Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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dann auch für Sie andere Überlegungen geben.«

      »Sie meinen, daß ich sie… daß Marisa und ich zusammenbleiben? Nie. Sie ist ein gutes Aktmodell, mehr nicht.«

      »Wie wahr«, sagte Tonio. »Wäre ich mit fünfundzwanzig auch nur schon so gescheit gewesen wie Sie.«

      »Wir haben eine lange Fahrt vor uns und können noch viel reden. Marisa wird dumm schauen, wenn wir sie aus dem Schlummer wecken.«

      *

      Sie hatten über sehr vieles gesprochen während dieser langen Fahrt, aber Marisa konnten sie nicht mehr aus dem Schlummer wecken. Sie fanden das Haus leer, und als Heiko sich am nächsten Morgen auf die Suche nach ihr machte, erfuhr er, daß beim gestrigen Gewittersturm eine blonde Frau ertrunken sei und daß auch der Mann, mit dem sie hinausgesegelt war, nicht gerettet werden konnte.

      Tonio identifizierte Marisa. Es war eine Formalität, die gefürchtete Probleme schnell aus dem Wege schaffte. Heiko brachte Marisas Paß und ihren Führerschein. Die Kennzeichen ihres Wagens hatte er schnell wieder anmontiert. Aber auch dies gestand er Tonio ein

      »Fast wäre ich in einen Abgrund gerutscht«, sagte er einsichtig. »Sie haben mich davor bewahrt, aber ich werde lange daran knabbern. Es wird mir eine Lehre sein.«

      Er schien um Jahre gealtert, als er sich von Tonio verabschiedete.

      »Den Wagen können Sie behalten und die Sachen auch, Heiko, und falls Sie wieder mal an einem Abgrund stehen sollten, rutschen Sie nicht hinunter, bevor Sie nicht mit mir gesprochen haben«, sagte Tonio.

      »Ich hoffe, daß Sie nur Positives von Heiko Hansen hören«, erwiderte Heiko. »Ich habe in Tonio Erben ein Vorbild.«

      Damit hatte Marisa gewiß nicht gerechnet, und letztendlich hatte sie doch noch etwas Gutes vollbracht, ohne es gewollt zu haben.

      *

      Tonios erster Weg nach seiner Rückkehr führte zur Behnisch-Klinik. Dort freuten sich Henrik Thomsen und Florian schon auf den nächsten Tag, an dem sie die Klinik verlassen konnten. Bald wollten sie dann auch die Reise an den Comer See antreten. Auch Daniela hatte dazu nicht lange überredet werden müssen, da Henrik ihr versichert hatte, wie sehr es ihn freuen würde, mit ihnen beisammenzusein.

      Es spann sich etwas an, das stellten Hannelore und Otto mit Genugtuung fest. Ganz behutsam entwickelte sich auch zwischen ihnen ein Verstehen, das man schon als Zuneigung bezeichnen konnte, obgleich beide sich hüteten, sich davon etwas anmerken zu lassen. Noch waren die Schatten nicht verbannt, noch wußten sie nicht, daß auch Marisa ihre Kreise nicht mehr stören konnte. Nun erfuhren sie es von Tonio, daß die Vorsehung selbst das Urteil über Marisa gefällt hatte. Kein irdischer Richter mußte noch bemüht werden. Henrik Thomsen atmete auf. Nur ein wenig sorgenvoll schaute er drein, als Tonio und Daniela Arm in Arm durch den Klinikgarten spazierten und sich angeregt unterhielten.

      »Ist es nicht seltsam, wie das Schicksal spielt, Daniela?« fragte Tonio.

      Sinnend blickte sie in die Ferne. »Ja, es ist seltsam«, sagte sie. »Als ich mich endlich durchgerungen hatte, die Trennung zu vollziehen, griff das Schicksal ein, und es ist wohl so, daß man diesem nicht entfliehen kann. Auch Marisa konnte es nicht.«

      »Blicken wir nicht mehr zurück, Daniela. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und hoffe, daß wir uns in Zukunft in Freundschaft begegnen können. Wenn Sie aus dem Urlaub zurückkommen, werde ich die Vernissage festlich eröffnen. Ich hoffe, daß Sie diesmal dabeisein werden.«

      »Sie haben wieder einen Schützling«, sagte sie gedankenvoll.

      »Ich weiß nicht, ob man Franzi so bezeichnen sollte. Ich meine eher, daß ich ihr verpflichtet bin. Sie wies mir einen anderen Weg. Sie hat das Tief ihres Lebens überwunden, und sie wird mir helfen, meines zu überwinden.«

      »Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen, Tonio. Es ist gut zu wissen, daß es gute, anständige Menschen gibt.«

      Dann verabschiedete sich Tonio und fuhr in die Berge, zu Franzi und Donna.

      Donna musterte ihn skeptisch.

      »Wo hast du gesteckt? Ich dachte schon, du hättest uns vergessen.«

      »Wie könnte ich das! Kennst du mich so wenig, Donna?«

      Franzi kam die Treppe herunter. »Donna dachte, du würdest versumpfen, Tonio«, sagte sie lächelnd.

      »Bei Männern weiß man nie, wie man dran ist«, brummte Donna, aber es klang schon wieder versöhnlich. »Jedenfalls warst du nicht zu erreichen.«

      »Ich war auf Sylt«, erwiderte er.

      Donna runzelte die Stirn. »Der nächste Weg«, murmelte sie, »aber da fröhnt man dem süßen Leben, wie ich weiß.«

      »Du hast dich ja auch immer nur im Jet-Set bewegt«, bemerkte Tonio anzüglich. Und dann erzählte er auch ihnen, warum er dorthin gefahren war.

      Franzi wurde blaß, als er von Marisas Ende sprach. Donna riß die Augen auf. Dann drehte sie sich um und ging zur Terrassentür. »Das Meer hat sie verschlungen«, sagte sie heiser.

      »Aber sie auch freigegeben, Donna«, erwiderte Tonio, »sonst hätten wir wohl niemals erfahren, was mit ihr geschehen ist. Und ihr Schatten hätte uns noch lange begleitet.« Er streckte Franzi die Hand entgegen, und sie legte ihre hinein. »Jetzt steht sie nicht mehr zwischen uns.« Dann gingen auch sie hinaus, den gleichen Weg wie an jenem Abend, aber nicht bis zur Lichtung, sondern zur anderen Seite, zum Bergsee, der still im abendlichen Frieden lag.

      Franzi lehnte ihren Kopf an Tonios Schulter. Schweigend verharrten sie, sich ohne Worte verstehend.

      *

      Es sollten wundervolle Sommerwochen werden, aber gerade dann vergingen die Tage viel zu schnell.

      Die Familie Norden genoß einen wie den anderen in dem wunderschönen Chalet, das Katja mit viel Geschmack und dennoch zweckmäßig eingerichtet hatte. Die Kinder fühlten sich wohl. Sie brauchten nichts zu entbehren, denn auch die gute Lenni war mit ihnen gekommen, und endlich einmal wieder hatten sie auch ihren Papi von früh bis spät.

      Nur der Vorschlag von Fee, daß sie doch mal zum Comer See fahren wollten, kam bei ihnen nicht an.

      »Könnt ja allein fahren«, meinte Danny.

      »Das ist ein großzügiges Angebot«, meinte Daniel lachend. »Wir werden es annehmen, Fee.«

      Auf Lenni konnten sie sich verlassen, und die gönnte es ihnen, auch mal die Zweisamkeit genießen zu können. Weit war es ja nicht, und sie hatten auch nicht die Absicht, sich lange dort aufzuhalten. Aber so ein bißchen neugierig waren sie doch, wie sich das Zusammenleben bei den Thomsens und Porths entwickelte. Der Name Alberti sollte nicht mehr erwähnt werden. Man redete sich längst nur noch mit den Vornamen an, und schon beim Begrüßungsumtrunk war in Totos herrlichem Haus das Du eingeführt worden.

      Für Ricky und Flori war das einfach himmlisch. Und bald hatten die Kinder auch schon eigene Zukunftsgedanken und Wünsche.

      »In München könnten wir doch eigentlich auch in einem Haus wohnen«, meinte Ricky.

      »Bei uns oder bei euch?« fragte Flori.

      »Ist doch egal. Hauptsache, wir sind immer zusammen«, erwiderte Ricky.

      »Euer Haus ist größer«, stellte Flori fest.

      »Aber wir werden eine Menge Zimmer brauchen, damit Omi und Opi auch Platz haben. Es wäre sehr schön, wenn Opis Haus von hier nach München gebracht werden könnte.«

      »Dann können wir in den Ferien aber nicht mehr herfahren«, überlegte Flori. »Es ist alles ziemlich schwierig, Ricky. Und vielleicht wollen die Großen das gar nicht.«

      »Ich glaube schon, daß Opi es will. Er hat die Omi mächtig gern«, sagte Ricky. »Gestern abend hat er sie in den Arm genommen, ich hab’s gesehen.«

      »Richtig, so mit Bussi?« fragte Flori staunend.

      »Bussi


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