Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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junge Mann grinste spöttisch. »Das Haus gehört mir. Hat er Ihnen auch Märchen aufgetischt? Der Möchtegernmanager! Mich hat er auch hereingelegt. Sie auch?«

      Marisa überlegte blitzschnell. »Das kann man sagen«, erwiderte sie, und das war nicht mal eine Lüge. Angegeben hatte Hasso, als wäre er der König auf der Insel.

      »Heiß heute«, sagte Heiko, »bei einem kühlen Drink können wir besser reden.«

      Innen sah das Haus ganz manierlich aus. Und der Drink, der Marisa serviert wurde, schmeckte ausgezeichnet.

      »Darf ich fragen, wie Sie heißen?« fragte Heiko und verriet damit, daß er über recht gute Umgangsformen verfügte.

      Sie überlegte wieder blitzschnell, aber es fiel ihr jetzt nur ein Name ein. »Daniela Alberti«, erwiderte sie.

      »Klingt hübsch«, meinte er lässig. »Welche Forderungen haben Sie an Hasso?«

      »Eine Menge«, erwiderte sie leichthin.

      »Daß er eine so schöne Frau übers Ohr haut, hätte ich nicht gedacht. Wir waren mal Partner in der Agentur.« Er betrachtete sie eingehend. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem anzüglichen Lächeln. »Jetzt weiß ich es, Sie sind das Aktmodell. Mit den Bildern hat er ein gutes Geschäft ­gemacht. Der Lieferant hieß doch auch Alberti. Sind Sie etwa seine Frau?«

      Nun war Marisa aber ganz hübsch in die Enge gedrängt. Sie legte die Hände vor ihr Gesicht und spielte die Bekümmerte. »Eben darüber wollte ich ja mit ihm reden«, sagte sie dann schleppend. »Ich bin ziemlich erschöpft. Dürfte ich mich ein wenig ausruhen, bevor ich zurückfahre?«

      »Aber gern. Erholen Sie sich.«

      »Sie haben ihn gut gekannt?« fragte sie.

      »Wir waren Partner, ich sagte es schon.«

      »Vielleicht können Sie mir helfen«, murmelte sie. »Ich bin in einer schrecklichen Situation.«

      »Mit mir können Sie reden wie mit dem lieben Gott«, erwiderte er grinsend.

      So kam er ihr gewiß nicht vor, eher wie ein Gauner, aber in ihrer Situa­tion durfte sie nicht wählerisch sein. Da war ihr ein Gauner schon lieber als ein Moralist. Aber dennoch wollte sie überlegen.

      »Könnte ich vielleicht duschen und mich umkleiden?« fragte sie.

      »Meine bescheidene Hütte steht zu Ihrer Verfügung«, sagte er lässig.

      *

      Florian durfte zum ersten Mal aufstehen. Ein bißchen schwach war er noch auf den Beinen, aber das Lächeln verging ihm nicht.

      »Ich möchte jetzt gern Rickys Papi besuchen«, erklärte er.

      »Nicht gleich alles auf einmal«, meinte seine Omi.

      »Ist doch nicht weit, nur über den Gang«, sagte er.

      »Und er freut sich bestimmt«, wurde er von Ricky unterstützt. »Flori kann sich dann doch in den Sessel setzen.«

      »Na, meinetwegen, aber wenn deine Mami mich schimpft…«

      »Sie schimpft überhaupt nicht«, fiel ihr Flori ins Wort, »das weißt du genau, Omi. Nur der Papa hat immer geschimpft, und der ist doch weggefahren und kommt nimmer. Mei, bin ich froh.«

      Daß sein Vater tot war, wußte er noch immer nicht. Er war weggefahren und würde nicht mehr kommen, so war es ihm gesagt worden, und das genügte ihm.

      Und dann trat er an Rickys Hand an Henrik Thomsens Bett.

      »Ich bin der Florian, ich möchte jetzt Rickys Papi auch endlich kennenlernen«, sagte er leise.

      »Das freut mich aber sehr, daß du schon wieder herumlaufen kannst, Flori«, erwiderte Henrik.

      »Es geht noch ein bißchen langsam, und Omi wollte es auch nicht erlauben, aber alle kennen dich jetzt schon, bloß ich noch nicht.«

      »Nun kennst du mich auch«, sagte Henrik.

      Nachdenklich blickte ihn Florian an. »Von weitem habe ich dich schon mal gesehen, wie du einmal Ricky von der Musikschule abgeholt hast. Darfst du noch nicht aufstehen?«

      »Morgen«, erwiderte Henrik.

      Treuherzig schaute ihn der Junge an. »Das ist wohl schlimmer als der Blinddarm? Hast du deinen noch, oder haben sie den auch gleich rausgenommen?«

      »Meinen habe ich schon lange nicht mehr«, erwiderte Henrik. »Ich glaube, ich war ungefähr so alt wie du, als der raus mußte. Mußt mal den Opa fragen, der weiß das besser.«

      »War das auch in der Nacht?« fragte Florian.

      »Ich kann mich nicht mehr erinnern.«

      »Vielleicht habe ich es auch längst vergessen, wenn ich mal groß bin«, sagte Florian nachdenklich. »Es tut ja nur vorher weh, hinterher nicht mehr. Aber wenn Ricky mal solche Schmerzen kriegt, weiß ich gleich Bescheid, und dann rufen wir Dr. Norden gleich an, gell?«

      »Das wird gemacht, Flori. Paß nur immer schön auf Ricky auf.«

      »Jetzt paßt sie ja noch auf mich auf, aber wenn ich erst gesund bin, dann passe ich auf sie auf. Ich möchte sehr gern mit euch an den Comer See fahren, aber ich weiß nicht, ob Mami einverstanden ist.«

      »Dann müßt ihr der Mami eben noch gut zureden«, sagte Henrik.

      »Mami sagt doch, daß es dir vielleicht gar nicht recht ist«, meinte Florian. »Kannst du ihr nicht mal zureden?«

      »Wir haben ja noch ein paar Tage Zeit, Flori«, sagte Henrik. »Deine Mami hat jetzt noch allerhand zu erledigen.«

      »Ich möchte nur wissen, was sie dauernd zu erledigen hat«, sagte der Junge. »Er hat doch jetzt nichts mehr zu sagen.«

      Er konnte ja nicht ahnen, wie viele Formalitäten es nun noch für Daniela zu erledigen galt. Zwar hatte Tonio dafür gesorgt, daß die Beerdigung ohne alles Aufsehen stattgefunden hatte, aber für sie blieben doch noch eine Menge Laufereien.

      Die Versicherung, die Tonio abgeschlossen hatte, wurde ihr anstandslos ausgezahlt. Zweihunderttausend Mark, damit hatte sie nun wirklich nicht rechnen können, und es war ihr fast peinlich Tonio gegenüber.

      »Die Beiträge haben doch Sie bezahlt, Tonio«, sagte sie. »Und sie waren sicher beträchtlich.«

      »Es bestand ein Vertrag zwischen uns, daß ich die Beiträge nur solange zahle, solange wir geschäftliche Beziehungen haben«, erwiderte er. »Es ist wohl an der Zeit, daß wir offen miteinander reden, Daniela. Ich wollte die Trennung vollziehen, nachdem er die Auszeichnung bekommen hatte. Diese Chance wollte ich ihm noch lassen. Dann hätte er die Beiträge selber zahlen müssen.«

      »Was er wahrscheinlich vergessen hätte«, sagte Daniela, »und ohne Sie, ich weiß nicht, wie das gelaufen wäre. Aber es ist jetzt müßig, darüber nachzudenken.«

      »Sie bekommen die Versicherungssumme, und ich bin froh, wenigstens dies für Sie getan zu haben. Ich hatte zu wenig daran gedacht, was Sie schlucken mußten, Daniela.«

      »Sie hatten selbst genug zu schlucken. Was ist nun mit Marisa?«

      »Sie ist verschwunden, vorerst wenigstens. Sie wird sich schon wieder einen Gag ausdenken, mit dem sie aus der Versenkung auftaucht.«

      Und da hatte er die richtige Ahnung, denn Marisa war schon fest dabei, sich etwas Neues auszudenken. Heiko Hansen schien ihr als Helfer dabei sehr geeignet, nachdem sie ihn nun schon ein wenig näher kennengelernt hatte und ziemlich gewiß sein konnte, daß er ihren Reizen nicht widerstehen würde. Im Grunde war er ein ähnlicher Typ wie Rolf Alberti, auf seinen Vorteil bedacht, ohne Hemmungen, clever und skrupellos. Schnell hatte sie es erfahren.

      »Warum haben Sie mich belogen?« fragte er nämlich, als sie aus dem Bad kam. »Sie heißen Marisa Erben, nicht Daniela Alberti.«

      Es machte ihr nichts mehr aus, daß er dahintergekommen war. Sie war sich jetzt


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