Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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hat Ihnen die Farbtechnik beigebracht?« fragte er.

      »Ich selbst«, erwiderte sie verlegen. »Sie fand bisher keinen Anklang. Und ich bin wohl auch nicht modern genug, wie man es von jüngeren Malern erwartet. Ich male eben so, wie ich fühle und sehe. Ich kann nicht anders.«

      »Und das wird gut sein«, sagte Tonio ernst. »Wir werden in ein paar Wochen eine Vernissage veranstalten. Dazu brauche ich aber wenigstens zwanzig Bilder.«

      »Na ja, so viele stehen bestimmt herum, aber man wird Sie auslachen, wenn Sie die ausstellen«, sagte Franzi.

      »Das lassen Sie mal meine Sorge sein.«

      »Ich will aber nicht, daß Donna Reklame für mich macht. Wenn sie sich einmischt, kommen die Leute doch nur ihretwegen, und wenn sie erwarten, daß Donna über sie schreibt, kaufen sie vielleicht sogar.«

      »Sie sind ein komisches Mädchen«, sagte Tonio. »Andere laufen mir die Bude ein, um sich bekannt zu machen. Und Donna würde niemanden protegieren, von dem sie nicht überzeugt ist. Haben Sie noch nicht begriffen, daß sie sich lustig macht über diese Leute, die unbedingt Publicity haben wollen?«

      »Ich war noch nie in München. Ich weiß nicht, wie es da zugeht. Ich lese auch nichts über das Gesellschaftsleben«, sagte sie. »Ich möchte malen, aber ich brauche nicht viel Geld. Und ich passe auch nicht in diese Welt. Besser gesagt, ich kann mich nicht anpassen. Mein Vater konnte das auch nicht, und er hat wunderschöne Bilder gemalt.«

      »Und wo sind die?«

      »Die meisten hat er verschenkt. Er war Bauer. Er hat nur in den Wintermonaten gemalt, zu seinem Vergnügen, und er hat die Bilder guten Freunden gegeben. Er hat immer nur gegeben, und als er dann selbst in Not geriet, hat ihm niemand geholfen. So ist es in der Welt. Donna ist auch so, aber doch anders.«

      »Wie meinen Sie das, Franzi?« fragte Tonio etwas sinnend.

      »Wenn sie sich unter diesen oberflächlichen Menschen bewegt, ist sie nicht so wie hier. Hier ist sie einfach ein Mensch, keine Klatschtante, wie sie sich selber bezeichnet. Sie ist der liebenswerteste Mensch, den ich kenne, seit Vater nicht mehr lebt.«

      »Ich teile diese Meinung«, sagte Tonio. »Auf Donna kann man sich verlassen. Aber Sie sollen malen, und Sie sollen damit auch Ihren Lebensunterhalt verdienen.«

      »Aber ich will nicht angeschaut werden wie ein Unikum. Wenn jemandem meine Bilder gefallen, freue ich mich. Man braucht doch nicht zu wissen, wer sie gemalt hat.«

      »Sie sind ja wirklich ein Unikum«, sagte Tonio lächelnd. »Ich würde gern auch die Bilder von Ihrem Vater sehen.«

      »Die packe ich dann mal aus. Zwei hängen in meinem Zimmer. Aber da muß ich erst aufräumen«, sagte sie verlegen.

      »Ach was, ich schaue mich doch nicht um.«

      »Ich möchte doch erst aufräumen«, sagte sie eigensinnig. »Morgen können Sie Vaters Bilder sehen.«

      »Hallo, ihr beiden, das Essen ist fertig!« rief Donna. Und damit war die Diskussion beendet. Aber sie sahen sich an und lächelten, und plötzlich hatte Tonio das Gefühl, als beginne für ihn ein neues Leben – ein besseres.

      *

      Bei Marisa war das Gegenteil der Fall. Sie hatte sich aber doch entschlossen, zur Behnisch-Klinik zu fahren, um sich zu überzeugen, ob es Rolf wirklich so schlecht gehe. Sie hatte nur ein dezentes Make-up aufgelegt, denn sie fand es ganz gut, wenn sie angegriffen aussah. Sie mußte auch darauf gefaßt sein, Da­niela zu treffen.

      O ja, sie ärgerte sich über so manches, und daß dieser Unfall passiert war, versetzte sie in eine deprimierende Stimmung. Sie war ja überzeugt gewesen, daß niemand dahinterkommen würde, wer diesen Unfall verursacht hatte. Es war ihre Idee gewesen, den Wagen als gestohlen zu melden. Und sie hatte diese Idee ausgezeichnet gefunden.

      Jetzt begriff sie, daß es besser gewesen wäre, den Wagen sofort irgendwo abzustellen und zu Fuß nach Hause zu gehen. Was war nun noch zu retten? Einfach die Koffer packen und irgendwohin fahren? Aber sie hatte nicht viel Bargeld, und an das Bankkonto von Tonio konnte sie nicht heran. Es war ja ihr Wunsch gewesen, ein eigenes zu haben, damit Tonio sie nicht kontrollieren konnte. Aber sie hatte munter drauflos gelebt. Ja, auch für sie gab es viel zu überdenken. Ihr war mies zumute, als sie sich in ihr Sportcoupe setzte und zur Behnisch-Klinik fuhr.

      Natürlich würde sie sofort als Fotomodell Geld verdienen können, auch als Mannequin, daran zweifelte sie nicht. Aber was würden die Bekannten denken, wenn Tonio Erbens Frau plötzlich wieder auf diese Weise ins Licht der Öffentlichkeit rückte und nicht als die große Dame, die sie so gern gespielt hatte. Als Marisa vor der Behnisch-Klinik aus ihrem Wagen stieg, keimte Zorn in ihr, daß sie so unvorsichtig gewesen war, sich mit Rolf Alberti einzulassen. Und nur zu gern war sie bereit, ihm alle Schuld zuzuschieben. Sie wollte schon umdrehen, aber da sah sie Daniela aus der Tür treten. Sie konnte nicht davonlaufen. So setzte sie eine Trauermiene auf.

      Mit einem Wortschwall wurde Daniela überschüttet. »Ich habe eben erst erfahren, was geschehen ist. Das ist ja entsetzlich, Daniela. Wie können wir dir helfen? Leider mußte Tonio ja heute auf eine Geschäftsreise gehen, aber was ich tun kann, tue ich gern. Wir sind doch Freunde, auch wenn du dich leider rar gemacht hast.«

      Falsches Biest, dachte Daniela, aber sie hatte nicht die geringste Lust, sich in eine Debatte einzulassen.

      »Ich brauche keine Hilfe«, sagte sie kühl. »Ich habe jetzt keine Zeit, ich muß noch einiges erledigen, bevor die Läden schließen.«

      »Wie geht es Florian? Ist Rolf wirklich so krank, wie man mir sagte?«

      »Rolf interessiert mich nicht im geringsten, nicht mehr«, erwiderte Daniela, »und für Florian brauchst du dich jetzt auch nicht zu interessieren, Marisa. Zieh deine Show ab vor wem du willst, auf mich wirkt sie nicht.«

      Und dann eilte sie davon. Gehetzt und voller Wut blickte ihr Marisa nach. Daniela zeigte Krallen, das war ja etwas ganz Neues. »Diese dumme kleine Pute«, murmelte sie, und dann betrat sie entschlossen die Klinik. So ließ sie doch nicht mit sich umspringen! Das war eine Unverschämtheit. Und nicht einen Augenblick dachte sie daran, was sie dazu beigetragen hatte, daß Daniela zu solchen Reaktionen kam.

      Zu ihrem Glück und zu seinem Unglück lief ihr der junge Assistenzarzt Dr. Brühl in den Weg, der nur aushilfsweise an der Behnisch-Klinik tätig war. Auf ihn machte Marisa Eindruck und er wußte über die Hintergründe dieses Unfalls kaum Bescheid.

      »Mein Name ist Marisa Erben«, sagte sie mit ihrem betörendsten Lächeln, da sie seine bewundernden Blicke aufgefangen hatte. Das gefiel ihr. Das hob wieder ihr Selbstbewußtsein. »Wir sind mit Herrn Alberti befreundet. Ich habe eben seine Frau getroffen, aber sie hatte leider keine Zeit, mir nähere Auskünfte zu erteilen. Das werden Sie sicher gern tun.«

      »Herrn Alberti geht es gar nicht gut«, stotterte der junge Arzt. »Sie wenden sich besser an den Chefarzt, gnädige Frau. Ich bedauere sehr, Ihnen keine Auskunft geben zu können, und bis Sie mit Dr. Behnisch sprechen können, müssen Sie sich leider auch gedulden, denn er macht gerade Visite.«

      »Aber Sie könnten mir doch wenigstens sagen, in welchem Zimmer Herr Alberti liegt?«

      »Auf der Intensivstation, da ist kein Zutritt gestattet ohne Genehmigung des Chefs.«

      »Aber in welchem Zimmer der Flori liegt, können Sie mir doch sagen«, meinte sie mit scheinheiliger Vertraulichkeit.

      »Zimmer vierzehn«, erwiderte er, »aber…« Doch da wurde nach ihm gerufen, und mit einem leichten Schuldbewußtsein eilte er davon.

      Marisa machte sich auf die Suche. Daniela war ja weggegangen. Daß noch jemand bei dem Jungen sein könnte, bedachte sie nicht. Wer denn schon. Rolf lag ja auf der Intensivstation.

      Es begegnete ihr niemand, denn die Visite fand jetzt im oberen Stockwerk statt, und die Schwestern waren beschäftigt. Sie fand das Zimmer vierzehn schnell, und sie machte sich gar nicht die Mühe anzuklopfen.

      Und dann sah sie sich plötzlich einer Dame und


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