Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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bereit«, erwiderte er. »Leg dir keinen Zwang an. Mit mir kannst du reden. Erben, das ist doch der Typ, der in München die Galerie hat.«

      »Mein Nochehemann«, sagte sie leichthin.

      Er kniff die Augen zusammen. Das roch nach Geld, und dafür war er immer zu haben.

      »Wir hatten Differenzen wegen Alberti«, erklärte sie.

      »Wegen der Aktfotos?«

      »Auch. Alberti ist tot.«

      »Hat gute Bilder gemacht«, sagte Heiko. »Woran ist er denn gestorben?«

      »Es war ein Unfall. Ich muß da etwas klarbiegen. Kannst du mir dabei helfen? Es würde für dich auch etwas herausspringen.«

      »Wieviel?«

      »Ein paar Tausender bestimmt.«

      »Aber keine Erpressung«, sagte er. »Ich liebe die Freiheit.«

      »Es ist schnell erklärt. Ich wollte mich umbringen. Ich habe einen Brief hinterlassen.«

      Er grinste unverschämt. »Typen wie du bringen sich nicht um«, erklärte er. »Ich kenne mich aus. Unter Umständen werden solche Frauen umgebracht, aber selber bringen sie das nicht fertig. Also, was hast du dir ausgedacht?«

      »Ich muß für eine Zeit verschwunden bleiben. Ich werde schon gesucht.«

      »Weswegen?«

      »Wegen des Unfalls. AIberti hat Fahrerflucht begangen. Ich war im Wagen. Tonio hat deshalb Wut auf mich.«

      »Na und, was kann ich dagegen tun?«

      »Du hast meinen Wagen und meine Sachen gefunden. Du gehst zur Polizei und meldest das.«

      »Und wo willst du bleiben?«

      »Du wirst doch wohl einen Unterschlupf für mich wissen, Heiko. Ich kenne solche Typen wie dich auch.«

      »Warum alles komplizieren«, sagte er. »Ich will mit der Polente nichts zu tun haben. Nachher nehmen sie mich noch in die Zange und denken, daß ich dich aus dem Wege geschafft habe. Ich werde nach München fahren und mit deinem Mann reden. Ich habe eine Agentur. Wir haben mit Alberti gearbeitet. Offiziell weiß ich nicht, daß er tot ist. Ich werde die Lage mal sondieren. Gut, er hatte eine Wut auf dich, aber die kann doch längst verraucht sein. So was wie dich hat man doch gern im Bett.«

      »Tonio ist mehr für Romantik«, sagte Marisa.

      »Vielleicht hat er Angst, daß du dich wirklich umbringen könntest. Das wirft doch auf einen Ehemann immer ein seltsames Licht, wenn es publik wird. Und vielleicht gibt es einen Grund für ihn, dich verschwinden zu lassen. Man muß alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«

      »Was für einen Grund?« meinte sie nachdenklich.

      »Eine andere Frau.«

      »Unsinn. Davon hätte ich doch was mitbekommen müssen.«

      »Du warst doch auch anderweitig engagiert. Was ist denn diese Daniela Alberti für eine Frau?«

      »Spießig, prüde, liebende Mutter«, spottete Marisa.

      »Was einem romantischen Mann gefallen könnte.«

      Sie starrte ihn an. »Darauf wäre ich nie gekommen«, sagte sie. »Das bringt mich auf eine Idee. Er hat für Rolf eine Lebensversicherung abgeschlossen, ziemlich hoch. Das Geld bekommt Daniela.«

      »Ist dein Alter denn nicht betucht?« fragte Heiko lauernd.

      »Geld kann man immer brauchen. Er hat viel investiert. Bei uns hatte jeder sein eigenes Konto.«

      »Und deins?« fragte Heiko.

      »Ist in München«, erwiderte sie leichthin. »Man kann doch jetzt nichts abheben, dann kommen sie gleich darauf, wo ich stecke.«

      Er runzelte die Stirn. »Ich muß jetzt überlegen«, sagte er. »Ruh dich aus. Ich fahre den Wagen in den Schuppen. Hier sucht dich keiner. Die Sache muß durchdacht werden. Anscheinend hast du schon ein paar Fehler gemacht. Ich muß überlegen, wie wir das hinbiegen.«

      Er ging zur Tür, aber dort blieb er stehen. Er schlug sich an die Stirn. »Du sagtest, er hat für Alberti eine Lebensversicherung abgeschlossen. Für dich auch?«

      Sie starrte ihn an. »Soweit ich mich erinnere, eine auf Gegenseitigkeit.«

      »Gut, da werde ich einhaken. Ich fahre morgen nach München. Die Reisekosten müßtest du mir allerdings vorschießen, Schönheit.«

      Ein leises Mißtrauen kroch nun doch in ihr empor. »Und welche Garantie gibst du mir?«

      »Fang nicht so an. Du kannst hier wohnen. Du hast doch einen Unterschlupf gesucht. Färb dir die Haare, leg dich in die Sonne. Dann siehst du gleich ganz anders aus. Und an deinem Wagen bringen wir andere Nummernschilder an. Ich habe noch welche von Hassos altem Karren. Wir werden das Ding schon deichseln, Marisa. Vertrauen gegen Vertrauen!«

      *

      Tonio hatte Donna zu ihrem Haus in den Bergen zurückgebracht. Franzi hatte sie gar nicht kommen hören, so sehr war sie in die Arbeit vertieft. Als Tonio plötzlich im Atelier stand, ließ sie erschrocken den Pinsel fallen.

      Sie bückten sich gleichzeitig, und ihre Köpfe stießen zusammen. Heiße Röte überflutete Franzis Gesicht, als Tonio sich aufrichtete und das Bild anstarrte.

      »Das bin ja ich«, sagte er heiser.

      »Es ist mein erster Versuch, aus dem Gedächtnis zu malen«, sagte sie leise. »Sie sollten es noch gar nicht sehen.« Ihre Stimme bebte. »Ich wußte nicht, daß Sie heute schon zurückkommen.«

      »Ich fahre morgen wieder nach München. Ich muß etwas tun, mich auf andere Gedanken bringen, Franzi. Ich werde die Ausstellung vorbereiten.«

      »Es ist wieder etwas passiert?« fragte sie leise.

      »Meine Frau ist verschwunden. Albertis Tod…«

      »Ich weiß doch gar nichts«, unterbrach sie ihn.

      »Daran habe ich jetzt gar nicht gedacht. Ich werde es Ihnen erzählen. Donna hat sich gleich hingelegt. Sie war ziemlich erschöpft.«

      »Donna erschöpft?« staunte sie.

      »Es waren aufregende Tage. Ich werde es Ihnen erzählen, Franzi. Es ist so gut zu wissen, daß es auch noch Menschen gibt, die ohne Falsch sind, die sich eine eigene Welt geschaffen haben. Aber eigentlich ist es unrecht, gerade Ihnen zu erzählen, wie böse es sonst zugehen kann.«

      »Ich weiß, daß es keine heile Welt gibt«, sagte Franzi leise.

      »Ihre Welt ist heil«, sagte er gedankenvoll. »Verzeihen Sie mir, daß ich darin als Störenfried auftrete.«

      »Aber so ist es doch nicht«, sagte sie. »Wollen wir ein Stündchen hinausgehen? In der Natur findet man am ehesten Ruhe.«

      Und dann, als sie durch den sinkenden Abend wanderten, wurde es ihm so recht bewußt, wie sehr ihn die Hetze, die Stadt, die ständige Konzentration und die Jagd nach dem Erfolg beansprucht und aufgezehrt hatten. Die Unruhe war nicht erst mit Marisa in sein Leben gekommen. Während er erzählte, kam das Begreifen, daß er diese Bindung nur eingegangen war, weil der Mammon schon eine große Rolle in seinem Leben gespielt hatte. Tonio Erben, es hatte ihn gefangengenommen, daß man über ihn sprach, über ihn schrieb, daß er zu den Erfolgreichen gehörte.

      Er beschönigte nichts, als er über sich und seine Ehe sprach, über Rolf Alberti und über die allerjüngsten Ereignisse.

      »Und dann haben Sie sich einfach treiben lassen«, sagte Franzi in das folgende Schweigen hinein.

      »Plötzlich wurde man Albertis überdrüssig. Immer Marisa, nur ab und zu ein paar andere Aufnahmen. Und dann die anzüglichen Bemerkungen, daß ich Aktaufnahmen von Marisa verkaufen würde. Ich hätte es wohl schon nötig. Da erfuhr ich erst, welche Geschäfte Alberti hinter meinem Rücken machte, aber ich glaubte es erst,


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