Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу

      »Und deine Ehe?« fragte sie sarkastisch.

      »Eine Farce«, erwiderte er. »Überlaß es ruhig mir, diese Angelegenheit zu regeln. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.«

      »Du hast also etwas ausgeheckt. Nun, an Phantasie hat es dir noch nie gefehlt. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Wenn du irgendwie Hilfe brauchst, weißt du, wo du mich finden kannst.«

      »Ich verkaufe keine Story«, sagte er lässig.

      In ihren Augen blitzte es auf.

      »Für Dramen habe ich noch nie etwas übriggehabt, mein Lieber. Aber laß dir eins gesagt sein, wenn man Raubtiere schlecht füttert, beginnen sie auch den Pfleger zu beißen.«

      »Du hast einen sonnigen Humor«, sagte Tonio.

      »Es ist ein guter Rat«, erwiderte sie ernst. »Würde ich dich gern mal mit einer jungen hochtalentierten Malerin bekannt machen, bei der sich ein wenig Mäzenatentum gut auszahlen würde.«

      »Immer bereit, ein Talent zu fördern, Donna, noch dazu, wenn es von dir offeriert wird.«

      »Dann besuch mich mal am Wochenende. Das junge Talent wohnt bei mir, aber es würde sofort ausziehen, wenn es wüßte, daß ich die Weichen stelle.«

      »Du kannst dich auf meine Diskretion verlassen.«

      »Fein, dann sage ich für heute ade. Diese Party ist nicht ergiebig. Und was die Bilder betrifft, es ist zu oft das gleiche Modell. Es langweilt.«

      Sie drückte ihm warm die Hand und entschwebte. Trotz ihrer Fülle ging sie mit einer Leichtigkeit, die Tonio nur bestaunen konnte.

      *

      Daniela wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Immer wieder blickte sie auf den Radiowecker, aber sie sah die roten Zahlen nur verschwommen, so sehr brannten ihre Augen. Doch schlafen konnte sie nicht. Oder hatte sie doch kurz geschlafen? Sie hörte den Wagen kommen. Es konnte nur Rolf sein. Niemals kam in dieser Straße jemand erst im Morgengrauen nach Hause, und jetzt sprang die Zahl Fünf auf die Sechs um.

      Zorn, Trotz und Angst hatten sie in dieser Nacht bewegt und in vielen zuvor. Jetzt wollte sie es hinter sich bringen, was sie ihm zu sagen hatte, wozu sie bisher nicht den Mut gefunden hatte.

      Sie zog ihren Bademantel über und ging in die Diele, und gerade da öffnete er die Tür. In diesem Augenblick verstand sie schon gar nicht mehr, daß sie sich einmal in diesen Mann verliebt, daß sie ihn sogar geheiratet hatte. Rolf Alberti sah mies aus, und er war betrunken.

      »Werde ich jetzt schon mit dem Kochlöffel erwartet?« fragte er lallend. »Mach dich doch nicht noch mehr zur Witzfigur, Daniela.«

      »Schau du lieber in den Spiegel«, sagte sie mit klirrender Stimme. »Mir ist nur nicht zum Lachen zumute. Florian ist in der Klinik.«

      »Was hast du denn mit ihm gemacht?« fragte er.

      Sie war in einer Verfassung, daß sie ihm am liebsten in das gemein grinsende Gesicht geschlagen hätte, aber sie beherrschte sich.

      »Er mußte am Blinddarm operiert werden«, sagte sie.

      »Na und, was ist das schon? Für dich vielleicht ein Grund, Theater zu machen, mir vorwerfen zu können, daß ich nicht zu Hause hocke. Aber das Leben kostet eben Geld, meine Liebe, und ich muß es verdienen.«

      Sie blickte ihn wortlos an. Ihre Lippen preßten sich aufeinander.

      »Was starrst du mich so an«, schrie er sie an. »Scher dich ins Bett und laß mich in Ruhe!«

      Seine Augen flackerten, und seine Lippen zuckten nervös. Er ist nicht nur betrunken, es ist auch noch etwas anderes, ging es Daniela durch den Sinn Sie drehte sich um und ging zur Küche. Er schlug die Tür seines Zimmers mit lautem Knall zu. Gut, daß wir nicht in einer Mietwohnung wohnen, dachte Daniela, wie peinlich dies alles wäre.

      Zu lange schon hatte sie gewartet, den Entschluß zu fassen, mit Florian wegzugehen, die Scheidung einzureichen, ein selbständiges Leben zu beginnen. Sie hatte sich geschämt, ihrer Mutter einzugestehen, daß diese Ehe gescheitert war, mit der ihre Eltern von Anfang an nicht einverstanden gewesen waren.

      In unserer Familie hat es noch keine Scheidung gegeben, hatte ihr Vater gesagt, als sie schon einmal zu den Eltern geflüchtet war. Vor einem Jahr war er gestorben, und die hohe Lebensversicherung gestattete ihrer Mutter zusätzlich zu der guten Pen­sion ein sorgenfreies Leben. Und sie hatte mehr Verständnis für ihre Tochter gezeigt, da sie selbst in einer nicht immer glücklichen Ehe ausgeharrt hatte.

      Daniela blickte auf die Uhr. Es schien ihr noch zu früh, ihre Mutter anzurufen. Sie würde sicher noch schlafen und erschrecken. Aber in der Klinik hatte der Betrieb bestimmt schon begonnen. Daniela griff nach dem Hörer. Sie war nicht angerufen worden, also war keine Verschlechterung in Florians Befinden eingetreten. Mit diesem Gedanken beruhigte sie sich, als sie die Nummer wählte.

      *

      In der Behnisch-Klinik hatte die Arbeit schon sehr früh und sehr rasant begonnen. Ein Unfallopfer war eingeliefert worden. Glücklicherweise stellten sich die Verletzungen als nicht schwerwiegend heraus. Die Unfallursache war jedoch noch nicht geklärt.

      Es handelte sich tun den Rechtsanwalt Dr. Henrik Thomsen, der mit seiner achtjährigen Tochter Henrike eine Urlaubsreise antreten wollte. Weit war er nicht gekommen.

      Die kleine Henrike saß angstbebend bei Dr. Jenny Behnisch im Zimmer, während ihr Vater ärztlich versorgt wurde.

      »Mein Papi darf nicht sterben«, stammelte sie weinend.

      »Beruhige dich, Kleines, er wird nicht sterben«, sagte Jenny tröstend. »Kannst du uns jetzt sagen, wie es passiert ist? Die Polizei will es wissen, und ich denke, du wirst es lieber mir sagen als den Männern.«

      »Es ging doch alles so schnell«, flüsterte Henrike. »Ich habe hinten gesessen, wie immer. Wir sind doch gerade erst weggefahren, da kam der Wagen aus dem Waldweg direkt auf uns zu. Es hat gekracht. Es ging alles ganz schnell, und mein Papi hat gar nichts mehr gesagt.«

      »Was war das für ein Wagen, Henrike?« fragte Jenny sanft.

      »Es war doch noch dunkel«, flüsterte das Kind, »und dann ist er ja auch weggefahren.«

      Also wieder mal Fahrerflucht, dachte Jenny Behnisch erbittert, und der Unschuldige muß leiden.

      Das Kind war unverletzt, aber es stand wohl noch unter dem Schock, und es hatte maßlose Angst um den Vater.

      Jenny legte den Arm um Henrikes Schultern. »Wo ist deine Mutter, Kleines?« fragte sie.

      Das Kind zuckte die Schultern. »Weiß ich nicht. Sie ist schon lange weg. Wir wollten zu Opa fahren, und die Ferien über soll ich bei ihm bleiben. Macht meinen Papi wieder gesund, bitte, bitte.«

      »Er wird wieder gesund, Henrike«, sagte Jenny. »Du legst dich jetzt dort auf das Sofa und schläfst ein bißchen, und in ein paar Stunden kannst du mit deinem Papi sprechen. Kannst du dich vielleicht erinnern, wie der Wagen aussah?«

      »So ähnlich wie unserer, bloß heller, weißlich oder silbern vielleicht.«

      »Und es war ein Mann?« fragte Jenny.

      »Ich glaube, es waren zwei, vielleicht auch noch eine Frau. Aber Männer haben auch manchmal lange Haare.«

      »Und die Haarfarbe hast du nicht erkannt?«

      »Hell waren die wohl, blond, so wie meine. Aber es war ja dunkel«, flüsterte Henrike.

      »Vielleicht fällt dir noch etwas ein, Kleines«, sagte Jenny mütterlich. »Jetzt beruhige dich erst mal.«

      »Aber Opa wird doch warten. Mittags wollten wir bei ihm sein.«

      »Wo wohnt der Opa?« fragte Jenny.

      »Am Comer See. Im Sommer ist er immer dort.«

      »Hat er Telefon?«

      »Ja, freilich.«

      »Und


Скачать книгу