10 SHERLOCK HOLMES – Die neuen Fälle Box 4. divers

10 SHERLOCK HOLMES – Die neuen Fälle Box 4 - divers


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wandte sich kurz um, sah uns kommen und stieß ein boshaftes Lachen aus. Dann tat er etwas, womit wir nicht gerechnet hatten. Plötzlich hielt er ein großes Messer in Händen und mit diesem kappte er das Seil, an dem die Öllampen hoch über uns aufgehängt waren.

      Nun, ohne Halt, stürzten sie nieder, heißes, teils brennendes Öl ergoss sich auf die Seeleute darunter und schon schrien diese auf, als sich ihre Kleidung entzündete.

      »Was in aller Welt ...« Ich blieb wie angewurzelt stehen, aber Holmes zog mich fort.

      Als wir die Halle mit den brennenden Leibern verließen, sah ich Simpson und seine Leute eintreten. Sie eilten den Brennenden sofort zur Hilfe, während wir Singh verfolgten.

      Der Chinese rannte derweil um sein Leben. Eine schmale Straße entlang, dann links und wieder links, bis wir uns wieder ganz in der Nähe des Drunken Sailors befanden.

      Wir blieben ihm auf den Fersen, hätten ihn aber wahrscheinlich nicht bekommen, wäre uns nicht das Glück zur Hilfe gekommen. Gerade als sich Singh nach uns umschaute, taumelte ein Betrunkener auf die Straße, übersah ihn und schon lagen beide auf dem Boden.

      »Stopp, Charly Singh!«, rief Holmes, als sich der Chinese wieder aufrappeln wollte. »Stopp, oder wir schießen!«

      Tatsächlich hielt der Chinese inne. Er wandte sich um, hob den Arm und schleuderte jenes Messer, mit dem er zuvor das Verhängnis in der Halle ausgelöst hatte.

      Holmes warf sich zur Seite und riss mich mit. Keine Sekunde zu früh, denn schon spürte ich den Luftzug, den die Waffe im Vorbeiflug verursachte.

      Singh nutzte diese Gelegenheit, kam mit einem Sprung auf die Beine und floh wieder.

      Ich hielt inne, zielte und drückte ab.

      Die Kugel erwischte das Bein des Mannes, so, wie ich es gewollt hatte. Der Chinese schrie auf und stürzte. Diesmal, so wussten wir, würde er nicht fliehen. Wir hatten ihn!

      *

      »Woher in aller Welt wussten Sie, dass wir die Bastarde heute schnappen würden?«, fragte Simpson, als wir später beisammensaßen.

      »Ich ahnte es, denn die Bande konnte sich nicht allzu viel Zeit lassen!« Holmes zündete sich eine Pfeife an. Dabei schaute er zu Singh, der in Eisen gelegt worden war und nun darauf wartete, in das Gefängniskrankenhaus transportiert zu werden. Ich selbst hatte die Wunde versorgt, damit er ihr nicht erlag. Keinesfalls sollte er auf diese Weise davonkommen. Für ihn musste der Henker eine besonders hübsche Schlinge knüpfen ... Und selbst dann war der Tod zu schnell und leicht für das, was er getan hatte!

      »Wann wussten Sie, dass es eine Verschwörung gab?«, hakte Simpson nach.

      »Als ich im Schreibtisch des Kapitäns das Empfehlungsschreiben eines Offiziers fand, mit dem sich Singh offenbar um die Stelle beworben hatte. Watson fand die Bestätigung hierfür im Logbuch!«

      »Sie hatten es!«, rief ich aus.

      Holmes nickte. »Leider trug es nur einen Schnörkel als Unterschrift. Nolan mochte er etwas sagen, uns nicht. Daher bat ich Watson, Recherche zu betreiben! Er fand heraus, dass Singh und McMillan gemeinsam auf einem Schiff dienten und dies vor etwa einem Jahr!«

      »Aber der Zweck ...«

      »Ging in Rauch auf, wie ich fürchte. Wie die Verschwörer!« Holmes seufzte. »Konnten Sie einen retten?«

      Simpson schüttelte den Kopf. »Die Flammen ließen sich nicht löschen. Es war, als würden sie sich all unseren Versuchen widersetzen!«

      »Vermutlich bereitete Singh etwas vor für den Fall, dass man ihnen auf die Schliche käme. Ein besonderes Feuer, denn hierfür sind die Chinesen bekannt!«

      Er nahm einen Zug an der Pfeife. »Ich denke, in den Kisten waren Drogen. Singh schmuggelte sie nach London, hier sollte sie McMillan in Empfang nehmen.«

      »Aber warum die Leichen? Warum hat er die Crew ermordet?«, wunderte sich Simpson.

      »Das perfekte Manöver. Er tötete die Crew und steuerte das Schiff so, dass es wie verlassen im Hafen ankam. McMillan stand mit seinen Leuten bereit, um nach dem Rechten zu sehen. Sie ließen Singh davonkommen, sicherten die Drogen und schlugen dann Alarm. Auf diese Weise gerieten sie selbst nicht in Verdacht, das Verschwinden des Chinesen blieb lange unbemerkt ...«

      »Und Sie haben das alles woraus geschlussfolgert?«

      Holmes lachte. »Wie ich schon sagte, weckte das Empfehlungsschreiben meinen Verdacht. Heute verkleidete ich mich als Matrose und trieb mich am Hafen herum. Ich beobachtete McMillan und Singh, sah sie eine geheime Botschaft austauschen und schaffte es, sie zu lesen. ›Halb zehn, üblicher Treffpunkt!‹ Daraufhin informierte ich Sie und Watson, der die restlichen Beweise lieferte. Hätte ich nur geahnt, wo dieser Treffpunkt ist, könnten McMillan und die anderen noch leben.«

      »Sie haben ihre Strafe bekommen«, sagte Simpson. Dann reichte er Holmes die Hand. »Wie immer ein Vergnügen!«

      Und so endete eines der grausigsten Verbrechen, welches ich jemals selbst erlebt habe. Und es zeigte mir, zu welch bestialischen Taten fremde Völker doch fähig sind; und dies mit dem kalten Lächeln der Chinesen!

      Hatten wir und auch die Öffentlichkeit darauf gehofft, zumindest Singh vor Gericht zu sehen, wurden wir auch darum betrogen. Die Wärter fanden ihn zwei Tage nach seiner Verhaftung tot in der Zelle; er hatte sich selbst gerichtet.

      E N D E

      Ebenfalls erhältlich in unserem

      umfangreichen BOXEN-Programm:

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      DAS GEHEIMNIS DER WEISSEN DAME

      Box 4 – Fall 34

      Als der März zu Ende ging, neigte sich auch meine Zeit in der Baker Street ihrem Ende entgegen. Ich hatte meine Zeit damit zugebracht, eine Bleibe für Lady Cunningham zu finden, und nun standen zwei Objekte zur Auswahl, die sowohl ihren als auch meinen Anforderungen genügten. Sollte es zu einem Kauf kommen, so stand einem raschen Umzug nichts im Wege.

      Holmes sah dies alles mit einigem Erstaunen, aber auch mit Erheiterung. Er behauptete, unsere Zuneigung zueinander bereits vom ersten Moment an bemerkt zu haben, aber in diesem besonderen Fall erlaubte ich mir doch einige Zweifel.

      Ich korrespondierte weiterhin täglich mit Lady Cunningham, inzwischen waren es auch sehr intime Zeilen, wie ich zugeben muss, denn Amor hatte sehr genau gezielt, und auch Holmes war in diesen Tagen überaus beschäftigt.

      Nach dem Fall mit der ROBERT CLIVE traten zwei weitere Klienten an ihn heran und schilderten ihm ihre Lage. Es waren keine großen Fälle, auch wenn es einer davon unter der Schlagzeile Erpressung in höchsten Kreisen vereitelt in die Times schaffte. Da es sich gerade bei jener Begebenheit um einen Fall von höchst delikaten Verwicklungen handelte, kann ich darauf nicht näher eingehen. Und was die andere Sache anbelangt, so war sie derart langweilig und gewöhnlich, dass es reine Papierverschwendung wäre, darüber berichten zu wollen. Sollten Sie jedoch in nächster Zeit zu Zahnarzt Mannings in der Nähe der Waterloo-Station gehen, so sprechen Sie ihn ruhig auf den Goldzahn des Viscount an; er wird Ihnen die Story blumig ausgeschmückt darlegen!

      Auch der März brachte einige Aufgaben für Holmes, in die ich jedoch nur am Rande eingebunden war. Einmal benötigte er meine Hilfe, um eine Verletzung zu behandeln, und einmal bat er mich, bei einer Besichtigung eines Hauses ein besonderes Auge auf den Makler zu werfen.

      Auch hieraus ergaben sich keine nennenswerten Geschichten, die ich Ihnen näherbringen könnte.

      Obwohl es eine Anekdote wert ist, erwähnt zu werden. So verkleidete sich Holmes in einem der erwähnten Fälle, er arbeitete für Lestrade, als einfacher Arbeiter und trieb sich mehrere Tage im East End herum. Dabei freundete er sich auch notgedrungen, und weil es ihm überaus nützlich war, mit einer


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