Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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erwiderte er.

      »Was ist das für ein komischer Knabe?« fragte Jürgen, als sie weitergingen.

      »Der Psychiater«, erwiderte Georgia. »Er scheint anzunehmen, daß ich ihn brauche.«

      »Na, sein Blick läßt wahrhaftig tief blicken«, sagte Jürgen grimmig. »Aber du wirst so was ja oft genug erleben, Georgia.«

      »Was?« fragte sie erstaunt.

      »Daß dir junge Männer nachlaufen.«

      »Was du dir alles denkst. Ich habe ein sehr zurückgezogenes Leben geführt. Du kannst ja die Mädchen fragen«, fügte sie spöttisch hinzu. »Männer denken da wohl anders.« Sie legte den Kopf zurück und blieb vor einer Tür stehen. »Es wäre gut, wenn du wenigstens Holger den gesetzten Mann vorspielen würdest, der nicht nur Abenteuern nachjagte.«

      »Ach, so denkst du also von mir«, sagte er rauh. »Na, dann…«

      Und wie er es sagte, tat ihr weh. Es gab ihr einen Stich, der sie fast lähmte. Aber er sah sie nicht an und drückte die Klinke nieder.

      *

      Neben dem Kranken wirkte er noch kraftvoller, noch eindrucksvoller.

      »Hallo, Holger«, sagte er.

      »Hallo, Jürgen, du bist gekommen«, kam die leise Antwort.

      »Muß doch sehen, was du so treibst. Das paßt nicht zu dir.«

      »Ich kann es mir nicht aussuchen. – Du bist ja auch da, Georgia. Wäre doch nicht nötig gewesen, daß du dich bemühst. Ich würde mich gern mit Jürgen allein unterhalten.«

      »Dann lasse ich euch allein«, erwiderte sie mit erzwungener Ruhe.

      »Warum kommen die Mädchen denn nicht?« fragte er.

      »Sie waren doch erst gestern da, Holger«, erwiderte Georgia ge­duldig. »Sie arbeiten für die Schule.«

      »Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Sag ihnen nur, daß es aufwärts mit mir geht und daß sie mir nichts vormachen können.«

      »Es freut mich, daß es dir bessergeht«, sagte Georgia.

      »Ich habe doch gesagt, daß ich so schnell nicht aufgebe.«

      »Ich warte dann auf dich, Jürgen«, sagte Georgia. Er nickte ihr verstohlen zu, aber Holger sagte: »Er kann sich doch ein Taxi nehmen.«

      Jürgen drehte sich um und hielt Georgias Blick fest. In ihrem lag jetzt wieder Resignation, aber seltsamerweise schöpfte sie aus seinem Mut.

      »Du sollst die Kinder nicht so lange allein lassen«, sagte Holger. »Du brauchst auch nicht jeden Tag zu kommen.«

      »Dann laß bitte anrufen, wann du Besuch wünschst«, sagte Georgia ruhig, und aus Trotz entschloß sie sich, Dr. Hartung aufzusuchen.

      *

      »Findest du es richtig, daß du so mit Georgia sprichst?« fragte Jürgen erzürnt, aber doch in gemäßigtem Ton.

      »Glaubst du etwa, sie kommt gern her? Es ist doch nur, um den Schein zu wahren.«

      »Immerhin ist sie mehr als zwanzig Jahre deine Frau, Holger.«

      »Wir wollen uns nicht über meine Ehe unterhalten. Du siehst ja blendend aus«, sagte Holger.

      »Mir geht es wirklich gut«, erwiderte Jürgen gelassen.

      »Jetzt sag nur, daß du ein vernünftiges Leben führst.«

      »Ob es an deinen Prinzipien gemessen vernünftig ist, weiß ich nicht. Ich bin zufrieden.«

      »Letztendlich zählen nur die Erfolge«, sagte Holger.

      »Oder das Geld, und davon habe ich genug. Solltest du etwas brauchen, helfe ich gern aus«, sagte Jürgen im gleichen arroganten Ton. Er hatte keineswegs die Absicht, dem Kranken Zugeständnisse zu machen. Für ihn war es sein Bruder, mit dem er selten einer Meinung gewesen war.«

      »Du und Geld«, lachte Holger blechern auf. »Als hättest du je das Geld zusammenhalten können.«

      »Ich habe es nicht für blödsinnige Experimente hinausgeworfen, sondern investiert. Wieviel brauchst du?«

      »Du hast dich nicht geändert«, sagte Holger. »Aber deine Späße können mich nicht aufmuntern.«

      »Meinst du, ich wäre gekommen, um dich mit Narreteien zum Besten zu halten? Ich habe mich über dich informiert, Holger. Ich weiß, daß du viel verdient hast, aber noch mehr für deine private Forschung ausgabst, die dir nichts einbringt. Ich habe mit Kathy Forrester gesprochen.«

      »Dieses verruchte Weib«, stieß Holger hervor.

      »Sie ist eine glückliche Frau. Ich konnte Dan eine sehr gute Stellung in meinem Konzern verschaffen.«

      »In deinem Konzern? Jetzt hör aber wirklich mal auf. So spaßig finde ich das nicht.«

      »Kannst du lesen, oder brauchst du eine Brille?« fragte Jürgen ruhig. »Ich habe dir einige Akten mitgebracht. Schließlich sollst du jetzt wissen, daß dein abenteuernder Bruder bereit ist, für dich und deine Familie zu sorgen. Daß er sogar einen Haufen Geld investierte, um deine Forschungen zu unterstützen, bis es darauf hinausging, daß diese nur zur Vernichtung der Menschheit beitragen würden. Aber mir wurde gesagt, daß du an einem Mittel arbeitest, daß der Menschheit dienlich sein könnte, und dafür würde ich noch einiges ausgeben. Ich bin kein Forscher. Ich bin vielleicht nicht mal intelligent. Aber ich bin ein Geschäftsmann, Holger. Für mich arbeiten wenigstens dreißigtausend Menschen, und allen geht es gut. Es war ein Abenteuer, diesen Konzern aufzubauen, und ich hatte Glück, das gebe ich zu, aber ich habe auch hart gearbeitet. So, das wäre es!«

      »Und damit imponierst du meiner Frau und meinen Töchtern«, murmelte Holger.

      »Sie wissen es nicht. Georgia möchte mir ja sogar Taxikosten ersparen. Bitte, hier kannst du es lesen, wer der Hauptaktionär ist. Ich bin gekommen, um dir Mitleid zu heucheln, Holger. Du hast mich immer wie den letzten Dreck behandelt. Aber du bist mein Bruder, und du bist ein kranker Mann, und wenn ich etwas tun kann, um zu deiner Genesung beizutragen, werde ich es tun.«

      »Für welche Gegenleistung?«

      »Darüber reden wir, wenn du gesund wirst«, sagte Jürgen.

      Der Kranke starrte ihn aus trüben Augen an. »Jetzt bist du am Drücker«, sagte er. »Aber ich will leben. Ich will meine Arbeit zu Ende führen. Ich zahle jeden Preis. Du kannst alles haben, wenn du mir jetzt hilfst.«

      »Ich will deine Frau und deine Töchter«, erwiderte Jürgen.

      »Ist das alles?« fragte der Kranke.

      »Ja, das ist alles.«

      Holger schloß die Augen. »Ich habe es schon damals gewußt, daß du mir Georgia wegnehmen wolltest«, flüsterte er.

      »Wäre es nur in meiner Macht gelegen«, sagte Jürgen heiser.

      »So redest du mit deinem kranken Bruder.«

      »Es ist die einzige Sprache, die du verstehst. Aber ich will, daß du gesund wirst und daß wir uns dann von Mann zu Mann auseinandersetzen können.«

      »Dann besorge die Mittel aus den Staaten. Sie sind zwar nicht so gut wie meines, aber ich werde dann Zeit gewinnen können, meine Forschung zu Ende zu führen. Vorausgesetzt, du gibst mir das Geld.«

      »Wieviel?« fragte Jürgen.

      »Ein paar Millionen.«

      »Du bekommst sie. Du wirst übermorgen die Bestätigung haben, daß sie auf dein Konto überwiesen sind. Na, siehst du, jetzt schaust du doch schon ganz munter drein. Ich wußte doch, daß wir uns verständigen «

      »Wie hast du das bloß angestellt, Jürgen!« fragte Holger flüsternd. »Wie kann man zu so viel Geld kommen?«

      »Durch harte Arbeit und einen starken Willen.«


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