Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу
mit Schrecken ist doch noch besser als der Schrecken ohne Ende. Das war doch keine Ehe mehr.«

      »Bei Henrik war es auch so. Aber Gitta hat ja glücklicherweise die Kurve gekratzt. Wenn ich mir alles so recht überlege, kommt es mir fast komisch vor.«

      »Was?« fragte Hannelore verblüfft.

      »Sie und Ihre Tochter und Florian, ich, mein Sohn und Henrike. In Ihrem Fall war der Mann der Tunichtgut, bei uns die Frau. Gutverteilte Rollen.«

      »Sie haben Humor«, meinte Hannelore.

      »Wenn ich den nicht hätte, hätte ich längst kapituliert. Henriks Mutter war auch nicht gerade ein Engel, wenigstens später nicht mehr. Anfangs ging ja alles gut, aber dann war alles nur noch Macht der Gewohnheit.«

      »Wie bei mir«, sagte Hannelore sinnend. »Schwamm drüber. Wenn ich mir vorstelle, wie mein Mann meckern würde, wenn er das erlebt hätte, aber eitel Sonnenschein ­herrscht wohl in keiner Ehe.«

      »Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Wir haben wohl das Jawort ernster genommen, als es jetzt so üblich ist. Aber dennoch meine ich, daß es besser ist, wenn man die Konsequenzen zieht, wenn die Chose verfahren ist.«

      »Und manchmal wird uns die eigene Entscheidung aus der Hand genommen«, sagte Hannelore gedankenvoll. »Dr. Behnisch hat mir vorhin gesagt, daß die Chancen für Rolf gering sind. Es klingt hart, aber Nele und vor allem dem Jungen würde viel erspart bleiben.«

      Sie erzählten sich noch so manches, bis Daniela heimkam. Sie hatten so manche Gemeinsamkeiten entdeckt, und Otto Thomsen hatte es sich auch schmecken lassen, obwohl er erst gesagt hatte, daß er keinen Hunger hätte.

      Danielas erste Frage galt Henrike. Und sie ging auch zum Kinderzimmer, um sich zu überzeugen, daß sie schlief.

      »Dann werden wir ja wohl heute nacht auch schlafen können«, sagte sie. »Man ist mir doch nicht böse, wenn ich mich bald zu Bett begebe?«

      Otto Thomsen wollte sich auch verabschieden. »Allzu weit entfernt ist Henriks Haus ja nicht«, meinte er. »Wenn ich irgendwie gebraucht werden sollte, rufen Sie bitte an. Ich bin sofort zur Stelle.«

      »Und morgen sehen wir uns ja sowieso«, sagte Hannelore. Sie begleitete ihn noch zu seinem Wagen. Er küßte ihr die Hand, aber es war so dunkel, daß er nicht sehen konnte, wie sie errötete. Guter Gott, wie lange war es her, daß ihr mal die Hand geküßt worden war. Ein hübsches Gefühl war das schon, um so mehr es ja auch ehrlich gemeint war.

      »Ein feiner Mensch, der Herr Thomsen«, sagte sie zu Daniela.

      »Professor und mehrfacher Doktor, Mutsch, Rechtswissenschaftler, Wirtschaftsexperte und Schriftsteller.«

      »Für mich ist er ein netter Mensch, mit dem man reden kann, wie einem der Schnabel gewachsen ist«, sagte Hannelore. »Alles andere interessiert mich gar nicht.«

      »Hast ja recht. Die menschliche Seite ist die wichtigste. Schlaf gut und danke, daß du gleich gekommen bist.«

      »Das war ja wohl selbstverständlich. Schlaf auch gut, Nelchen.«

      Die Nacht war sternenklar. Otto Thomsen wanderte noch eine lange Zeit im Garten umher, den er einst selbst angelegt hatte. Einen aufregenden Tag konnte er mit guten und zuversichtlichen Gedanken beschlie­ßen. Und ein gutes Gewissen war ein sanftes Ruhekissen.

      *

      Bei Marisa war das Gegenteil der Fall. Sie mußte sich in einer ausweglosen Situation sehen. Aber was sollte sie tun? Wegfahren? Weit würde sie nicht kommen, lange würde das Geld nicht reichen.

      Sollte sie zusammenraffen, was sie zu Geld machen konnte? Aus früheren Erfahrungen, die vor ihrer Ehe mit Tonio lagen, wußte sie, daß auch das nicht sinnvoll war. Man bekam nie, was man erwartete.

      So wollte sie darauf hoffen, daß Rolf keine Aussage mehr machen und sie sich aus allem herauslügen konnte. Skrupel kamen ihr diesbezüglich nicht. Die Haut ist einem näher als das Hemd, das war auch Rolfs Devise gewesen, und was sie mit ihm verbunden hatte, gehörte jetzt bereits der Vergangenheit an. Jedenfalls hatte sie noch ein Dach über dem Kopf, und vielleicht konnte sie Tonio doch noch einmal umstimmen.

      Zu diesem Entschluß gekommen, nahm sie ein paar Schlaftabletten und begab sich zu Bett. Sie schlief dann auch ein.

      Sie erwachte erst, als sie Stimmen vernahm. Wirre Träume hatten sie geplagt, und so meinte sie noch immer zu träumen, aber dann war es doch Tonios Stimme, die sie munter machte. War er auch nicht allein gekommen, er war wieder da, und gleich war Marisas Stimmung um vieles besser.

      Sie hastete ins Bad, duschte in Windeseile, sprühte sich mit ihrem Lieblingsparfüm ein, bürstete ihr Haar zurecht und schlüpfte in ein weißes Negligé.

      Sie fand sich auch ohne Make-up sehenswert, und vielleicht würde es Tonio gefallen, wenn sie sich so zeigte.

      Sie schwebte die Treppe hinunter, bereit, ihm jedwedes Zugeständnis zu machen, aber dann blieb sie wie erstarrt stehen, als sie Donna gewahrte.

      Wenn es einen Menschen auf der Welt gab, den Marisa fürchtete, war es Donna, und sie wußte zudem sehr gut, daß Donna ihr nur mit eisiger Abwehr begegnet war.

      Tonios Gesicht blieb völlig unbewegt. »Du hättest ruhig weiterschlafen können«, sagte er gleichgültig. »Wir halten uns nicht lange auf. Ich mußte nur einige Papiere holen.«

      »Es ist doch alles ganz anders, als du jetzt vielleicht denkst«, stieß Marisa hervor. »Es scheint so, daß Rolf den Unfall verursacht hat, aber davon hatte ich keine Ahnung.«

      »Was du sagst, interessiert mich nicht«, erwiderte er kalt. »Wir sind geschiedene Leute, wir haben uns nichts mehr zu sagen. Ich bin zu dem Entschluß gekommen, die Scheidung sofort einzureichen.«

      »Ich habe nicht die Absicht, mich scheiden zu lassen«, sagte Marisa schrill. »Es gibt nicht den geringsten Grund.«

      »Das wird sich herausstellen. Für mich gibt es vielerlei Gründe. Steter Tropfen höhlt den Stein, falls du dieses Sprichwort kennen solltest.«

      Er wirkte wie eine uneinnehmbare Festung. In ihrer Wut ging Marisa nun auf Donna los. »Sie haben ihn beeinflußt!« schrie sie unbeherrscht. »Sie konnten mich nie leiden!«

      »Das ist allerdings ein wahres Wort«, sagte Donna gelassen. »Ich habe Sie von Anfang an durchschaut. Aber Tonio kann man nicht beeinflussen, sonst hätte er auf seine ehrlichen Freunde gehört, die ihm von der Heirat abrieten. Tonio ist ein Mann, und er ist ein Gentleman, das haben Sie nur nicht erfaßt. Aber wenn solche Männer mal den Schlußstrich ziehen, ist es endgültig.«

      Marisa drehte ihr abrupt den Rücken zu. »Können wir denn nicht mal allein miteinander sprechen, Tonio«, verlegte sie sich aufs Bitten.

      »Nein, nur in Gegenwart des Anwalts«, erwiderte er mit eiserner Ruhe. »Und ich nehme einen, der sich von dir bestimmt nicht betören läßt. Ich nehme Dr. Thomsen.«

      »Und du sollst ein Gentleman sein«, ereiferte sie sich. »Aber mir wird niemand nachweisen, daß ich in dem Wagen saß, niemand!«

      Er sah sie mit kalten Augen an. »Dies allein wäre ja auch nicht der Scheidungsgrund«, sagte er.

      Zehn Minuten später verließ er mit Donna wieder das Haus. Marisa ließ sich nicht mehr blicken, aber als der Wagen diesmal ihren Blicken entschwunden war, packte sie ihre Koffer. Ihr war der Gedanke gekommen, sich einen dramatischen Abgang zu verschaffen, der Tonio auch noch Probleme bereiten würde.

      *

      Daniela war schon startbereit gewesen, als Henrike schüchtern den Kopf durch die Tür steckte.

      Da nahm sich Daniela gern noch ein paar Minuten Zeit. »Gut geschlafen, Kleines?« fragte sie weich.

      »Sehr gut. Jetzt bin ich wieder richtig munter. Ist Floris Omi auch schon auf?«

      »Ja, natürlich. Du kannst mit ihr frühstücken.«

      »Und der Opa?«

      »Den


Скачать книгу