Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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gemerkt«, sagte er verächtlich. »Mich kriegst du nicht mehr herum, auch wenn du jetzt einen Striptease aufführst. Vielleicht macht ihr ein Geschäft mit den Aktfotos, die Rolf von dir gemacht hat. Paß auf, daß er dich am Gewinn beteiligt. Einige sind schon im Umlauf.«

      Das war ein Schlag, der sie fast umwarf. Davon hatte sie nichts gewußt. Sie wartete voller Ungeduld, bis er das Haus verlassen hatte. Dann sah sie den silbergrauen Wagen davonfahren und griff zum Telefon. Aber solange sie es auch läuten ließ, Rolf meldete sich nicht. Wut und Angst stritten jetzt in ihr und warfen sie aus dem Gleichgewicht. Sie war keiner klaren Überlegung fähig.

      *

      Hannelore Porth war in der Behnisch-Klinik eingetroffen, eine schlan­ke blonde Frau von knapp fünf­zig Jahren, sportlich gekleidet und jetzt eine Ruhe vortäuschend, die sie viel Kraft kostete. Sie war eine sympatische Frau, die sofort Sympathien gewann. Man hatte ihr die Zimmernummer gesagt. Die Schwestern waren alle sehr beschäftigt. Vor der Tür zu Florians Zimmer stand Henrike.

      »Wer bist du denn?« fragte Hannelore Porth freundlich.

      »Die Henrike. Ich kenne Flori und wollte ihn mal sehen. Mein Papi schläft jetzt wieder.«

      Wenn es um ein Kind ging, wurde Hannelore immer gleich ganz weich.

      »Ist dein Papi krank?« fragte sie.

      »Wir hatten einen Unfall.« Das bewegte ihren Verstand immer noch. »Papi konnte nichts dafür. Und dann kam Floris Mutter und sagte, daß er operiert worden ist. Ich mag Flori sehr gern.«

      »Woher kennst du ihn?« fragte Hannelore.

      »Von der Musikschule. Er spielt so schön Klavier, und er ist noch zwei Jahre jünger als ich. Ich kann noch nicht so schön spielen. Seine Mami hat mir Bücher gebracht, damit ich mich nicht langweile, aber ich darf Flori auch etwas Schönes kaufen, hat Papi gesagt. Bloß ich traue mich nicht allein auf die Straße, sonst kommt wieder so ein Rowdy.«

      »Und wo ist deine Mami?« fragte Hannelore.

      »Ich habe keine mehr. Aber das macht nichts. Mein Papi ist sehr lieb, und er wird auch wieder gesund. Jetzt bin ich wieder froh, und ich will auch, daß Flori bald wieder gesund wird.«

      »Paß auf, Henrike, ich gehe jetzt hinein und schaue, wie es ihm geht. Und dann sage ich dir Bescheid.«

      Henrike nickte. »Vielen Dank«, sagte sie. »Wie darf ich zu Ihnen sagen?«

      »Ich bin die Omi von Flori«, erwiderte Hannelore.

      Die Kinderaugen strahlten sie ab. »Sie sind aber eine hübsche junge Omi«, sagte Henrike.

      »Und das war das hübscheste Kompliment, daß ich seit langem hörte«, erwiderte Hannelore mit einem lieben, mütterlichen Lächeln.

      *

      Leise, auf Zehenspitzen, hatte sie das Krankenzimmer betreten. Daniela hatte sie nicht kommen hören, so sehr war sie ihren Gedanken hingegeben. Und Florian schlief. Von der Nase waren die Schläuche entfernt worden, nur die Infusion tropfte noch durch.

      »Ich bin da, Nelchen«, flüsterte Hannelore.

      Daniela hob den Kopf, und gleich schossen Tränen aus ihren Augen hervor.

      »Ich brauche dich so sehr, Mutsch«, flüsterte sie.

      »Deswegen bin ich ja da.«

      »Du weißt ja nicht, was alles passiert ist. Rolf liegt auch in der Klinik.«

      »Liebe Güte, umbringen wollte er sich wegen Flori doch nicht etwa«, sagte Hannelore drastisch.

      »Pst, ich glaube, Flori wacht auf«, flüsterte Daniela.

      Und da schlug der Junge auch schon die Augen auf, als hätte die Stimme der geliebten Omi ihn geweckt.

      »Omilein«, flüsterte er, »ich will zu dir.«

      »Kommst du ja, Schatz«, sagte sie. »Ein paar Tage müssen wir jetzt noch Geduld haben.«

      »Ich will ihn nie, nie wieder sehn«, sagte Florian.

      »Wirst du nicht«, sagte Hannelore rauh.

      »Ehrenwort?«

      »Großes Ehrenwort, mein Herzblatt. Jetzt möchte dich auch Henrike sehen.«

      »Die Ricky?« fragte Florian staunend. »Woher weiß sie denn schon, daß ich hier bin?«

      »Weil ihr Papi auch in der Klinik liegt.«

      »Die Ricky ist meine Freundin«, flüsterte er. »Kommt sie?«

      »Aber nur ein paar Minuten«, schaltete sich jetzt Daniela ein.

      »Ich bin ja auch noch so müde, Mami«, murmelte er.

      Daniela holte Henrike herein. Ganz zaghaft trat sie an das Bett. »Hoffentlich können wir bald wieder Klavier spielen, Flori«, sagte sie bebend. »Tut mir so leid, daß du krank bist.«

      »Ist auch doof«, wisperte er. Und dann fielen ihm schon wieder die Augen zu.

      Dann kam Schwester Klara herein. »Dr. Norden möchte gern mit Ihnen sprechen, Frau Alberti«, sagte sie leise.

      »Ja, ich komme.«

      »Darf ich bei Floris Omi bleiben? Ich bin auch ganz still«, sagte Henrike.

      »Ich bin dafür«, sagte Hannelore.

      »Ich sage es dem Chef«, erklärte Schwester Klara.

      Henrike schmiegte sich an Hannelores Arm. Sie suchte Wärme und Schutz, und bei dieser Frau fand sie beides. Ganz selbstverständlich nahm Hannelore sie in die Arme.

      Daniela folgte Schwester Klara zum Chefarztzimmer. Dort hatten Dr. Behnisch und Dr. Norden miteinander gesprochen.

      »Der Zustand Ihres Mannes ist sehr ernst, Frau Alberti«, erklärte Dr. Behnisch ohne Umschweife. Sie zuckte nicht einmal zusammen. »Wissen Sie, wo er sich diese Verletzung zugezogen hat? Doch nicht erst, als Sie Dr. Norden riefen.«

      »Sicher nicht«, erwiderte Daniela tonlos. »Aber ich kann alles nur vermuten, und ich will keine falschen Angaben machen.«

      »Sie sagten etwas von einem Unfall, Frau Alberti«, sagte Dr. Norden.

      »Ich kann diesen Namen nicht mehr hören«, weinte sie auf. »Es tut mir leid, aber meine Nerven spielen nicht mehr mit. Ich vermute, daß er den Unfall mit Dr. Thomsen verursacht hat, aber es ist alles so verworren.« Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht. »Er hat behauptet, daß sein Wagen gestohlen wurde.«

      »Können Sie es uns genau erzählen?« fragte Dr Norden. »Nehmen Sie ein paar Beruhigungstropfen. Sie schaden wirklich nicht. Es ist ein rein pflanzliches Mittel. Wir wollen Sie nicht betäuben.«

      Daniela nickte nur. Sie trank das Wasserglas leer. Die Tropfen schmeckte sie gar nicht.

      Dann begann sie stockend zu erzählen. So, wie sie es immer wieder durchdacht hatte, als sie an Florians Bett saß.

      »Ich weiß genau, daß die Garage offen stand, als ich von der Klinik zurückkam, und dann, am Morgen, war sie verschlossen. Und er war auch nicht um fünf Uhr heimgekommen, sondern um sechs Uhr, ein paar Minuten früher. Das weiß ich ganz genau. Aber er sagte, daß sein Wagen gestohlen worden sei, und nun weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Ich weiß nur, daß er betrunken war, wie schon oft. Unsere Ehe ist zerrüttet, aber wenn ich meine Vermutungen der Polizei sage, werden sie doch denken, daß ich meinem Mann schaden will. Meinem Mann…«, wiederholte sie sarkastisch. »Ich wollte doch weg. Und er hat mich so oft belogen, zu oft, als daß ich ihm noch ein Wort glauben könnte. Es ist keine Eifersucht, das müssen Sie mir glauben. Mich graust vor ihm und ich habe Angst, daß er es mir in die Schuhe schieben will. Aber ich habe den Wagen nicht gefahren, nie.«

      All die quälende Angst brach aus ihr hervor. Sie war jetzt dem Nervenzusammenbruch nahe. Dr. Behnisch und Dr. Norden tauschten einen Blick und nickten einander zu.

      »Wir müssen Ihnen jetzt etwas


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