Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Sie müssen nicht immer alles gleich so direkt sagen«, meinte sie verschmitzt. »Wann machen Sie Urlaub?«

      »Nächste Woche geht es los.«

      »Wohin?«

      »Ins Tessin.«

      »Dann können Sie ja mal einen Abstecher an den Comer See machen und nachschauen, wie es den Thomsens mit Anhang geht.«

      »Mit Anhang?«

      »Toto Thomsen hat Daniela mit Sohn und Mutter eingeladen. Es war nicht meine Idee. Es war seine. Und die Kinder werden schon dafür sorgen, daß die Einladung angenommen wird.«

      »Dann hoffen wir mal auf eine erfreuliche Entwicklung«, sagte Daniel schmunzelnd. »Und was haben Sie vor?«

      »Ich werde dafür sorgen, daß Tonio Erben erfreulicheren Zeiten entgegensehen kann. Und außerdem habe ich die Absicht, mich ins Privatleben zurückzuziehen. Ich habe den Gesellschaftstratsch satt. Vielleicht habe ich zuviel Ärger heruntergeschluckt und bin deshalb so fett geworden.«

      Wenn man in ihr Gesicht blickte, vergaß man die Fülle. Sie war umwerfend in ihrer Art. Sie war eine Individualistin.

      »Grüßen Sie Fee und die Kinder. Ich freue mich auf ein Wiedersehen, aber jetzt habe ich noch allerhand zu erledigen «

      Mit einem festen, warmen Händedruck trennten sie sich. Dr. Norden ging zu Florian, der immer noch Besuch hatte. Um ihn brauchte man sich nicht mehr zu sorgen. Es war kaum zu glauben, wie schnell er sich erholte, aber Freude war eben eine gute Medizin, wie es sich einmal wieder erwies.

      Daniela begleitete Dr. Norden dann hinaus. »Sie wissen schon, daß er gestorben ist?« fragte sie leise.

      »Ich habe es eben erfahren.«

      »Wir wollen es Florian erst sagen, wenn er ganz gesund ist. Er soll jetzt nicht so viel nachdenken.«

      »Das ist gut«, nickte Dr. Norden.

      »Er wird ihn nicht vermissen. Ich denke, daß sich nun auch seine Hemmungen legen. Meinen Sie, daß er dieses Jahr schulreif sein wird?«

      »Ich habe nie daran gezweifelt.«

      »Bei dem Test hat er doch völlig versagt, aber nun will er doch unbedingt eingeschult werden. Können Sie mir raten, was ich jetzt noch unternehmen kann?«

      »Meine Frau ist im Elternbeirat. Sie wird mit dem Rektor sprechen, wenn es Ihnen recht ist. Ich denke, in sechs Wochen wird Flori mit allen anderen Kindern Schritt halten können. Sie wollen nun doch hier wohnen bleiben?«

      Daniela errötete. »Flori und Ricky hängen aneinander wie Kletten. Jetzt gibt es ja auch keine Hindernisse mehr, daß sie oft zusammen sein können.«

      Dr. Norden lächelte in sich hinein. Er dachte an Donnas Worte. Der Anfang schien bereits gemacht zu sein. Aber was immer auch die Zukunft bringen mochte, Daniela würde sich ihr jetzt gewachsen zeigen.

      *

      Am nächsten Tag waren die Filme entwickelt. Tonio und Donna konnten die Bilder zuerst betrachten. Wie sie beide schon vermutet hatten, waren wieder eine ganze Anzahl Aktfotos von Marisa dabei, doch für diese interessierten sie sich nicht. Andere Aufnahmen bewiesen, daß Marisa den Ring getragen hatte, den Ricky erkannt hatte. Die Aufnahmen waren von bester Qualität, eine wie die andere.

      »Man muß es ihm lassen, daß er ein guter Fotograf war«, sagte Donna anzüglich. »Aber es gibt auch genügend andere.«

      »Ich werde keinen mehr protegieren«, sagte Tonio.

      »Du verlegst dich jetzt auf Malerei«, meinte sie hintergründig.

      »Mach Franzi nicht kopfscheu, Donna. Laß ihr Zeit. Es wäre schade, wenn sie ihre Unbefangenheit verlieren würde. Man wird sich um ihre Bilder reißen, dessen bin ich schon jetzt sicher. Aber es könnte dann auch viele Neider geben. Sie ist ein Talent, das sich nur im stillen voll enthalten kann.«

      »Du hast es erfaßt. Ich freue mich. Ich werde natürlich nichts unternehmen, was ihr schaden könnte. Und außerdem sollte Marisa nichts davon erfahren, daß du einen Schützling unter deine Fittiche nimmst. Diesmal ist es ja ein weibliches Wesen und ein sehr hübsches dazu. Für sie wäre ein gefundenes Fressen, dir diesbezüglich etwas anhängen zu können.«

      Doch Marisa schien von der Bildfläche verschwunden zu sein, und zwei Tage später erschien Kommissar Kremer mit einem Brief bei Tonio Erben, den Marisa an ihn geschickt hatte.

      Sie könne nicht mehr weiterleben mit diesen Verleumdungen, mit denen sie überhäuft worden sei, hatte sie geschrieben. Man solle nicht nach ihr suchen. Sie wolle in aller Einsamkeit ihrem Leben ein Ende bereiten. Sie hätte von Rolf Albertis Tod erfahren und wüßte nun, daß niemand sie entlasten könne.

      Tonio sagte gar nichts. Kommissar Kremer gestattete sich ein ironisches Lächeln. »So kann man es auch machen, aber eines Tages werden wir bestimmt wieder von ihr hören, Herr Erben.«

      »Eines Tages?« murmelte Tonio. »Eine raffinierte Taktik, der Scheidung auszuweichen. Allerdings wird ihr bald das Geld ausgehen, und Armut ist ein unerträglicher Zustand für sie. Jedenfalls hält sie mich in Spannung.«

      »Kein gutes Gefühl«, sagte der Kommissar. »Wir werden jedenfalls eine Fahndung nach ihr einleiten.«

      »Die durch die Fotos gerechtfertigt wäre?«

      »Nein, dadurch nicht. Aber die Ankündigung eines Selbstmordes verpflichtet uns dazu. Das hat sie wohl nicht bedacht.«

      Nein, das hatte Marisa nicht bedacht. Ein eisiger Schreck fuhr ihr in die Glieder, als sie plötzlich aus dem Autoradio ihren Namen vernahm und die Beschreibung ihres Wagens mit dem genauen Kennzeichen. Und tatsächlich sagte der Sprecher doch, daß die Gesuchte Selbstmordabsichten geäußert hätte.

      Ja, das war ein gewaltiger Schock! Was sollte sie nun tun? Sie mußte jeden Augenblick gegenwärtig sein, daß man sie schnappte. Und sie mußte nun auch damit rechnen, schon so nahe dem Ziel, das sie angepeilt hatte, daß derjenige, bei dem sie vorerst Zuflucht suchen wollte, diese Meldung auch hören würde.

      Aber was sollte sie jetzt sonst tun? Mit Skrupeln war Hasso Tietjen auch nicht gesegnet. Und hatte er ihr nicht vor ein paar Monaten ziemlich eindeutig zu verstehen gegeben, daß er sich über einen Besuch von ihr sehr freuen würde?

      Ein Haus auf Sylt, ja, das war ihr in den Sinn gekommen, und bis dorthin war es höchstens noch eine halbe Stunde Fahrt. Sie mußte es riskieren. Es war ja ein herrlicher Sommertag. Hasso würde sicher am Strand oder mit dem Boot unterwegs sein. Er hatte ihr so viel vorgeschwärmt von dem herrlichen Leben an der See.

      Würde man sie hier vermuten? Doch eher irgendwo im Ausland, in der Schweiz oder an der Côte d’Azur.

      Tonio würde bestimmt nicht auf den Gedanken kommen, daß sie an die Nordsee gefahren sein könnte. Er hatte ihr ja früher mal den Vorschlag gemacht, dort einen Urlaub zu verbringen. Aber sie hatte gesagt, was sie wohl an der Nordsee solle, da es dort doch immer kalt sei.

      An diesem Tag war es jedenfalls sehr warm, und ihr war es heiß. Die Sonne brannte herab, und die Angst kam hinzu. Aber sie wollte nicht aufgeben, und schließlich fand sie auch das Haus, abseits an den Dünen stehend. Ein Häuschen mehr zu nennen, schon ziemlich alt aussehend. Es nahm sich recht bescheiden aus, da sie an so vielen komfortablen Häusern vorbeigefahren war. Und der Mann, der dann aus der Tür trat, war nicht etwa Hasso Tietjen, sondern ein völlig fremder Mann, noch recht jung und ziemlich verwegen aussehend.

      Er betrachtete sie staunend, aber dann auch bewundernd, wie sie zu ihrer Genugtuung feststellen konnte, als sie aus dem Wagen stieg.

      »Hallo«, sagte er lässig, »was verschafft mir die Ehre?«

      »Ich wollte zu Hasso Tietjen«, erwiderte Marisa.

      »Liebe Güte, der ist längst drüben.«

      »Wo drüben?«

      »In Australien.«

      »Und


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