SNOW BONE. Guido Grandt
kehliges Stöhnen entlockte. Sie brauchte ihn nicht lange zu massieren, bis er hart wurde. Anschließend presste sie ihre tätowierten Brüste fest gegen seinen Oberkörper, während Hitzewellen durch ihren Leib strömten.
Sanft schob Tobey seine Freundin auf das weißgestärkte Bettlaken zurück, als wollte er nicht ihr allein die Initiative überlassen. Er senkte den Kopf, leckte ihre harten gepiercten Nippel, umkreiste mit seiner Zunge ihren Nabel und glitt schließlich in der leichten Wölbung ihres Bauchs weiter nach unten.
Veronica packte seinen Kopf und krallte sich in sein dunkelblondes, widerborstiges Haar. Als Tobey sie an den Innenseiten der Schenkel berührte, zog sie unwillkürlich die Beine an. Ihre gespreizten Oberschenkel waren ebenfalls tätowiert. Ihr Atem ging jetzt stoßweise, was den schlaksigen Mann noch mehr erregte.
Das rhythmische, wollüstige Keuchen der Liebenden war das einzige Geräusch in dem Zimmer. Der Kopf der jungen Frau wippte vor und zurück. Ihr Gesicht war schweißnass und gerötet, als sie die Muskeln anspannte und ihr Becken Tobeys Lippen und Zunge entgegenhob. Gleichzeitig schloss sie die Beine um seinen knochigen Rücken und zog ihn noch näher an sich heran. Seine Barthaare verursachten ihr eine Gänsehaut.
Schließlich konnte sie nicht mehr länger an sich halten. Wie ein gewaltiger Tsunami rollte der Orgasmus heran und löste ein konvulsivisches Zucken aus, so intensiv, dass sich ihr Unterleib vom Laken hochbog. Sekundenlang hallte ihr Lustschrei durch das Zwielicht, bis das genauso intensive, körperliche Nachbeben in einem gedämpften Seufzer endete.
»Was du mit deiner Zunge anstellst, ist einfach fantastisch«, brachte Veronica mühsam hervor. Ihr Busen hob und senkte sich heftig unter ihren schweren Atemzügen, doch dann setzte sie sich auf, kniete sich vor Tobey hin und küsste ihn lange und innig. Irgendwann wanderten ihre warmen, weichen Lippen knabbernd und saugend über seinen hageren Oberkörper, umschlossen seine mächtige Erektion und züngelten so gekonnt, dass er beinahe auf der Stelle kam. Doch bevor es so weit war, stieg sie auf ihn und empfing seine stählerne Männlichkeit, die sanft in ihr Innerstes eindrang.
Tobey umfasste ihre auf und ab wippenden Brüste, während sie den Anblick seines glühenden Gesichts genoss und das Tempo des wilden Rodeorittes immer mehr steigerte. Dabei presste sie sich noch fester auf ihren Freund, um jeden Zentimeter seines harten Geschlechts in sich aufzunehmen.
»Gott im Himmel, besorg es mir richtig«, stöhnte Veronica lasziv an seinem Ohr.
»Du sollst den Namen des Herrn nicht vergeblich führen«, konnte Tobey sich nicht verkneifen zu sagen, der gerade sein Bestes gab.
»Halt die Klappe, du Mistkerl. Ich komme gleich wieder …« Nach Luft japsend, schloss Veronica die Augen und genoss das Heranrollen des nächsten Höhepunkts, der so sicher war, wie das Amen in der Kirche.
Nun konnte auch Tobey nicht mehr anders. Gemeinsam erreichten sie den Gipfel der Lust und entluden sich ineinander, wie aufgestaute Flüsse, die über die Felsen einer Schlucht hinabstürzten.
Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sich ihr Puls wieder einigermaßen beruhigte, sich ihr Atem normalisierte und der Schweiß trocknete. Zärtlich streichelte Tobey die Schulter seiner Freundin, die sich erschöpft und ausgelaugt neben ihm rekelte.
»Wow, war das eine Nummer …«
Weiter kam der ewige Student nicht, denn jäh und grell wie ein Blitzlicht zuckte plötzlich etwas durch sein Bewusstsein und blendete ihn für Sekundenbruchteile, als hätte er mitten in die Sonne geblickt. Instinktiv schloss er die Augen, aber es nützte nichts. Die unsägliche Lichtflut schien direkt hinter seinen Pupillen zu erstrahlen wie Radioaktivität aus einem Atommeiler. Blendendweiß und sengend heiß, begleitet von einem unwirklichen, nervenzerfetzenden Crescendo, das nicht von dieser Welt zu stammen schien. Die schaurigen Klänge, scheußlich und kreischend, schwollen nun in immer schrilleren Tönen an und zerrissen ihm beinahe die Trommelfelle.
Tobey schrie gellend auf, während ihn das teuflische Heulen weiter malträtierte. Seine Hoden zogen sich augenblicklich zu winzigen mit Nägeln gefüllten Fleischsäcken zusammen.
Veronica war vor Schreck ebenfalls erstarrt. Sie konnte nicht einmal im Ansatz erahnen, was gerade mit ihrem Freund los war.
In Tobeys kalkweißem Gesicht stand der Ausdruck grotesken Entsetzens. Seine Lippen zitterten, als würde er einen epileptischen Anfall erleiden.
Und dann sah er …
… ein riesiges Gebäude mit unzähligen Zimmern, in denen zwei Schatten hintereinander herjagten.
Einer davon war er selbst, der andere, der ihn verfolgte, konnte er nicht erkennen, sondern nur hören.
Das Keuchen und Sabbern … das Kreischen und Heulen.
Und immer wieder die Worte: »Du entkommst mir nicht!«
Direkt hinter ihm waren jetzt schwere Schritte …
DU …
… die immer näher kamen …
ENTKOMMST …
… ihn unerbittlich einholten …
MIR …
… gleich hatte er ihn.
NICHT!
Er spürte, wie das Ding hinter ihm, das urplötzlich so vertraut erschien, mit den Handflächen gegen seinen Rücken stieß.
Hart, wuchtig und kraftvoll.
Er konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und stolperte vorwärts. Direkt auf das hohe Fenster zu, das auf einmal riesengroß vor seinen schreckgeweiteten Augen erschien.
Ein, zwei Sekunden, dann würde sein Schädel die schmutzige Scheibe durchstoßen.
Glas zerbarst, Scherben regneten zu Boden und Blut spritzte.
Die abgebrochenen, spitzen und messerscharfen Splitter, die noch im Holzrahmen des Fensters steckten, durchbohrten seinen Hals, und schlitzten seinen Kehlkopf, die Luft- und die Speiseröhre der Länge nach auf.
Der grelle, pochende Schmerz, der ihn schlagartig erfasste, war alles verzehrend. Von einem Moment zum anderen schrumpfte die lodernde Korona seines Lebens zusammen, als hätte man aus einem Medizinball die Luft herausgelassen.
Dann war da nur noch der eisige Tod, der ihn tief hinabzerrte in sein grausames, finsteres Reich aus ewiger Pein und Verdammnis …
Tobeys gellender Schrei hallte durch das nächtliche Hotelzimmer und wurde als unheimliches Echo von den Wänden zurückgeworfen, dann rollte er sich wie ein Kleinkind zur Embryonalstellung zusammen. Den Kopf gesenkt, den Körper zusammengekauert, die Knie angezogen und die Arme um das Kissen geklammert.
Veronica hingegen erwachte wie aus einem Albtraum, beugte sich hastig über ihren wimmernden Freund und streichelte seine tränennasse Wange.
»Was ist mit dir …«
Doch der Mann hörte sie nicht, er drehte sich von ihr weg und verbarg das totenbleiche Gesicht noch tiefer in den Kissen. Sein Wimmern schien gar nicht mehr aufzuhören.
***
Vollkommen nackt lag Britt im Bett ihres Einzelzimmers. Der Schein des vollen Mondes, der nur ab und zu durch die Wolkendecke blitzte, hüllte ihre weiblichen Kurven silbern ein. Ansonsten versanken ihre Rundungen, die prallen Brüste und die sanft gebogene Linie ihres Bauches im Zwielicht. Die weizenblonde Haarmähne breitete sich wie ein Strahlenkranz um ihr entrücktes Engelsgesicht aus.
Die erregenden Geräusche des Liebesspiels von Veronica und Tobey, das gedämpft durch die Wand drang, an der ihr Bett stand, turnte Britt ungemein an. Sie selbst hatte schon längere Zeit keinen Sex mehr gehabt, obwohl sie andauernd auf Typen traf, die eigentlich nur das eine