Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов


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Türe mühelos öffnete. Cleomades trat in ein Gemach von undenklicher Pracht; dieses hatten der König und die Königin für ihre Tochter Clarmondine hergerichtet, welche sie über alles liebten. Sie zu bewachen diente der riesenhafte Eunuch, der vor dem Gärtlein schlief. Eine Unzahl von Kerzen erhellte den Raum und durch die Fenster brach schon der junge Tag. Drei Betten standen in der Kammer, in welchen drei Jungfrauen ruhten, aber auf der rechten Seite stand das schönste Lager, das je ein Mensch gesehen. Es war von Gold, und Hyazinthen, Topase, Rubinen und Saphire funkelten daran, weiße Felle waren über die seidenen Decken gebreitet. In diesem Bett ruhte die schöne Königstochter. Cleomades näherte sich dem Lager, erblickte die anmutige Schläferin und neigte sich über sie. Als er ihre Wangen aus Milch und Purpur sah, faßte er sich ein Herz und küßte sie, worauf sie erwachte und mit einem tiefen Atemzug ihre Augen öffnete. Sie erschrak gewaltig, als sie einen Mann vor sich stehen sah. Cleomades ließ sich vor ihr auf die Knie nieder, um sie zu begrüßen, und sie erwiderte ihm: "Lieber Herr, wie kommt Ihr hierher? In dies Gemach darf kein anderer treten als der Königssohn von Arkadien, mit dem ich in meiner Kindheit verlobt wurde, ohne ihn je gesehen zu haben. Sagt, seid Ihr der? Wenn nicht, so seid Ihr des Todes, und wenn Euer Leben fünffache Kraft hätte." "Schöne Maid," sprach der Königssohn, "ich bin der, von dem Ihr spracht und werde alles tun, was Euch gefällt." "Wer führte Euch hierher?" "Niemand weiß, daß ich kam. Die Sehnsucht nach Euch, meiner Braut, trieb mich hierher. Nun, nachdem ich Euch gesehen, will ich mich unverzüglich wieder entfernen, denn um nichts in der Welt möchte ich Euch lästig sein." Die Jungfrau wurde froh, denn sie glaubte den Worten des Jünglings, der ihr überaus wohlgefiel. Seine Schönheit ergriff ihr Herz mit den Flammen der Liebe und ebenso fühlte sich unser Held von Amors Pfeil verwundet. Clarmondine weckte nun ihre Dienerinnen und diese waren so sprachlos vor Verwirrung über die Anwesenheit des Fremden, daß sie dessen höflichen Gruß mit keinem Wort erwiderten. Cleomades beschloß, das Gemach zu verlassen, bis die Prinzessin sich erhoben hätte; doch versprach er nicht eher zu gehen, als es ihr gefiele. Der Jüngling trat in den Blumengarten, wo er sich liebeskrank niederließ und den Duft der Blüten einsog. Clarmondine kleidete sich indessen an und erzählte dabei ihren drei Gespielinnen von dem jungen Ritter, den sie noch immer für ihren Verlobten hielt. Als sie fertig waren, begaben sie sich alle vier zu dem Königssohn in den Garten, und dieser suchte zunächst in Erfahrung zu bringen, in welchem Lande er eigentlich sei. Dabei sah er die Jungfrau mit verliebten Augen an und die Liebe schlug ihre Wurzeln in ihren Herzen. Schon lange saßen sie so da in Gespräche und stumme Blicke vertieft, da spähte der Riese, der die Königstochter behüten sollte, durch ein kleines Fensterchen in den Garten. Er erstaunte über die Maßen, als er den Ritter sah, und er wußte nicht, wie er hineingekommen sei, denn er glaubte alle Eingänge wohlverwahrt zu haben. Sogleich eilte er zum König, um ihm Bericht zu erstatten. Dieser geriet über solche Nachricht in grenzenlose Wut. Eilends begab er sich an das Fenster und gewahrte ein liebliches Bild: seine Tochter wand aus Blüten einen Kranz, während ihre Gespielinnen die Blumen dazu pflückten und der Jüngling die Seide zusammenflocht, um den Kranz zu binden. Der König, rasend darüber, daß ein Mann bei seiner Tochter weile, ließ die älteste der Wärterinnen rufen, um von ihr Rechenschaft zu fordern. Sie erzählte ihm alles, was sie von Cleomades wußte, aber der König merkte sogleich die Unwahrheit seiner Worte, denn sein künftiger Schwiegersohn war ihm wohlbekannt. Hastig trat er in das Gärtlein, und die Liebenden sprangen erschrocken vor ihm auf. Der Jüngling begrüßte den König, ohne Furcht zu zeigen, doch dieser blieb ihm die Antwort schuldig und gebot, ihn augenblicklich zu fesseln. Die Knechte legten Hand an den Königssohn, der sich ohne Gegenwehr binden ließ. Die Jungfrau aber kniete vor dem Vater nieder und sprach: "Herr, dieser Mann tat mir kein Leid. Er ist der arkadische Prinz, mein Verlobter, den Ihr mir selbst zum Gatten bestimmt habt." Der König sah an den Mienen seiner Tochter, daß sie sich keiner Schuld bewußt war. "Tochter," sagte er, "es ist nicht der, den Ihr meint. Nie sah ich diesen Mann. Wenn Euer Verlobter ins Land käme, so sollten sich meine Schlösser mit Scharen festlicher Gäste füllen. Doch dieser ist ein Betrüger, der Euch Eure Ehre rauben will. Aber er soll es büßen, denn ich will ihn lebendig schinden lassen, will ihm den Kopf abschlagen, ihn verbrennen, hängen und lebendig begraben." Cleomades erschrak, weil man ihn auf einer Lüge ertappt hatte und ließ sich gutwillig fortschleppen. Die Mutter suchte Clarmondine zu trösten, aber ihr Herz war nicht in ihrem Leib, sondern wanderte mit dem Königssohn in den Kerker, und wo das Herz nicht ist, da ist jeder Trost umsonst. Cleomades stand in Banden geschlagen und von Bewaffneten umgeben im Hofe, als die Königin zu ihm trat, und trotz seiner Erniedrigung schien er ihr schön und liebenswert. Man fragte den Jüngling nach Name und Heimat, aber er schwieg hartnäckig. Erst als der König ihm vorwarf, daß er der Ehre seines Kindes nachgestellt habe, antwortete er hastig, daß er nichts Böses gegen die Prinzessin im Schilde geführt habe, und er erzählte eine halb wahre, halb erdachte Geschichte, wie Feen ihn entführt, ihn auf ein hölzernes Zauberpferd gesetzt und hier abgeladen hätten. Er erklärte sich bereit, dem König das Roß, das auf dem Turme stehe, zu zeigen. Dieser wurde neugierig und begehrte, das Tier zu sehen; er schickte Cleomades mit einer Schar Bewaffneter auf den Turm, sein Flugzeug zu holen. Der Jüngling fand das Pferd im nämlichen Zustand vor, wie er es verlassen hatte; er brachte es dem König und dieser betrachtete es mit Erstaunen. Die Königin hatte Erbarmen mit dem jungen Mann und bat ihren Gemahl um Gnade. Dieser hätte ihm gern verziehen, wenn ihn seine Lüge nicht verdächtig gemacht hätte. Er wandte sich an seine Ratgeber und fragte sie, was er mit dem Gefangenen tun solle. Die Meinungen gingen weit auseinander, aber schließlich einigte man sich dahin, daß er gehängt werden solle. Da bedachte sich Cleomades und sprach: "König, ich fürchte den Tod nicht, aber da ich Euch nicht entgehen kann, bitte ich Euch um eine Gnade: hängt mich nicht wie einen Straßenräuber! Ich bin ein Ritter und verdiene einen ehrenvollen Tod. Laßt mich mein Pferd besteigen und dann durchbohrt mich mit Euern Pfeilen und Schwertern." Der König gestand ihm diese Gnade zu, denn es war ihm gleichgültig, auf welche Weise er ums Leben käme. Rings um das Roß versammelten sich die Knechte mit Spießen, Lanzen, Pfeilen, Schwertern und Stöcken; große Steinblöcke hielten sie im Schoß, um sie auf den Gefangenen zu schleudern. Cleomades bestieg freudigen Herzens sein Gefährt, als er aber oben saß, legte er seine Hand an die Stirn des Tieres, drehte den Zapfen und sogleich durchschnitt die Maschine die Luft, so daß die Zurückbleibenden mit geöffneten Mäulern dastanden und meinten, der Leibhaftige habe sie genarrt.

      Cleomades nahm seinen Flug nach Spanien, wo er mit größter Freude empfangen wurde. Seine erste Bitte war, Crompart aus dem Gefängnis zu entlassen, die Hand Marinas freilich habe er durch seine Treulosigkeit verwirkt. Der Bucklige war sehr bekümmert, als ihm der König seine Tochter verweigerte und er verließ ihn voll Scham und Trauer ohne Abschied. Er entließ sein Gefolge, das er in Sevilla zurückgelassen hatte, er selber aber blieb in der Stadt, um eine günstige Gelegenheit abzuwarten, daß er sich am König und besonders an Cleomades rächen könne. Er kleidete sich als Arzt und übte das Gewerbe eines Heilkünstlers aus. Den Königssohn indessen ließ die Liebe zu Clarmondine nicht rasten, und er glaubte nicht eher Ruhe zu finden, bis er sie als seine Gattin heimgeführt habe. Als drei Tage verstrichen waren, nahm er von seinem Vater Abschied, um zu ihr zurückzukehren. Er nahm denselben Weg, den er gekommen war und ließ sein Flugzeug unter einer Ulme in der Nähe von König Carmans' Schloß zu Boden gleiten, um dort in Furcht und Hoffnung den Anbruch der Nacht zu erwarten. Als der Mond aufgegangen war, bestieg er sein Roß wieder und flog ruhig und sicher in die Burg. Er ließ den Turm zur Seite liegen und senkte sein Gefährt in das Blumengärtlein hernieder, wo ihn der König letzthin überrascht hatte. Dort stieg er ab und verbarg das Pferd in einer Mauernische. Die Tür der Schlafkammer der Prinzessin stand offen, um dem Duft der Blüten Eintritt zu gewähren, und Cleomades gelangte ungehindert in das Gemach. Er blieb einen Augenblick stehen und überzeugte sich zunächst, ob alles schlief, dann trat er an das Bett der Jungfrau und weckte sie mit einem Kuß. Sie schlug mit einem Seufzer die Augen auf und sprach: "Ach, wer hat mich geküßt?" Beim Licht der Kerzen erkannte sie den Jüngling sogleich, aber sie wußte nicht, ob sie schweigen oder schreien solle, denn sie mißtraute dem Fremden, obwohl sie ihn liebte. "Herr," sagte sie, "ich sollte Euch zürnen, weil Ihr neulich eine Lüge geredet habt." "Jungfrau, ich schwöre Euch, daß ich Euch heute die Wahrheit sagen will. Cleomades heiße ich und mein Vater herrscht über Spanien." Bei diesen Worten jubelte Clarmondinens Herz, denn der Ruhm seiner Heldentaten war schon in ihr fernes Land gedrungen und vom Hörensagen hatte sie den Vollbringer so vieler edler


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