Warrior & Peace. Stella A. Tack

Warrior & Peace - Stella A. Tack


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Wie war der Sommer?«

      Ihr Blick stieß wie ein Schwert durch meine Gedärme und drehte genüsslich die Klinge einmal um. »Warrior! Ich habe gehört, du wurdest heute beinahe getötet.« Um ihre Lippen zuckte ein erfreutes Lächeln. Wow. Wie nett es war, sie mal lachen zu sehen, oder?

      »Ähm … ja. So ist es. Ich hatte einen unglücklichen Zusammenstoß auf Ebene 144.«

      »Ja, wie unglücklich!«, stieß Persephone hervor, bevor sie sich mit deutlich sanfterem Gesichtsausdruck zu Madox umdrehte. »Mein Sohn, ich soll dich zum Essen holen. Ich bestehe an meinem ersten Tag in diesem Höllenloch auf ein Essen mit der Familie.«

      Madox nickte und lächelte leicht verlegen, seine Schultern entspannten sich. »Natürlich. Ich freue mich, Mutter. Warrior und ich folgen dir.«

      Persephone zog eine Augenbraue nach oben. »Ich sagte Familie, Madox«, rügte sie ihn milde.

      »Ganz genau«, erwiderte dieser trocken. »Warrior ist ebenfalls Familie! Also, sollen wir los? Ansonsten wird der alte Herr noch ungemütlich.«

      Ungehalten schnalzte Persephone mit der Zunge und sah aus, als würde sie ihrem Sohn jeden Moment verbieten, mich mitzunehmen, ähnlich einem Kleinkind, dem man untersagte, eine hässliche Kröte mit an den Esstisch zu nehmen. Die herausfordernd funkelnden Augen ihres Sohnes schienen sie jedoch davon abzuhalten. Trotzdem warf sie mir einen Blick zu, der einer Giftnatter nicht unähnlich war, während die Raumtemperatur erneut um einige Grade sank. »Du solltest Hades nicht als alt bezeichnen, Madox. Nenne ihn Vater, wie jeder gute Sohn es tun sollte«, warf sie tadelnd ein, drehte sich geschmeidig auf ihren nackten Füßen um und glitt leichtfüßig wie eine Katze durch die Tür. Mad grinste indessen nur verschmitzt und zog mich hinter sich und seiner Mutter aus dem Raum. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, mich an dem Türrahmen festzukrallen. Ein Familienessen mit dem Rest meiner Brüder und Persephone war in etwa so angenehm, wie sich angespitzte Bambusspäne unter die Nägel zu treiben. Leider schien Madox meine Gedanken zu erraten, denn er schob mich nur noch schneller durch den nächsten Raum.

      »Niemand nennt Hades Vater, Mutter«, erklärte er dabei Persephone, die langsam eine Augenbraue hochzog.

      »Ach ja? Soweit ich weiß, nennt die kleine Missgeburt ihn Vater.«

      »Ich habe auch einen Namen«, warf ich grummelnd ein.

      Beide ignorierten mich. Madox nickte mit ergriffener Miene.

      »So ist es! Nur Warrior hat die Eier, den alten Herren Daddy zu nennen. Uns anderen würde er bei dem Versuch die Federn einzeln ausreißen. Von meinem einzigen und letzten Versuch habe ich immer noch eine kahle Stelle am rechten Flügel.«

      Persephone schnaubte ungehalten. Ihre Schritte hallten laut von den Wänden wider. Unauffällig ging ich aus der Schusslinie. Warum sagte Mad so etwas? Wollte er mich mit Efeuranken stranguliert am Boden wiederfinden? Ängstlich äugelte ich nach einer der Rosen in Persephones Haar. Kam es nur mir so vor oder sahen die Blumen mich komisch an?

      »Hades ist viel zu weich, was dieses Mädchen betrifft. Ich sehe nicht ein, dass er sie euch ständig vorzieht. Aber von Aphrodites Brut war im Grunde nichts anderes zu erwarten. Ihre Bälger waren von Beginn an nervtötend, doch die hier ist zu allem Überfluss auch noch eine tickende Zeitbombe!«

      »Ähm … ihr wisst schon, dass ich jedes Wort hören kann, oder?«, fragte ich, wurde jedoch erneut ignoriert. Allein die Rose starrte weiterhin so komisch auf mich runter. Finster starrte ich zurück.

      Madox schnaubte aufgebracht und fuhr sich durch die Haare. »Lass es einfach, Mutter! Sind Bright und Hunter schon hier?«

      »Natürlich sind sie das. Lax und Rade ebenfalls. Spade sollte bald nachkommen.« Schwungvoll warf sie ihre dunkle Haarmähne zurück und stieß die Türen zum Speisesaal auf. Der Raum erinnerte mich immer an eine wirre Mischung aus Mittelalter und einer gedeckten Tafel auf einer Teeparty bei Alice im Wunderland. Ein langer hölzerner Tisch stand in der Mitte eines riesigen, ansonsten leeren Saals, dessen Wände aus grob behauenen Steinen gefertigt waren. Von der kargen Decke hing ein gigantischer Kronleuchter. Der schwarz-weiß geflieste Fußboden erinnerte an ein Schachbrett und in der Mauer prangte eine Feuerstelle, in der man ganze Ochsen hätte braten können.

      Unauffällig durchquerte ich den Speisesaal und setzte mich so weit wie möglich von Persephone weg. Madox pflanzte sich wie immer direkt neben mich, verschränkte die Arme am Hinterkopf und kippelte mit seinem Stuhl hin und her. Hades saß schon auf seinem üblichen Platz am Ende der Tafel. Die Göttin ließ sich elegant an seiner Rechten nieder und strich ihm zur Begrüßung sanft über die angespannten Schultern. Sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos. Die lilafarbenen Augen waren auf seinen ältesten Sohn Hunter gerichtet, der ihm soeben über die letzte Hetzjagd verlorener Seelen irgendwo in Downtown berichtete. Bright, mein zweitältester Bruder, hatte es sich neben Hunter gemütlich gemacht, die Beine gelangweilt gegen den Tisch gestützt, und spielte mit einem langen Dolch, dessen geschärfte Schneide silbern aufblitzte, wenn er ihn in die Luft warf. Lax und Rade, die Zwillinge, saßen am anderen Ende und starrten missmutig auf ihre leeren Teller.

      »Warum hat Rade pinke Haare?«, fragte ich Madox verwundert.

      Er zeigte kichernd auf Lax, dessen strubbelige Haare in einem fiesen Giftgrün leuchteten. »Sie haben eine Wette verloren!«, sagte er viel zu laut.

      Ihre Köpfe ruckten herum.

      »Weil du geschummelt hast«, schnarrte Lax. Unter seinem rechten Auge prangte ein bereits verheilendes Veilchen im passenden Grünblau.

      »Verräter!«, zischte Rade, dessen Nase so aussah, als hätte man sie gegen eine Wand gerammt. Dabei spießte er seine Gabel so fest in den Esstisch, dass sie zitternd stecken blieb.

      »Ach ja?«, fragte Madox herausfordernd und zog eine Augenbraue nach oben. »Was kann ich dafür, wenn ihr illegale Basiliskenkämpfe mit einem Hexenmeister organisiert?«

      »Basiliskenkämpfe?«, fragte ich interessiert.

      »Ein Basilisk, der sich bei der Hälfte des Kampfes in ein Hühnchen zurückverwandelt hat!«, spuckte Lax wütend aus.

      Unschuldig riss Madox die Augen auf. »Auf den Schwarzmarkt ist heutzutage auch kein Verlass mehr. Da denkt man, man kauft einen blutrünstigen Basilisken für seine geliebten Brüder und bekommt stattdessen ein zerrupftes Hühnchen serviert. Aber keine Sorge, das wird einen saftigen Beschwerdebrief geben.«

      Ich prustete los.

      »Die Scheiße kannst du sonst wem erzählen, Madox, du hast uns verarscht! Wir wollen unser Geld zurück!« Rade sah aus, als würde er seinem kleinen Bruder jeden Augenblick die Nase einschlagen, als die Türen sich öffneten und der letzte meiner Brüder, Spade, den Raum mit dreckverschmierter Kleidung betrat. Eine lange Narbe zog sich quer über seine rechte Wange. Seine Gesichtszüge waren hart und kantig, das blonde Haar ein wenig zu lang, sodass es ihm in ungebändigten Wellen über die Schultern fiel. Als er eintrat, richteten sich alle Blicke auf den jungen Abaddoner, der sich grinsend die schmutzigen Stiefel am teuren Perserteppich vor der Tür abwischte. Hades warf ihm einen finsteren Blick zu, blieb jedoch stumm, als sich Spade lachend neben mich fallen ließ. »Na, sieh mal einer an. Die Missgeburt ist wieder da. Hab gehört, du steckst bis zum Hals in der Scheiße!«

      Gelangweilt stützte ich das Kinn in meiner Hand ab und warf ihm einen schalen Blick zu. »Hey, Spade, siehst schmutzig aus. Hast dich wieder in den Syphilis-Hurenhäusern auf Ebene 60 rumgetrieben?«, fragte ich zuckersüß.

      Er lächelte wölfisch. »Nein, stell dir vor! Diesmal wollte ich die Huren auf Ebene 144 ausprobieren. Vampire können da ein paar abgefahrene Dinge. Du scheinst dich ja ebenfalls auf Ebene 144 amüsiert zu haben. Ich hatte vorhin ein recht interessantes Gespräch mit einem ortsansässigen Vampir. Sein Name ist Roven. Angeblich sollst du mit ihm eine Zeit lang Fangen gespielt haben, bevor die Höllenhunde dich erwischt haben. Die gesamte Unterwelt redet davon.« Sein raues Lachen erfüllte den Raum und ließ Hades ruckartig aufsehen. Dunkler Nebel tropfte zu Boden, was Persephone angewidert die Nase rümpfen ließ.

      »Warrior,


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