Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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an ihr und sie an Robin hing?

      *

      Denise von Schoenecker trug einen gelben Rock und dazu eine schwarze Bluse. Ihre damenhafte, dennoch schlichte Erscheinung hatte Barbara sofort beeindruckt. Langsam gingen die beiden Frauen auf die Reitställe zu.

      »Sie werden sehen«, sagte Denise, »die beiden Jungen sind unzertrennlich. Sogar beim Reiten sind sie beisammen. Nick hat ihnen Reitunterricht gegeben.«

      »Reitunterricht?« Barbara sah sie erstaunt an. »Aber davon haben sie gar nichts geschrieben.«

      »Oh!« Denise lachte hellauf. Sie legte ihre Hand vor den Mund und machte ein ängstliches Gesicht. »Vielleicht hätte ich das gar nicht verraten dürfen. Sollte es eine Überraschung für Sie werden?«

      »Das glaube ich nicht. Eigentlich wollte ja Kais Vater kommen. Für mein kurzes Wochenende ist die Reise hierher viel zu weit …«

      Barbara wich Denises Blick aus. Wie sollte sie ihr auch erklären, dass es nicht nur die Entfernung war, die sie von der Fahrt hierher abhielt, sondern in erster Linie Peter Knoll?

      Schweigend gingen sie weiter. Von fern war das Wiehern eines Pferdes zu hören. Schwalben umkreisten zwitschernd das Gehöft. Es war ein sonniger Tag, und der Frieden, der über diesem Idyll lag, breitete sich auch in Barbaras Herzen aus.

      Ja, sie wusste nun, dass Peter Knoll sie skrupellos betrogen hatte. Er war mit dem Geld, das sie ihm geliehen hatte, spurlos verschwunden. Ihre Nachforschungen hatten außer peinlichen Erkenntnissen über das Leben ihres Freundes keine weiteren Erfolge gebracht.

      Barbara biss die Zähne aufeinander und atmete schwer. Keiner sollte wissen, was sie in den letzten Wochen durchgemacht hatte. Keiner, auch Robin nicht. Die Gefahr war zu groß, dass über ihn und Kai auch Thomas Platen von ihrer Blamage erfahren würde.

      »Mami!« Aus dem Stall kam Robin. Er blieb stehen, als blende ihn das Sonnenlicht. Aber es war die Überraschung, seine Mutter so völlig unerwartet vor sich zu sehen. Ganz schnell wandte er sich in den Stall zurück und jubelte: »Kai, Nick, kommt einmal, meine Mami ist da!« Dann warf er sich in Barbaras Arme und presste seinen Kopf an ihre schmale Schulter, als habe er diese Zärtlichkeit wirklich viel zu lange vermisst.

      Denise betrachtete diese Szene glücklich. »Nicht wahr, Frau Wirthner, aus den Großstadtpflanzen sind richtige Männer geworden?«

      Dankbar nickte Barbara ihr zu, während sie immer wieder liebevoll über Robins Haar strich, als müsste sie ihn beruhigen.

      Dann aber eilte auch Kai herbei. Er begrüßte Barbara genauso stürmisch, und seine Fragen übertönten Robins Erzählungen, bis Barbara ein Machtwort sprach: »Einer nach dem anderen.«

      Denise war in den Stall gegangen, um nach Nick und Henrik zu sehen. Eng umschlungen schlenderte Barbara mit den beiden Jungen auf und ab.

      »Wie lange bleibst du, Mami? Musst du heute Abend wieder zurück?«

      »Nein, Robin. Ich bleibe über Nacht. Morgen erst heißt es wieder Abschied nehmen.«

      Lächelnd schmiegte Robin sich an sie.

      »Kai, ich habe dir etwas mitgebracht. Es liegt schon oben in deinem Zimmer.«

      Das ließ sich Robins Freund nicht zweimal sagen. »Von meinem Papi?«

      »Auch von deiner Mutter, Kai.«

      »Sie ist meine Stiefmutter, Frau Wirthner.«

      Barbara antwortete nicht. Sie sah ihm wehmütig nach, als er an den anderen Kindern vorbei ins Haus lief, um sein Geschenk auszupacken. Hatte er denn seinen Groll gegen Dinah noch immer nicht überwunden? Konnte er sich wirklich gar nicht auf sein kleines Geschwisterchen freuen?

      Barbara fühlte, wie Robins Arm sich fester um ihre schmale Taille schlang. Er genoss es, allein mit ihr zu sein.

      »Wie geht es Peter?«, fragte er schließlich. »Trinkt er immer noch so viel, dieser …«

      Barbara war stehen geblieben. In ihrem modischen Jeansanzug hätte sie die große Schwester ihres Sohnes sein können. Aber ihre Augen blickten merkwürdig streng. Ganz wie die einer verärgerten Mutter.

      »Ich möchte nicht, dass du mich nach Peter fragst, Robin.«

      »Warum denn nicht? Er ist doch dein Freund!«

      Verzweifelt wandte Barbara den Blick ab. Warum musste Robin diese Fragen stellen? Sie konnte ihm doch nicht die ganze bittere Wahrheit sagen.

      Eine schmale hochgeschossene Gestalt kam hinter ihnen hergeeilt. Es war Nick. Er holte sie ein und begrüßte Barbara wie eine alte Freundin.

      »Ihr Sohn reitet schon recht gut, Frau Wirthner. Noch einige Stunden – und er macht seine ersten kleinen Sprünge.«

      »Robin! Ist das wahr?« Barbara war nicht nur glücklich darüber, dass ihr Sohn so sportlich war. Nicks fröhliche Erzählungen erfreuten sie auch, weil sie sie von den Fragen nach Peter Knoll ablenkten.

      Aber das war ein Irrtum. Robin dachte gar nicht daran, lockerzulassen. »Was ist denn nun mit Peter?«, fragte er wieder, ohne auf Nicks Gegenwart Rücksicht zu nehmen. »Liebst du ihn immer noch? Hockt er noch hinter der Cognacflasche?«

      »Robin! Ich bitte dich!« Barbara fühlte sich unbehaglich. Ihr Sohn hatte ja völlig recht, aber sie konnte ihm doch nicht gestehen, was geschehen war. Außerdem hinderte sie dieser große nette Junge daran, alles in Ruhe zu erklären. Dieser Nick sandte ihr einen merkwürdig mitleidigen Blick zu und sah dann schnell zum Haus hinüber, als hätte er Robins quälende Fragen gar nicht gehört.

      »Aber es interessiert mich doch, Mami!« Robin war jetzt nicht mehr zu beruhigen. »Ich habe dich doch so lange nicht gesehen und möchte gern wissen, was du die ganze Zeit gemacht hast. Willst du Peter Knoll eigentlich heiraten?«

      Barbara blieb stehen und blickte ihren Sohn flehentlich an. »Darüber sprechen wir ein andermal, Robin.« Sie zog die Jacke ihres blauen Anzugs aus. Darunter trug sie ein schlichtes weißes T-Shirt, das den rötlichen Ton ihrer duftigen Haare wirkungsvoll zur Geltung brachte.

      Nick sah sie bewundernd an, aber er bemerkte auch, dass er in diesem Moment überflüssig war. Robins Fragen an seine Mutter, ihre abweisenden Antworten zeugten von Schwierigkeiten zwischen den beiden, die er gar nicht vermutet hatte. Taktvoll wandte er sich ab, als habe er etwas Eiliges im Stall zu erledigen.

      »Bis nachher, beim Abendessen, Frau Wirthner«, verabschiedete er sich flüchtig.

      »Bis nachher, Nick.« Sie sah ihm bewundernd nach. Dieser Junge hatte wenigstens ein Gefühl dafür, wie schmerzlich sie Robins Fragen trafen.

      Sie umarmte Robin und bat ihn: »Erzähle mir von Sophienlust und zeige mir alles.«

      Doch bevor Robin beginnen konnte, sprang Heidi auf sie zu. Sie trug ein hübsches Dirndlkleid und wusste, wie niedlich sie aussah.

      »Guck mal, Robin, das Kleid hat Tante Isi mir gekauft.«

      Zwischen dem kleinen Mädchen und Robin hatte sich von Anfang an eine besonders dicke Freundschaft entwickelt. So, wie Kai sein Herz an den Hund Barri verloren hatte, so hing Robin mit fürsorglicher Liebe an Heidi Holsten.

      »Ist das deine Mami?«, fragte die Kleine und sah Barbara interessiert an.

      »Ja, das ist meine Mami.« Robin sprach es stolz aus und fasste die Hand seiner Mutter fester, als habe er Angst, sie ausgerechnet in diesem Moment zu verlieren.

      Heidi legte ihr Köpfchen schief und meinte: »Sie hat kein so schönes Dirndl wie ich, aber sie ist auch sehr schön.«

      Barbara musste ein Lächeln unterdrücken. Sie wandte sich ab und sah Denise von Schoenecker mit einem kleinen Jungen aus dem Stall heraustreten. Auch sie hatte den Arm um das Kind gelegt und unterhielt sich mit ihm.

      »Wer ist denn der nette Junge?«, erkundigte Barbara sich.

      »Das ist Henrik von Schoenecker, Mami. Nicks Halbbruder. Er kommt oft her, wenn wir reiten,


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