer schleimigen, dreckigen Ratte mit Pestbeulen an den Eiern.«

      Genervt verdrehte ich die Augen und ging ins Schlafzimmer. »Lass es, Mad! Ich will über den Typen nicht mehr reden.«

      »Hast du ihn etwa genauer gesehen?«, fragte mich mein Bruder misstrauisch. Seine Augen leuchteten raubtierhaft im Dämmerlicht der Deckenlampe.

      »Herrgott noch mal! Natürlich habe ich ihn gesehen! Er hat mich wie einen Teddybären an sich gedrückt.«

      Madox’ Nasenflügel bebten. »Du hast ihm erlaubt, dich zu berühren?«

      »Was …?« Fassungslos darüber, in welche Richtung sich dieses absolut lächerliche Gespräch entwickelte, blieb ich stehen und stemmte die Hände in die Hüfte. »Nein, du Holzkopf! Ich habe ihm natürlich nicht erlaubt, mich anzufassen. Stell dir vor, dass es nicht ganz so freiwillig gewesen ist, sich von einem bekloppten, muskulösen Typen in den Schlamm drücken zu lassen, während er mir droht, die Kehle aufzuschlitzen!«

      Madox starrte mich an.

      Lange.

      »Er war muskulös?«

      »Ahh!« Lachend warf ich Madox ein Kissen von meinem Bett gegen den Kopf.

      Armselig sanft klatschte es gegen sein Gesicht und landete wie ein flacher Pfannkuchen am Boden. Madox hob eine Augenbraue. »Das ist häusliche Gewalt, Frau! Aber lenk nicht ab. War er muskulöser als ich?«

      »Halt einfach die Klappe, Mad! Ich wollte nicht gekidnappt werden, ich wollte nicht angefasst werden, nur leider konnte ich nichts dagegen tun und jetzt Schluss damit. Wir sehen ihn nie wieder!« Wütend stapfte ich an Madox vorbei zur Tür.

      »Warrior«, hielt er mich mit weicher Stimme auf.

      »Was?« Genervt drehte ich mich um. Ein Polsterkissen knallte mir hart ins Gesicht.

      »Du musst nicht immer das letzte Wort haben«, schniefte er und stakste mit hocherhobener Nase an mir vorbei und in den Flur hinaus.

      Vier

      Nur Warrior hat die Eier, den alten Herren Daddy zu nennen

      »Was soll das werden, wenn es fertig ist?«

      »Was?«, fragten Madox und ich gleichzeitig.

      Die hellbraune Schönheit mit den dichten langen Haaren zog missbilligend eine Augenbraue nach oben und schnalzte mit der Zunge. »Das!«, fauchte sie und zeigte abfällig auf uns beide.

      Nachdem Madox, so schnell er konnte, aus meinem Zimmer abgehauen war, hatte ich ihn nach einer schweißtreibenden Verfolgungsjagd endlich im Salon abgefangen, wo ich erfolglos probiert hatte, ihn mit einem Kissen zu ersticken. Leider war der Sohn des Hades um einiges stärker und kampferprobter im Umgang mit Kissen als ich, sodass wir uns letztendlich in einem Knäuel aus Armen und Beinen am Boden gewälzt hatten. Madox hatte sich nach einigen wilden Zwickattacken meinerseits dazu entschlossen, seine Überlegenheit zu demonstrieren und sich einfach auf meinen Bauch gesetzt, wo er nun meine Hände im Zaum hielt, während ich verzweifelt versuchte, ihm Fußtritte zu verpassen. Das Lachen war mir allerdings abrupt im Hals stecken geblieben, als Persephone in den Salon gerauscht kam. Ein wenig verlegen hörte ich auf, Madox zu treten. Hastig versuchte ich, ihn von mir herunterzuschütteln. Er blieb jedoch dümmlich grinsend auf mir sitzen. Seine Haare standen wild in alle Richtungen ab, während er in unserer Aufregung Dutzende Federn aus seinen Flügeln im Salon verteilt hatte.

      Die Göttin starrte uns angewidert an. »Sohn, könntest du die Missgeburt bitte loslassen! Ich sehe es nicht gerne, wenn du ihr zu nahe kommst.«

      Madox’ Grinsen verfinsterte sich. Unauffällig stupste ich ihn an. Er zog trotzig eine Augenbraue nach oben und blieb unter dem giftgrünen Blick seiner Mutter auf mir sitzen. Wie schön, dass ihm dieser nichts anzuhaben schien, aber mir zog er beinahe die Haut von den Knochen. Leicht panisch stupste ich ihn wieder an, bis er sich schließlich langsam aufrichtete. Schnaufend rappelte ich mich auf und wollte mich unauffällig aus dem Staub machen. Mein herzallerliebster, idiotischer Bruder packte mich aber an den Schultern und drückte mich beherzt an seine Brust. Na toll! Jetzt stand ich zwischen ihnen! Wütend funkelte ich Madox an, doch der hielt seinen Blick störrisch auf seine Mutter fixiert. Persephone kniff indessen ihre vollen Lippen zusammen, der Ausdruck ihrer lindgrünen Augen wurden immer giftiger. Ihr Körper steckte in einem grünen Kleid, das ihren Oberkörper wie eine zweite Haut umschmeichelte und elegant zu Boden fiel. Ein breiter Schlitz offenbarte ihre langen goldbraunen Beine, auf denen sich Efeu und Blumenranken wie lebendige Schlangen nach oben wanden. Ihr Haar, in dem Rosen und Veilchen aufblühten und ihre Köpfe Persephones Stimme entgegenstreckten, fiel wie glänzende Seide über ihren Rücken. Bei jedem ihrer eleganten Schritte strich eine Sommerbrise durch den Raum. Als Tochter der Demeter war sie zwar nur eine niederrangige Göttin, dennoch reichte ein durchdringender Blick von ihr aus, um mich wissen zu lassen, dass ich nicht mehr als ein armseliger kleiner Mensch im Dreck zu ihren Füßen war. Ihre Präsenz erleuchtete den Raum und füllte jedes noch so dunkle Eck im Salon. Bei dem Anblick ihres geliebten Sohnes, der den Bastard ihres Mannes umklammerte, wurde es abrupt um einige Grade kälter im Raum. Unauffällig hauchte ich aus und sah meinen eigenen Atem zu Wölkchen kondensieren. Himmel, war Persephone eine Frostbeule!

      »Ähm … ich glaube, du solltest mich loslassen, sonst enden wir noch als Eis am Stiel«, flüsterte ich Madox zögerlich zu.

      »Sie kann mich mal! Du bist meine Schwester«, brummte er zurück. Dennoch wollte ich es mir nicht bereits am ersten Tag mit Persephone verscherzen, also wand ich mich resolut aus Madox’ klammerndem Würgegriff und richtete


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